SINISTER ist wirklich böse

Das ist die rich­ti­ge Nach­bar­schaft. Die Fami­lie Oswalt ist gera­de noch beim Aus­la­den des Umzug-LKWs, als der ört­li­che She­riff schon Ärger macht. Geht da etwa etwas Dubio­ses vor in die­sem Ört­chen, wenn der Ord­nungs­hü­ter die Fami­lie unge­niert zum Ver­las­sen des Städt­chens auf­for­dert? Ja, es ist etwas ganz und gar nicht in Ord­nung, und SINISTER lässt sich nicht viel Zeit mit Erklä­run­gen. Denn nicht der She­riff ist das Pro­blem, son­dern Elli­son Oswalt selbst, der mit Sach­bü­chern über wah­re Ver­bre­chen sein Geld ver­dient. Nach dem Besuch des She­riffs macht ihm sei­ne Frau Tra­cy sofort die Höl­le heiß, ob die Fami­lie jetzt schon wie­der in die Nähe eines die­ser Hor­ror-Häu­ser gezo­gen wäre. Die­se Fra­ge kann Elli­son guten Gewis­sens mit einem kla­ren Nein beant­wor­ten.

Was an Scott Der­rick­sons Film sofort auf­fällt, sind die lan­gen unauf­ge­reg­ten Ein­stel­lun­gen mit Chris Norrs Ste­ady-Cam. Fast schon ele­gisch wird der Zuschau­er in den Hor­ror hin­ein­ge­so­gen. Der scho­ckie­ren­de Titel­vor­spann macht in einer ein­zi­gen unbe­weg­ten Ein­stel­lung klar was den Zuschau­er erwar­ten könn­te. Es ist die­ser kla­re Blick auf die Sze­nen, der nicht durch irre­füh­ren­de Schnit­te oder fal­sche Moti­ve abge­lenkt wird. Die schein­bar schwe­ben­de Kame­ra bleibt auf dem Prot­ago­nis­ten. Die Kame­ra wird zu dem Voy­eur an der Film­fi­gur, wie der recher­chie­ren­de Elli­son zum Voy­eur ver­kommt, wenn das Böse sich in Form von eini­gen Super-8-Fil­men vor ihm ent­fal­tet. Die Kame­ra ist dabei das unheil­vol­le Ele­ment, das in SHINING die unfass­ba­re, aber ener­vie­ren­de Atmo­sphä­re erzeug­te, oder bei PARANORMAL ACTIVITY die Ner­ven zum Zer­rei­ßen gespannt hält.

Ethan Hawke als Schriftsteller
Ethan Haw­ke als Schrift­stel­ler

Es ist im Kino längst außer Mode gekom­men, mit lan­gen Ein­stel­lun­gen erzäh­len zu kön­nen. Es gibt auch in SINISTER erschre­cken­de Din­ge die mit schril­lem Ton ins Bild sprin­gen. Dass die­se Momen­te trotz ihrer Abseh­bar­keit umso effek­ti­ver funk­tio­nie­ren, ist dem Tem­po geschul­det in dem Scott Der­rick­son den Film insze­niert hat. Es mag Stim­men geben, die SINISTER ob sei­ner Schwer­fäl­lig­keit für miss­lun­gen hal­ten. Doch dies ist nur schein­bar, denn gera­de im Kon­trast zu einer ruhi­gen Beson­nen­heit wir­ken die bru­ta­len, durch Mark und Bein gehen­den Schock­mo­men­te umso inten­si­ver. Was für eine Geschich­te sich für Elli­son Oswalt auf­tut ist vom ers­ten Bild an defi­niert, ent­fal­tet sich aller­dings erst im Ver­lauf des Films in sei­nem emo­tio­nal vol­len Umfang.

Auch SINISTER ist kein Hor­ror­film ohne Tadel oder logi­sche Feh­ler. Es ist ein Leich­tes, die­sen eigent­lich effek­ti­ven Hor­ror­film als vor­her­seh­ba­res aber auch unspek­ta­ku­lä­res Sze­na­rio abzu­tun. Aber hin­ter SINISTER, dem Bösen, lau­ert ein weit wir­kungs­vol­le­rer Hor­ror-Thril­ler, als man anneh­men möch­te. Er ist bös­ar­tig, und bru­tal. Er scho­ckiert und über­zeugt mit unge­wöhn­li­cher Insze­nie­rung. SINISTER erfin­det zu kei­nem Zeit­punkt das Gen­re neu, aber er geht unge­wöhn­li­che Wege die mehr oder weni­ger erfolg­rei­chen Struk­tu­ren des aktu­el­len Hor­ror-Kinos auf­zu­bre­chen und neu zu bele­ben. SINISTER ist oft­mals weit ent­fernt, genau­so oft aber auch sehr nah an allen aktu­el­len Trends, bleibt aber stets effek­ti­ves Hor­ror­ki­no. Es ist kein per­fek­ter Film inner­halb sei­nes Gen­res, aber unge­wöhn­lich eigen­stän­dig. Es sind eben nicht die neu­en Wege, die SINISTER vor­gibt zu gehen und dabei ihren Reiz defi­nie­ren, son­dern die oft­mals igno­rier­ten Mecha­nis­men des ursprüng­li­chen Hor­ror-Kinos. Und es ist schön, die­se wie­der ein­mal erfah­ren zu dür­fen.

unheilvolle Bestimmungen
unheil­vol­le Bestim­mun­gen

SINISTER
Dar­stel­ler: Ethan Haw­ke, Vin­cent D’Onofrio, James Ran­so­ne, Fred Dal­ton Thomp­son, Cla­re Foley, Juliet Rylan­ce, Micha­el Hall D’Addario u.v.a.
Regie: Scott Der­rick­son
Dreh­buch: Scott Der­rick­son, C, Robert Car­gill
Kame­ra: Chris Norr
Bild­schnitt: Fre­de­ric Tho­ra­val
Musik: Chris­to­pher Young
Pro­duk­ti­ons­de­sign: David Bris­bin
zir­ka 109 Minu­ten
USA 2012

Pro­mo­fo­tos Copy­right Sum­mit Enter­tain­ment /​ Wild Bunch

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