Das ist natürlich ein Mordsplan. Einen Film nicht anzubieten, der vermutlich einer der Top Acts in diesem Jahr sein wird. Ein weiterer ist DAS ERWACHEN DER MACHT, übrigens auch von Disney. Es können zwei Dinge passieren. Besucher gehen in ein anderes Kino -> keine Einnahmen. Gibt es kein anderes Kino in brauchbarer Nähe, wird der Film auf Tauschbörsen heruntergeladen -> keine Einnahmen.
Ich kann das Geheule nicht nachvollziehen. Die deutschen Kinos sind vollständig abhängig von US-Blockbustern. Weil diese die Massen ins Kino ziehen. Die weitaus meisten deutschen Filme bleiben dahinter weit zurück. Kein Wunder, bei den Inhalten: Dümmliche Komödien oder Vergangenheitsbewältigung mit erhobenem Zeigefinger und vermeintlicher Anspruch dominieren die hiesigen Produktionen. Vielleicht noch irgendwas, bei dem man schön Filmförderung abgreifen kann, was aber eigentlich außer selbsternannten Intellektuellen keine Sau interessiert.
Dieses Problem ist hausgemacht. Weil sich in Deutschland in Sachen Film niemand etwas traut (mit ganz wenigen Ausnahmen), und weil in #neuland seit der UNENDLICHEN GESCHICHTE kein Geld für wenigstens ansatzweise blockbusterähnliche Produktionen ausgegeben wird. Phantastik, also Science-Fiction und Fantasy, sind DIE Geldmaschinen in Hollywood – und die lokalen Produktionsfirmen ignorieren das in Sachen Film aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen komplett weg (im Fernsehen übrigens auch, aber das ist ein anderes, ebenfalls trauriges, Thema). Weil Komödien weitaus billiger sind und schnelle Kohle versprechen. Oder weil man meint, irgendeinen Bildungsauftrag erfüllen zu müssen. Oder »hohe Kunst« zu machen.
Und dann kommt noch Dummheit hinzu. Gerade ging der deutsche Fantasy-Film MARA UND DER FEUERBRINGER gnadenlos unter. Nicht etwa, weil der Streifen schlecht wäre. Nein, weil die Kinobetreiber und der Verleih unter galoppierender Dummheit leiden. Es handelt sich um den ersten ansehnlichen, nicht platten und inhaltlich ansprechenden Phantastik-Streifen seit der UNENDLICHEN GESCHICHTE und man deklariert ihn als Kinderfilm. Macht nahezu keine Werbung dafür (das ist allerdings der Verleih schuld) und zeigt ihn nur zu Uhrzeiten, an denen es für normal arbeitende Erwachsene unmöglich ist, ihn sich im Kino anzusehen. Und setzt ihn dann konsequent nach einer Woche ab.
GENAU DAS ist euer Problem, hiesige Verleiher und Kinos. Ihr seid so geil auf die Einnahmen aus US-Produktionen, dass ihr einem wirklich guten deutschen Film keine Chance gebt und ihn als Kinderfilm abkanzelt. Weil: Ist ja Fantasy, wer will das schon sehen? Muss für Kinder sein, bringt eh keine Kohle. Und wenn in HARRY POTTER, AVENGERS, DARK KNIGHT oder STAR WARS die Massen strömen, dann habt ihr plötzlich Dollarzeichen im Gesicht und beschwert euch darüber, wenn Hollywood die Daumenschrauben festzieht? Weil sie es können? Und: Warum ist Phantastik aus den USA für Erwachsene und Phantastik aus Deutschland nur für Kinder?
Ganz ehrlich: Selbst schuld.
Solange das Genre hierzulande von den Produktionsfirmen und den Kinos weiterhin derart stiefmütterlich – ach was rede ich … Solange das Genre hierzulande NICHT STATTFINDET, weil entweder nichts Phantastisches produziert wird, oder weil es nur eine Woche lang um 12:30 Uhr in den Kinos läuft, möchte ich kein Gemaule über die Dominanz der US-Studios hören, ebensowenig darüber, dass sie die Daumenschrauben anziehen, die ihr euch selbst angelegt habt. Ihr habt es nicht besser verdient. Ich hätte mir rasend gern MARA UND DER FEUERBRINGER angesehen. Lief aber nur anderthalb Wochen und zu Zeiten, an denen kein arbeitender Mensch ein Kino von innen sieht. Die deutschen Filmproduzenten und die Kinobetreiber verkacken es, sie verkacken es seit Jahrzehnten, indem sie nicht in der Lage sind, Hollywood im Bereich Phantastik die Stirn zu bieten. Und das in einem Land, das einmal Pionier des Genres war. METROPOLIS oder NOSFERATU, um nur mal zwei zu nennen. Und heute? Jeder deutsche Regisseur, der in der Richtung halbwegs was auf dem Kasten hatte, ist gen Hollywood ausgewandert und hat dort Karriere gemacht. Zusätzlich wird stinkreichen US-Firmen, die irgendwo in den öden Weiten der Uckermark drei Szenen drehen, Filmförderung in Millionenhöhe hinterhergeworfen. Statt ambitionierte lokale Projekte zu unterstützen.
Also, »kleine Kinobetreiber unter der Knute vom bösen Onkel Disney«. Es ist mir scheißegal, ob ihr AGE OF ULTRON boykottiert. Ich werde mir den irgendwo ansehen, wo er läuft, vermutlich in einem Multiplex. Da zahle ich schon seit Jahren fuffzehn Euro für einen 3D-Film. Tue ich für die Gigantleinwand und den Mega-Sound (halbwegs) gern, dafür suche ich mir die Filme, für die ich meinen Hintern ins Kino bewege, auch gut aus und renne nicht in jeden Mist – wie beispielsweise strunzdumme deutsche Komödien mit Till Schweiger und wechselnden Anzahlen von Ohren oder die hundertste Geschichtsaufbereitung um eine deutschstämmige, einbeinige, usbekische, lesbische Nazi-Nutte mit Migrationshintergrund. Wenn ihr eure Kunden nicht haben wollt, dann wollt ihr eben nicht. Ihr könnt ja stattdessen MARA im Abendprogramm zeigen. Ich befürchte allerdings, dass dann ob der Konkurrenz wieder keiner kommt.
Denkt mal drüber nach, ob ihr sehenswerte Genre-Produktionen aus Deutschland in Zukunft nicht lieber unterstützen möchtet (wenn es sie denn mal gibt), statt sie unter »Kinderkram« wegzusortieren, zu völlig bekloppten Uhrzeiten zu zeigen, und nach einer Woche abzusetzen.
Dann wärt ihr nämlich irgendwann vielleicht ein kleines bisschen weniger abhängig von Hollywood. Weil es Alternativen aus Deutschland gäbe.
Update: Bitte auch den weiterführenden Kommentar von »Flex« beachten, der steht weiter unten und in einem eigenen Artikel.
Bild: Filmstrip und »no brain« von Pixabay, CC‑0
RT @PhantaNews: Rant: AGE OF ULTRON, MARA und die Dummheit der deutschen Kinobetreiber http://t.co/L5cfeL0eyA #kinos #ageofultron #boykott
Ach, deine Rants sind einfach die besten. Ich gehe seit über 10 Jahren nicht mehr ins Kino; der letzte Film war die »Rückkehr des Königs« Ende 2003. Und der hat damals (wohl wegen Überlänge) schon 14 Euro in einem Kino in der Weltstadt Limburg gekostet. Soviel zum Preis.
Wann was und warum im Kino läuft habe ich seit damals nicht mehr verstanden. Ich hätte gerne die »Mondverschwörung« gesehen oder »Sky Captain and the World of Tomorrow«. Und die kommen dann entweder am Nachmittag oder werden nach einer Woche abgesetzt. Und das in Hamburg – mit Dutzenden von Kinos.
Und zum Thema Til Schweiger: Ich warte darauf, dass diese Software rauskommt, die Schweiger aus den Filmen rausrechnet – dann schaue ich mir eventuell (!) mal einen davon an.
Hallöchen,
ja diese Phantastik-Ablehnung unserer Zeit geht mir auch gehörig auf die Nerven. Es fängt bei Verlagen an, die lieber Importieren statt selber mal Trends zu setzen (was bei einer Charlotte Roche klappt, könnte genauso gut auch bei anderen Genres funktionieren).
Aber auch unsere Film und Fernsehlandschaft ist mordsignorant.
Auf den unzähligen Kanälen läuft nur noch Mord und totschlag in all seinen Facetten, oder hochgeistige Kultur à la 3Sat und Phoenix.
Und wenn man sich nach »seichter Unterhaltung« sehnt, landet man ziemlich schnell bei Rosamunde Pilcher, Inga Lindström, und was da sonst noch so an Verfilmungen herumgeistert.
Bitte versteht mich nicht falsch, jeder Topf hat sienen Deckel, und auch Rosamunde Pilcher findet sicherlich Leser, aber ich frage mich: Hat nicht auch Deutsche Phantastik/Fantasy eine Plattform verdient?
Wieso müssen Fans (!) für Ihren Film (!) per Crowdfunding (!!!) spenden, damit er überhaupt produziert wird, OBWOHL die Bücher sich sehr gut verkauft haben?
Ich kann derartige Ignoranz nicht verstehen. Aber wenn es so sein soll.… was können wir da ändern? Boykott führt über kurz oder lang zum Verschwinden der Kinos dieses Landes.
Naja
Grüße
Sascha Schröder
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Wenn ich schon lese, dass sich die Kinobetreiber darüber beschweren, jetzt doch tatsächlich Mindestlohn zahlen zu müssen, fällt mir nix mehr ein. Sklaventreiber.
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»strunzdumme deutsche Komödien mit Till Schweiger und wechselnden Anzahlen von Ohren oder die hundertste Geschichtsaufbereitung um eine deutschstämmige, einbeinige, usbekische, lesbische Nazi-Nutte mit Migrationshintergrund«
Made my day! :D
Warum magst du denn nicht nachmittags ins Kino gehen? Angst vor den vielen Kindern? Hier läuft Mara übrigens noch (allerdings nur nachmittags). Ansonsten hast du Recht, ich hab davon keinen einzigen Trailer gesehen oder sonstige Werbung, und ich schaue viele Kinderfilme. Das liegt aber eher am Verleih und nicht an den Kinos, oder?
»Thema des Rants ist, dass sich die deutschen Kinobetreiber und die Filmindustrie über Jahrzehnte selbst in die Abhängigkeitslage von Hollywood gebracht haben.«
…ich verstehe das irgendwie nicht. Die Kinobetreiber können nur zeigen, was an Filmen tatsächlich produziert wird. Die Kinobetreiber (besonders die kleinen) haben auch meines Wissens nach kaum die Finger in der deutschen Filmproduktion. …inwiefern kann man denen vorwerfen, dass sie sich selbst in eine Abhängigkeitslage von Hollywood gebracht haben?
Und die deutsche Filmindustrie hat aus sprachlichen Gründen einen immensen Nachteil gegenüber englischsprachigen Filmen. Sie kämpfen einen dauernden Überlebenskampf gegen das übermächtige Hollywood…inwiefern sind die überhaupt abhängig von denen? Wenn Hollywood spontan verschwindet, würden die doch Luftsprünge machen.
Realistisch betrachtet hat Hollywood sprachlich/kulturell bedingt einen immensen Marktvorteil. Dass Hollywood Produktionen dementsprechend mehr Geld einspielen, dementsprechend größere Budgets bekommen und dementsprechend jeden Vergleich gewinnen ist nur logisch.
Und ganz ehrlich, bei Mara bitte einfach mal die Fanbrille absetzen und den Film realistisch betrachten. Das IST ein Jugendfilm (Pubertät wird ganz klar thematisiert…welchen erwachsenen Zuschauer interessiert das???), die Produktionsqualität ist mit das beste was Deutschland zu bieten hat…und reicht bei weitem nicht an gute Hollywoodqualität ran (aber zumindest meistens über schlechte Hollywoodqualität hinaus) und der Film hat auch storytechnisch seine Schwächen. Der Vergleich mit der unendlichen Geschichte ist hanebüchen.
Der Film war gut gemacht und sehenswert für Fans und wurde auch definitiv sehr schlecht vermarktet, aber wenn der durch Marketing Verkaufszahlen im Bereich von Harry Potter und Herr der Ringe gehabt hätte, wäre da ein Großteil der Leute (zu recht) total enttäuscht rausgegangen.
@Sanne: Weil ich nachmittags arbeite? Ostern und am Wochenende danach hatte ich keine Zeit und dann war er auch schon abgesetzt.
@Andreas: Mara ist hier nur ein exemplarischer Randschauplatz. Ich bin übrigens kein Fan. Kann ich gar nicht sein, weil ich ihn noch nicht gesehen habe.
Realistisch betrachtet kann man auch gute bis sehr gute Phantastik-Filme machen, ohne ein Multimillionen-Dollar-Budget einzusetzen. Leider geschieht in der Hinsicht in Deutschland seit Jahrzehnten NICHTS.
Schön, dass der Vergleich mit der Unendlichen Geschichte hanebüchen ist. Nur leider falsch. Ich habe die gar nicht verglichen.
Sollen es halt manche Kinos boykottieren, solange ich AoU hier sehen kann is mir das latte. Für etwas was mich interessiert zahl ich nunmal gern den Preis. Und bei uns kostet der »nur« 13€ auf den guten Plätzen. Das ist bisher n normaler Kinopreis heutzutage, finde ich.
ALLES wird teurer, weil irgendwer in der Kette mehr Geld will. So ist es nunmal… Man selber will ja auch mehr Geld verdienen, bekommt vom Arbeitegeber das höhere Gehalt und der Arbeitgeber schlägts irgendwann auf den Preis für den Kunden durch. SO IST DAS NUNMAL! ^^
Guter Kommentar!
Was diesen Mara-Film betrifft. Habe ihn nicht gesehen, lediglich den Trailer, und der sah aus wie eine halbe Folge Pfefferkörner mit VFx… Muss ich nicht sehen, Avengers dagegen schon!
Marvel und DC sind einfach unübertroffen, warum solches kopieren und scheitern, warum nicht einfach in Demut ins Kino gehen und den Amis dabei zusehen, was sie können. Und dann besinnen wir uns wieder auf das was wir können. Filmförderungsscheiss… kleines überflüssiges fernsehspiel… Rosamunde Pilcher… Tatorte, Matthias Schweighöfer… Familie Schweiger.… Oder unsere Serien… ganz toll… yeah tatortreiniger… super…
Wir sollten endlich einsehen, dass wir gute Ingenieure haben, gute Technik… Aber ein guter deutsche Film wird immer eine Ausnahme bleiben.
Einen Film den man nicht gesehen hat, kann man nicht beurteilen.
Auch der Zuschauer muss deutschen Produktionen eine Chance geben, ohne vorher schon zu wissen, dass die nur Mist sein können, wie das manche aus dem sogenannten Fandom in Deutschland taten.
Vielen Dank für diesen Artikel! Ihr sprecht mir aus der Seele.
ich war »geflasht« als ich den Brief von unserem Kino las, dass A2 nicht gezeigt wird, stand ich da, runzelte die Stirn, hob die Augenbrauen und dachte: Wie blöd sind die denn?!«
Mara würde ich auch gern sehen. Hatte kurz nach Veröffentlichung, von der ich zuerst nichts mitbekam, nur gutes gehört, aber das Problem habt ihr ja auch schön angesprochen, ähm, angeschrieben. ^^
der Kommentar passt wie die Faust aufs Auge :)
Aber die Vorliebe für Mara scheint doch was Betriebsblind zu machen, das ist nach allen gängigen Kriterien zumindestes ein Familienfilm, wenn nicht sogar doch ein Kinderfilm.…
Die Alterfreigabe ist klar für Kinder als Zielpublikum, die Umsetzung und Dialoge sind zumindest Kindertauglich: kein echtes Fluchen, keine »bildliche« Gewalt (im Sinne von »unnötiger« Gewaltdarstellung) – die Action lebt von der Animation eins Fabelwesens.… Eben klassich das was man als Produzent macht, um eine Alterfreigabe für Kinder zu bekommen. Der Fehler keine echten Phantastik Filme zu machen setzt sich bis zur Produktion fort. LOTR hat FSK ab12, die Ext. Editionen teilweise sogar 16 – Mara hat ab 6.…. Ich war als Onkel mit meinen 5, 9, 12 & 14 alten Neffen und Nichten drinnen. Ich war begeistert von der Optik und die Schauspieler waren fast schon echt gut, nur wenige schlechte Momente. Aber rein Inhaltlich war ich gelangweilt, die beiden älteren übringens auch. Ebenfalls negativ: die Hauptdarstellerin war nicht authentisch (wie auch, ist 19 nicht 14.…) – sowas merken Jugendliche…
Trotzdem ein guter Film und ein Hoffnungsschimmer das wenn es mal einer ernsthaft versucht es schon klappen kann.
‑P
Kann dem Artikel nur zustimmen.
(Leider) auch zum Thema »Mara …« – wollte den gucken, aber lief halt auch nur zu Zeiten, wo wir nicht konnten. Dafür kam um 20:00/20:15 dann irgendeine Komödie oder was-weiß-ich …
Danke, Danke, Danke!!!
Besser hätte ich auch nicht ätzen können! ^^
Sorry aber ich denke du liegst nicht ganz richtig. Wenn man mal schaut, was in Deutschland in anderen »nicht subventionierten« populären Künsten so produziert wird, dann öffnet sich ein riesiges Dilemma.
Selbst in der Musik sind wir international nicht anschlussfähig. Ein Blick auf Kleinstländer wie zB Dänemark müsste uns in Grund und Boden schämen lassen. In der Literatur vielleicht ein paar Ausnahmen.
Also an der Förderung wird es leider nicht liegen. Wir Deutschen haben es einfach verlernt Popkultur (wozu ich gute Genrefilme zähle, genauso wie gute Popmusik) zu produzieren.
Die filmischen Krepierer der Genrinale in Berlin sollte man lieber verschweigen. Ja sieht leider düster aus.….
Falscher Denkansatz.
1. Wenn ich als Betreiber schon den Mindestlohn an meine Angestellten bezahlen muß und nun auch noch an die Produktionsfirma 53 Prozent abführen soll, anstelle der bis dahin üblichen 47,3, dann lohnt das für die kleinen Kinos sich nicht mehr. Die können es ja nicht an den Kunden weiter reichen. Mal sehen was du dann schreiben würdest. Ich kann ja verstehen das die Star,s und Disney Millionen verdienen müssen. Da müßen dann andere eben weniger verdinen.
2. Große Projekte in Deutschland zu Produzieren loht sich ebenfalls nur unter großem Risiko, da wir leider nicht einen so großen Absatzmarkt haben, wie die USA. Der ist weltweit. Also wer soll einen Film drehen, der 30 Milionen kostet, wenn er nur 3,5 wieder raus hat und hoffen muß, das der Rest im Ausland erwirtschaftet werden kann. ( Der Medicus )
Hej.
Bin hier her gelinkt worden.
Mal ein paar Punkte:
‑Ich gebe dir recht das Fantasy (oder Phantasie) in Deutschland zu kurz kommt.
‑Ich stimme nicht zu das alle Deutschen Produktionen die sich mit vergangenheitsbewältigung außeinander setzen schlecht sind. Lust ein paar Beispiele zu nennen? Sehen wir mal von Kruscht wie »Unsere Mütter, unsere Väter« (der ja nicht in den Kinos lief) oder leicht missglückten Produktionen wie der neuangelaufene Elser-Film (der – besser Umgesetzt – durchaus interessanten Stoff geboten hätte) ab, und schauen uns Filme wie etwa »Das weiße Band« an – was gibt es an dem Film auszusetzen? Das Gejammer über den »erhobenen Zeigefinger« tut sein übriges.
‑Daneben gibt es gute in Deutschland produzierte Filme die gefördert werden – z.B. die Herzog-Dokumentationen. Das die zu wenig beachtet werden steht auf einem anderen Blatt.
‑Du sagst du würdest dich nur für ausgewählte Filme ins Kino bewegen, und gibst dir dann eine absolut lieblose Blockbuster-Produktion wie die Avengers? Die ist jetzt nicht unbedingt auf einem höheren Level als die zurecht als dümmlich kritisierten Schweiger-Komödien.
Ich finde den Boykott gut. Wenn sie mehr bekommen sichert das langfristig Arbeitsplätze in Kinos die nicht zu irgendwelchen kalten, unpersönlichen Franchises gehören. Und eine geringere Verbreitung des Filmes kommt der geistigen Volksgesundheit vermutlich entgegen.
Ja, ich wollte Mara auch im Kino sehen .. hab aber nicht gleich in der ersten Woche geschaut. Dann kam er nur noch einmal Sonntags morgens um 11:45. Danke auch.
Ansonsten ein <3 für den Rant, den ich vollumfänglich unterschreibe.
Achja, nochwas:
Langfristig schuld am niedergang der deutschen Filmkultur ist im Endeffekt das dritte Reich. In Weimar ging es hier noch richtig Rund (Fritz Lang, Wilder, Murnau), wegen der Faschos mussten alle in die USA oder Sowjetunion (und in dem Fall dann meist weiter in die USA) abhauen, oder lebten in den meisten Fällen nicht lange (»Die Dichter und Denker holt in Deutschland der Henker«). Dadurch hat Hollywood natürlich profitiert, während in Deutschland kaum ein Filmemacher mit Talent übrigblieb. Selbst die damals gefeierte Riefenstahl war im Endeffekt nur eine billige Kopie von Eisenstein. Davon hat sich die Filmkultur hier nie wieder wirklich erholt-
ähnlich sieht es auch in der Musik, der Malerei und der Literatur aus, die Vorbilder, die Lehrer, die möglichkeiten eine wirkliche Szene und Kultur herzustellen, fehlten. Insofern bleibt Deutschland als Kulturstandort nur »der erhobene Zeigefinger«. Der ganze Kulturbetrieb ist ein gigantisches Mahnmal gegen unmenschliches Handeln. Karma?
Hallo Stefan,
ich bin soeben via Facebook auf deinen Artikel aufmerksam geworden.
Erst habe ich mich geärgert, allerdings habe ich mir den Artikel dann nochmal ein zweites mal durchgelesen und möchte nun ein paar Dinge richtig stellen.
Viele deiner Ansichten erscheinen durchaus logisch, wenn man über die Kinobranche in Deutschland nur soviel weiß, wie ein Kunde eben über die Kinobranche wissen kann.
Ich selbst bin ein kleiner Kinobetreiber und möchte zu ein paar Punkten Stellung nehmen:
1. Mara:
Was man als Kunde nicht wissen kann, ist das der Film aus anderen Gründen grandios gefloppt ist als man auf den ersten Blick denken würde:
Stell dir vor du hast zwei Kinosäle zur Verfügung und bekommst Mara vom Filmverleiher angeboten, allerdings zu Konditionen die von dir Voraussetzen den Film in JEDER Vorstellung in deinem größten Kinosaal zu zeigen den du hast und das ganze (vertraglich festgelegt) mit einer Laufzeit von drei Wochen!
Zurecht beschwerst du dich, das der Film in deiner Gegend nur zu arbeitnehmerunfreundlichen Zeiten läuft! Wieso?
Weil Mara aufgrund der Verleihkonditionen unspielbar gemacht wurde! Als Kinobetreiber beobachtest du das Starumfeld des Filmes und wenn du mitbekommst, dass der Film nicht beworben wird und du dazu gezwungen bist, bei nur zwei Sälen einen Kinosaal für drei Wochen komplett zu blocken überlegst du dir einen Film wie Mara (unbeworben) ins dein Programm aufzunehmen.
Avengers 2:
Die Medien verraten dir nicht alles!
Klar kannst du Avengers2 im nächsten Multiplex sehen und musst nicht ins kleine Dorfkino gehen. Und das tolle daran, du musst nicht mal mehr dafür bezahlen!
Wurde dir gesagt wieso die Ketten beim Boykott nicht teilnehmen? Für Kinoketten gelten Sonderkonditionen, sie bezahlen für Filme weniger als die kleinen Dorfkinos und haben den großen Vorteil, dass sie bei weitem nicht die selben Auswertungsfenster haben wie die kleinen Einzelhäuser, sie müssen die Filme nämlich nicht so lange spielen wie die kleinen Einzelhäuser auf dem Land!
Was man als Kinobesucher nicht wissen kann:
Die deutschen Kinos wurden in den letzten Jahren dazu gezwungen ihre Kinotechnik auf »Digital« umzustellen. Zwar wird es so dargestellt, als ob dies freiwillig passiert wäre, dem war aber nicht so.
In den vergangenen Jahren wurde man als Einzelhaus einfach nicht mehr mit einem Film beliefert, weil die damals noch gebräuchlichen 35mm Kopien immer weiter zurückgeschraubt wurden. Das Angebot an analogen Filmkopien wurde künstlich verknappt, wenn man Überleben wollte und neue Filme zeigen wollte musste man auf die »neue« Technik umrüsten.
Für ein Einzelhaus (abhängig von der Projektorenanzahl und der Saalanzahl) kamen da immense Kosten von (bei uns 200.000€) zusammen. Viele Filmverleiher haben erkannt das man durch die neue Technik Geld sparen kann (Keine Kopien mehr erstellen= pro 35mm Kopie ca. 500€ sparen, geringerer Filmversand, anstatt 30Kg schwer Filmkopie muss nur noch eine HDD verschickt werden, etc…) und haben die Kinos bei der Umrüstung unterstützt.
Die Walt Disney hat dies zu keinem Zeitpunkt getan und verlangt nun von vielen Kinos in Deutschland höhere Abgaben bei der Filmmiete.
Übrigens, was in den Zeitungsartikeln verschwiegen wird: Die Walt Disney fordert einen Nachweis, das ihre Filme (egal ob man sie spielt oder nicht) aktiv durch alle Kinos die einen Walt Disney Film zeigen beworben werden. Hierfür müssen wir unsere »Playlists« einschicken, die Walt Disney sieht also wie unser Kinoprogramm gestaltet wird, ein Fakt der vielen Kinos zurecht nicht schmeckt.
Wenn es zu der Filmauswahl in deutschen Kinos kommt:
Die Walt Disney fordert seit einiger Zeit eine »komplett Auswertung« ihrer Filme: Ein Kinderfilm mit einer FSK 0 muss also auch in der Spätvorstellung laufen! Wie es den Kinobetreibern geht ist dabei nebensächlich. Zwar wissen wir, dass der interessante Actionfilm mit einer FSK 18 um 23:00 mehr Besucher ansprechen würde als der Kinderfilm, nur ist unsere Programmgestaltung nicht so einfach!
Wenn man um 14:00, 16:00 und 18:00 jeweils 200 Besucher im Kinderfilm hat und den FSK 18 Film erst ab 20:00 im Kino einsetzen darf überlegt man sich halt was man wie einsetzt.
Als Besucher denkt man grundsätzlich, das die Kinos in Filmauswahl und Programmgestaltung frei wäre! Dem ist nicht so!
Übrigens: Bei einer Verleihabgabe von 53% sowie der Abgabe an die SpiO sowie den üblichen Nebenkosten bleibt vom Kinoticket nichts mehr in der Kinokasse übrig: Einer der Gründe warum Popcorn und Getränke im Kino so teuer sind.
Den Boykott der kleinen Kinos anzuprangern ist wirklich einfach wenn man die Faktenlage nicht zu 100% nicht kennt (aber wie soll man das auch können?)
So oder so haben die großen Ketten, die am wenigsten für die kulturelle Vielfalt im Kino tun gewonnen: Sie zahlen weniger und wenn die kleinen Kinos (die sich noch um ein individuelles Programm kümmern) nicht spielen haben sie auch noch mehr Besucher!
Übrigens: Den Gigantensound und die Megaleinwand in den Multiplexx-Kinos hast du der Marktmacht zu verdanken!
Viele Grüße!
Flex
»lieblose Blockbuster-Produktion wie die Avengers«
Der war gut, ich habe sehr gelacht. Aber genau diese Ablehnungshaltung ist Teil des Problems.
Dem ein oder anderen Kommentator würde ich raten, sich mal damit auseinanderzusetzen, was ein Rant ist. Wer Satire findet, darf sie behalten.
Ansonsten: Wenn sich eine wirtschaftliche Unternehmung nicht mehr lohnt, dann sollte man sich überlegen, wie man sie wieder lohnenwert macht, oder sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass man das Geschäft aufgeben muss. Fünfzig Cent pro Kinokarte können nicht das Problem sein, man muss das den Besuchern einfach mal kommunizieren, das sollte doch gerade im »Dorf« möglich sein? Ebensowenig kann der Mindestlohn ein Problem sein. Ein Kino kann nicht auf Mitarbeiterausbeutung basieren. Mich würde wirklich mal eine reale, offengelegte Rechnung eines »kleinen Kinos« für einen Blockbuster interessieren.
Mir ist auch durchaus bewusst, dass darauf gedrängt wurde, auf moderne Projektionstechniken umzurüsten – und das schon ziemlich lange. Bereits seit 2007 wird 4K-Projektion eingeführt – das ist sieben Jahre her. Ja, Technik verändert sich und man muss sich anpassen.
Danke an »Flex« für die interessanten Hintergründe zu Mara.
Ich gebe es aber offen zu: Filme abseits von Blockbustern schaue ich mir lieber zuhause auf dem Beamer an. Da habe ich meine Ruhe und Chips und Bier sind billiger – und der Sound auch nicht schlecht. Ein Kino muss mir was bieten, was ich ansonsten nicht habe. Und das sind Gigantsound, Riesenleinwand und in manchen Fällen 3D.
In den letzten Jahren kann man eher beobachten, dass sich Technik nicht unbedingt geändert »hat« sondern geändert »wurde«, um den Markt klein zu halten. Kleinere Produktionen, die sich durchaus rechnen können, werden abgedrängt. Einfach mal zB die Statements von Soderbergh dazu lesen. Aber glücklicherweise scheint sich seit letztem Jahr eine Trendwende abzuzeichnen. Marvel-Franchise war nicht Jahressieger in Deutschland.
Sondern? Mit Quelle bitte.
Ja, sicher »wird« Technik geändert. Das ist überall so, auch beim Endkunden, damit man alle paar Jahre was Neues kaufen muss. Wenn ich mir ansehe, wie lange es 35 und 70 mm Projektion gab, hatten wir wirklich lange was davon. Eine Neuerung war überfällig.
am umsatzstärksten war natürlich der Hobbit 3 vor den Tributen v. Panem 3…auf platz 3 Transformers 4 und auf dem vierten rang »überraschend« die franz. komödie »Monsieur Claude und seine Töchter«…Guardians of the Galaxy landete noch hinter »Wolf of Wallstreet« und »Drachenzähmen leicht gemacht 2« auf rang 7!
http://www.boxofficemojo.com/intl/germany/yearly/?yr=2014&p=.htm (Hobbit und Panem fehlen da, weil erst 2015 komplett ausgewertet)
ich hoffe mal inständig, dass ihr pamphlet eher ironisch zu verstehen ist, ansonsten wäre der text in weiten teilen eine frechheit!
Flex hat gut erklärt, wie es in der kinobranche abläuft und nicht wir drehen die filme, oder geben sie in auftrag, sondern die studios, die verleiher und nicht zuletzt ist es der konsument, der nach bestimmten filmen verlangt!
wir können den ganzen tag, zur besten zeit, dt. arthouse produktionen zeigen, werbung dafür schalten (was eigentlich nicht unsere aufgabe ist) und dann mit wehenden fahnen insolvenz anmelden!
die leute wollen Disney-Pixar filme, Marvell, Star Wars, James Bond, Martin Scorsese und DiCaprio, Tarantino, HDR & co und 1–2 Schweighöfer + 1–2 Schweiger filme pro jahr gehen auch noch richtig gut…alles andere ist meist nur füllwerk, bis zum nächsten og. blockbuster!
wir spielen auch regelmäßig dt. kinderfilme wie Hanny&Nanny, 5 Freunde, Bibi&TIna oder Ostwind, aber das sind typische ferien filme, die sind mal ein paar tage ganz gut besucht, wirklich leben kann man davon aber auch nicht! die filmemacher dank förderung sicher ausgezeichnet, dadurch funktioniert zumindest der dt. kinder u. jugenfilm auf ordentlichem niveau!
in sachen film ist richtig große fantasy oder scifi aus deutschland einfach unmöglich! 50mio € budget aufwärts kann kein noch so guter dt. film weltweit einspielen, oder zumindest ist die chance verschwindet gering! die amerikaner verschmähen sowas meist aus prinzip und wenn ein film nicht auch in den USA, China und Asien insg. funktioniert, dann rechnet sich keine so große produktion und wenn eine günstigere versucht mit herzblut und spaß an der freude etwas in diese richtung zu versuchen, scheitert es meist an kritikern und überkritischen publikum (zb. Rubinrot/Saphirblau)!
die mainsteam zuschauer erwarten bei SciFi und Fantasy filmen blockbuster qualitäten und strafen kleinere produktionen durch nicht beachtung ab!
Huhu!
Vielen, vielen lieben Dank für diesen mir absolut aus der Seele sprechenden Artikel. Mara und der Feuerbringer wird wohl auch irgendwann als DVD kommen, obwohl ich noch nie was davon hörte, werde ich ihn mir holen.. ich stehe auf Fantasyfilme!
Dein Zitat
»strunzdumme deutsche Komödien mit Till Schweiger und wechselnden Anzahlen von Ohren oder die hundertste Geschichtsaufbereitung um eine deutschstämmige, einbeinige, usbekische, lesbische Nazi-Nutte mit Migrationshintergrund«
spricht auch mir aus der Seele.. ich gehe deswegen auch nur noch 2–3 mal ins Kino. Age of Ultron werde ich mir auch TROTZ Boykott ansehen.. obwohl ich 70 km einfache Fahrt ins nächste Multiplex-Kino habe. Hach, der Kommerz ist schön.
Aber selbst dort hab ich schon seit Jahren 10–14 Euro pro Kinoticket gezahlt.. denn isses halt so. Dafür hab ich ne tolle, riesige Leinwand, einen unvergleichlichen Sound und das volle Kino-Feeling.
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Du hast sooooo recht mit Deiner Wahrnehmung über die »Risikofreude« deutscher Produzenten und der Vermarktung, die da hinter steht!
Warum kommen innovative Ideen im TV und Kino vorzugsweise aus GB und den USA? Oder aus Frankreich!
Weil sie es einfach machen! Auch wenn es manchmal abseitig erscheint, diese »Abseitigkeit« bringt oft mehr Thrill und Spaß als vorgeblich lustige oder spannende Sachen von hier. (»Breaking Bad« oder »Watchmen« hätte in D NIE stattgefunden)
Und…sollte wirklich in diesem Land etwas innovatives im Film oder TV produziert werden, sitzt die Armada von Feuilleton bis Jugendschutz an ihrer Bremsknopf-Reihe, die aussieht wie auf Stefan Raabs Schreibtisch in seiner Show. Frei nach dem Motto »Wir bestimmen, was lustig und/oder gesellschaftsverträglich ist!«, weil wir etwas »Wissen« (bloß was?!?).
Damit sind, wie beschrieben, auch die Abhängigkeiten klar definiert!
Ich persönlich gehe ins Kino, um unterhalten zu werden und zwar GUT unterhalten zu werden (das heißt NICHT NUR lustig)! Und DAS gelingt meist nur Produktionen aus dem Ausland!
Kleinstadtkinos – ein Betroffener …
Meiner Meinung nach sitzt der Artikel einen Trugschluß voraus, er tut nämlich so, als wäre der Kinosaal in der Zeit leer.
Kleinstadtkinos müssen schon heute fein unter den verfügbaren Streifen wählen und bei der heutigen, breiten Auswahl an Streifen, die pro Woche rauskommen, kann man auch gut mal einen anderen Streifen zeigen.
Meines Wissens laufen hier vor Ort (Helmstedt) Blockbuster erst in Woche 2/3, einfach weil dann die Mieten gesunken sind.
Das wichtigste Argument pro Kleoinstadtkino für mich ist der Preis. Ich bin bereit, mir alles anzugucken, was auch nur peripher mein Interesse streift, weil es eben 6 Euro (oder 8 in 3D) kostet, ich in 5 Minuten da und wieder zu Hause bin und ich für ne Cola 1,50 und ne Tüte Popkorn mittlere Größe 2,50 zahle und nicht meine Wohnung verpfänden oder mein Auto verkaufen muss. Passt man die Preise nach oben an, entschwindet der Hauptvorteil. Zwar gehe ich weiterhin ins Kino vor Ort, aber sicherlich nicht in der Frequenz.
Und ich war neulich in Jupiter Ascening (den ich mir sonst sicher gespart hätte, auch wenn ich überrascht wurde – wie übrigens auch Kingsman, der mich weggeballert hat), jedenfalls lief vorher Honig in Kopf. Und ich war extrem überrascht, wieviele Leute in so ein Kleinstadtkino gehen, gerade wenn man mal einen Film abseits des Massengeschmacks spielt. Gerade auch älteres Publikum war zu verzeichnen. Ich denke, ein Kleinstadtkino kann gestrost auf Avengers II verzichten, auch wenn es schade ist, hätte ich gern gesehen, fahr für diesen Film aber bestimmt nicht sonderlich weit.
Bzgl. Mara hast Du allerdings recht, aber das ist ja kein Problem der Kleinstadtkinos.
Cloud Atlas war doch ganz nett. Aber hat natürlich Seltenheitswert. Produktionsweise tut sich aber mehr und mehr, hab ich das Gefühl. Sehr langsam nur.
Cloud Atlas? Was soll mir das sagen, das war doch eine US-Produktion, bei der Deutsche mal wieder nur zahlen durften? Klar, deutscher Regisseur, aber ansonsten ur-amerikanisch. Die Hauptrollen fast ausschließlich mit Amerikanern besetzt. Nicht wirklich ein Beispiel für deutsche Phantastik.
In einem Kommentar eines Kinobetreibers war davon die rede, dass deutsche Produzenten sich keine SFX-lastigen Multimillionen-Dollar-Produktionen leisten können, weil das Geld nicht wieder reinkommt, insbesondere nicht international.
1. Schon mal Doctor Who gesehen? Keine Multimillionen-Dollar-Effekte. Dafür Storytelling. Wer glaubt, dass Phantastik nur mit aufwendigen SFX funktioniert, ist auf dem Holzweg. Außerdem haben wir in .de diverse SFX-Firmen, die auch für Hollywood arbeiten.
2. Deutsche Filme funktionieren international nicht? In den 80ern schien das noch zu gehen. Unendliche Geschichte (ja, auch daran war Warner beteiligt, aber das war im Gegensatz zu Cloud Atlas eine vorrangig deutsche Produktion, die auch in Deutschland gedreht wurde). Produktionskosten: ~27 Millionen Dollar. Einspielergebnis weltweit: 100 Millionen Dollar.
Ich kann zu 95% zustimmen, bei dem Kommentar und ich muss gestehen das ich kaum bis gar nicht mehr ins Kino gehe… wozu auch? Es kostet ungemein und bringt kaum was … Mal davon abgesehen das man sich wie ein Verbrecher fühlt, weil man Essen und Trinken in das Kino schleust, weil die Preise in den Kinos so dermaßen überzogen ist, das man für ein wenig Popcorn plus Trinken das gleiche Zahlt für die, meiner Meinung nach total überzogenen Ticketpreise.
Stefan, beantworte doch einfach mal die Frage, wer und wie konkurrenzfähige Sci-Fi, Fantasy in Deutschland finanzieren soll? Hier gibt dir keine Bank einen Kredit für Filmwirtschaft. Erst recht nicht in den notwendigen Höhen. Alles was möglich ist, findet im Low und No Budget Bereich möglichst Direct to DVD statt. Auch in Deutschland. Und sogar recht erfolgreich. Zumindest gibt es genügend Horror Regisseure, die von ihrer Arbeit leben können.
Warum soll ich die Frage beantworten, warum Banken ihrem Job nicht nachkommen? Das ist ein Teilaspekt des Problems, aber eben nur ein Teilaspekt.
Ich bin sicher, wenn jemand mit einem international ansprechenden Konzept aus der Höhle kommt und ein Crowdfunding auf Kickstarter oder Indiegogo startet (nicht auf Startnext, das kennt international keiner), findet sich auch die Kohle. Banken sind so 1990er …
Geht in anderen europäischen Ländern doch auch. Ich sag nur IRON SKY …
Sorry aber 27 Millionen Dollar waren in den 80er noch sehr guter Durchschnitt in der Filmproduktion. Heute ist das nicht einmal mehr Low Budget. Der Film müsste im Vergleich heute mindestens 150 Mill kosten.
Nein das ist einer der Hauptaspekte. In den finanziell möglichen Rahmenbedingungen findet deutscher Genrefilm ja statt. Nur der landet halt nicht im Kino, weil es dort keine Plattform dafür gibt. Hier beisst sich die Katze einfach in den eigenen Schwanz. Auf was du wartest ist ein deutscher »El Mariachi« oder »BWP«. Aber das findet selbst in der USA nicht im Jahrestakt statt.
Wenn die Leute wüssten dass gewisse Redakteure mit dem lieben netten Tommy Krappweis auf Facebook verknüpft/befreundet sind und solche Beiträge nur Werbung und Sympathie ausdrücken sollen. Also hier geht es nur darum Mara nochmal in Erinnerung zu rufen und sich über etwas aufzuregen was eigentlich auch richtig ist.
Mara ist ein Film der vielleicht deplatziert präsentiert wurde, aber auch ein Film der eigentlich genau das ist was viele sagen: Ein Jugendfilm. Der Trailer macht auch nicht Lust auf mehr und wieso sollten Betreiber leere Kinosääle verbrennen und einen Film präsentieren den viele einfach nicht sehen wollen!?
Also objektiv sieht anders aus.
@Urs Bender: Sicher waren 27 Millionen mal guter Durchschnitt. Schon mal was von Inflation gehört? Auf was ich warte schätzt Du falsch ein. Seit wann ist El Mariachi Phantastik?
Iron Sky hatte 7,5 Mill Produktionskosten. Unter Anderem auch von der FFA (deutsche Filmförderanstalt) und der Finnischen Filmstiftung. Also nix mit »geht in anderen Ländern auch«. Ganz normale Mischfinanzierung wie man sie immer wieder im europäischem Film antrifft.
@DerJochen: Ah, Du bist aber ein ganz Investigativer, was? Ja, Tommy hat mir aufgrund der beiden Artikel hier eine Freundschaftsanfrage geschickt, die ich auch angenommen habe. Vor ca. zehn Minuten. Kann ich auch gern durch Screenshot belegen.
Außerdem: Warum sollte ich objektiv sein oder sein müssen?
@Urs Bender: Was willst Du mir denn damit sagen? Ich will damit sagen: in anderen europäischen Ländern werden Genre-Filme produziert, in .de mit fadenscheinigen Ausreden nicht.
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Iron Sky ist in dem Sinne eine europäische Produktion, da sie von den Filmförderanstalten verschiedener Länder (auch Deutschland) mit finanziert wurde.
Man sollte nicht den Fehler machen, eine Produktion nur am Regisseur festzumachen. Generell wird es zunehmend Ko-Produktionen geben, um am Markt zu bestehen. Das war in den 60er und 70er Jahren nicht anders,(bsp Spaghettiwestern)
Im Übrigen ist »Die unendliche Geschichte« auch so eine Ko-Produktion. Also kein rein deutscher Film.
Ja. Wie ich weiter oben bereits schrieb.
Moin! Etwas neben dem Thema, dieser Artikel, oder? Was du über die Filmförderung in D und die sehr geringe (thematische) Bandbreite deutscher Filme schreibst stimmt einigermaßen (auch wenn du die Tatsache außer Acht lässt, dass viel Geld aus Deutschland in ausländische Projekte wie The International oder Cloud Atlas gesteckt wird, was doch eigentlich ziemlich positiv ist; ich sehe lieber Clive Owen in der Hauptrolle als zum xten Mal Til Schweiger), aber das ist hier doch nicht das Thema.
Im Grunde geht es um zwei Dinge: erstens, dass Kultur abseits der Großstädte gefördert werden muss, damit das Gefälle Stadt Land nicht noch weiter zunimmt, und man nicht nur in Großstädten Zugang zu aktuellen Filmen hat (und wenn ich deinen Text lese, vermute ich, dass du dabei schon vorsortieren möchtest, aber im Grunde ist erstmal JEDER Film, der gedreht wird, Kultur). Die Kinos auf dem Land MÜSSEN erhalten bleiben.
Zweites um das Ausnutzen der Marktmacht von Filmstudios gegenüber den Kinobetreibern, die durch engmaschige Abdeckung erst dafür sorgen, dass ein Film überhaupt weltweit bekannt sein kann. Vor allem die kleinen Kino-Betreiber haben doch gar keine andere Möglichkeit, ihr Interessen zu vertreten, außer mal den ein oder anderen Film bzw. das ein oder andere Studio zu boykottieren.
Ach? Haben sie nicht? Wofür gibts denn dann die SPIO? Nur zum Beiträge kassieren?
Ich lasse übrigens keineswegs außer acht, dass internationalen Filmen Filmförderung hinterher geworfen wird. Siehe den Hinweis auf die drei Drehtage in der Uckermark. Ich frage mich, was das soll. Die Major Player haben auch so genaug Kohle. Und auch wenn für einen Film Geld aus der Deutschen Filmförderung geflossen ist, macht es ihn noch lange nicht zu einem deutschen Film.
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Also, zuerst einmal kotzt es mich echt an, dass hier immer mit MARA als Jugend- oder Kinderfilm argumentiert wird. Darf ich ihn mir als Erwachsener dann nicht ansehen? Obwohl es viele vernichtende Kritiken gab, hätte ich trotzdem gerne gesehen. Alleine schon ob seiner Machart, gerade wissend, dass er nicht den Hollywood-Standard erreichen kann.
PADDINGTON war ein absoluter Kinderfilm. Aber der einzige Film seit Jahren, den ich mit mit meinen fünfzig Jahren zweimal im Kino angesehen habe, weil die Figur so extrem ansprechend war. Das Argument Jugendfilm sollte also bitte etwas überlegter verwendet werden, weil das Genre nicht zwangsweise einzig ein bestimmtes Publikum anspricht.
Wer des öfteren auf dieser Seite ist, der weiß das SFX-lastige Filme keine Frage des Budgets sind, sondern eine Frage von verspielten Menschen mit raffinierten Effekte-Programmen. Ein Roland Emmerich holt sich die Leute für seine Effekte-Schmiede aus Ludwigsburg, schon seit er seinen ersten Film in Amerika machte. Das Potential ist also im Lande. Nur keine Produzenten die Eier in den Hosen haben.
Mein Kinobesuch kostet im Durchschnitt 10 Euro. Macht vor der Erhöhung 4,70 für Disney, und danach 5,30. 4 Euro 70 bleiben letztendlich fürs Kino. Ich erhöhe den Eintrittspreis um einen Euro (Weil Disney mich dazu zwingt), Macht nach der Erhöhung 5,83 für Disney, und 5,17 fürs Kino. 47 Cent mehr fürs Kino, mit nur einem Euro Preiserhöhung. Marketing, Leute, Marketing. Das müssen Kinobetreiber dem Kunden nahebringen wer der Bösewicht ist, und dann wird alles wieder gut. Mit nur einem Euro. Gemault wird doch so oder so, schon seit Jahren.
Eins der Argumente war ja, dass die SPIO auch noch ihren Anteil haben will. Weißt Du zufällig, wieviel? Und: muss man da zwingend Mitglied sein? Ist das so eine Zwangsmaßnahme wie eine Mitgliedschaft in IHKs?
Aber der Hinweis auf SFX und Budgets ist prima. Wenn man sich ansieht, was auf Youtube an Fanfilmen mit grandiosen Effekten zu Kosten im Bereich null kursiert, dann kann man ob der Hinweise, dass coole Phantastik-Filme ausschließlich mit Mords-Budget zu realisieren sind, nur lächelnd den Kopf schütteln. Wer so etwas schreibt, ist ziemlich ahnunglos, was man heutzutage mit dem heimischen PC alles anstellen kann. Hitfilm 3 ist echt nicht teuer und ein Adobe After Effects-Abo kostet auch nur 35 Euro im Monat.
Und die ganze Schubladisierung beißt sich ja auch in den Schwanz. Wenn ein Film von vorne herein als Kinderfilm deklariert wird, dann wird er auch so wahrgenommen. Man hätte auch einfach mal »young adult« und FSK ab 12 dranschreiben, und das für jüngere Kinder »verstörende« Ende drin lassen können.
Zu »Kinderfilmen« muss man auch nur ein Wort sagen: Shrek. FSK 0. Nach der Lesart deutscher Verleiher und Kinobesitzer hätte sich den keine Sau ansehen dürfen.
Aber vermutlich haben die bösen US-Studios die Kinos auch da mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihn im Abendprogramm zu zeigen. Was? Shrek ist zu lange her? Ich war in Tangled in der Abendvorstellung, als er schon ein paar Wochen lief. Das Kino war rappelvoll.
@Bandit: So einfach ist die Milchmädchenrechnung nicht.
Nach der prozentualen Abgabe an den Filmverleih kommen noch weitere Ausgaben dazu. Im aktuellen Fall hätte das Kino bei einem 10 Euro Ticket noch 4,70 Euro, wovon sie noch folgendes abgeben müssen:
- Gebühr für FFA (Filmförderanstalt) 2,8% des Ticketpreises
– Werbepauschale an Filmverleih
– Steuern an den Staat
Der Rest sind Einnahmen, wovon der Kinobetreiber noch folgendes decken muss:
- Miete, Nebenkosten (Strom, Wasser, heizung, Internet, Telefon), Personalkosten, Marketing-Kosten (Werbung), Gema-Gebühren, Instandhaltungskosten der Technik, Wareneinkauf, Bonussysteme –> sicherlich noch einige Dinge vergessen
Wie du siehst, gibt es erhebliche Ausgaben für einen Kinobetreiber, die für den Gast nicht gleich ersichtlich sind. Deswegen sind, wie bereits hier geschrieben wurde, die Thekeneinnahmen essentiell und die Haupteinnahmequelle, um eventuell schwarze Zahlen zu schreiben.
Und nun stell dir vor, keiner kauft was an der Theke. Ein Kino könnte dann nicht mehr überleben. Die Preise sind hoch, auf jeden Fall, aber das Kino muss sich eben auch den steigenden Warenwert anpassen.
@Stefan: Ich verstehe deine Sicht, aber ich vermute, dass du noch nie in einem Kino gearbeitet hast, oder?
Ich arbeite in einem Großstadtkino und bin demnach nicht direkt betroffen und finde es gut, dass kleinere Kinos nun auch dasselbe zahlen müssen. Das ist nur gerecht uns gegenüber, da wir auch höhere Ausgaben haben. Jedoch kann ich auch deren Haltung verstehen. Wenn sie nicht boykotieren und auf sich aufmerksam machen, was sie ja nun geschafft haben, könnte jeder Verleih nachziehen, da sie merken, dass sich die Kinobetreiber dies gefallen lassen. Dann geht noch mehr Umsatz verloren und diverse Existenzen wären mit Sicherheit mehr als bedroht. Sie wollen eben ein Ausrufezeichen mit drastischen Mitteln setzen. Ob dies Erfolg hat, sehen wir spätestens im Dezember mit Star Wars.
Bezüglich Mara wurde ja schon viel geschrieben. Auch hier muss man einfach wirtschaftlich denken. Bei uns kam der Film 3x am Tag (späteste Vorstellung 18:00 Uhr) in der ersten Woche. Dieser Film war am ersten Wochenende (Donnerstag-Sonntag) einfach nur grottig besucht. Die deutschlandweiten Zahlen belegen das: Er lag am ersten Wochenende auf Platz 48 (!) bei »Besuchern pro Kopie«, da ihn pro Kopie nur 37 Leute sehen wollten. Wenn es also in den ersten 4 Tagen pro Kino 10 Vorstellungen insgesamt gab, waren in jeder Vorstellung 3 – 4 Leute! Das ist ein Fiasko und alles andere als wirtschaftlich.
Die Spielzeiten in der ersten Woche haben also nur marginal etwas mit dem Interesse zum Film zu tun. Kein Kinobetreiber lässt einen solchen »Rohrkrepierer« (sorry, ist eben so) in der zweiten Woche einen Saal blockieren. Gerade zu der Zeit gab es genug starke Konkurrenz im Kinder- und Familienfilmsektor, die wirklich alle deutlich stärker besucht waren. Und abends eben auch genug »Erwachsenenfilme«. Und der Verleih hat Mitspracherecht, wie viele Vorstellungen (und wann) am Tag gzeigt werden sollen. Offenbar hatte dieser kein Problem damit, dass er nirgends in der Hauptschiene gezeigt werden soll. Offensichtlich haben selbst diese den Film als »Familienprogramm« angesehen.
Kurz gefasst sind die Kinobetreiber nicht wirklich »dumm«, zumindest nicht die meisten. Viel mehr sind die aufgeführten Probleme beim Filmverleih entstanden und gehen nun durch alle Ebenen bis hin zum Kunden durch. :)
Das »dumm« bezog sich nicht auf Mara (der Film ist ohnehin in diesem Zusammenhang nur ein Nebenschauplatz und wurde als Beispiel gewählt, weil gerade aktuell) sondern auf den Boykott eines Films, der vermutlich in diesem Jahr eine der Spitzenpositionen bei den Einnahmen haben wird. Disney bemerkt den Boykott finanziell vermutlich gar nicht. Und wer genau liest wird feststellen, dass das »dumm« auch in Richtung Verleih und Produzenten zielt.
Dass Mara am ersten Wochenende nur »grottig« besucht wurde, wundert mich nicht. Das war das Osterwochenende, da macht man traditionell in Familie und geht nicht ins Kino. Der Freitag fiel dank der kirchlichen Bevormundung zudem komplett raus. Ja, ich weiß, auch das liegt in der Verantwortung des Verleihs.
Und wie würde sich meine Sicht verändern, wenn ich in einem Kino gearbeitet hätte? Müsste ich dann gegenüber meinem Arbeitgeber kritiklos sein?
Zu den Hinweisen an Bandit: Ich arbeite seit Jahrzehnten in der freien Wirtschaft, ich weiß, welche Ausgaben ein Unternehmer hat. Jeder Unternehmer, nicht nur Kinos. Warum sollten die für einen Kinobesucher nicht ersichtlich sein, das unterscheidet sich nun wahrlich nicht von anderen Wirtschaftszweigen?
Aus mehrfach gegebenem Anlass: Ich schalte Kommentare, die persönliche Beleidigungen beinhalten, nicht frei.
Aber wirklich ulkig war die Unterstellung, ich wäre nur sauer, weil ich AOU aufgrund des Boykotts nicht im Kino sehen kann. Ich wohne im Bergischen Städtedreieck, ich habe haufenweise Multiplexkinos in der Umgebung, ich kann mir also eins aussuchen.
@ Martin:
Ehrlich, dass Betriebskosten anfallen, in der Form wie du sie aufzählst, ist doch wohl klar. Meines Erachtens keine Milchmädchenrechnung, weil es in dem Artikel und dem angestrebten Boykott um die Erhöhung durch Disney geht. Deine Betriebskosten hast du doch auch ohne Erhöhung der Verleihabgabe.
Du sagst, die Großstadtkinos zahlen ohnehin mehr. Weiter oben behauptet Flex, die Großstadtkinos hätte verbilligte Sonderkonditionen. Ich bin jetzt schon ein paar Jahre aus dem Kinogeschäft, deswegen weiß ich jetzt nicht genau, welche Aussage denn nun zutreffend ist.
Und dann sei noch einmal die Frage nachgestellt, ob es denn Reaktionen von Disney auf den Boykott gibt, und was eventuelle Verhandlungen langfristig ergeben sollen.
Interessant, dass sich hier zwei Kinoleute so grundlegend widersprechen.
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Hier ein vielleicht ergänzenter Artikel:
http://www.hdf-kino.de/news/detail/article/hdf-fordert-vernuenftige-verleih-politik-von-walt-disney-wds.html
Aus dem lese ich jetzt heraus, dass es kein wirklicher Boykott sein soll, sondern die Kinos beim Spielen von AOU die Vertragsbedingungen von Disney langfristig akzeptieren, und deswegen erst abwarten.
Witzig. Weiter oben wird behauptet, die Kinos müssen Werbepauschalen an den Verleiher zahlen, in dem von Dir verlinkten Artikel beschweren sie sich darüber, dass die Werbepauschalen, die die Kinos vom Verleiher erhalten, gestrichen werden. Was stimmt denn nun?
Werbepauschale ist nicht Werbepauschale:
Die Kinos zahlen einen Pauschalbetrag an den Verleih für Plakate, Trailer, sonstige Materialien.
Der Verleih kann dem Kino aber Werbekostenzuschüsse geben in Form von Beteiligungen an Fassadenbannern etc.
Ersteres müssen die Kinos immer bezahlen, auch wenn inzwischen die Trailer als Download bereitstehen und keine 35mm Kopien mehr versandt werden.
Letzteres will Disney aber nun abschaffen und diese Kosten (Herstellungskosten, etc) dem Kino aufbürden.
»Unsere Suche nach einem guten Direktdownload eines China-Bootlegs werden wir zelebrieren.«
Ein empfehlenswerter Artikel zu dem Thema: http://blog.br.de/zuendfunk-netzteil/2015/04/23/failoftheweek-shut-up-and-take-my-money/
Die Kinos zeigen den Film nicht und Disney ist laut BR daran schuld? Das ist ja mal eine Kausalkette …
Das ist ja noch bekloppter als mein Rant und der war wenigstens noch satirisch gemeint. Der BR-Redakteur scheint das ernsthaft zu vertreten.
Und dass »inzwischen« kein 35mm mehr genutzt wird ist auch ein grandioser Hinweis. Seit wann gibt es die 35mm-Technik und wie lange wurde sie benutzt? Wie lange 70mm? Jahrzehnte? Und nach all der Zeit wundern sich die Kinos, dass mal was Neues kommt (4K-Projektion gibts in deutschen Kinos auch schon seit 2007)? Bei der Denke muss man sich wundern, dass wir schon Tonfilm haben …
Klar, Aktion erzeugt Reaktion.
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Na ja, so unrecht hat der Mann jetzt nun auch nicht (muss ich sagen, ist ja quasi ’n Kollege). Ich verstehe seine Kolumne eher als satirischen Beitrag, aus unvollständigen Informationen, welche durch die Presse gehen. Je tiefer man sich mit der Materie beschäftigt, desto verschwommener wird die Angelegenheit.
Nach außen hin, ist Disney erst einmal das Böse. Aber die Argumentationen der »boykottierenden« Kinos muss man viel sorgsamer hinterfragen. Der Beitrag des Zündfunks spiegelt vielmehr das Halbwissen wieder, mit dem man gerne auf Stammtisch Niveau diskutiert.
Völlig daneben finde ich eher den Aufruf dieses sogenannten Bloggers zum Schwarzsehen. Kein vernünftiger Mensch, der mit ehrlichen Absichten AoU im Kino sehen wollte, wird sich auf die Ebene von Streaming-Seiten herunter lassen. Warum? Irgendwo findet sich ein Kino. Das ist genau der Quatsch, den die Film-Industrie als Argumentationspunkt missbraucht.
Hallo Stefan,
bezüglich »Mara und der Feuerbringer«:
Es stimmt schon, der Film wurde kaum beworben und ist man nicht zufällig eher in der geekigen Szene unterwegs, wird man wahrscheinlich nicht mitbekommen haben, dass es ihn überhaupt gibt. Davon aber mal abgesehen:
Ich und sicherlich jeder andere hat bei neu erscheinenden Filmen, die ihn irgendwie interessieren, sicher folgendes Ranking:
1.) Muss ich mir im Kino anschauen
2.) Schau’ ich mir vielleicht im Kino an
3.) Reicht auch auf DVD+BluRay oder VoD
4.) Reicht auch, wenn er mal Free TV kommt
Und bei aller Liebe: »Mara« habe ich mir aufgrund des Heimvorteils angesehen, aber bereits beim Trailer in die Kategorien 3+4 geordnet. Und ich denke, viele – sofern sie von dem Film Notiz genommen haben – denken ähnlich.
»Mara« ist nett und unterhaltsam, aber meilenweit von der angesprochenen »Unendlichen Geschichte« bzw. von einem Meisterwerk entfernt. Daher vermute ich einfach, dass es auch nicht viel Mundpropaganda gab.
Es gab nicht nur nicht viel Mundpropaganda, sondern auch noch keine Werbung durch den Verleiher, er wurde als Kinderfilm deklariert (und geschnitten) und das Startwochenende war mit Ostern extrem dumm gewählt.
Und ich wiederhole mich erneut: Mara ist hier nur ein Beispiel, nicht das Thema.
»Irgendwo findet sich ein Kino.« (Zitat Bandit)
Die einen finden sicherlich irgendwo ein Kino, die anderen fahren deswegen nicht extra 30 Kilometer weiter als gewohnt bzw haben evtl. gar nicht die Möglichkeit.
Der Blogger hätte sich den Aufruf zum illegalen Download natürlich sparen können; dazu wird es eh kommen.
Sehr gute Sicht der Dinge und…wow..ich bin grad geflasht, wie man so Recht haben kann. Hab bisher nur das Thema oberflächlich gekannt und dachte mir: »Disney dreht mal wieder frei, hat einen Höhenflug und nutzt seine Macht mal wieder aus.« Aber du hast die ganze Sache ganz klar mal von einer anderen Seite gezeigt, über die ich so nie nach gedacht hätte. Respekt!