MARA UND DER FEUERBRINGER

Poster Mara und der Feuerbringer

Autoren, die ihre Bücher selbst ver­fil­men, gibt es nicht oft. Fan­ta­sy­fil­me aus deut­schen Lan­den sind sogar eher noch sel­te­ner. Und dann auch noch einer, der hin­ter aus­län­di­schen Pro­duk­tio­nen nicht zurück­ste­hen will? Der nicht bereits anders­wo ver­film­ten Stoff wie­der­käut? Einer, der unter­hal­ten, aber gleich­zei­tig nicht völ­lig anspruchs­los sein will? Der sowohl Kin­der als auch Erwach­se­ne begeis­tern soll?

Das klingt schon fast nach einer eier­le­gen­den Woll­milch­sau – Tom­my Krapp­weis, Buch­au­tor, Co-Dreh­buch­au­tor und Regis­seur in einer Per­son, hat sich die Lat­te, die er über­win­den möch­te, nicht gera­de nied­rig gelegt.

Begon­nen hat­te das gan­ze Pro­jekt vor Jah­ren mit Plä­nen für eine Mys­te­ry-Fern­seh­se­rie, für die Tom­my Krapp­weis (BERND DAS BROT, Pro­Sie­ben MÄRCHENSTUNDE) nach Inspi­ra­ti­on such­te, mög­lichst abseits von bereits aus­gie­big ver­film­ten Stof­fen, aber den­noch mit ver­trau­ten Bezü­gen. Er fand sie in der fil­misch noch kaum beacker­ten nor­di­schen Mytho­lo­gie. Aus der Fern­seh­se­rie wur­de letzt­lich doch nichts, aber Krapp­weis gefiel der the­ma­ti­sche Hin­ter­grund mit sei­nen sich bie­ten­den Mög­lich­kei­ten so sehr, daß er ihn statt des­sen für eine drei­tei­li­ge Roman­rei­he nutz­te. Das Ergeb­nis hieß MARA UND DER FEUERBRINGER, und han­del­te von einem Mäd­chen im Teen­ager­al­ter, das sich neben sei­nen All­tags­pro­ble­men auch noch unfrei­wil­lig mit gött­li­chen Intri­gen aus­ein­an­der­set­zen muss. Anfangs noch ein Geheim­tipp, erwar­ben die Bücher sich nach und nach eine treue Leser­schar quer durch alle Alters­grup­pen. So treu, dass Krapp­weis sich letzt­lich doch dar­an wag­te, den Stoff zu ver­fil­men – aber nicht für das Fern­se­hen, son­dern für die gro­ße Leinwand.

mara03

Der Film MARA UND DER FEUERBRINGER folgt der Hand­lung des ers­ten Buches: Mara (Lili­an Prent), die unter den eso­te­ri­schen Anwand­lun­gen ihrer Mut­ter (Esther Schweins), mob­ben­den Mit­schü­lern und unan­ge­neh­men Tag­träu­men lei­det, möch­te nichts lie­ber als völ­lig nor­mal und unauf­fäl­lig sein. Doch aus­ge­rech­net sie wird von einem abge­bro­che­nen Zweig (mit der Stim­me von Oli­ver Kalk­ofe) ange­spro­chen, der ihr erklärt, daß sie die Welt ret­ten müs­se. Auf ihrer Suche nach Ant­wor­ten auf die Fra­ge, wie sie dies bewerk­stel­li­gen könn­te, stößt sie auf den Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor Rein­hold Weis­sin­ger (Jan Josef Lie­fers), einen Exper­ten für nor­di­sche Mytho­lo­gie. Nach anfäng­li­cher Skep­sis hilft er ihr mit sei­nen Kennt­nis­sen, und gemein­sam bege­ben sie sich auf ein Aben­teu­er, in des­sen Ver­lauf sich erst ein­mal her­aus­stel­len muss, wer da eigent­lich genau vor wem geret­tet wer­den sollte.

Lite­ra­tur­ver­fil­mun­gen müs­sen meist aus dra­ma­tur­gi­schen, logis­ti­schen und finan­zi­el­len Grün­den mehr oder weni­ger gro­ße Ände­run­gen gegen­über der Vor­la­ge hin­neh­men. MARA UND DER FEUERBRINGER bil­det da kei­ne Aus­nah­me. Mehr als 300 Buch­sei­ten bie­ten eben ande­re erzäh­le­ri­sche Mög­lich­kei­ten als eine weit gerin­ge­re Anzahl an Film­mi­nu­ten, und so muss­te die Hand­lung an eini­gen Stel­len gestrafft wer­den. Ihr Grund­ge­rüst blieb erhal­ten, jedoch wur­den bei­spiels­wei­se die Inhal­te von Maras Visio­nen ver­än­dert. Auch wur­den Hand­lungs­or­te ver­legt und ver­ein­zel­te Sze­nen hin­zu­ge­fügt, die im Buch so nicht vor­ka­men. Lieb­ha­ber der lite­ra­ri­schen Vor­la­ge sind also gut bera­ten, wenn sie in Ihren Köp­fen das Buch ein wenig bei­sei­te schie­ben, um den Film für sich wir­ken zu lassen.

mara04

Der humor­vol­le Cha­rak­ter des Buches ist jedoch ein­deu­tig erhal­ten geblie­ben. Dies ist nicht nur Dreh­buch, Regis­seur und eini­gen klei­nen, ver­steck­ten Anspie­lun­gen auf ande­re Fil­me zu ver­dan­ken, son­dern auch den durch­weg gut besetz­ten Schau­spie­lern. Ins­be­son­de­re Jan Josef Lie­fers ver­leiht der Figur des Pro­fes­sors nicht nur die manch­mal fast kind­li­che Begeis­te­rung für sein Fach­ge­biet, son­dern eben­so einen tro­cke­nen, schlag­fer­ti­gen Witz. Esther Schweins wie­der­um gelingt es, die eso­te­risch beseel­te Mut­ter so dar­zu­stel­len, dass sie glaub­wür­dig wirkt und einer­seits unfrei­wil­lig komisch ist, aber ande­rer­seits nicht zu einer Kari­ka­tur wird.

Das viel­leicht schwie­rigs­te Rol­len­er­be hat Chris­toph Maria Herbst ange­tre­ten, der im Film den Halb­gott Loki ver­kör­pert. Der Name mag man­chem Kino­gän­ger nur aus den Aven­gers-Ver­fil­mun­gen geläu­fig sein. Aber Krapp­weis‘ Loki ist nicht Mar­vels Loki, son­dern steht der mytho­lo­gi­schen Figur weit näher: er ist kein über­heb­li­cher Böse­wicht, der expli­zit sei­nem Bru­der nach dem Leben trach­tet und ande­re gern am Boden sieht. Er ist viel­mehr ein Ver­zwei­fel­ter, der trotz sei­ner gött­li­chen Kräf­te wehr­los auf einem Stein gefes­selt liegt und auf die Hil­fe ande­rer ange­wie­sen ist. Chris­toph Maria Herbst gelingt es sehr gut, die­sen Cha­rak­ter zu ver­kör­pern, des­sen Stim­mung zwi­schen Not, Sar­kas­mus, Stolz und heim­li­cher Dank­bar­keit schwankt.

mara02

Über­aus gelun­gen sind auch die Figu­ren, die von der Trick­tech­nik zum Leben erweckt wor­den sind. Lind­wurm, Mid­gard­schlan­ge und Feu­er­brin­ger brau­chen sich tat­säch­lich vor der inter­na­tio­na­len Kon­kur­renz nicht zu ver­ste­cken. Dies ist auch kein Wun­der, denn mit John Nugent hat­te sich das Film­team einen VFX-Super­vi­sor ins Boot geholt, der zuvor bereits Figu­ren wie dem Balrog aus dem Herrn der Rin­ge vir­tu­el­les Leben ein­ge­haucht hat­te. Neben­bei hat er in MARA UND DER FEUERBRINGER einen klei­nen Gast­auf­tritt als ame­ri­ka­ni­scher Tou­rist hingelegt.

Wei­te­re Hil­fe und einen Gast­auf­tritt als Geschichts­leh­rer erhielt das Film­team von dem ech­ten Pro­fes­sor Rudolf Simek, der Tom­my Krapp­weis schon beim Schrei­ben der Bücher aus­gie­big bera­ten hat­te, und für die Figur des Buch- bzw. Film-Pro­fes­sors Pate gestan­den hat­te. Er über­nahm auch für die Pro­duk­ti­on die wis­sen­schaft­li­che Bera­tung, und so ist es letzt­lich ihm zu ver­dan­ken, daß z.B. die Göt­ter kei­ne sty­li­schen Fan­ta­sy­kos­tü­me tra­gen, son­dern viel­mehr gut recher­chier­te Wikin­ger­klei­dung – in der Film­welt fast schon ein Novum.

mara05

Wie ist der Film nun also gelun­gen? Schafft er es, sei­nen eige­nen Ansprü­chen gerecht zu werden?

Ja, das tut er, der Spa­gat gelingt tatsächlich!

Es gibt einen fri­schen und span­nen­den, in sich schlüs­si­gen Plot mit uner­war­te­ten Wen­dun­gen. Es gibt glaub­wür­di­ge Action­sze­nen, und doch ist das ein­zi­ge Blut, das in Strö­men fließt, nur das lila­far­be­ne des Lind­wurms. Es gibt gut gemach­te Trick­tech­nik, dort wo die Hand­lung sie braucht. Es gibt mehr­schich­ti­ge Cha­rak­te­re mit nicht höl­zer­nen Dia­lo­gen, und Dar­stel­ler, die die­se leben­dig spie­len. Es gibt Sze­nen, die einen zum Lachen brin­gen, und kei­ne von ihnen ist platt oder pein­lich. Ganz neben­bei erhält man noch Ein­bli­cke in das Schick­sal einer Mytho­lo­gie, die gleich­zei­tig fremd und ver­traut ist, und mit der sich jahr­zehn­te­lang kaum jemand zu befas­sen wagte.
Und – last but not least – gibt es die Hoff­nung auf mehr davon, denn die zugrun­de­lie­gen­de Buch­rei­he hat noch zwei wei­te­re Bände …

Es gibt end­lich einen Licht­strahl im fins­te­ren Tal des deut­schen Phan­tas­tik­films: MARA UND DER FEUERBRINGER.

mara01

MARA UND DER FEUERBRINGER
Dar­stel­ler: Lili­an Prent, Jan Josef Lie­fers, Esther Schweins, Chris­toph Maria Herbst, Eva Haber­mann, Alex Simon, Carin C. Tiet­ze, Joseph Han­nes­schlä­ger, Bil­ly Boyd und Hei­no Ferch 
Dreh­buch und Regie: Tom­my Krapp­weis 
Pro­du­zent: Chris­ti­an Becker
Aus­füh­ren­der Prou­zent: Mar­tin Moszkowicz
Kame­ra: Ste­phan Schuh
Musik: Andre­as Lenz von Ungern-Stern­berg, Domi­nik Schuster
Mas­ke: Tat­ja­na Kraus­kopf, Vere­na Weissert
Kos­tüm: Jan­ne Birck
Sze­nen­bild: Albert Jupé
Super­vi­sor Visu­el­le Effek­te: John Nugent
Pro­du­cer Visu­el­le Effek­te: Bene­dict Laubenthal
Krea­tu­ren­de­si­gner: Alex­an­der Stania
Creature/Environmental Design: Alex­an­der Pohl
Cas­ting: Danie­la Tolkien
Pro­duk­ti­ons­fir­men: Rat Pack Film­pro­duk­ti­on GmbH in Co-Pro­duk­ti­on mit RTL Tele­vi­si­on GmbH
Deutsch­land 2015

Pro­mo­fo­tos Copy­right 2015 Con­stan­tin Film Ver­leih GmbH

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.
Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.
Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

AutorIn: Ursel Meyer

Haupt­be­ruf­lich chro­nisch bücher­süch­tig, ins­be­son­de­re mit einer Lei­den­schaft für selt­sa­me Wel­ten; dane­ben auch mit einer Schwä­che für noch selt­sa­me­re rhyth­mi­sche Ver­ren­kun­gen behaf­tet; erstaun­li­cher­wei­se treibt sie meist eher das letz­te­re dazu, Wor­te zu vir­tu­el­lem Papier zu brin­gen, aber das Leben steckt ja vol­ler Überraschungen

5 Kommentare for “MARA UND DER FEUERBRINGER”

sagt:

Toll, mitt­ler­wei­le bin ich dann doch neu­gie­rig auf den Film geworden.

Wer­de mich nun doch auf einen Kino­be­such vorbereiten

Saro Sahihi

sagt:

Und wie­der­mal bleibt die Ton­ab­tei­lung unerwähnt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.