Nur der Graf höchstpersönlich bekommt keine Möglichkeit, mal durchzuatmen. Mit 118 Jahren wird seine Tochter Mavis langsam erwachsen und muss davon überzeugt werden, dass sie niemals die Nähe der Menschen suchen darf. Denn Menschen sind die wahren Monster, und so veranstaltet Dracula einiges an Theater um Mavis die Neugierde auszutreiben. Ausgerechnet durch das Spektakel bei einer dieser inszenierten Ablenkungsmanöver, gelangt der Rucksacktourist Jonathan in das Hotel. Und jetzt beginnen die eigentlichen Probleme des Grafen, den Jonathan und Mavis haben einiges füreinander übrig. Aber ein Mensch im Hotel würde die Gäste vertreiben.
Soweit zu dem grandiosen Universal-Gespann von Vampir, Wolfsmensch, Frankensteins Ungeheuer und dem Unsichtbaren. Hier verkommen sie zur Staffage für eine Liebesgeschichte, die ein Publikum ansprechen soll, welches widerum dieser Film kaum ansprechen wird. Es gibt einige nette Einfälle und Anspielungen auf die alten Filme mit den alten Monstern. Aber die bleiben für die Kleinen im Publikum unverständlich und sind für den begleitenden Erwachsenen zu spärlich und uninspiriert. Dabei gehört zum Besten, dass Jonathan zur Tarnung die Rolle des Neffen von Frankensteins Ungeheuer annimmt, und zwar Neffe des rechten Armes des zusammengeflickten Monsters.
Selbst losgelöst von dem ganzen Hintergrund der ursprünglichen Monster und der damit verbundenen Erwartungshaltung, ist HOTEL TRANSSILVANIEN nur ein mittelprächtiger Film. Zu unausgeglichen ist seine Intention, der Spaß an einigen Stellen eher fragwürdig. Wie kann ein Kind mit Szenen einer Horde brennender Zombies wohl umgehen? Mit essentiellen Fehlern wie Mavis ersten Sonnenaufgang, wo die Schatten falsch wandern, kann man hingegen nachlässiger umgehen. Wobei sich die andere Frage auftut, wieso es eines menschlichen Naseweises bedarf, der einem 118 Jahre alten Mädchen ihren ersten Sonnenaufgang zeigt. Die Figuren sind Schablonen, außer Jonathan vielleicht, der schnell mit seiner allzu coolen Art zu nerven beginnt. Der grundlegende Gedanke dieses Films hätte von Pixar oder DreamWorks umgesetzt werden müssen. So hat Sony nur einen weiteren halbgaren Spaß mit und von Adam Sandler produziert.
Grundsätzlich wäre HOTEL TRANSSILVANIEN keine schlechte Unterhaltung, wäre Regisseur Genndy Tartakovsky nicht dem Irrglauben erlegen, je turbulenter, hektischer und hysterischer eine Szene inszeniert sei, umso mehr würde sich der Spaßfaktor erhöhen. Vielleicht die Kleinen einmal ein bisschen zu gruseln, daran wird trotz des Themas erst gar kein Gedanke verschwendet. Auch die stereoskopische Umsetzung bleibt hinter dem zurück, was die Kollegen anderer Studios als zusätzliche Erzählebene zu nutzen verstehen. Viele gute Ansätze und Gedanken, aber am Ende nur ein verhaltener Spaß. Und beim nächsten Sonnenaufgang ist jeder weitere Gedanken daran zu Staub zerfallen.
HOTEL TRANSSILVANIEN – HOTEL TRANSSYLVANIA
Sprecher:
Dracula: Adam Sandler / Rick Kavanian
Jonathan: Andy Samberg / Elyas M‘Barek
Mavis: Selena Gomez / Josefine Preuß
Frankenstein: Kevin James / Hans-Eckart Eckhardt
Eunice: Fran Drescher / Kerstin Sanders-Dornseif
Wayne: Steve Buscemi / Tobias Lelle
Wanda: Molly Shannon / Nora von Waldstätten
Griffin: David Spade / Tobias Kluckert
Murray: CeeLo Green /Daniel Zillman
und Quasimodo: Jon Lovitz / Jeff Davidson
Regie: Genndy Tartakovsky
Drehbuch: Peter Baynham, Robert Smigel
Bildschnitt: Catherine Apple
Musik: Mark Mothersbaugh
Produktionsdesign: Marcelo Vignali
zirka 91 Minuten
USA 2012
Promofotos Copyright 2012 Columbia Pictures & Sony Pictures Releasing