Bereits 2013 in den USA gestartet, und längst auf BluRay/DVD zu erwerben, kann man nur spekulieren, warum dieser Film erst jetzt in Deutschland zu sehen ist. Einer der offensichtlichsten Gründe könnte sein, dass der Verleih erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen wollte. Und das ist die Sache mit der Qualität. Immerhin hat NIX WIE WEG bisher fast 75 Millionen Dollar eingespielt, viele Freunde hat er sich dabei allerdings nicht gemacht. Und das ist eindeutig der extrem dünnen, und unsagbar abgedroschenen Geschichte zu verdanken. Auf dem Planeten Baab ist Scorch der Nationalheld. Alle Aufgaben und Missionen erfüllt er erfolgreich ohne Scheu und Verzagen. Sein Bruder Gary hingegen ist der geborene Schreibtischtäter, der Scorch vom Kontrollzentrum aus, durch dessen Auftrag führt. Selbst der jüngste Zuschauer braucht nicht lange, um zu erfahren, wer der hellere Kopf der Familie ist, und wer am Ende der wirkliche Held sein wird. Das es allerdings so platt nach Schema‑F geschrieben und inszeniert wurde, ist eine bittere Pille für ein zahlendes Publikum. Ein Notruf vom »Dunklen Planeten«, lässt Scorch gegen jede Vernunft sofort aufbrechen. Denn vom »Dunklen Planeten« ist noch nie ein Abgesandter anderer Planeten zurück gekehrt. Der einzige Planet im Universum, bei dem die Evolution rückwärts verläuft, und sich schöne, intelligente Dinosaurier, zu hässlichen, dummen Menschen wandelten.
In wenigen Ansätzen zeigt NIX WIE WEG durchaus Potential, allerdings macht dies umso schmerzlicher bewusst, was man wirklich vermisst. Da ist zum einen der im Stil der Fünfzigerjahre gehaltene Lehrfilm für Außerirdische, in dem Verhaltensmaßregeln gegenüber Menschen erklärt wird. Dass man Menschen nicht essen darf, oder sollte jemand von der Spezies sein, welche die Pyramiden gebaut hat, möge er sich doch bitte melden. Und im Eifer des Treibens geht fast unter, dass die Männer in den Schutzausrüstungen immer paarweise gerufen werden, wie George und Lucas. Auch Christopher und Nolan waren dabei. Oder Peter und Jackson. Doch am einprägsamsten bleibt Scorchs Begegnung mit einer von einem Gebläse betriebenen Werbefigur, welche er für einen ebenfalls gefangenen Alien hält. Leider erschöpft sich bis dahin auch schon der humorige Anteil. Regierungstrucks, die als Eiswagen getarnt die Aufschrift Flavors 51 in Area 51 tragen, hat dann schon etwas zu viel Gewolltes. Für das eigentliche Zielpublikum dann sowieso nicht mehr nachvollziehbar.
Callan Brunker kommt eigentlich aus der Sparte der Story-Board-Zeichner, und für ein Regie-Debüt hat man ihm ein sehr anspruchsvolles Projekt anvertraut. Ein Projekt, das die Weinstein Company bereits seit 2007 zu realisieren versuchte. Entweder scheiterten die Finanzierungen, oder die neueste Technologie mit der NIX WIE WEG realisiert werden sollte, stellte sich quer. Dazu gesellte sich noch ein Rechtestreit mit Tony Leech, der die eigentliche Vorlage für die Geschichte lieferte. Es war also schon einmal kein guter Start. Ob es tatsächlich auch der Grund für das Scheitern des Films sein soll, kann dahingestellt sein. Es gab schon weit geschundenere Projekte, die schließlich in Glorie auf der Leinwand erstrahlten. Das Problem mit NIX WIE WEG ist einfach sein laxer Umgang mit den Erwartungshaltungen seines Publikums. Wenn Garys Sohn am Anfang seinen Onkel Scorch mehr bewundert, als den eigenen Vater, dann weiß jeder wie dieses Dilemma am Ende aufgelöst wird. Wenn Gary, als anfänglicher Verlierer, sich standhaft weigert seinen Bruder vom »Dunklen Planeten« zu retten, dann weiß auch jeder, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Es sind diese vielen, vielfach variierten Versatzstück, die NIX WIE WEG einfach nicht als Variation zu verkaufen versteht. Mit auffallender Einfallslosigkeit wird eine längst überholte Formel von Erzählstruktur abgewickelt, die schon lange nicht mehr zeitgemäß ist.
Wie bitter ist das alles, wenn alle technischen Bereiche so tadelloses Top-Kino verwirklichen, aber ausgerechnet die kreativen Sparten schlichtweg versagen. NIX WIE WEG hat in seiner Prämisse alle Voraussetzungen, beste Familienunterhaltung zu bieten. Doch er bietet weder seinem jungen Publikum eine angemessene Neuinterpretation von althergebrachten Klischees, noch den Erwachsenen ein ausgewogenes Unterhaltungspotential. Er ruht sich einfach auf seiner extrem ausgetretenen Weg von Erzählung aus. Das ist sehr schade, denn diese kindgerechte Variante von Simon Peggs ersonnenen PAUL wäre gerade für Genre-Freunde mehr als interessant gewesen. Aber wenn sich die Bewohner des Planeten Baab über die evolutionäre Entwicklung der Erde lustig machen, dann aber die selben Gebräuchlichkeiten zum Beispiel bei Hochzeit und der dafür vorgesehenen Musikauswahl haben, dann stimmt etwas nicht in Konzept und Aussage der Geschichte.
NIX WIE WEG – ESACPE FROM PLANET EARTH
Sprecher:
Scorch Supernova: Brendan Fraser / Tobias Meister
Gary Supernova: Rob Gorddry / Olaf Reichmann
Kip Supernova: Jonathan Morgan Heit / Cedric Eich
Kira Supernova: Sarah Jessica Parker / Irina von Bentheim
James Bing: Ricky Gervais / Dietmar Wunder
Lena Thackelman: Jessica Alba / Marie Bierstedt
General Shanker: William Shatner / K. Dieter Klebsch
u.a.
Regie: Callan Brunker
Drehbuch: Callan Brunker, Bob Barlen
Kamera: Matthew A. Ward
Bildschnitt: Matt Landon, Scott Winlaw
Musik: Aaron Zigman
Produktionsdesign: Barry E. Jackson
89 Minuten
Kanada – USA 2013
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