Miriam Pharo – SEKTION 3|HANSEAPOLIS: SCHATTENSPIELE

In Miri­am Pha­ros Sci­ence Fic­tion-Thril­ler SCHATTENSPIELE wird die Hand­lung aus dem ers­ten Roman der Rei­he unter dem Titel SCHLANGENFUTTER fort­ge­setzt. Wei­ter­hin ver­sucht das Ermitt­ler­team der Sek­ti­on 3, bestehend aus dem erfah­re­nen aber undurch­sich­ti­gen Eli­as Kosloff und »der Neu­en« Louann Mari­no, die zahl­lo­sen offe­nen Fäden aus dem ers­ten Band zu ent­wir­ren und neu zu ver­knüp­fen. Das wird umso schwie­ri­ger, als die Lösung offen­bar in die höchs­ten Krei­se von Han­sea­po­lis reicht und Kor­rup­ti­on sowie Ein­fluss­nah­me auf die Arbeit der Poli­zei im Jahr 2066 eher die Regel als die Aus­nah­me darstellen …

Ich war äußerst gespannt, ob Miri­am Pha­ro in der Lage sein wür­de, das durch­weg hohe Niveau und die anspre­chen­de Thril­ler-Hand­lung sowie die groß­ar­ti­ge Beschrei­bung einer weni­ger groß­ar­ti­gen Zukunft des Vor­gän­gers in der Fort­set­zung wei­ter zu führen.

Vor­ab kann ich sagen:  ich wur­de nicht enttäuscht!

Klap­pen­text:

Die eins­ti­gen blü­hen­den Han­se­städ­te im Nor­den exis­tie­ren nicht mehr. Ham­burg ist ein Nobel­be­zirk von Han­sea­po­lis – einer Mega­ci­ty mit über 20 Mil­lio­nen Ein­woh­nern –, die Lübe­cker Regi­on eine rie­si­ge Indus­trie­zo­ne. Dass die Cops 72 Stun­den und mehr am Stück Dienst tun, ist kei­ne Sel­ten­heit. Denn Han­sea­po­lis schläft nie.

Der Fall des ermor­de­ten Mäd­chens im Sumpf wird für Eli­as Kosloff, Seni­or Detec­ti­ve beim Mord­de­zer­nat von Han­sea­po­lis, zum Alb­traum: In den Heli­um-3-För­der­mi­nen auf dem Mond kommt er einer Ver­schwö­rung unge­ahn­ten Aus­ma­ßes auf die Spur, gleich­zei­tig holt ihn sei­ne Ver­gan­gen­heit wie­der ein. Ein alter Freund trach­tet ihm nach dem Leben … und er ist nicht der Einzige.

SCHATTENSPIELE ist die kon­se­quen­te Fort­set­zung des ers­ten Ban­des, der den Leser mit einem üblen Cliff­han­ger zurück ließ. Die Art und Wei­se, wie die Geschich­te in die­sem zwei­ten Roman der Rei­he fort­ge­führt wird, lässt mich aller­dings mut­ma­ßen, dass es sich ursprüng­lich um nur ein Buch han­del­te, das aus irgend­wel­chen Grün­den in zwei Tei­le auf­ge­teilt wurde.
Der Les­bar­keit hat das durch­aus kei­nen Abbruch getan, dass in mei­nem Fall soviel Zeit zwi­schen dem Inha­lie­ren des ers­ten und zwei­ten Ban­des ver­ging, habe ich mir ja im Prin­zip selbst zuzu­schrei­ben, aller­dings habe ich mir wäh­rend der Lek­tü­re mehr­fach gewünscht, ich hät­te bei­de in einem Roman in einem Rutsch durch­le­sen können.

Die tref­fen­den Beschrei­bun­gen der Umstän­de des Jah­res 2066 in der Euro­päi­schen Föde­ra­ti­on im All­ge­mei­nen und Han­sea­po­lis im Beson­de­ren (mit Facet­ten der rest­li­chen Erde und sogar der Heli­um-3-Minen auf dem Mond) blei­ben wie in SCHLANGENFUTTER eine rei­ne Freu­de für den ins­be­son­de­re in letz­ter Zeit nicht son­der­lich mit les­ba­rem Mate­ri­al ver­wöhn­ten SF-Fan.

Auf den Inhalt ein­zu­ge­hen ist wie­der mal nicht zu ein­fach, weil man dann Details zur Hand­lung offen legen müss­te, und das ist natür­lich gera­de bei einem Kri­mi nicht zu ein­fach. Ich möch­te aller­dings den­noch auf zwei Punk­te ein­ge­hen, die ich etwas kri­ti­scher betrachte.
Zum einen haben wir den Ver­rä­ter, der im Lau­fe des Romans immer wie­der mal dabei besucht wird, wie er durch die Unter­welt von Han­sea­po­lis flieht und dabei kei­ne beson­ders gute Figur macht. Das erscheint vom Rest des Romans irgend­wie völ­lig los­ge­löst und SCHATTENSPIELE hät­te ohne die­se Kapi­tel genau­so gut funk­tio­niert. Die Flucht und mit die­ser ein­her gehen­den Gescheh­nis­se wirk­ten auf mich abge­löst, ein wenig fehl am Platz und die »Auf­lö­sung« (viel­leicht eher »das Ende«) konn­te mir auch kei­ne wirk­li­che Genug­tu­ung brin­gen. Ich hät­te es als pas­sen­der (und zufrie­den­stel­len­der) emp­fun­den, wenn die­se Figur von den Prot­ago­nis­ten gefun­den und einer gerech­ten Stra­fe zuge­führt wor­den wäre (von mir aus auch durch eine Kugel).
Der zwei­te Kri­tik­punkt hat mit der Auf­lö­sung zu tun. Es war abzu­se­hen, dass ein »hohes Tier« in den Fall ver­wi­ckelt sein wür­de, aller­dings kam nach mei­nem Emp­fin­den nicht ganz klar her­aus, war­um das jetzt alles angeb­lich so eine Rie­sen­num­mer sein soll­te. Bei all den Beschrei­bun­gen über eine dys­to­pi­sche Zukunft mit hau­fen­wei­se skru­pel­lo­sen Wirt­schafts­bos­sen und ultra­kor­rup­ten Poli­ti­kern war die Lösung mei­ner Ansicht nach rela­tiv unspektakulär.

Von die­sen bei­den Ein­schrän­kun­gen abge­se­hen (die sicher­lich in ers­ter Linie Geschmacks­sa­che sind) wird erneut eine erschre­ckend rea­lis­tisch wir­ken­de Zukunft vor dem Leser aus­ge­brei­tet und mit zahl­lo­sen klei­nen, futu­ris­ti­schen und High­tech-Details nicht nur gar­niert, son­dern homo­gen ange­rei­chert, so dass eine stim­mi­ge und düs­te­re Visi­on des Jah­res 2066 ent­steht, die ich jedem SF-Leser nur emp­feh­len kann. Miri­am Pha­ro hat die Beschrei­bung die­ser Zukunft ein­fach drauf, anders kann man das gar nicht formulieren.

Die Autorin zeigt, dass deutsch­spra­chi­ge Thril­ler-SF mit Anlei­hen bei US-ame­ri­ka­ni­schen Fil­men und Fern­seh­se­ri­en durch­aus mög­lich ist – und das ins­be­son­de­re in einer den­noch eigen­stän­di­gen Art, die ihre Inspi­ra­ti­ons­quel­len zwar erken­nen lässt, sie aber nicht skla­visch über­nimmt, son­dern mit loka­len Aspek­ten zu etwas Neu­em kom­bi­niert. Mei­ner Ansicht nach kommt man an Miri­am Pha­ro im Bereich deutsch­spra­chi­ger SF nicht vorbei.

Ich freue mich außer­or­dent­lich auf Band drei mit dem Titel PRÄLUDIUM, der einen neu­en Fall auf­rollt und im Gegen­satz zu den bei­den Vor­gän­ger­bän­den in sich abge­schlos­sen sein wird (zumin­dest habe ich das so verstanden).

Für SCHATTENSPIELE ist mein Fazit: unein­ge­schränkt emp­feh­lens­wert, soll­te man aller­dings zusam­men mit SCHLANGENFUTTER in einem Rutsch durchlesen.

SEKTION 3|HANSEAPOLIS – SCHATTENSPIELE
Miri­am Pharo
Sci­ence Fiction-Thriller
Taschenbuch
Mai 2010
248 Sei­ten, EUR 12,90
(auch als eBook erhältlich)
ISBN-10: 3941404415
ISBN-13: 978–3941404410
Aca­bus-Ver­lag

[cc]

Cover SCHATTENSPIELE Copy­right Aca­bus-Ver­lag, Bild Miri­am Pha­ro Copy­right Miri­am Pharo

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