JURASSIC WORLD gespoilert

Poster Jurassic World

JURASSIC WORLD – Bun­des­start 11.06.2015

Die Brü­der Zach und Gray dür­fen das Wochen­en­de mit ihrer Tan­te Clai­re ver­brin­gen. Zach ist der mür­ri­sche, ver­ant­wor­tungs­lo­se Teen­ager, Gray der kurz vor der Puber­tät ste­hen­de, von Dino­sau­ri­ern begeis­ter­te, Jun­ge. Tan­te Clai­re, die ist zufäl­lig die Lei­te­rin des Ver­gnü­gungs­parks »Juras­sic World«, auf der Isla Nublar. Und da sie eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Lei­te­rin ist, müs­sen die Jungs dann doch erst ein­mal mit Clai­res Assis­ten­tin Vor­lieb neh­men, weil Tan­te lie­ber Geschäfts­ter­mi­ne wahr­nimmt. Falls sich jetzt jemand denkt: Hopp­la, da wird sich Zach vom ver­ant­wor­tungs­lo­sen wohl bald zum schüt­zen­den Men­schen wan­deln, dann hat er viel­leicht nicht ganz so Unrecht. Und wenn geneig­ter Zuschau­er dar­auf kommt, dass Clai­re zur geläu­ter­ten Tan­te mutiert, dann liegt er nicht so falsch. Wenn dann der ers­te Dino­sau­ri­er Schwie­rig­kei­ten macht, muss Clai­re den hemds­är­me­li­gen Natur­bur­schen Owen um Hil­fe bit­ten. Dass die Bei­den sich nicht beson­ders gut lei­den mögen, könn­te für das Ende bedeu­ten, dass sie sich in den Armen lie­gen wer­den. Und so geht es wei­ter und wei­ter, wo jede Aus­gangs­la­ge sofort dar­auf ver­weist, wie die Auf­lö­sung im wei­te­ren Ver­lauf aus­se­hen wird.

JURASSIC PARK hat zwei­fel­los das Kino ver­än­dert. Noch heu­te kann man sich kaum vor­stel­len, dass damals ledig­lich 8 Minu­ten von Dino­sau­ri­er-Bil­dern am Com­pu­ter ent­stan­den sind. Dafür so lebens­echt wie kein am Com­pu­ter gene­rier­tes Bild zuvor. Dann das erst­mals auf­ge­führ­te DTS-Sur­round-Ton­sys­tem, wel­ches nicht über den eigent­li­chen Film abge­spielt wur­de, son­dern via syn­chro­ni­sier­te CDs, dabei über eine Dyna­mik ver­füg­te, die zur opti­schen Fas­zi­na­ti­on noch einen akus­ti­schen Over­kill bot. Und dann pas­sier­te etwas in JURASSIC PARK, das man bis­her nicht aus dem Kino kann­te. Ein Film, der über Mar­ke­ting und Mer­chan­di­sing funk­tio­nier­te, kon­ter­ka­rier­te genau die­se moder­nen Stra­te­gien, über die im Film gezeig­ten Ver­mark­tun­gen in eben jenem fik­ti­ven Park. Ein zwei­ter Teil war nicht nur aus finan­zi­el­len Grün­den not­wen­dig. Das Publi­kum woll­te, und brauch­te, mehr. Erst der drit­te Teil zeig­te ers­te Ermü­dungs­er­schei­nun­gen, obwohl die Geschich­te immer noch über genü­gend eigen­stän­di­ges Poten­ti­al ver­füg­te. Aber jede bil­li­ge Auto­wer­bung ver­füg­te jetzt über einen in die Kame­ra brül­len­den T‑Rex aus dem Com­pu­ter. Der Com­pu­ter hat­te die Film­welt in allen Gen­res bereits im Griff. Was wür­de ein Film also 14 Jah­re nach JURASSIC PARK III noch an Ori­gi­na­li­tät bie­ten können?

JURASSIC WORLD hat zwei Kin­der als Haupt­cha­rak­te­re, wie sei­ne Vor­gän­ger auch. Kin­der-Cha­rak­te­re signa­li­sie­ren aber auch sofort, dass die­se unge­scho­ren aus der Geschich­te her­vor­ge­hen wer­den. Und ein Traum­paar wie Chris Pratt und Bryce Dal­las Howard? Wer anneh­men soll­te, dass einer der bei­den das Ende des Fil­mes nicht erle­ben wird, der war noch nie im Kino. Was soll also pas­sie­ren? JURASSIC WORLD wird zu einer Ach­ter­bahn­fahrt, die ver­sucht, einem Angst zu machen, obwohl man schon so oft Ach­ter­bahn gefah­ren ist, um genau zu wis­sen, dass am Ende die Sicher­heits­bü­gel nach oben weg­klap­pen, um ein­fach nur die nächs­ten Gäs­te aufzunehmen.
Die ande­re Sei­te sind Figu­ren, wie die des immer über­zeu­gen­den Irr­fan Khan als Groß­in­dus­tri­el­ler Mas­ra­nie, des­sen kläg­li­che Hub­schrau­ber­flü­ge am Anfang gera­de danach schrei­en, dass die­se nicht nur wich­tig für die Hand­lung wer­den, son­dern auch dra­ma­ti­sche Aus­wir­kun­gen haben. Oder D’Onofrios merk­wür­dig unsym­pa­thi­scher Hos­kins, bei dem man stän­dig das Gefühl hat, dass sein Ende ein Unschö­nes sein könn­te. Hos­kins ist aus­nahms­wei­se kei­ne Figur vom Mili­tär, aber eine, wel­che sich so benimmt. Das führt im Film zu eini­gen Ver­wir­run­gen, weil das Dreh­buch voll­kom­men offen lässt, wel­cher Cha­rak­ter für wel­che Ver­ant­wor­tun­gen zustän­dig ist. Das muss nach der Dra­ma­tur­gie des Fil­mes so sein, weil man sich nach allen Sei­ten die Mög­lich­kei­ten offen hal­ten woll­te. Es gibt in JURASSIC WORLD eine Men­ge Cha­rak­ter, wel­che für irgend etwas ver­ant­wort­lich sind. Dies ist aller­dings so unklar beschrie­ben, dass es nach Hand­lungs­be­darf belie­big ein­ge­setzt wer­den kann.

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Der Grund­satz einer Fort­set­zung ist, dass es stets grö­ßer und auf­wen­di­ger insze­niert wer­den muss. Oder durch ori­gi­nel­le­re Ein­fäl­le auf­ge­wer­tet wird. JURASSIC WORLD schei­tert dar­an, grö­ßer sein zu wol­len, als sei­ne Vor­gän­ger. Man beach­te nur die Dino­sau­ri­er-Arten, the­re is always a big­ger fish. Eine bit­te­re Iro­nie in JURASSIC WORLD ist sei­ne eige­ne Grund­prä­mis­se. Der Ver­gnü­gungs­park JURASSIC WORLD kann sich finan­zi­ell nur dann immer wie­der über Was­ser hal­ten, wenn die Betrei­ber stets schau­er­li­che­re, mons­trö­se­re Sau­ri­er schaf­fen. Dadurch gerät das Gefü­ge im Park ins Wan­ken. Man züch­tet dort kei­ne Dino­sau­ri­er mehr, son­dern erzeugt abson­der­li­che Hybri­den aus ver­schie­de­nen Gen-Poolen. Dies deckt sich mit dem Grund­ge­dan­ken der Pro­duk­ti­on von WORLD, wo der Film lan­ge nicht mehr mit PARKs eigent­li­cher Fas­zi­na­ti­on sei­ne Zuschau­er bin­den kann. Die künst­lich erschaf­fe­nen Attrak­tio­nen in die­sem Film spie­geln sehr genau wie­der, was die­se Pro­duk­ti­on plagt. Clai­re lei­tet ein gro­ßes Unter­neh­men und ist gezwun­gen auf even­tu­ell anste­hen­de Besu­cher­rück­gän­ge reagie­ren zu kön­nen. Genau­so muss­te die Pro­duk­ti­on des Fil­mes nicht nur Fans der Vor­gän­ger über­zeu­gen, son­dern eine ganz neue Gene­ra­ti­on von Zuschau­ern locken, die mit foto­rea­lis­ti­schen Film­ef­fek­ten auf­ge­wach­sen sind.

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Der Park selbst ist fan­tas­tisch. Hier haben die Set-Desi­gner um Ed Ver­reaux groß­ar­ti­ges geleis­tet, um die Park-Atmo­sphä­re rea­lis­tisch zu gestal­ten. Aber auch das Ein­bin­den der Rui­nen des ers­ten Parks ist eine wun­der­ba­re Idee der Pro­duk­ti­on gewe­sen. Attrak­ti­ve, bekann­te Schau­spie­ler sind dabei, und es fin­det sich der ein oder ande­re flot­te Ein­zei­ler. Was kann also schief gehen, bei einem Film die­ser Größenordnung?
Ein­fach: Ihm fehlt die Magie. Wenn der Zuschau­er von der neu­en Attrak­ti­on Indo­mi­nus Rex anfäng­lich immer nur Schat­ten und wackeln­des Gehölz sieht, dann ist das ledig­lich eine Wie­der­ho­lung des Span­nungs­auf­baus von JURASSIC PARK mit dem T‑Rex. In Dia­lo­gen wird behaup­tet, dass John Ham­monds ers­ter Park nicht funk­tio­niert habe. Was natür­lich falsch ist, denn die Kata­stro­phe wur­de erst durch die Gier des Com­pu­ter­spe­zia­lis­ten Den­nis Nedry in Gang gesetzt, und die Ket­te der Ereig­nis­se wur­de immer wei­ter durch mensch­li­ches Ver­hal­ten beein­flusst. Und das ist die größ­te Schwä­che von JURASSIC WORLD: Kei­ne der Figu­ren hat irgend einen Ein­fluss auf die Hand­lung. Ob die Kin­der, die stän­dig gejagt wer­den, oder die Erwach­se­nen, wel­che den Kin­dern erfolg­los hin­ter­her hecheln. Selbst der letz­te auf­op­fe­rungs­vol­le Mit­ar­bei­ter im Kon­troll­zen­trum drückt nur einen Knopf, den jeder hät­te drü­cken kön­nen, aber damit sei­ne selbst­lo­se Anwe­sen­heit recht­fer­tigt. Der Indo­mi­nus Rex bricht aus, der Indo­mi­nus Rex mor­det sich über die Insel, der Dino­sau­ri­er Indo­mi­nus Rex wird von ande­ren Dino­sau­ri­ern zur Stre­cke gebracht. Die Cha­rak­te­re het­zen stets neben den Gescheh­nis­sen her, ohne die Hand­lung dabei in eine ande­re Rich­tung brin­gen zu kön­nen. Am Ende sieht man einen Flug­zeug­han­gar wo die 20.000 Besu­cher des Parks unter­ge­bracht sind. Hun­der­te sind ver­letzt, nur die vier Haupt­dar­stel­ler, wel­che den gan­zen Film hin­durch von Dino­sau­ri­ern gehetzt und ange­grif­fen wur­den, sind unverletzt.

Das dies der Anfang einer neu­en Tri­lo­gie sein soll, wird in bestimm­ten Sze­nen nur all zu deut­lich. Aber dazu müs­sen sich die Macher eini­ges ein­fal­len las­sen. Beson­ders Ste­ven Spiel­berg, für den die­ser vier­te Teil eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit war, soll­te sich zurück besin­nen, was sei­ne frü­he­ren Fil­me wie UMHEIMLICHE BEGEGNUNG, E.T. oder eben JURASSIC PARK aus­mach­ten. Die­ser Zau­ber, den man mit den mani­pu­la­ti­ven Mit­teln des Kinos ent­fa­chen kann. Das Spek­ta­kel ist in all sei­ner Herr­lich­keit gege­ben, allein die Magie fehlt.

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JURASSIC WORLD
Dar­stel­ler: Chris Pratt, Bryce Dal­las Howard, Omar Sy, Irr­fan Khan, Judy Gre­er, Vin­cent D’Onofrio, Jake John­son, Nick Robin­son, Ty Simp­kins u.a.
Regie: Colin Trevorrow
Dreh­buch: Rick Jaf­fa, Aman­da Sil­ver, Colin Tre­vor­row, Derek Connolly
Kame­ra: John Schwartzman
Bild­schnitt: Kevin Stitt
Musik: Micha­el Giacchino
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Ed Verreaux
124 Minuten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Inter­na­tio­nal Pictures

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