Seit über 800 Jahren hält Kaulder den Frieden zwischen Menschen und Hexen im Gleichgewicht. Dereinst verdammte ein Fluch Kaulder zur Unsterblichkeit. Ein Fluch, der ihm von der Hexenkönigin auferlegt wurde, als er diese tötete. Damals war Kaulders Motivation Rache für den Tod seiner Familie. 800 Jahre später hat er sich mit seinem Schicksal arrangiert, fährt tolle Sportwagen, und bringt mit Coolness und derber Männlichkeit nicht nach den Richtlinien agierende Hexen zur Räson. Unterstützt wird er dabei von Dolan, einen Abgesandten der Kirche, der unter dem Banner »Axt und Kirche« arbeitet. Wegen Kaulders Lebenserwartung ist Michael Caines Dolan die Nummer 36. Weil der aber in Rente geht, folgt Eljiah Wood als Dolan 37. Es ist eine hübsch ersponnene Welt, die sich die Autoren Goodman, Sazama und Sharpless da ausgedacht haben. Und als eine Welt, in der ein Vin Diesel Dienst tun soll, funktioniert sie ziemlich gut, wenngleich nicht weit darüber hinaus.
Hier und da muss Kaulder einmal eine Hexe, oder einen Hexer an die Schnittstelle von menschlicher Welt und Hexenreich übergeben. Das ist kaum bemerkenswert. Aber dann häufen sich die Anzeichen, dass sich etwas Größeres zusammenbraut, und schließlich die Frage aufwirft, ob Kaulder die Hexenkönigin vor 800 Jahren wirklich getötet hat. Dass dies nicht ohne ordentliches Spektakel abgehen kann, versteht sich von selbst. Kaum eine Szene, in denen sich die Trickspezialisten nicht austoben dürfen. Da sind Funkenflug und züngelnde Flammen mehr beschäftigte Anteile, als der Hauptdarsteller selbst. Leider ermüdet das dann auch schnell. Viel Originalität beweisen die Macher dabei nicht. Ständig wachsen irgendwoher alles verschlingende Wurzeln, oder beginnen Kulissen nach Belieben zu Brennen, oder ein Hexer bläst Unheil versprühende Feuerwerke aus seinen Handflächen. Das alles geschieht wahllos, und ja nach Bedarf für den Handlungsverlauf.
Aber man darf sich auf der anderen Seite auch nicht beschweren. Denn wer Vin Diesel will, bekommt den auch. Genau in der unverkennbaren Art wie man ihn seit Anbeginn seiner Karriere zu schätzen gelernt hat. Als Fantasy-Spektakel ist LAST WITCH HUNTER alles andere als eine wohlkonzipierte Fantasy-Welt. Da werden Zauber und Magie aus dem Hut geschüttelt, wie man es gerade braucht. Es gibt keinen klare Struktur, wie die Welt der Hexerei überhaupt funktioniert. Alles beliebig. Man könnte alles bis zur Unendlichkeit zerpflücken. Und an manchen Stellen des Filmes möchte man das auch. Doch kein Zuschauer geht in einen Vin Diesel-Film, weil es Fantasy ist und es um Hexen geht. Da darf man sich nichts vormachen. Insofern ist LAST WITCH HUNTER eine wunderbarer Unterhaltung, die keine tiefergehenden Ansprüche an sich selbst stellt, und somit auch sein Publikum nicht betrügt. Dazu gesellt sich für die GAME OF THRONES-Freunde Rose Leslie, für die BATMAN-Fanatiker Michael Caine, und Elijah Wood bedient die RING-Ecke. Die Besetzung ist schon sehr speziell, als das sie Zufall sein dürfte. Nicht zu vergessen die RIDDICK-Reihe mit Herrn Diesel.
THE LAST WITCH HUNTER ist gewiss keine Offenbarung. Aber wann erlebt man diese überhaupt noch dieser Tage? Er ist angenehme Unterhaltung die sich selbst keiner allzu strengen Regeln unterwirft. Und kann dann doch mit einer Geschichte aufwarten, die weit tiefer geht als man zuerst vermuten möchte. Jawohl, dieser Film hat eine Geschichte, die er sogar mit sehr viel Feingefühl entspinnt. Denn der Fluch, der auf Kaulder lastet, ist perfider als man annehmen möchte.
THE LAST WITCH HUNTER
Darsteller: Vin Diesel, Rose Leslie, Michael Caine, Elijah Wood, Ólafor Darri Ólafsson, Rena Owen u.a.
Regie: Breck Eisner
Drehbuch: Cory Goodman, Matt Sazama, Burk Sharpless
Kamera: Dean Semler
Bildschnitt: Chris Lebenzon, Dean Zimmerman
Musik: Steve Jablonsky
Produktionsdesign: Julie Berghoff
106 Minuten
USA – China – Kanada 2015
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