Schon mit DISTRICT 9 hat Neill Blomkamp gesellschaftliche und soziale Themen in eine überragend überzeugende Science Fiction-Parabel gepackt. ELYSIUM, als lang erwarteter und heiß begehrter Nachfolger des Spielfilm-Erstlings DISTRICT 9, setzte ähnliche Erwartungen, und versprach diese Erwartungen zu erfüllen. Elysium ist der Name der Raumstation, auf der sich die Milliardäre unserer Erde zurückgezogen haben. Dort gibt es nur Wohlstand, und Sicherheit von den unangenehmen Seiten der grausamen Armut auf Erden. Diese Erde ist übervölkert und endgültig der Umweltverschmutzung zum Opfer gefallen, es herrscht überall bittere Armut und eine resignierende Bevölkerung. Nur Max, ein immer wieder zu Haft verurteilter Gauner, hat den kindlichen Traum nie aufgegeben, mit seiner Liebe Frey eines Tages selbst auf Elysium zu leben. Als Max durch einen Unfall von seiner verbrecherischen Vergangenheit eingeholt wird, gibt es für ihn gar keine andere Möglichkeit, als es von der Erde nach Elysium zu schaffen. Doch dort oben am Firmament regiert die intrigante Delacourt, die alles daran setzt, dass das schmucke Idyll der Reichen nicht von sozial Benachteiligten gestört wird. Und das mit allen unrechtmäßigen Mitteln.
Man kann nicht oft genug wiederholen, dass anspruchsvolle Science-Fiction-Film sehr rar geworden ist. ELYSIUM hätte alle Möglichkeiten dazu gehabt, eine in feinste Action verpackte Zukunftsvision zu sein, die sich kompetent, aber unaufdringlich als gesellschaftliche Allegorie versteht. Scheitert aber daran. Zumindest kann Neill Blomkamp inszenieren. Das Timing sitzt, die Actionsequenzen sind in ordentlichem Tempo geführt, und eigentliche Handlung zeigt sich auch nicht als langweiliges Füllwerk. Aber da ist die Geschichte als solche, und die Dialoge im Besondern.
Oberflächlich gesehen, ist ELYSIUM eine solide Dystopie, die der von Blomkamps DISTRICT 9 nicht unähnlich ist, und nicht weniger originell erscheint. Doch wagt man einen etwas tieferen Blick, tun sich sehr viele Fragen auf. Wie wird die unkontrollierbare Masse an Armut eigentlich regiert? Wie wird diese Bevölkerung ernährt? Wie sehen überhaupt die sozialen Strukturen auf der Erde aus? Wie kann sich Elysium überhaupt im Weltraum halten, wenn man derart offensiv gegen unterprivilegierte Menschen vorgeht, von der Erde allerdings vollkommen abhängig ist? ELYSIUMs Drehbuch deutet nur an, kann aber keine wirklich greifbare Welt aufbauen. Zu wage sind die Ausführungen, zu unspezifisch die tiefergehenden Details.
Und schließlich die Handlung und ihre Dialoge. Tatsächlich schreien die meisten Szenen förmlich nach dem, was und wie es kommen wird. Fragwürdig auch der Aufbau vieler Szenen, wie Max’ Beziehung zu dem Mexikaner Julio, oder Delacourts Bestreben nach der Macht auf Elysium. Eigentlich zeichnet sich der Verlauf der Handlung durch alle vorangegangenen Szenen ab. Neill Blomkamps Versuch, an den Erfolg von DISTRICT 9 anzuknüpfen, erinnert eher an den Versuch, sich als gefällige Hollywood-Produktion zu beweisen. Womit er im Grunde nur auf Nummer Sicher geht, es aber dadurch nicht schafft, sich über die den Standard zu heben. Was sich als großartiger Science-Fiction-Film präsentierte, zeigt sich dann doch nur als rasantes Action-Getöse, das seine großen Momente verpasst hat. Neill Blomkamp war eine große Hoffnung, doch um sich erneut zu beweisen, wird man sich noch einen weiteren Film gedulden müssen. Bei ELYSIUM jedenfalls, gibt es rasantes Spektakel, das unterhält, sich aber nicht heraushebt.
ELYSIUM
Darsteller: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga, Diego Luna, William Fichtner, Wagner Moura u.a.
Regie & Drehbuch: Neill Blomkamp
Kamera: Trent Opaloch
Bildschnitt: Julian Clarke, Lee Smith
Musik: Ryan Amon
Produktionsdesign: Philip Ivey
zirka 109 Minuten
USA 2013
Promofotos Copyright Sony Pictures Releasing