Gleich vorneweg, damit der Untertitel nicht falsch verstanden wird: Die RPC ist eine großartige Veranstaltung und hat sich als Treffpunkt für alle Freunde des Phantastischen fraglos als großer Gewinn etabliert. Die im Untertitel anklingende Kritik richtet sich an manchen Händler, der wohl der Ansicht ist, man könne auf den Steampunk-Zug schnell und einnahmenträchtig aufspringen, indem man mal eben ein paar Zahnräder an irgendwas klebt und das dann an den Fan vertickt, ähnliches gilt für überteuerte Polsterwaffen. Doch der Fan an sich ist nicht blöd (hoffe ich).
Erneut muss man feststellen, dass die gewagt scheinende Zusammenstellung unter dem Oberbegriff »Rollenspiel« mit den verschiedenen Facetten LARP, Pen&Paper und Computerspiel (und diverse Randspielarten mehr sowie natürlich auch Literatur und auch das Spiel ohne »Rollen«) ganz offensichtlich funktioniert, denn die Schnittmengen oder sogar Kongruenzen sind klar: in aller Regel werden hier gleich mehrere Interessen bedient, bei denen man sogar davon ausgehen kann, dass sie sich in den Besuchern vereinen.
Viel verändert hat sich zum Vorjahr in den Hallen (und davor) nicht, trotz der Ansage, einen Ausstellerrekord bieten zu können; ich hatte allerdings den Eindruck, dass aufgrund einer etwas großzügigeren Platzplanung bei den Messeständen auch mehr Raum für die Besucher war, so dass es kaum zu Engpässen kam. Ich hatte sogar stellenweise den Eindruck, dass recht wenig los war – wobei ich nur den Samstag bewerten kann, denn am Sonntag fiel mein Besuch aufgrund eines akuten Faulheitsanfalls leider aus. Schade, denn dem Vortrag zum Steampunk von den Gentlemen vom Clockworker hätte wohl doch gerne beigewohnt. Hat das jemand auf Video mitgeschnitten, werte Kollegen?Die Abteilung für Computerspiele war dünner besetzt, als ich es erwartet hatte, insbesondere da die RIFT-Community-Manager auf der deutschen Facebook-Seite zum Spiel lauthals ein »Usertreffen« im Kölner Hardrock-Café angekündigt hatten, war ich davon ausgegangen, dass ich Trion mitsamt ihrem grandiosen MMO auch auf der RPC finden würde, doch daraus wurde leider nichts, man glänzte durch Abwesenheit.
In einem abgetrennten Bereich wollte man mir die neueste Inkarnation von DEUS EX vorführen, aber lange anstellen kann ich mich auch woanders und Informationen zu dem Spiel bekomme ich auch problemlos im Web, also habe ich auch das ausgelassen.
Und noch ein STAR TREK-MMO
Angesehen habe ich mir das nächste angekündigte MMO im STAR TREK-Universum, es wird von Gameforge entwickelt (also einem deutschen Developer) und trägt den Titel STAR TREK – INFINITE SPACE.Gleich vorneweg: von den gesehenen Grafiken in Sachen Charaktere und deren Darstellung könnten sich die Entwickler bei Cryptic ein paar planetengroße Scheiben bei INFINITE SPACE abschneiden. Nicht nur, dass die Figuren an sich deutlich besser aussehen (und sich bewegen) als in STO, auch spendiert man ihnen in Kommunikationsfenstern ansehnliche Hintergründe, das wirkt alles in allem um Längen besser als das halbherzig hingeschlampte Zeug beim direkten Konkurrenten.
Leider erscheint mir auch dieses Spiel im STAR TREK-Universum wieder extrem kampflastig zu sein. Klar, die Handlung spielt in der letzten Staffel von DEEP SPACE 9, also zur Zeit des Dominion-Krieges. Mir ist selbstverständlich ebenfalls klar, dass Kämpfe wohl sein müssen, um ein MMO dauerhaft spannend zu halten. Allerdings verstehe ich nicht, dass man die Forschungs‑, First-Contact-Inhalte und diplomatischen Inhalte so weitestgehend aus den entsprechenden Spielen verbannt… Halt – natürlich verstehe ich das doch: Einen Raumkampfsimulator, der gescriptete Schlachten abliefert, programmiert man natürlich deutlich schneller, und kann damit zügiger und mehr Inhalte in kurzer Zeit abliefern, als interessante Missionen in Sachen Entdeckung, Forschung und Diplomatie zu ersinnen und zu erstellen.
Schade nur, wenn man einen nicht geringen Teil der Zielgruppe damit dann aufgrund von »Thema verfehlt« vergrätzt.
STAR TREK – INFINITE SPACE wird als Browsergame umgesetzt und soll dank der Unity-Engine im Browserfenster laufen. Was natürlich so nicht ganz wahr ist, denn eigentlich ist das Unity-Plugin auch »nur« ein Client, nur dass der eben im Browser »agiert« statt in einem eigenen fenster. Und »kein Download« ist auch nur die halbe Wahrheit, denn selbst wenn das Plugin nur mit ein paar MB zu Buche schlägt, so muss man die Spielressourcen natürlich immer noch nach und nach (während des Spiels) herunterladen.
Ich werde versuchen, weitere Informationen bei Gameforge zu bekommen, ob tatsächlich wieder nur geballert wird, oder ob es noch andere maßgebliche Spielinhalte geben soll.
Einen konkreten Releasetermin gibt es noch nicht, STAR TREK – INFINITE SPACE soll aber laut Aussagen der Developer noch in diesem Jahr erscheinen.
Steampunk, Endzeit und Piraten …
… waren die gefühlt am stärksten vertretenen Fraktionen, wenn man sich mal von den Computerspielen abwendet und sich den Gewandeten zuwendet. Kann natürlich auch an der reinen optischen Präsenz dieser Bekleidungen liegen. Wobei das mit den Piraten nichts Neues ist, die fallen schon seit ein paar Jahren auf den einschlägigen Veranstaltungen auf, PIRATES OF THE CARIBBEAN hat in dieser Hinsicht das seine getan und der Film ist nun auch schon acht Jahre alt…Steampunk ist angekommen, auch bei der »breiten Masse« der Fans und Händler, das kann man sowohl daran festmachen, dass Personen in entsprechender Bekleidung deutlich öfter auftreten als noch in den letzten Jahren, zum anderen haben auch die Verkäufer das Thema deutlich entdeckt – worauf ich ja bereits im Opener hinwies.
Um die Worte von dort mal ein wenig zu relativieren: es sind beileibe nicht alle Händler, die hier versuchen einen schnellen Euro zu machen. Man findet neben den schwarzen Schafen auch sowohl diejenigen, die angemessene Preise ansagen (eine Schweißerbrille, die man bei Obi für 8,95 Euro bekommt auf so einer Messe für zehn Euro zu verticken finde ich in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich Preise von 25 Euro, die man vereinzelt ebenfalls in Köln finden konnte), als auch diejenigen, die wirklich elaborierte und liebevolle Accessoires anbieten, die in reiner Handarbeit erstellt werden und dann natürlich auch berechtigterweise ihren Preis haben. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt – aber ein paar Messing-Zahnräder kann ich mir auch selbst an den Hut nähen, ohne dass der Preis für diesen dadurch gleich um 100 Euro steigt…Eine Dame untersagte mir an ihrem Stand übrigens das Fotografieren der Exponate, da sie Angst hatte, dass ihre »einzigartigen und einmaligen Kunstwerke« kopiert werden könnten, wenn man sie im Internet abbildet. Aha… Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion, sonst hätte ich ihr erläutert, dass es ihr sicher mehr nutzen würde, bekannter zu werden. Zudem dürften sich potentielle Konkurrenten und Plagiatoren insbesondere auf solchen Veranstaltungen herum treiben und die benötigen keine Fotos, um potentiell Kopien herzustellen. Tja, auf jeden Fall gibt es deswegen an dieser Stelle weder Fotos noch einen Link – Pech…
Pimp My Costume – mit Plastik!
Die nach den oben bereits Genannten am weitesten verbreitete Gruppe an Gewandten dürften die Cosplayer darstellen, hiermit sind – um den Begriff für die Uneingeweihten zu erläutern – primär Animé-Fans in Gewandung gemeint (bei uns zumindest, international bezeichnet Cosplay nicht zwingend nur den Bereich Animé und Manga). Cosplay ist die Abkürzung von »Costume Play«.
Sehr interessant auch über die Darstellung von Animé-Figuren hinaus fand ich am Stand von myCostumes.de Kunstoffmaterialien, die durch Erwärmung flexibel werden und mit denen man dann Gewandungsapplikationen in nahezu unbegrenzten Möglichkeiten erstellen kann. Es gibt hier sowohl Matten, wie auch Kunstoffmodelliermassen, die man in erwärmten Zustand in fast beliebige Formen bringen kann und die nach dem Auskühlen hart und stabil sind. Das kann man natürlich vortrefflich für jegliche Art von Kostüm und Accessoire nutzen und ist nicht auf Animé beschränkt. Ich habe eine Demotüte Wonderflex bekommen, werde das einem Test unterziehen und mich dann wieder melden (wie ich soeben auf der Webseite von myCostumes.de feststellen muss, ist Wonderflex allerdings derzeit nicht lieferbar – und einen Termin gibt es auch nicht – na toll…).
Die gerade gezeigten Bilder zu Wonderflex und »Friendly Plastic« von Kamuis Webseite lassen bereits erahnen, was alles möglich ist. Ein Besuch bei ihr lohnt sich dringend, denn da kann man auf eindrucksvolle Weise sehen, was heutzutage in Sachen Kostüm alles geht.
Jederzeit wieder!
Als Fazit bleibt erneut für mich: die RPC ist eine Veranstaltung, die man allen Fans des Rollenspiels, egal welcher Richtung und Couleur auf alle Fälle unbedingt empfehlen kann und die man so es irgend machbar ist, besuchen sollte. Selten wird man anderenorts derart massiv auf die für den Nerd und Geek interessanten Themen treffen und sicher nicht so bunt gemischt, denn hier ist neben Rollenspiel selbstverständlich auch noch Platz für Phantastik in gedruckter Form (davon zeugen diverse Lesungen deutscher Autoren) – und natürlich auch Merchandising.Fast erschreckend ist der Unterschied zu Veranstaltungen desjenigen Teils des deutschen Phantastik-Fandoms, das sich ansonsten hauptsächlich oder ausschließlich mit Literatur beschäftigt. Wo dort oft angestaubte Drögheit herrscht, tobt hier geradezu das Leben.
Die Role Play Convention ist sicherlich neben der Spielemesse Essen DIE große Fachmesse, DAS Event für den Rollenspiel- und Phantastik-Fan in Deutschland. Mit durchaus großer Bandbreite – gerade das ist erfreulich, in Essen verzichtet man ja seit Jahren auf den Bereich Videospiele unverständlicherweise völlig. Für die RPC würde ich mir allerdings gerade in Sachen Computerspiele noch ein paar (namhafte) Anbieter mehr wünschen.
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Bilder von mir, außer: RPC-Logo Copyright Enjoy Event Marketing GmbH, Screenshots aus STAR TREK INFINITE SPACE Copyright Gameforge, Fotos zu Wonderflex und Friendly Plastic mit freundlicher Erlaubnis der Betreiberin von www.kamuicosplay.com nochmals Danke dafür! :o) (ein Interview mit ihr ist in Planung)
Manche nicht selten selbst ernannte Künstler sind echt etwas seltsam, wenn es um Fotos ihrer Werke geht. Ich habe aber auch schon genau das Gegenteil erlebt, dass sie sagen, klar natürlich darfst du Fotos machen, wenn es jemand kopieren will soll er es erst mal so hinkriegen, da steckt jahrelange Erfahrung drin und ganz ehrlich. Die Dinge, die man alleine durch ein Foto einfach nachmachen könnte. Verdienen es auch nicht Kunst genannt zu werden
Ich war letztes Jahr auch dort und mir haben es vor allem die Cosplayer angetan. Die übrigens von Jahr zu Jahr mehr werden finde ich. Ein paar aktuelle Foto eindrücke dazu habe ich auf meinen Blog gestellt
http://cosfans.de/blog/cosplay-fotos/role-play-convention-2016/
Entschuldige bitte, aber das ist natürlich Unsinn. Kunst entsteht nicht dadurch, dass etwas überaus komplex oder »schwer nachzumachen« wäre, und das ist auch kein wie auch immer geartetes »Qualitätsprädikat«. Siehe Warhol, um nur mal ein Beispiel zu nennen.
Aber vermutlich wolltest Du eh nur einen Link zu Dir unter diesem uralten Artikel unterbringen?