UNDER THE DOME – Pilot
Mit einem guten Freund geht man gerne spontan ein Bier trinken. Ist dieser gute Freund allerdings 5000 Meilen entfernt, dann geht das schlecht. Der gute Freund denkt aber an dich, und schickt dir dafür spontan eine DVD. Es ist der Pilot zu der Serie UNDER THE DOME, Banditwelche in Deutschland als Buch unter dem Titel DIE ARENA erschienen ist. Auf dreizehn Teile ist UNDER THE DOME konzipiert. Entgegen meiner neuen Angewohnheit, einzelne Staffel am Stück zu schauen, erlag ich natürlich der Versuchung. Schließlich war UNDER THE DOME ein Werk, mit dem Stephen King wieder an die epochalen Meisterwerke wie IT – ES und THE STAND – DAS LETZTE GEFECHT anknüpfen konnte.
Und ich musste einfach erfahren ob auch Horace dabei sein würde, Julia Shumways Corgi, der an anderer Stelle schon genug Raum für Spekulation bot. Aber auch, ob sich die Geschichte in ihrem Aufbau und Ablauf merklich vom Buch unterscheiden würde. Ein Roman kann in einer konstanten Linie Spannung aufbauen. Eine dreizehnteilige Serie muss dies, eben, dreizehn Mal tun. So wird schon einmal zumindest der Aufbau geändert. Es bleibt also eine sehr vordergründige Entschuldigung, der Versuchung erlegen zu sein. Letztendlich ist es die blanke Neugier, und die Hoffnung auf gute Unterhaltung.
In der Nähe von Chesters Mill vergräbt Dale ‘Barbie’ Barbara eine Leiche, doch noch bevor der mysteriöse Mann wieder verschwinden kann, senkt sich ein unsichtbares Feld auf Chesters Mill herab. Diese unsichtbare Mauer schneidet sich erbarmungslos durch Fleckvieh, und auch der Milchlaster kann in voller Fahrt nichts ausrichten. Und dann ist da noch ein Sportflugzeug. Nicht zu vergessen allerhand Autos die auf den Ausfallstraßen von Chesters Mill unterwegs sind, ohne von der unsichtbaren Wand zu ahnen. Nur durch das beherzte Auftreten des Stadtrats Jim Rennie kann schlimmeres verhindert werden. Er und Sheriff Perkins haben alle Hände voll zu tun, um Panik in der Stadt zu vermeiden. Doch ihre Motivation scheint alles andere als Bürgerpflicht. Währenddessen trifft der nun in Chesters Mill gefangene Dale Barbara auf Julia Shumway, der Herausgeberin der lokalen Zeitung, die sich des scheinbar netten Fremden annimmt. Nach deren Erkundungen stellt sich heraus, dass die Mauer eine im Durchmesser sechs Kilometer große Kuppel ist. Chesters Mill ist also selbst über den Luftraum von der Außenwelt abgeriegelt. Und die gerade von einer Parade zurückkehrende Ortsfeuerwehr muss außerhalb der Kuppel ausharren.
3 1/2 Jahren nach dem Genuss von Kings epischen Roman, verschwimmen die direkten Vergleichsmöglichkeiten. Aber man merkt schnell, dass Drehbuchschreiber Brian K. Vaughan einige Änderungen an der Vorlage vorgenommen hat. Und einige davon sind eher fragwürdig. So wurde der Name von Julia Shumways Zeitung von ‘Democrat’ auf ‘Independent’ geändert. Zweifellos fragwürdig, weil sinnlos. Aber wie das mit Verfilmungen so ist, müssen schon aus der Natur der zwei sehr unterschiedlichen Medien, Figuren zusammengefasst, Abläufe geändert werden, und dramaturgische Veränderungen vorgenommen werden. Das ist die Tragik in der Historie des Films, weil immer eine Minderzahl von lautstarken Besserwissern glaubt, ihre Meinung stünde über den Gesetzen von Inszenierung und Inhalt. UNDER THE DOME als Serie setzt sich zwangsläufig den typischen Angriffen aus, wo es letztendlich nur um Haarspalterei und fehlenden Sachverstand geht. Und es sind immer nur wenige, manchmal sehr laut, aber doch nur wenige.
UNDER THE DOME ist ein gelungener Serienstart, der straff inszeniert, durchaus Lust auf mehr macht. Die Trickeffekte sind nicht unbedingt State-of-the-Art, aber sie vermitteln dennoch sehr bildlich und gut, wie die Kuppel funktioniert, und welchen Schaden sie anrichten kann. Wenigstens von den Charakteren her ist UNDER THE DOME, zumindest im Pilotfilm, eine wirklich runde Sache. Dean Norris und Jeff Fahey sind von der selten gewordenen Sorte der glaubhaften, und ehrlichen Bösewichter. Mike Vogel und Rachelle Lefevre sind sie idealen und sympathischen Gerechten der Handlung. Von der Besetzung her, muss sich UNDER THE DOME nicht verstecken, sie wird diesen dreizehn Episoden absolut gerecht werden.
Ein interessant und spannend gestalteter Pilotfilm sagt lange nichts über eine gesamte Serienstaffel aus. Aber wenn man weiß, was Stephen King alles in die Geschichte von ARENA gepackt hat, dann wird uns UNDER THE DOME noch sehr viel zwischenmenschliche Dramaturgie bieten. Aus der Geschichte von außerweltlichen Einflüssen, kreiert sich eine Parabel über das Wesen menschlicher Schwächen und seinem sozialen Verhalten. Was geschieht mit einem Menschen, wenn er aus seinem vertrauten Umfeld gerissen wird. Und was geschieht mit einem Menschen, der schon immer ein verändertes Umfeld für die vollkommen Entfaltung seines überproportionalen Egos benötigt hat?
Stephen Kings UNDER THE DOME, scheint unter der Überarbeitung von Brian K.Vaughan eine ideale Umsetzung des Original-Stoffes zu sein. Der Pilot überrascht, er unterhält, und er verspricht einige Überraschungen für den weiteren Verlauf der Geschichte. Die ProSiebenSat1-Media haben die Rechte für Deutschland erworben, und sie planen für Deutschland einen Ausstrahlungstermin im Spätsommer. Aber es gibt immer gute Freunde, die einem in der Not beistehen, und so werde ich hoffentlich die letzte Folge der angedachten Dreizehn gesehen haben, bevor sich die Kuppel über Deutschland senkt. Nur Horace ist noch nicht aufgetaucht, Julia Shumways alter Corgi. Oder ist er Opfer von Kürzungen und Umgestaltung geworden? Wäre für mich als Fan schon wieder ein Grund aufzuschreien, und alles für Bockmist zu erklären. Das hat ja noch Zeit, wenn man in den restlichen zwölf Episoden die Serie in den Sand setzen würde. Aber vorerst sieht es nicht danach aus.
UNDER THE DOME
Pilotfilm
Darsteller: Mike Vogel, Rachelle Lefevre, Natalie Martinez, Dean Norris, Jeff Fahey, Britt Robertson, Alexander Koch, Colin Ford, Nicholas Strong, Jolene Purdy u.v.a.
Regie: Niels Arden Oplev
Drehbuch: Brian K. Vaughan, nach dem Buch von Stephen King
Kamera: Cort Frey
Bildschnitt: Timothy A. Good
Musik: W.G. Snuffy Walden
Produktionsdesign: Marek Dobrowolski
zirka 43 Minuten
USA 2013
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