ANT-MAN in 3D

Poster Ant-Man

ANT-MAN – Bun­des­start 23.07.2015

Im Jah­re 2003 begann Regis­seur und Dreh­buch­au­tor Edgar Wright mit den Vor­be­rei­tun­gen für eine Ver­fil­mung von ANT-MAN. Es war das Jahr, als Ang Lee sei­ne Ver­si­on von HULK in die Kinos brach­te, der ganz weit hin­ter den Erwar­tun­gen von Uni­ver­sal blieb. Da dach­te noch kei­ner an das Mar­vel Cine­ma­tic Uni­ver­se. Da hat­te Mar­vel noch nicht ein­mal ein eige­nes Stu­dio. Wright woll­te einen per­fek­ten Film insze­nie­ren, und so nahm er sich auch die Zeit. Über Jah­re. 2008 bra­chen dann die Mar­vel Stu­di­os mit dem außer­ge­wöhn­lichs­ten Kino­pro­jekt der Geschich­te über die Film­welt her­ein. Ein Pro­jekt wel­ches mit sei­ner Idee auf­zu­ge­hen schien. Sechs Fil­me, wel­che die ers­te Pha­se im fri­schen Mar­vel Cine­ma­tic Uni­ver­se bil­de­ten. Kul­mi­nie­ren wür­de Pha­se Eins mit den AVENGERS. Das Pro­blem, Ant-Man war ein Mit­glied der Aven­gers. Edgar Wright muss­te Mar­vel und die ande­ren Fil­me­ma­cher davon über­zeu­gen, Ant-Man solan­ge aus dem MCU her­aus zu hal­ten, bis sein Film als allein­ste­hen­de Geschich­te erzählt war.

Scott Lang ist ein klei­ner Gau­ner, der wegen eines Ein­bruchs saß und gera­de aus dem Gefäng­nis ent­las­sen wird. Um sei­ne klei­ne Toch­ter wie­der­se­hen zu dür­fen, muss er ein anstän­di­ger Mann wer­den und blei­ben. Für einen Ex-Häft­ling nicht leicht. Und tat­säch­lich bie­tet sich bald die­ser eine, berüch­tig­te, letz­te Bruch. Doch alles was Scott nach zwei dicken Tre­sor­tü­ren fin­det, ist eine ver­meint­li­che Motor­rad­mon­tur. Zuhau­se anpro­biert, stellt der Dieb schnell fest, was Anzug und Helm wirk­lich kön­nen. Ganz schnell beschließt Scott das Die­bes­gut zurück zu brin­gen. Und wird von der Poli­zei gestellt. Das Gan­ze war ein Fal­le, oder eher ein Test, des Indus­tri­el­len und Erfin­ders Hank Pym, der Scott zu einem Super­hel­den machen möch­te. Jetzt zu alt, trug Hank Pym frü­her den Ant-Man Anzug selbst. Ein Anzug, der es dem Trä­ger erlaubt, sich blitz­schnell auf Amei­sen­grö­ße zu schrump­fen, aber genau­so schnell wie­der nor­ma­le Grö­ße anzu­neh­men. Ist das für sich schon etwas beson­de­res, hält der Anzug eine ganz spe­zi­el­le Über­ra­schung bereit. Je klei­ner Scott sich schrumpft, des­to expo­nen­ti­el­ler nimmt sei­ne Kraft zu. Aber es bleibt ganz offen­sicht­lich, dass Hank Pym kein selbst­lo­ser Wel­ten­ret­ter ist, son­dern klar per­sön­li­che Zie­le ver­folgt.

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Es ist inter­es­sant, dass Pha­se Zwei nach der Gigan­to­mie von AVENGERS 2 mit einem Film abge­schlos­sen wird, der sei­ne Höhe­punk­te in den Mikro­kos­mos ver­legt. Und er macht, gegen jede Regel, tat­säch­lich einen Schritt zurück in Auf­wand und Bom­bast. Wie weit die­se Visi­on aller­dings der Vor­stel­lung von Edgar Wright ent­spricht, ist schwer zu sagen. Seit das Maus-Haus die Mar­vel Stu­di­os auf­ge­kauft hat­te, kam es immer wie­der zu krea­ti­ven Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Wright und Dis­ney. Der Regis­seur und Autor gab nach, und schied aus dem Ant-Man-Pro­jekt aus. Aber wei­te Tei­le des Dreh­buchs, sowie der Kern der Geschich­te blie­ben nach Wrights Vor­stel­lun­gen erhal­ten. So jeden­falls das Mar­ke­ting, auch wenn sol­che Aus­sa­gen im Nach­hin­ein immer schwer nach­zu­voll­zie­hen sind.

Es ist immer wie­der erstaun­lich, wie die Fil­me­ma­cher die ohne­hin sehr kom­ple­xe Comic-Welt und ihre ver­wo­be­nen Hand­lungs­strän­ge auf ein ver­ständ­li­ches Maß her­un­ter­zu­bre­chen ver­ste­hen. Und den­noch blei­ben dabei Cha­rak­te­re, Ideen und Bezie­hun­gen der gezeich­ne­ten Vor­la­gen erhal­ten. Wer unvor­be­las­tet auf Spu­ren­su­che geht, ent­deckt immer wie­der für sich ste­hen­de Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, wel­che, obwohl nicht erklärt, auch den Fluss der Geschich­te nicht brem­sen, oder dem Publi­kum Rät­sel auf­ge­ben wür­den. Bei ANT-MAN ist es unter ande­rem Hank Pyms Bezie­hung zu sei­ner Toch­ter Hope van Dyne, und deren Rol­le in der Mar­vel-Welt.

Paul Rudd begeis­ter­te als Beset­zung für einen Super­hel­den natür­lich nicht gera­de die Mas­sen. Der Typ, der in WANDERLUST mit­ge­spielt hat­te, oder TRAUZEUGE GESUCHT. Wer die Titel kennt, weiß Bescheid. Aber hat­te man vor sie­ben Jah­ren nicht ähn­li­che Befürch­tun­gen bei Robert Dow­ney Jr., für IRON MAN? Oder Chris Evans, der nicht Schuld an der Mise­re von FANTASTIC FOUR trug, aber dadurch gebrand­markt war? Paul Rudd ist ein ver­dammt guter Ant-Man. Zählt der Cha­rak­ter bis­her nicht zu der Top-Liga von belieb­ten Super­hel­den, kann Rudd dies mit sei­ner Dar­stel­lung zumin­dest in der fil­mi­schen Fas­sung ändern. Als begna­de­ter Komi­ker ist Paul Rudd bekannt. Aber auch den rich­ti­gen Ton im rich­ti­gen Moment zu tref­fen, wenn es ums Dra­ma geht, das durf­te man bei ihm bis­her sel­ten erle­ben. Neben ihm bleibt Evan­ge­li­ne Lil­ly etwas blass, und Corey Stoll eine Spur zu auf­ge­setzt. Über Micha­el Dou­glas braucht man nicht vie­le Wor­te ver­lie­ren. Sei­ne stoi­sche Gemüts­ru­he gegen­über Scott Lang, und die Här­te gegen sei­ne Toch­ter lässt viel ver­mu­ten, und macht ihn zu einer sehr span­nen­den Figur. Aber auch Micha­el Peña, der sich hier in sei­nen weni­gen Sze­nen unge­wöhn­lich komö­di­an­tisch zu behaup­ten ver­steht, ohne einen Trot­tel aus sei­nem Cha­rak­ter zu machen.

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Tem­po­reich, kurz­wei­lig, sehr gut insze­niert. Dass die Hand­lung jetzt über sich hin­aus­wächst, oder Cha­rak­te­re das Kino neu defi­nie­ren, wird hof­fent­lich nie­mand erwar­ten. Man kann ANT-MAN über aller Maßen loben, ihn aber auch zer­rei­ßen. Das liegt im Auge des Betrach­ters, der bereits elf die­ser Fil­me gese­hen haben mag. Mal etwas düs­te­rer, mal auch komi­scher. Regis­seur Pey­ton Reed passt sei­nen Film in Ton und Tem­po der eigent­li­chen Rei­he an. Das ist strin­gen­te, eben­so rou­ti­nier­te Unter­hal­tung. Wäre man gewillt, könn­te man ANT-MAN vor­wer­fen, einen sehr unin­spi­rier­ten Ein­druck zu machen, weil er die Ver­satz­stü­cke im MCU alle­samt bedient. Aber letzt­end­lich kommt es dar­auf an, wie hoch der Unter­hal­tungs­wert ange­setzt ist. Und der ist trotz aller abseh­ba­rer Hand­lungs­mus­ter, schon sehr hoch. Allein die vie­len wit­zi­gen Ein­fäl­le, wie zum Bei­spiel die Spiel­zeug­ei­sen­bahn im Klei­nen wie im Gro­ßen, oder die mani­pu­lier­ten Amei­sen, die einen Count­down her­un­ter zäh­len. Es gibt sehr vie­le geist­rei­che, manch­mal extrem ver­spiel­te Ideen, die ANT-MAN durch­weg inter­es­sant hal­ten.

Edgar Wright hat­te im Sinn, die Welt im Mikro­kos­mos, und über­haupt das Schrump­fen und Ver­grö­ßern, einer ande­ren Optik zu unter­zie­hen, als man es von ähn­li­chen Fil­men her gewohnt war. Pey­ton Reed hat mit Kame­ra­mann Rus­sell Car­pen­ter die­se Visio­nen über­nom­men. Die Ver­än­de­rung in der Grö­ße folgt optisch den Bil­dern in den Comics, wo die Figur eine Art Wel­len­ef­fekt nach sich zieht. Das ist nicht nur für das Auge unge­wöhn­lich, son­dern lässt den Zuschau­er den Über­gang bes­ser ver­fol­gen, und gleich­zei­tig die sich ver­än­der­te Umge­bung deut­li­cher wahr­neh­men. In der für Ant-Man ver­grö­ßer­ten Welt expe­ri­men­tiert die Kame­ra viel auf­fäl­li­ger mit Schär­fen­tie­fe, oder die Hin­ter­grün­de wur­de mit weit­wink­li­gen Auf­nah­men gesetzt, wäh­rend der agie­ren­de Vor­der­grund mit nor­ma­ler Optik gefilmt wur­de. Die ver­grö­ßer­ten Umfel­der sind meist kei­ne Trick-Pho­to­gra­phien, son­dern mit Makro-Objek­ti­ven auf­ge­nom­me­ne, rea­le Umge­bun­gen. Am stärks­ten kommt die­ser Effekt bei der »Bade­wan­nen-Sze­ne« zum tra­gen. Ver­gleicht man den Look von die­sem mit Fil­men wie LIEBLING, ICH HABE DIE KINDER GESCHRUMPFT oder REISE INS ICH, dann hat ANT-MAN wirk­lich einen ganz wei­ten Schritt getan, um ver­än­der­te Grö­ßen­ver­hält­nis­se rea­lis­ti­scher zu gestal­ten.

ANT-MAN beginnt 1989 mit einer Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Tonys Vater Howard Stark und Hank Pym. Kein zufäl­lig gewähl­tes Jahr, weil zu die­sem Zeit­punkt LIEBLING, ICH HABE DIE KINDER GESCHRUMPFT in die Kinos kam. Ers­te Ansät­ze für eine Ant-Man-Ver­fil­mung wur­den in die­sem Jahr dadurch im Keim erstickt, weil den Stu­di­os die Prä­mis­se zu ähn­lich erschien. Da kann man nur sagen, dass dies eine wei­se Ent­schei­dung zu Guns­ten des Zuschau­ers von heu­ten war. ANT-MAN ist wun­der­ba­re Unter­hal­tung mit aller Dra­ma­tik, Komik, und vor allem Tech­nik, die das moder­ne Kino zu bie­ten gewohnt ist. Nicht mehr und nicht weni­ger. Viel­leicht gibt es Block­bus­ter, die dazu beru­fen sind, das Kino neu zu erfin­den. Die­ser gehört bei aller Lie­be gewiss nicht dazu. Aber hät­te man das auch gewollt, oder erhofft? Letzt­end­lich ist er eine wei­te­re Berei­che­rung für das ohne­hin genia­le Mar­vel Cine­ma­tic Uni­ver­se.

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ANT-MAN
Dar­stel­ler: Paul Rudd, Micha­el Dou­glas, Evan­ge­li­ne Lil­ly, Corey Stoll, Bob­by Canna­va­le, Micha­el Peña u.a.
Regie: Pey­ton Reed­Ban­dit hat sich ANT-MAN ange­se­hen und stellt fest, dass das Mar­vel-Kino­ver­sum um eine unter­halt­sa­me Vari­an­te rei­cher ist.
Dreh­buch: Edgar Wright, Joe Cor­nish, Adam McK­ay, Paul Rudd
Kame­ra: Rus­sell Car­pen­ter
Bild­schnitt: Dan Leben­tal, Col­by Par­ker Jr.
Musik: Chris­to­phe Beck
Pro­duk­ti­ons­de­sign: She­perd Fran­kel, Mar­cus Row­land
117 Minu­ten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Moti­on Pic­tu­re Stu­di­os Ger­ma­ny

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