Interview mit Olivia Vieweg – »Ich mag es, wenn ein kleiner übernatürlicher Touch dabei ist«

Olivia Vieweg

Die Comic-Zeich­ne­rin Oli­via Vie­w­eg hat in ihren Geschich­ten die Zom­bies nach Thü­rin­gen geholt und den Hor­ror in ein Dorf im Harz. Sie mag STAR WARS und STAR TREK glei­cher­ma­ßen – wür­de aber Leo­nard »Bones« McCoy und Spock nie­mals für Luke Sky­wal­ker im Stich las­sen. Sie ist Fan der Band Sub­way to Sal­ly, über die sie zwei Sto­ry­books her­aus­ge­bracht hat. Ihre ers­ten Geh­ver­su­che hat sie im Man­ga-Stil unter­nom­men, mitt­ler­wei­le arbei­tet sie als Illus­tra­to­rin, bringt Comic-Antho­lo­gien her­aus und zeich­net regel­mä­ßig Comic-Novels. Fast allen Novels mischt sie ein phan­tas­ti­sches Ele­ment bei, mal stär­ker und mal schwä­cher dosiert. Gera­de ist ihr neu­es­tes Werk SCHWERE SEE, MEIN HERZ erschie­nen, das sie zum ers­ten Mal in den mari­ti­men Bereich verschlägt.
Oli­via Vie­w­eg hat ein Comic-Sti­pen­di­um des Eha­pa Ver­lags erhal­ten und wur­de mit dem »Son­der­preis der Jury« des ICOM Inde­pen­dent Comic Prei­ses aus­ge­zeich­net. Auf ihren aktu­el­len Erfolg ist sie zu recht ganz beson­ders stolz: Sie hat den Tank­red-Dorst-Dreh­buch­preis für die Dreh­buch-Adap­ti­on ihres Zom­bie-Comics ENDZEIT erhalten!

Obwohl sie stän­dig auf Ach­se ist und erst kürz­lich in Japan war, stand Oli­via Vie­w­eg freund­li­cher­wei­se für ein aus­führ­li­ches Inter­view zur Verfügung.

Selbstporträt von Olivia Vieweg
Selbst­por­trät von Oli­via Vieweg

Andre­as: Du hast mal ver­mu­tet, dass dei­ne ers­te Begeg­nung mit Comics die »Lus­ti­gen Taschen­bü­cher« waren. Hast du als Kind bereits viel gezeich­net und dei­ne Eltern damals schon mit dei­nem Berufs­wunsch erschreckt? Oder hät­test du dir als Film­fan auch bei­spiels­wei­se eine Kar­rie­re im Film­be­reich vor­stel­len können?

Oli­via: Also erschreckt habe ich mei­ne Eltern mit dem Berufs­wunsch nicht. Mei­ne Eltern haben bei­de Phi­lo­so­phie stu­diert, ich den­ke, da kann einen nix wei­ter mehr scho­cken in Sachen »brot­lo­se Kunst« (was am Ende gar nicht stimmt). Aber ich hab als Kind bereits sehr viel gezeich­net und mit etwa neun Jah­ren dach­te ich, dass ich mal bei Dis­ney arbei­ten könn­te, das wäre ja qua­si Film­be­reich gewe­sen. Etwas spä­ter bin ich dann mit Man­gas in Berüh­rung gekom­men und woll­te danach unbe­dingt in Rich­tung Man­ga gehen. Im Stu­di­um hab ich dann noch mal ganz ande­re Ein­flüs­se mit­ge­nom­men und seit­dem zeich­ne ich so wie ich jetzt zeichne.

Andre­as: Dein Diplom für das Stu­di­um der visu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­on hast du mit dem Zom­bie-Comic ENDZEIT abge­legt, der in Thü­rin­gen spielt. Wie bist du auf die Idee dazu gekom­men? War es dei­ne Ent­schei­dung, das Diplom mit die­sem Comic zu machen?

Der Zug hielt auf frei­er Stre­cke und ich dach­te: Was, wenn da drau­ßen alles vol­ler Zom­bies ist, und die jetzt gleich den Zug über­ren­nen?Oli­via: Es war mei­ne Ent­schei­dung, das zum Diplom zu machen. Mein Kom­mi­li­to­ne Alex­an­der von Knor­re hat­te bereits im Jahr davor mit sei­nem HINTER DEN SIEBEN BURGEN (erschie­nen im Jaja-Ver­lag) sein Diplom mit einem Comic bestrit­ten. Irgend­wie ist es eine gute Mög­lich­keit, so etwas zum Diplom anzu­ge­hen, weil man gezwun­gen ist, inner­halb von ein paar Mona­ten etwas wirk­lich Beson­de­res zu schaf­fen. Man kann es nicht mal eben links lie­gen­las­sen, weil man sonst sei­nen Abschluss nicht bekommt. Das ist sehr moti­vie­rend, vor allem für so eine anstren­gen­de Auf­ga­be wie einen Comic zu zeichnen.
Auf die Idee zu End­zeit kam ich tat­säch­lich auf einer der vie­len Bahn­fahr­ten. Der Zug hielt auf frei­er Stre­cke und ich dach­te: Was, wenn da drau­ßen alles vol­ler Zom­bies ist, und die jetzt gleich den Zug über­ren­nen? Ursprüng­lich war es eine Film-Idee, da ich das aber nicht rea­li­sie­ren konn­te, habe ich es zum Comic umge­ar­bei­tet. Jetzt wie­der­um habe ich an der Dreh­buch­werk­statt in Mün­chen teil­ge­nom­men und die Geschich­te zu einem Dreh­buch für einen Film umge­ar­bei­tet. Das war noch mal eine beson­de­re Herausforderung.

Andre­as: Das hört sich span­nend an. Erzähl uns bit­te mehr darüber.

Oli­via: Ich habe ein fer­ti­ges Dreh­buch abge­ge­ben, anschlie­ßend fand die End­prä­sen­ta­ti­on in Mün­chen statt. Dort hat es den Tank­red-Dorst-Dreh­buch­preis für das bes­te Dreh­buch des Jah­res in der Dreh­buch­werk­statt Mün­chen bekom­men. Im Schnitt wird von den 16 fer­tig­ge­stell­ten Büchern, die abge­ge­ben wer­den, eines ver­filmt. Aber auch das kann Jah­re dau­ern. Beim Film geht es um sehr viel Geld, das muss erst gesam­melt werden.

Andre­as: Alle Ach­tung, die Aus­zeich­nung wird von einer Jury ver­ge­ben, in der Schau­spie­ler, Pro­du­zen­ten und Regis­seu­re sit­zen. Herz­li­chen Glück­wunsch dazu! Ich drü­cke die Dau­men, dass wir das bald als Film bewun­dern kön­nen! Wür­dest du sagen, dass ein Comic­zeich­ner »per Geburt« auch Film mag?

Zombies in Thüringen – bald auch auf der Leinwand?
Zom­bies in Thü­rin­gen – bald auch auf der Leinwand?

Oli­via: Ich den­ke schon, dass Comic­zeich­ner auch fast immer Film-Fans sind. Aber eigent­lich ist ja fast jeder heut­zu­ta­ge Film-Fan, des­we­gen weiß ich nicht, ob es was mit dem Comic-Beruf an sich zu tun hat. Für mich jeden­falls ist es ein unglaub­lich wich­ti­ges Medi­um. Wenn ich Fil­me machen könn­te, wür­de ich Fil­me machen. Aber der Comic ist eine gute Alter­na­ti­ve, bei der man ganz allei­ne alles machen kann. Vom Dreh­buch bis zum »Schau­spie­ler-Cas­ting«, und am Ende spielt man die Figu­ren auch noch selbst und ahmt beim Zeich­nen die ver­zerr­ten Gesich­ter der jewei­li­gen Cha­rak­te­re nach.

Andre­as: Wie viel dei­nes Zei­chen­stils ver­dankst du dei­nem Stu­di­um, wie viel davon ist auto­di­dak­tisch? War für dich das Stu­di­um eher hilf­reich oder einengend?

Oli­via: Ich den­ke, das meis­te ist auto­di­dak­tisch. Wir haben im Stu­di­um ja kei­ne klas­si­sche Zei­chen-Aus­bil­dung bekom­men, son­dern eher eine Design-Aus­bil­dung. Da ist es schon gut, wenn man bereits zeich­nen kann. Wobei das Zeich­nen wirk­lich eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le bei die­sen Stu­di­en­fä­chern spielt. Aber ich bin auf vie­le Gleich­ge­sinn­te getrof­fen und habe mich sti­lis­tisch beein­flus­sen las­sen. Was aber nicht heißt, dass ich irgend­wel­che Wur­zeln ver­leug­nen will. Ich zeich­ne auch heu­te ger­ne noch im Mangastil.

Andre­as: Wel­ches Zei­chen­uten­sil ist dir am liebs­ten und – viel­leicht hän­gen die Ant­wor­ten auf die­se bei­den Fra­gen sogar zusam­men – wel­che Pha­se in der Ent­ste­hung eines neu­en Comics ist dir am liebs­ten? Das wei­ße Blatt, wenn noch alle Mög­lich­kei­ten offen sind und du die Cha­rak­te­re erst sel­ber ken­nen­ler­nen musst? Oder der Fein­schliff, wenn die Erleich­te­rung ein­tritt, es geschafft zu haben?

Mei­ne liebs­te Pha­se beim Ent­ste­hen eines Comics ist eigent­lich die aller­ers­te Pha­se, wenn man noch ganz frisch und frei über die Sto­ry nach­denkt.Oli­via: Ich den­ke, ich bin ein gro­ßer Blei­stift-Fan. ENDZEIT, HUCK FINN und ANTOINETTE sind alle mit Blei­stift gezeich­net. Auch wenn es teil­wei­se nicht so aus­sieht. Für SCHWERE SEE bin ich jetzt wie­der bei Tusche gelan­det. Das macht mir auch Spaß, obwohl man nicht so kon­trol­liert arbei­ten kann wie beim Bleistift.

Mei­ne liebs­te Pha­se beim Ent­ste­hen eines Comics ist eigent­lich die aller­ers­te Pha­se, wenn man noch ganz frisch und frei über die Sto­ry nach­denkt. Das ist auch der Zeit­punkt, an dem man anfängt Figu­ren zu ent­wer­fen – also bevor es in Arbeit aus­ar­tet. Sobald ein Ver­trag für einen Comic beim Ver­lag unter­schrie­ben ist, habe ich sehr schi­zo­phre­ne Gefüh­le, einer­seits gro­ße Freu­de, ande­rer­seits weiß ich, dass es nun ernst wird, und der Comic wirk­lich fer­tig wer­den MUSS. Das Ende der harm­lo­sen Tagträumereien …

Andre­as: Inwie­weit bestimmt die Geschich­te die Wahl des Zei­chen­uten­sils? Expe­ri­men­tierst du da im Anfangs­sta­di­um? Hat der Ver­lag ein Mitspracherecht?

Oli­via: Also beim Zei­chen­ma­te­ri­al hat der Ver­lag eigent­lich nichts mit­zu­re­den. Das ist mei­ne Ent­schei­dung. Ich ver­su­che auch immer zu expe­ri­men­tie­ren bin aber auch froh, wenn ich mal ein Medi­um gefun­den habe, mit dem ich gut klar kom­me. Es gibt sicher Leu­te die noch viel aben­teu­er­lus­ti­ger sind, ich dage­gen hal­te ger­ne eine Zeit­lang an mei­ner Tech­nik fest.

Eine junge Frau bringt den Horror zurück in ihre Heimat
Eine jun­ge Frau bringt den Hor­ror zurück in ihre Heimat

Andre­as: Du zeich­nest ger­ne Grup­pen­bil­der dei­ner Hel­den. Wäre ein Klas­sen­tref­fen mal inter­es­sant? Wür­dest du ger­ne ein Sequel zu einem dei­ner Comics machen?

Oli­via: Ein Klas­sen­tref­fen? Das wäre bestimmt wit­zig, aber mei­ne Figu­ren (vor allem Antoi­net­te) sind ja auch mit Vor­sicht zu genie­ßen, des­we­gen wär das wahr­schein­lich nicht immer spa­ßig. Ein Sequel zu ENDZEIT war immer mal im Kopf, aber da ich außer den ers­ten Ideen noch kei­ne grö­ße­re Hand­lung aus­ge­dacht habe, ist das nur so ein vages Pro­jekt. HUCK FINN ist ja eigent­lich aus­er­zählt. Und bei Antoi­net­te wür­de es nur mit ziem­li­chem Ter­ror wei­ter­ge­hen, das wär viel­leicht inter­es­sant, aber nicht inter­es­sant genug. SCHWERE SEE ist für mich auch zu Ende, auch wenn ich Hei­di (die Hel­din) ger­ne noch mal als Erwach­se­ne zeich­nen wür­de. Aber eine gan­ze Geschich­te hät­te ich da nicht.

Andre­as: Bei der Novel HUCK FINN hat­test du die Vor­ga­be, aus den Wer­ken des Suhr­kamp Ver­la­ges dir was aus­zu­su­chen. Wie bist du auf Huck gekommen?

Oli­via: Ich durf­te mir ja ein Buch aus­su­chen, das bereits bei Suhr­kamp oder im Insel-Ver­lag (die bei­den gehö­ren zusam­men) erschie­nen ist. Und irgend­wie wuss­te ich sehr schnell, dass ich etwas mit kind­li­chen Hel­den machen woll­te. Das liegt mir ein­fach. Und so kam ich zu den alten Kin­der­buch­klas­si­kern im Insel-Ver­lag. HUCK FINN war dann mei­ne Wahl, weil ich den Road-Movie-Cha­rak­ter der Geschich­te sehr mag. Ich hat­te das Buch vor­her aller­dings noch nie gele­sen und kann­te die Figur des Huck Finns eher aus der Ani­me-Ver­fil­mung Tom Sawy­ers Aben­teu­er. Das ist eine Serie aus der WMT-Rei­he (World Mas­ter­pie­ce Thea­ter) die vie­le euro­päi­sche und ame­ri­ka­ni­sche Kin­der­buch­klas­si­ker in Ani­me-Seri­en umge­setzt hat (begon­nen hat alles 1974 mit Hei­di). Ich lie­be die­se Seri­en. Was die damals aus die­sen Geschich­ten gezau­bert haben, ist groß­ar­tig. Wie ernst sie die Vor­la­gen genom­men haben und doch etwas Eigen­stän­di­ges erschaf­fen konn­ten. Das war also mein gro­ßes Vor­bild beim Zeichnen.

Andre­as: Und war­um hast du ihn in die heu­ti­ge Zeit ver­setzt? Woll­test du, dass er näher an der Welt der Leser ist?

Oli­via: Ich den­ke die ori­gi­na­le Geschich­te hät­te man den Lesern auch sehr nahe­brin­gen kön­nen. Aber ich fand es ein­fach moti­vie­rend, einen neu­en Anfang zu machen und die Geschich­te in die heu­ti­ge Zeit zu ver­le­gen. Was wür­de sich ändern, was wür­de erhal­ten blei­ben? Mich nur an der Lite­ra­tur-Vor­la­ge abzu­ar­bei­ten, hät­te mir nicht so einen Spaß gemacht.

Andre­as: Dei­ne dar­auf­fol­gen­de Novel Antoi­net­te kehrt zurück ist eine teils ziem­lich düs­te­re Geschich­te. Musst du dich dazu für die Arbeit in eine bestimm­te Stim­mung ver­set­zen? Oder hast du eher das Pro­blem, dass dich nach der Arbeit die Stim­mung nicht loslässt?

Die Stim­mung kommt von al­leine, wenn man an­fängt zu schrei­ben und zu zeich­nenOli­via: Die Stim­mung kommt von allei­ne, wenn man anfängt zu schrei­ben und zu zeich­nen. Da muss ich zum Glück nicht lan­ge drauf war­ten, aber das gehört auch zur pro­fes­sio­nel­len Arbeit dazu. Wäh­rend man tief in der Arbeit steckt, kann mir das auch ziem­lich nahe gehen. Egal, ob es Antoi­net­tes Schick­sal ist oder das ihrer Pei­ni­ger. Ein biss­chen ver­folgt mich das Gefühl auch, wenn ich mit der Arbeit fer­tig bin, aber da ste­hen dann meis­tens genug ande­re Sachen an, die einen ablen­ken. Ich bestrei­te mei­nen Lebens­un­ter­halt ja nicht allei­ne durch das Comic­zeich­nen. Da fal­len auch immer wie­der Kin­der­buch-Illus etc. an.

Andre­as: ENDZEIT ist ein­deu­tig Hor­ror, bei ANTOINETTE ver­schwim­men die Gren­zen zwi­schen Rea­li­tät und Phan­ta­sie. Wie wich­tig ist dir das Phan­tas­ti­sche inner­halb der Geschichten?

Das junge Mädchen und das Meer – "Coming of Age"-Story
Das jun­ge Mäd­chen und das Meer – »Com­ing of Age«-Story

Oli­via: Das ist mir total wich­tig! Ich mag es, wenn ein klei­ner über­na­tür­li­cher Touch dabei ist. Am bes­ten bei einer Geschich­te, bei der man es nicht sofort erwar­tet. Bei BIRDMAN (Oscar-Gewin­ner als bes­ter Film die­ses Jahr) funk­tio­niert es ja auch so. Ich mag so was. Bei SCHWERE SEE, MEIN HERZ ist aller­dings nichts Über­na­tür­li­ches dabei, man­che Geschich­ten muss man »strai­ght« erzäh­len. Bei der Geschich­te war eh schon die Gefahr, dass man in Rich­tung Kitsch abdrif­tet. Ein biss­chen was davon ist ja okay, aber dann muss man sich an ande­rer Stel­le brem­sen können.

Andre­as: Antoi­net­te kehrt zurück hat sozu­sa­gen ein »Voice over« der Prot­ago­nis­tin. Wir fin­dest du die rich­ti­ge Erzähl­tech­nik für eine Geschich­te? Intui­tiv zu Beginn der Arbeit oder durch Herantasten?

Oli­via: Bei mir läuft vie­les sehr intui­tiv. Oft hab ich die gan­ze Geschich­te als Film im Kopf und erzäh­le­ri­sche Ele­men­te sind da inclu­si­ve. Sehr prak­tisch! Aber oft brü­te ich sehr lan­ge über den Schluss oder auch den Mit­tel­teil (der ist fast das schwie­rigs­te, weil da am meis­ten pas­sie­ren muss).

Andre­as: Wer ent­schei­det eigent­lich über das Covermotiv?

Oli­via: Das mache ich bis­her allein. Wenn ich für Kin­der­bü­cher arbei­te, dann bestimmt der Ver­lag sehr viel mit. Bei den Comics durf­te ich fast immer allei­ne ent­schei­den. Und ich lie­be es Cover zu gestal­ten! Das ist fast die schöns­te Aufgabe. ;)

Andre­as: Bin ich blöd, oder was?! ist ein illus­trier­tes Tage­buch über die humor­vol­le, 15-jäh­ri­ge Mari, die es durch Zufall in eine Eli­te­klas­se geschafft hat und für sechs Mona­te von ihrer Mut­ter allei­ne gelas­sen wird. Die Illus­tra­tio­nen sind qua­si Maris Zeich­nun­gen, aber der Text über­wiegt. Du machst ja auch Illus­tra­tio­nen für ande­re Autoren, hier illus­trierst du dich sozu­sa­gen selbst. Wie kam es zu die­sem Buch?

Oli­via: Ich woll­te schon län­ger mal so eine Art Comic-Roman illus­trie­ren. Ich dach­te, dass mir das lie­gen könn­te. Ich hab das den Leu­ten von Schnei­der­buch erzählt, und sie mein­ten, dass ich das ger­ne machen kann, wenn sie mal eine gute Vor­la­ge hät­ten. Es dau­er­te dann viel­leicht noch ein knap­pes Jahr und ich hat­te die Geschich­te um Mari und Spi­cka im Kopf. Dann hab ich ein­fach über Nacht ein Kon­zept geschrie­ben und es am Mor­gen weg­ge­schickt. Das kam dann gleich so gut an, dass ich die Zusa­ge zu die­sem Pro­jekt bekam. Eigent­lich ein Traum!!

Andre­as: Ich bin ein gro­ßer Fan von HINGESCHLUNZT, dei­nem Auto-Bio-Kram bis 2014, wie es im Unter­ti­tel heißt. Dar­in skiz­zierst du eige­ne Erleb­nis­se, Gedan­ken zu dei­ner Arbeit und immer wie­der etwas zu dei­ner Lei­den­schaft Star Trek. Wir bekom­men einen sehr schö­nen visu­el­len Über­blick über Spocks und McCoys Chicks (wäh­rend Kirk zu die­sem The­ma ein Lexi­kon fül­len wür­de) und fra­gen uns mit dir, war­um es im neu­en Maschi­nen­raum so viel dampft. Ich kann immer wie­der dar­in blät­tern. Ist das Buch ein (sehr schö­nes) Abfall­pro­dukt von Zeich­nun­gen, die du sowie­so gemacht hast? Ist es also dei­ne eige­ne Art, Tage­buch zu führen?

Katze
Oli­via Vie­w­eg kann ihr Fai­ble für Kat­zen nicht leugnen

Oli­via: Es ist schon ein Abfall­pro­dukt. Ich hat­te nicht vor, dar­aus ein Heft zu machen. Aber dann stand der Comic­sa­lon in Erlan­gen an, und ich dach­te, dass es schön wäre, eine Neu­ver­öf­fent­li­chung zu haben. Und so hab ich die gan­zen Strips dann gesam­melt. Die sind ja wirk­lich alle nur hin­ge­schlunzt und nicht mal im Stil kon­sis­tent. Das ist ein biss­chen scha­de. Aber so sehen halt die Krit­ze­lei­en aus, wenn ich mir mal schnell was von der See­le zeich­nen muss. Mei­ne Auf­trags­ar­bei­ten machen mir ja nicht immer Spaß und des­halb ver­su­che ich mei­ne Lau­ne mit so Klei­nig­kei­ten auf­zu­bes­sern. Klappt ja auch!

Andre­as: Ich fin­de ja gera­de den wech­seln­den Stil von HINGESCHLUNZT sehr abwechs­lungs­reich. Zusam­men mit dem Anek­do­ten­haf­ten. Dadurch kann man immer mal wie­der dar­in schmö­kern. Hof­fent­lich brauchst du für einen künf­ti­gen Comic-Salon mal wie­der ein »Abfall­pro­dukt«!

Oli­via: Ich stren­ge mich an … Bis jetzt hab ich lei­der nur weni­ge neue Epi­so­den, aber ein neu­es Heft­chen zu Erlan­gen wäre schon toll …

Andre­as: Apro­pos Filmfan/Comicfan: Was hältst du von den vie­len sehr erfolg­rei­chen Super­hel­den­fil­men, die zur­zeit die Kinos beherrschen?

Wel­chen Film ich aber sehr spa­ßig fand, war GUARDIANS OF THE GALAXYOli­via: Ich bin kein gro­ßer Fan die­ser Ver­fil­mun­gen. Es sind ein­fach zu vie­le. Ich mag es auch nicht, wenn sie so wahn­sin­nig pathe­tisch und ernst sind. Hin und wie­der ver­su­che ich mir einen anzu­se­hen, aber es pas­siert zu oft, dass ich mich wahn­sin­nig lang­wei­le. Wel­chen Film ich aber sehr spa­ßig fand, war GUARDIANS OF THE GALAXY. Die Sto­ry haut mich nicht vom Hocker, aber der Humor war toll und irgend­wie frisch. Man kann es also nicht ver­all­ge­mei­nern. Aber wahr­schein­lich bin ich nicht der Typ für die abso­lu­ten Block­bus­ter, egal, ob Super­hel­den oder nicht.

Andre­as: Ein Gespräch mit dir wäre wahr­schein­lich unvoll­stän­dig, wür­den wir nicht über Kat­zen reden: Es gibt sie von dir als Büch­lein, Kar­ten, Tas­sen, But­tons und, und, und bis hin zur eige­nen Face­book-Sei­te. Die haben sich wie Tribbles ein­fach in dei­nem Leben und dei­ner Arbeit ziem­lich breit­ge­macht, oder?

Eine Art Tagebuch in Zeichnungen – lustig und vielseitig
Eine Art Tage­buch in Zeich­nun­gen – lus­tig und vielseitig

Oli­via: Auf jeden Fall! Für die Face­book-Sei­te mache ich ja seit zwei Jah­ren jeden Tag eine Kat­zen­zeich­nung, das kommt super an. Seit eini­ger Zeit bin ich mit der Dicken Kat­ze auch bei der Lizenz­agen­tur Stu­dio 100 gelan­det, die ver­mark­ten zum Bei­spiel Wickie und die Bie­ne Maja. Ich hof­fe also, dass die Kat­ze in Zukunft mal rich­tig berühmt wird! Ich bin sel­ber so ein rie­sen Fan von Mer­chan­di­se, dass es wirk­lich ein abso­lu­ter Traum ist, sel­ber wel­ches machen zu kön­nen. Bis­her hab ich ja alles sel­ber orga­ni­siert und pro­du­ziert, aber in Zukunft wird es hof­fent­lich alles etwas professioneller.

Andre­as: Lass uns bit­te noch kurz über dei­ne neu­es­te Comic-Novel Schwe­re See, mein Herz spre­chen. Die Prot­ago­nis­tin Hei­di hat sich zum ers­ten Mal ver­liebt, aber ihre Schwär­me­rei ent­spricht so gar nicht den kli­schee­haf­ten Träu­men, die man bei einem Teen­ager erwar­ten könn­te. Zudem wehrt sie sich gegen die Plä­ne, die ihre Eltern mit ihr haben. Das Ende ist dann uner­war­tet dra­ma­tisch. Was hat dich an der Geschich­te gereizt, was war dir dar­an am wichtigsten?

Oli­via: Ich woll­te unbe­dingt eine Art roman­tisch-mari­ti­me Geschich­te erzäh­len. Das war mei­ne Grund­mo­ti­va­ti­on. Das Meer, die Sehn­sucht, der Tod. Ich den­ke, das habe ich alles unter­ge­bracht und das hat mei­ne Freu­de am Pro­jekt so lan­ge am Leben gehal­ten. Es ist schön, so einem »Gefühl« zu fol­gen, das war bei Schwe­re See bis­her am stärksten.

Andre­as: Kom­men in SCHWERE SEE am Ende wie­der ein paar Behind-the-Sce­nes-Sei­ten vor wie in Antoi­net­te? Das run­det für mich immer das Lese­ver­gnü­gen ab. Du hast ja schon etwas davon auf dei­nen Blog gestellt.

Ich bin jeden­falls unglaub­lich gespannt, wie der Comic ankommt, er ist das bis­her kurio­ses­te mei­ner Pro­jek­teOli­via: Dies­mal lei­der nicht. Die Extra-Sei­ten mache ich meis­tens ins Buch rein, wenn hin­ten noch Platz ist. Wenn die Comic­ge­schich­te schon alle vor­ge­ge­be­nen Sei­ten ein­nimmt, dann kann ich hin­ten kei­nen Bonus mehr brin­gen. Aber im Blog gibt es ja ein paar Behind-the-Sce­nes-Bei­trä­ge. Ich bin jeden­falls unglaub­lich gespannt, wie der Comic ankommt, er ist das bis­her kurio­ses­te mei­ner Pro­jek­te. Da hab ich wirk­lich so gut wie gar nicht drü­ber nach­ge­dacht, ob das mal jeman­dem gefal­len könn­te. Das wird ein Sprung ins kal­te Was­ser! (Aber das war bei den ande­ren Büchern auch ein biss­chen so.)

Andre­as: Was darfst du uns denn schon von dei­ner nächs­ten Erschei­nung nach SCHWERE SEE, MEIN HERZ erzählen?

Oli­via: Momen­tan brü­te ich über einer Geschich­te in der eine Zeit­rei­se eine wich­ti­ge Rol­le spielt. In der Geschich­te steht lei­der der Mit­tel­teil noch nicht so rich­tig … Des­we­gen bin ich noch nicht sicher, wie und wann ich es rea­li­sie­ren kann. Aber ich über­le­ge auch, ob ich den zwei­ten Band für Bin ich blöd, oder was? machen soll. Alles noch etwas offen. Ich ver­su­che, nicht in Panik zu geraten!

Andre­as: Herz­li­chen Dank für das span­nen­de Inter­view und viel Erfolg bei dei­nen nächs­ten Projekten!

Foto Oli­via Vie­w­eg von ihr, aus der Wiki­pe­dia, CC BY-SA, Selbst­bild­nis © Oli­via Vie­w­eg, Cover ENDZEIT © Schwar­zer Turm, Cover ANTOINETTE © Egmont Eha­pa, Cover SCHWERE SEE, MEIN HERZ © Suhr­kamp Ver­lag, Cover HINGESCHLUNZT © Schwar­zer Turm, DICKE KATZE © Stu­dio 100

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AutorIn: Andreas Wolz

Andre­as Wolz ist Tex­ter und Lek­tor von Beruf und kann auch in der Frei­zeit nicht von der Tas­ta­tur las­sen. Ob Bel­le­tris­tik oder Sach­tex­te, er schreibt, was sei­ne Muse ihm gera­de befiehlt. Und sei­ne Muse kann sehr herrsch­süch­tig sein!

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