THE HUNGER GAMES – MOCKINGJAY Teil 2

Poster Mockingjay 2

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY Teil 2 Bun­des­start 19.11.2015

Vier Jah­re und vier Fil­me spä­ter ist es voll­bracht. Die nach HARRY POTTER belieb­tes­te Jugend­buch­rei­he hat mit ihren Ver­fil­mun­gen ihren Abschluss gefun­den. Ein eigent­lich wahn­sin­ni­ges Unter­fan­gen, drei effekt­las­ti­ge Block­bus­ter in die­sem Zeit­raum stem­men zu wol­len. Was letzt­end­lich Gary Ross, Regis­seur des ers­ten Tei­les, dazu bewog, sich nicht mehr in den Regie­stuhl zu set­zen, weil die Abstän­de für sei­ne krea­ti­ve Vor­be­rei­tungs­zeit viel zu kurz waren. Als man sich dann ganz über­ra­schend dazu ent­schloss, den letz­ten Band in zwei Fil­me zu packen, wur­de es erst rich­tig inter­es­sant. Dem unsin­ni­gen Trend fol­gend, war das abzu­se­hen gewe­sen. War MOCKINGJAY 1 ein durch­aus gelun­ge­ner Film, konn­te nur die fina­le Fort­set­zung bewei­sen, ob das Auf­tei­len des Romans gerecht­fer­tigt war. Und das war es.

Ohne Über­gang schließt MOCKINGJAY 2 an sei­nen Vor­gän­ger an. Kat­niss erholt sich von den Über­grif­fen ihres von Dik­ta­tor Snow mani­pu­lier­ten Jugend­freun­des Pee­ta. Wäh­rend­des­sen haben sich zwölf der drei­zehn Distrik­te zusam­men­ge­schlos­sen und eine Armee gegen das Kapi­tol auf­ge­stellt. Unter­grund-Prä­si­den­tin Coin hat Kat­niss’ Bekannt­heit als Sym­bol­fi­gur noch wei­ter aus­ge­baut. Doch Kat­niss ist müde und ist es leid, immer Hoff­nung her­auf­be­schwö­ren zu müs­sen, wo sie selbst kaum noch eine sieht. Zudem steht sie in der Lie­be zwi­schen zwei Män­nern, wobei bei­de ihr viel Kopf­zer­bre­chen berei­ten. In einem letz­ten Akt der Ver­zweif­lung will sie Snow im Allein­gang töten. Aber Coin ist eine viel zu geris­se­ne Tak­te­rin, als dass sie Kat­niss nicht durch­schau­en wür­de. Wäh­rend die kämp­fen­den Trup­pen ins Kapi­tol vor­drin­gen, bleibt die Hel­den­fi­gur mit ihrem Team in den hin­ters­ten Rei­hen, ledig­lich um wei­te­res Pro­pa­gan­da-Mate­ri­al für die Distrik­te zu lie­fern. Aber dabei hat nie­mand mit den Spiel­ma­chern gerech­net.mockingjay201

TEIL 2 ist lang, sehr lang. Obwohl nicht der längs­te in der Rei­he. Aber die zwei Dreh­buch­au­to­ren haben die Zeit genutzt, die Cha­rak­ter­ent­wick­lung in einem rea­lis­ti­schen Ablauf statt­fin­den zu las­sen. Kei­ne über­has­te­ten Ent­schei­dun­gen, kei­ne über­ra­schen­den Effek­te. Immer wie­der kehrt der Film ganz nah zu den Figu­ren zurück, um in Nuan­cen ihre Cha­rak­te­re zu beleuch­ten. Auch Regis­seur Fran­cis Law­rence nimmt sich die­se Zeit, treibt nicht an, son­dern lässt sei­ne Dar­stel­ler sich immer wie­der fein­füh­lig annä­hern. Oder auch ent­fer­nen. Denn es ist nicht nur ein Film über den Sturz eines Regimes, son­dern auch über zwi­schen­mensch­li­che Bezie­hun­gen, und wie die­se sich in dra­ma­ti­schen Kri­sen­zei­ten zuein­an­der ver­hal­ten. Das brin­gen viel­leicht Josh Hut­cher­son und Liam Hems­worth weni­ger nuan­ciert an den Zuschau­er. Aber Jen­ni­fer Law­rence ist ohne­hin der unum­stöß­li­che Mit­tel­punkt, und sie ver­mit­telt jedes Gefühl und jede Ent­wick­lung mit einer immensen Prä­senz. Sie ist eine der weni­gen Schau­spie­ler, die mit gerings­ter Ges­tik und Mimik so viel mehr aus­zu­sa­gen ver­steht. Law­rence und ihr Cha­rak­ter sind auch das abso­lu­te Novum in einer Block­bus­ter-Rei­he wie die­ser. Gera­de bei den schon infla­tio­nä­ren Jugend­buch­ver­fil­mun­gen, gibt es kei­ne Figur mit so viel Tie­fe.

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Aber natür­lich ist MOCKINGJAY 2 ober­fläch­lich gese­hen, ers­te ein­mal ein Action­film. Und da hat man sich eini­ges ein­fal­len las­sen. Natür­lich war alles schon in der Buch­form vor­han­den, aber wie es Fran­cis Law­rence mit sei­nem Pro­duk­ti­ons­de­si­gner umge­setzt hat, das erzeugt Adre­na­lin und ech­te Span­nung. Man glaubt sogar eine merk­li­che Stei­ge­rung gegen­über dem Vor­gän­ger zu ver­spü­ren, obwohl bei­de Tei­le am Stück gedreht wur­den. Es gibt auch eini­ge sehr net­te Schock­ef­fek­te, und selbst die geben sich nicht bil­lig und will­kür­lich, son­dern kün­di­gen sich sogar an. Die Insze­nie­rung macht es eben. Aber auch MOCKINGJAY 2 ist kein Film ohne einen gewis­sen Bei­geschmack. Da ist in ers­ter Linie die Lauf­zeit. Auch wenn es der Regis­seur ver­steht, kei­ne Län­gen oder Lang­wei­le zu pro­du­zie­ren, möch­te man immer wie­der mal das Rad schnel­ler dre­hen las­sen. Beson­ders am Ende, wenn man glaubt, dass alles erzählt sei, beginnt immer wie­der eine neue, aus dem Hut gezau­ber­te Über­ra­schung. Zum Abspann hin ist alles stim­mig, aber der Weg dort­hin wirft immer wie­der Fra­gen auf. Und es wird auch des Öfte­ren die Logik bemüht, wo man bei bestimm­ten Sequen­zen über­haupt kei­nen Sinn dahin­ter erkennt. Die­sen Sinn könn­te man sich viel­leicht sehr auf­wen­dig zurecht schie­ben, aber zuerst ein­mal bleibt die Ver­wir­rung. War­um ist der unzu­rech­nungs­fä­hi­ge Pee­ta mit bei der Erstür­mung des Kapi­tols? War­um den­ken die Spiel­ma­cher an alle Optio­nen, außer der dar­aus resul­tie­ren­den offen­sicht­lichs­ten?

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Jetzt ist es also über­stan­den. Nicht, dass es end­lich vor­bei ist, son­dern dass das Vor­ha­ben nicht ein­fach nur geglückt ist, son­dern sich von Film zu Film sogar stei­gern konn­te. Immer wie­der ist die Geschich­te eine Spur fins­te­rer gewor­den, muss­te die Figu­ren mehr ertra­gen. Bei Kat­niss waren es in den ers­ten bei­den Tei­len die kör­per­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, in den letz­ten bei­den Fil­men ihre emo­tio­na­le Zer­rüt­tung. Die letz­ten bei­den waren schmerz­haf­ter. Dass man dies als Zuschau­er auch erle­ben und spü­ren konn­te, macht DIE TRIBUTE VON PANEM zu einem wirk­li­chen Erleb­nis. Aller­dings nicht optisch, da man sich ent­schloss, ledig­lich den letz­ten Teil einer Qua­dri­lo­gie in 3D zu kon­ver­tie­ren, was weder Sinn macht, noch irgend einen wirk­li­chen Effekt erzielt. Doch wenn man nach 137 Minu­ten aus dem Kino kommt, geht einem so viel mehr durch den Kopf, als das unsin­ni­ge 3D. Es ist das Durch­at­men, nach vier auf­re­gen­den Jah­ren durch­aus gelun­ge­ner Kino­kunst. Schließ­lich war es nicht ein­fach nur die schnel­le Abend­un­ter­hal­tung, son­dern eine nicht uner­heb­li­che Zeit, die einen län­ge­ren Lebens­ab­schnitt beglei­te­te. Und wür­de man sich tat­säch­lich ent­schlie­ßen, ein Pre­quel oder ein Sequel zu pro­du­zie­ren, dann soll­te man das mit erho­be­nem Arm und der drei gestreck­ten Fin­ger begrü­ßen.

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DIE TRIBUTE VON PANEM – THE HUNGER GAMES – MOCKINGJAY Teil 2
Dar­stel­ler: Jen­ni­fer Law­rence, Josh Hut­cher­son, Liam Hems­worth, Woo­dy Har­rel­son, Eliza­beth Ban­kes, Donald Sut­her­land, Phil­ip Sey­mour Hoff­man, Juli­an­ne Moo­re, Jena Mal­o­ne, Jef­frey Wright  u.a.
Regie: Fran­cis Law­rence
Dreh­buch: Peter Graig, Dan­ny Strong, nach Suzan­ne Coll­ins Roman-Tri­lo­gie
Kame­ra: Jo Wil­lems
Bild­schnitt: Alan Edward Bell, Mark Yoshi­ka­wa
Musik: James New­ton Howard
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Phil­ip Mes­si­na
137 Minu­ten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Stu­dio­Ca­nal

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