THE BIG SHORT

Poster The Big Short

THE BIG SHORT – Bun­des­start 14.01.2016

Hypo­the­ken­ge­si­cher­te Wert­pa­pie­re oder hypo­the­ken­ver­si­cher­te Wert­pa­pie­re. Viel­leicht auch Col­la­te­ra­li­zed Debt Obli­ga­ti­on? Nie­mand hat wirk­lich begrif­fen, wie die welt­wei­te Finanz­kri­se tat­säch­lich zustan­de kam. Und man soll­te sich auch nicht wun­dern, wenn man nach Adam McK­ays Film noch immer nicht alles ver­stan­den hat. Genau das war auch der Grund, war­um der Immo­bi­li­en­markt in Ame­ri­ka zusam­men­brach. Nie­mand hat das Sys­tem wirk­lich ver­stan­den, wel­ches sich ledig­lich auf nicht gezahl­te Hypo­the­ken­ra­ten der Unter­schich­ten und mit­tel­stän­di­schen Bür­ger auf­bau­te. Fäl­lig­kei­ten, die von den Ban­ken in allen Berei­chen der Finanz­welt genutzt wur­den, um größt­mög­li­che Gewinn­ma­xi­mie­rung zu errei­chen. Aber an die­ser Stel­le muss man abbre­chen, weil man sonst schnell in das Fahr­was­ser gerät, fal­sche Zusam­men­hän­ge herzustellen.


Der ers­te ist Hedgfond-Mana­ger Micha­el Bur­ry, der von sich behaup­tet, unter dem Asper­ger-Syn­drom zu lei­den. Was sei­nem Ver­hal­ten nach nicht unwahr­schein­lich scheint. Aber genau die­ses Ver­hal­ten lässt ihn auch tie­fer bli­cken. Er stu­diert nicht nur die Wer­te bestimm­ter Papie­re, son­dern auch die unend­lich vie­len Hypo­the­ken­ver­schrei­bun­gen, die in die­sen Papie­ren ent­hal­ten sind. Ein eigent­lich unsin­ni­ges Unter­fan­gen in der Finanz­welt, behaup­tet doch jeder Bän­ker, dass der Immo­bi­li­en­markt sicher sein. Bur­ry erkennt, dass die Immo­bi­li­en­bla­se kurz davor ist, zu plat­zen. Und dafür wird er von allen Sei­ten aus­ge­lacht. Nur drei ande­re Par­tei­en von Händ­lern neh­men Micha­el Bur­ry ernst, unter­su­chen sei­ne Behaup­tun­gen und kom­men zum glei­chen Ergebnis.

Adam McK­ay hat THE BIG SHORT wie eine Sati­re ange­legt, was sich aller­dings schon aus der Natur der Sache ergibt. Vie­les ist so unglaub­lich, dass man als Zuschau­er ein­fach Zwei­fel haben möch­te. Aber es ist pas­siert. Zwi­schen ein­zel­nen Pas­sa­gen schnei­den die Macher immer wie­der rea­le Bil­der von ver­zwei­fel­ten Men­schen, Zwangs­räu­mun­gen, Bekannt­ma­chun­gen von Zwangs­räu­mun­gen, und gan­ze Stra­ßen­zü­ge wo vor jedem Haus ein Ver­kaufs­schild steht. Die Sati­re wird zur bit­te­ren Wirk­lich­keit, die man eigent­lich schon wie­der ver­drängt hat.

Aber wie bringt man einem Publi­kum Zusam­men­hän­ge näher, wenn man schon an den Begriff­lich­kei­ten schei­tern könn­te? McK­ay schickt dazu Pro­mi­nen­te auf die Lein­wand, die sich selbst spie­len und den Zuschau­er direkt anspre­chen. Star­koch Antho­ny Bour­da­in, der fau­le Ver­mö­gens­wer­te mit übrig geblie­be­nen Fisch ver­gleicht, und den Fisch wie­der zu Frisch­wa­re macht. Oder Mar­got Rob­bie, die aus einem Schaum­bad her­aus die Bedeu­tung von hypo­the­ka­ri­schen Sicher­hei­ten erläu­tert. Schließ­lich macht Tee­nie­star Sele­na Gomez an einem Black-Jack-Tisch klar, wie der Domi­no-Effekt funk­tio­niert, der die Immo­bi­li­en-Bla­se so weit anschwel­len ließ, dass sie ein­fach plat­zen musste.

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Short bedeu­tet in der Finanz­welt eigent­lich »ohne Deckung«, was im Film und in der rea­len Welt mit einer Wet­te gleich­ge­setzt ist. Da nie­mand auf die War­nung der vier Per­so­nen­krei­se ein­geht, weil der Immo­bi­li­en­markt ein­fach viel zu sta­bil sei, beschlie­ßen die Miss­ver­stan­de­nen Plä­ne, um die Raff­gier und Igno­ranz der gro­ßen Ban­ken gegen die­se selbst zu rich­ten. Jeder wet­tet mit sei­nem gesam­ten Ver­mö­gen gegen den Immo­bi­li­en­markt, was die Ban­ken in ihrer Über­heb­lich­keit natür­lich sofort anneh­men. Und dann geht 2007 Micha­el Bur­rys Pro­gno­se auf, und die Hel­den der Geschich­te ver­die­nen Mil­lio­nen­be­trä­ge. Dies­mal ech­tes Geld, was den Effekt einer welt­wei­ten Finanz­ka­ta­stro­phe nach sich zieht.

Wäre die Kata­stro­phe der Natur geschul­det, könn­te man wun­der­ba­re Effek­te in den Film ein­brin­gen. Doch Finan­zen sind dann eben doch eine viel kom­ple­xe­re Ange­le­gen­heit. So kom­plex, dass jeder für den Hedge­fond-Mana­ger selbst­ver­ständ­li­che Satz eine Erklä­rung für den Zuschau­er not­wen­dig macht. THE BIG SHORT ist daher selbst­re­dend ein sehr dia­log­las­ti­ger Film. Und das funk­tio­niert dann auch nur mit einem per­fek­ten, und feins­ten auf­ein­an­der abge­stimm­ten Ensem­ble. Chris­ti­an Bale als ste­tig ver­un­si­cher­ter Micha­el Bur­ry. Die über­heb­li­che Arro­ganz von Ryan Gosling als Händ­ler von der Deut­schen Bank. Ein Ste­ve Car­rell der immer­zu hys­te­risch an der Welt zwei­felt, aber sei­ne Trupp an Mana­gern im Zaum hal­ten muss. John Maga­ro und Finn Witt­rock, die durch ein Start­up-Unter­neh­men von der undurch­sich­ti­gen Grö­ße des Finanz­mark­tes über­wäl­tigt wer­den. Und schließ­lich Brad Pitt als sto­isch gefass­ter Aus­stei­ger, der noch ein­mal zurück­kehrt, um zu zei­gen, war­um er aus­ge­stie­gen ist.

Mit die­sen Dar­stel­lern konn­te Adam McK­ay gar nichts falsch machen. Und das beweist sich in jeder Sze­ne, die durch­aus auch ein­mal Lacher pro­vo­zie­ren, oder einem das Lachen im Hals ste­cken blei­ben las­sen. Bis auf Micha­el Bur­ry wur­den die Namen der Figu­ren geän­dert, und man sich sehr gut vor­stel­len war­um. Letzt­end­lich haben schließ­lich auch die Haupt­fi­gu­ren uner­mess­li­che Sum­men aus der Immo­bi­li­en-Bla­se ver­dient. Hat sich schon MARGIN CALL von J. C. Can­dor dem The­ma sehr gut ange­nä­hert, geht THE BIG SHORT noch viel wei­ter, und auch tie­fer. Ein über­aus wich­ti­ger Film, der trotz sei­ner Tie­fen den­noch treff­lich zu unter­hal­ten ver­steht. Man muss auch nicht wirk­lich alle Vor­gän­ge wirk­lich begrei­fen, aber man bekommt als Zuschau­er einen aus­ge­spro­chen guten Ein­druck, was damals pas­siert ist. Und das ist wirk­lich erschreckend.

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THE BIG SHORT
Dar­stel­ler: Chris­ti­an Bale, Ste­ve Car­rell, Ryan Gosling, Brad Pitt, John Maga­ro, Finn Witt­rock, Mari­sa Tomei u.a.
Regie: Adam McKay
Dreh­buch: Adam McK­ay, Charles Randolph
Kame­ra: Bar­ry Achroyd
Bild­schnitt: Hank Corwin
Musik: Nicho­las Britell
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Clay­ton Hartley
130 Minuten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Para­mount Pictures

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