Aber SWORDS FOR A DEAD LADY bricht aus diesen Klischees aus. Angesiedelt in einer eigenen, äußerst interessant gesponnenen Welt, kommt dieses Debüt ganz ohne die oben genannten Beigaben aus. Und ist trotzdem spannend und mitreißend, zumindest wenn man der englischen Sprache mächtig ist. Magie gibt es zwar, aber sie wird eher nebenbei erwähnt, nicht als tragendes Element. Trotzdem vermisst man sie keineswegs, es gibt genug traditionelle Abenteuer, auf die man mitgenommen wird.
Infotext:
Swords for a Dead Lady is perhaps best thought of as a fantasy adventure. There is the discovery of the naked body of a woman hastily buried in a marsh, the quest to discover her identity and hunt down her killer leads our protagonists into ambush, civil strife and even light opera.
Die Geschichte beginnt in Toelar, einer zivilisierten Stadt, wie ihre Bewohner nicht müde werden zu betonen. Wir begegnen Benor Dorfinngil, einem mit 50 Jahren schon etwas älteren gelehrten Kartographen – den Freuden des Lebens nicht abgeneigt – während er vor einer Gruppe äußerst ärgerlicher Personen flieht. Angeführt werden die Verfolger von einem Kaufmann, für dessen junge Frau Benor zu viel übrig hatte, zumindest für den Geschmack des Ehemanns. Auf der Flucht begegnet er dann einem jungen Urlan namens Rothred, der auf die Suche nach Benor geschickt wurde. Der Anblick des gerüsteten Kriegers lässt den Ehemann die Verfolgung abbrechen.
Bei einigen Krügen Ale erfährt Benor dann, dass er den jungen Krieger in die Sümpfe begleiten soll, wo einer der Anführer der Sumpfbewohner um ein Treffen gebeten hat. Mit einigen Schwierigkeiten gelangen sie schließlich zu diesem Treffen, nicht ohne ein paar Angreifer besiegt zu haben.
Der Grund dieses Treffens ist der Fund einer nackten Frauenleiche, die scheinbar Verbindungen zu den Urlans hatte. Eine Garotte, die mit ihr zusammen gefunden wurde, legt einen gewaltsamen Tod nahe, außerdem war die Frau schwanger. Benor und Rothred tun sich zusammen, um herauszufinden, wer diese Frau war, wer sie getötet hat und warum sie sterben musste. Ein Unternehmen, das sie auf eine lange und verschlungene Reise durch eine lebendig beschriebene Welt mit einer sauber ausgearbeiteten Vergangenheit führt, hinein auch in weit zurückreichende Ereignisse. Sogar bis zu einem Aufstand in einer Stadt führt sie ihre Suche, bei der sie lernen, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint.
Jim Webster hat ein spannendes und atmosphärisch dichtes Werk geschaffen, das den Leser an fremde Orte und durch viele Abenteuer führt. Eine lebendige, farbenfrohe Welt umrahmt die Handlung, deren Bewohner ganz und gar nicht eindimensional sind. Der lebendige Hintergrund umfasst Städte mit eigener Geschichte, die stimmig in das Gesamtbild eingefügt sind. Toelar zum Beispiel verfügt mit seinen »Dachläufern« (im Original Roofrunner) über eine schöne Facette, die auch vernünftig ausgearbeitet und immer mal wieder erwähnt wird. Kleine Details, wie die Aussage, dass auf jedem Dach zwei Planken liegen, damit man immer zum nächsten Dach gelangt, sorgen für Lebendigkeit. Auch das Zusammenspiel der Städte und deren Umland ist stimmig. In den Sümpfen gibt es ein Wegenetz, das hoch über dem Boden zu finden ist, an Bäumen aufgehängt oder wie eine Brücke mit Pfeilern gesichert. Später erwähnte Städte sind immer noch dabei, die Spuren von Plünderungen zu entfernen, was natürlich den Ambitionen von Abenteurern Tür und Tor öffnet. Dem entgegen stellt sich eine Wache, die für das gesamte Gebiet zuständig und darum vielleicht nicht immer vor Ort ist, wenn gerade etwas geschieht. Dies alles durchwoben mit einer interessanten Historie, die immer mal wieder durchscheint, rundet das Gesamtbild ab.
Besonders positiv hat mich der geringe Stellenwert der Magie überrascht, was deutlich gegen den allgemeinen Trend in der Fantasy geht. Magie ist in der Welt vorhanden, wird aber anscheinend wie andere Wissensgebiete – beispielsweise Mathematik oder Kartographie – nicht als etwas Welterschütterndes betrachtet, eher als ein einfaches »Fachgebiet«. Sie wird erwähnt, verfügt aber nicht über einen besonderen Stellenwert oder die herausragende Veränderungsmacht wie man das sonst bei Fantasy gewöhnt ist. Dadurch, und durch die Tatsache, dass nur kurz gegen Ende eine magische Akademie erwähnt wird, bekommt sie eher den Mantel der Banalität übergestreift.
Ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler sind im Text enthalten, aber nach Aussage des Autors werden die noch entsorgt. Wie mir ebenfalls mitgeteilt wurde, ist ein Nachfolgeband in Arbeit, auf den ich schon sehr gespannt bin. Eine derartig faszinierende Welt sollte auch weiterhin mit Leben erfüllt werden, alles andere wäre schade.
Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die auch durch die Fehler nicht getrübt wird.
SWORDS FOR A DEAD LADY – Jim Webster
Fantasy
Format: Kindle
Sprache: Englisch
Dateigröße: 657 KB, Preis: EUR 6,30
21. November 2011
ASIN: B006C4C8OO
AUK Authors
Titelbild Copyright Jim Webster
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