SINISTER 2

Poster Sinister 2

SINISTER 2 – Bun­des­start 17.09.2015

Als Scott Der­rick­son 2012 mit Robert Car­gill SINISTER ent­wor­fen hat und auf die Lein­wand brach­te, hat­te er eine wun­der­vol­le Per­le geschaf­fen. Selbst ver­wöhn­tes­te Hor­ror­fans muss­ten geste­hen, dass ein Fil­me­ma­cher dem Gen­re wie­der ein­mal etwas Neu­es abge­win­nen konn­te. Selbst­ver­ständ­lich war eine Fort­set­zung unaus­weich­lich. Selbst Hor­ror­fil­me wer­den nicht mehr ledig­lich aus rei­ner Lie­be zum The­ma gemacht, son­dern sind ein Kal­kül der Indus­trie. Auf der ande­ren Sei­te wäre wohl jeder Fil­me­ma­cher hoch­er­freut, nicht nur einen über­zeu­gen­den, son­dern auch erfolg­rei­chen Bei­trag geschaf­fen zu haben. Als James Wan SAW mach­te, war er sich kei­nes­wegs bewusst, was für eine Iko­ne er ins Leben rufen wür­de. Und genau dies konn­te man auch bei Der­rick­sons SINISTER spü­ren, der so erfri­schend sehr vie­le Ver­satz­stü­cke des aktu­el­len Hor­ror­films igno­rier­te.

Court­ney Coll­ins hat sich mit ihren zwei Söh­nen Dylan und Zach in einem Land­haus ein­ge­rich­tet. Der Ex-Mann darf von dem Ort nichts wis­sen, weil er das Sor­ge­recht für die Jungs erstrei­ten möch­te. Es wird ange­deu­tet, dass Zach von sei­nem Vater miss­braucht wur­de. Doch dann kommt unver­mit­telt der ehe­ma­li­ge Depu­ty So&So (sic!) vor­bei, um das Land­haus abzu­fa­ckeln. Nach sei­nen Recher­chen hat auch hier der Dämon Bhug­hul sein Unwe­sen getrie­ben, der im ers­ten Teil eine Fami­lie ins Ver­der­ben führ­te. Eine Annä­he­rung von So&So und Court­ney bleibt natür­lich nicht aus. Doch wäh­rend­des­sen durch­lebt Sohn Zach merk­wür­di­ge Wesens­ver­än­de­run­gen. Er wird aggres­si­ver und unbe­herrsch­ter. Bhug­hul hat hier schon ein­mal eine Fami­lie aus­lö­schen las­sen, und Zach ist ein wei­te­res Opfer, von des­sen unaus­sprech­li­chen Taten sich der Dämon ernäh­ren möch­te.

Man muss zuge­ste­hen, dass Der­rick­son und Car­gill eine Men­ge Fan­ta­sie bewei­sen, wenn es dar­um geht, Men­schen höchst grau­sam aus dem Leben schei­den zu las­sen. SINISTER 2 geht vom Super-8-For­mat des ers­ten Films über auf 16mm-Film. Die Geis­ter der Kin­der, wel­che in der Ver­gan­gen­heit im Sin­ne von Bhug­hul  ihre Fami­li­en ermor­de­ten, zwin­gen nun Zach dazu, sich ihre selbst gedreh­ten Fil­me anzu­se­hen, auf denen der Tod ihrer Ange­hö­ri­gen fest­ge­hal­ten ist. Und das ist manch­mal sehr schwer zu ertra­gen­de Kost. Eine Fami­lie wird per­fi­de elek­tri­fi­ziert, eine ande­re dem Erfrie­rungs­tod aus­ge­setzt, eine wei­te­re Kro­ko­di­len zum Fraß prä­sen­tiert, oder eine zum Pen­ta­gramm gefes­sel­te Fami­lie wird leben­dig von Rat­ten zer­fetzt. Die Film­do­sen sind ent­spre­chend auch mit den zyni­schen Titeln beschrif­tet, wie »Küchen­um­bau«, »Weih­nachts­mor­gen«, »Angel­aus­flug«, oder »Sonn­tags­schu­le«.

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Das hat bis hier­hin eine sehr scho­ckie­ren­de Wir­kung. Aller­dings hat sich Ciarán Foy als Regis­seur dafür ent­schie­den, das Haupt­au­gen­merk der Geschich­te auf den ein­sa­men Wolf Ex-Depu­ty So&So und Mut­ter Court­ney zu legen. Und damit erreicht er eine der Absicht ent­ge­gen­ge­setz­te Wir­kung. Denn zwei Drit­tel des Fil­mes wid­met sich der Bezie­hung der zwei ein­sa­men See­len. Dazwi­schen tum­meln sich immer wie­der die scho­ckie­ren­den Aus­wüch­se des Dämons Bhug­hul, die sich genau an die­sen Stel­len immer wie­der falsch anfüh­len. Dem Zuschau­er wird nie bewusst, in wel­cher Art von Film er sich wirk­lich befin­det. Ciarán Foy gelingt es nicht, die Gren­zen von Roman­ze und Hor­ror ver­schwim­men zu las­sen. Der Hor­ror­fan wird bei vie­len Pas­sa­gen unge­dul­dig, dem Anhän­ger der Roman­ze ist alles viel zu bru­tal. Ganz offen­sicht­lich war dem Regis­seur ein gesun­der Mit­tel­weg wich­tig. Aber er hat es nicht geschafft, die­sen auch ent­spre­chend umzu­set­zen.

SINISTER 2 ist anspre­chen­des Hor­ror­ki­no, aber es unter­wirft sich auch den aktu­el­len Kon­ven­tio­nen, des­sen Igno­rie­rung gera­de aus Teil Eins eine der­art erfolg­rei­che Insze­nie­rung mach­ten. Man erin­nert sich viel­leicht an die extrem lan­gen Ein­stel­lun­gen, die mehr Span­nung auf­bau­ten, als ein plötz­lich ins Bild gescho­be­ner Schreck­mo­ment. Ciarán Foy hin­ge­gen insze­niert eine eigent­lich inter­es­san­te Geschich­te wie einen gewöhn­li­chen Hor­ror­film. Es gibt kon­fu­se Schnit­te, immer wie­der abseh­ba­re Span­nungs­auf­bau­ten, und dem am The­ma ori­en­tier­ten Kli­schees. Wenn der Ton also auf Null her­un­ter gefah­ren wird, dann wird auch gleich etwas laut krei­schend ins Bild sprin­gen.

SINISTER 2 ist ein sehr effek­ti­ver Hor­ror­film, der sein ange­spro­che­nes Publi­kums auch ent­spre­chend unter­hal­ten kann. Aber SINISTER 2 ist kei­ne Fort­set­zung zu dem atmo­sphä­ri­schen Thril­ler, den Teil eins aus­mach­te. Was Teil eins aus­mach­te, sei­ne kon­zen­trier­ten Kame­ra­ein­stel­lun­gen und Ver­net­zung von Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten in Zusam­men­hang mit dem Hand­lungs­ver­lauf, lässt Ciarán Foy voll­kom­men ver­mis­sen. SINISTER 2 ist ein äußerst unter­halt­sa­mer, weil teil­wei­se auch scho­ckie­ren­der Film. Im Ver­gleich zu sei­nem Vor­gän­ger ist er aller­dings ein sehr kon­stru­ier­ter Bei­trag, dem jede Art von empa­thi­scher Ver­hält­nis­mä­ßig­keit abgeht. Anschau­lich, aber lei­der auch ohne eige­nes Pro­fil.

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SINISTER 2
Dar­stel­ler: Shan­nyn Sos­sa­mon, Robert Slo­an, Dar­ta­ni­an Slo­an, Lea Coco, James Ran­so­ne u.a.
Regie: Ciarán Foy
Dreh­buch: Scott Der­rick­son, C. Robert Car­gill
Kame­ra: Amy Vin­cent
Bild­schnitt: Timo­thy Alver­son, Ken Black­well, Micha­el Trent
Musik: toman­dan­dy
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bill Boes
97 Minu­ten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Wild Bunch

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