SHAZAM! FURY OF THE GODS – Deutschlandstart 16. März 2023
Ich meine, was haben die Leute denn erwartet? Über wen ich spreche? Ich hole an der Stelle etwas aus: Üblicherweise bemühe ich mich, neue Blockbuster schnell zu sehen, was in diesem Fall wegen terminlicher Interferenzen nicht funktionierte. Denn aus Gründen (PhantaNews) lese ich zahllose News- und Nerdinnen-Seiten im Web in meinem RSS-Reader, da habe ich zum schnell Skimmen halt eine Liste der Überschriften. Und manche Leute verstehen eben nicht, dass man auch in Titeln spoilern kann. Deswegen las ich bereits vernichtende Dinge über SHAZAM! FURY OF THE GODS, eben auch und insbesondere im Zusammenhang mit DC-Filmen und dem DCEU.
Was, bei allen Göttern, haben die Leute denn erwartet? Haben die den ersten nicht gesehen? Oder vergessen? Es war doch eigentlich schon vorher völlig klar, was man bei diesem zweiten Teil bekommen würde, wenn man ins Kino geht: Eine Variation des ersten mit mehr Held°Innen.
An dieser Stelle seien mir dann auch der »größere Zusammenhang« und DC Expanded Universe Rebooted Zwopunktnull (oder wie der neue Head Honcho James Gunn das auch immer nennen mag) einfach mal völlig egal, immerhin war bereits der erste Teil weitestgehend autark, was das DC-Filmuniversum anging.
Kommen wir nochmal auf diesen ersten Teil zurück: Der hatte mir ganz gut gefallen. Und das war auch nicht schwer, denn eigentlich handelt es sich weniger um einen Superheldenfilm, als vielmehr um eine Teenagerkomödie, in der zufällig auch Superhelden vorkommen. Da hat man halt alle Gags gerissen, die aus der Thematik »Teenager verwandelt sich in erwachsen aussehenden Superhelden« so reißen kann (und noch ein paar mehr). Wenn jemand in einer Fortsetzung etwas völlig anderes erwartet, dann kann ich nicht verstehen, warum?
Und tatsächlich ist eben auch FURY OF THE GODS immer noch eine Teenager-Komödie, auch wenn die mit viel (VIEL!) Götter- und Magie-Brimborium überlagert wurde, wie sich das für die Fortsetzung einer Origin-Story gehört. Aber weder Superhelden-Epik noch die mal wieder grottige Synchro (gnarf! Und sie haben ernsthaft in der Übersetzung die eine Referenz auf ZORN DES KHAN [»All das vergiss bitte nie.«] verkackt …) ändern etwas daran, dass der Zuseherin eine nicht minder epische Bandbreite an wirklich witzigen Sprüchen, Onelinern, und Slapstik-artigen Gags feilgeboten werden und das mit einer Schlagzahl, die wirklich Freude bereitet, weil die eben … wirklich witzig sind. Tatsächlich waren in diesem Film mehr wirklich gute, von Nerdinnen im »normalen Leben« reproduzierbare, Zitate, als ich sie lange hatte. Vielleicht seit den 80ern nicht.
Da sich das alles nicht allzu ernst nimmt und eben auf der Vorlage und diesem ersten Teil beruht, die es halt hat, nehme ich ihnen Logiklöcher, durch die man mit einem Drachen durchfliegen könnte, nicht übel. Auch dass die Handlung stellenweise ein klein wenig hanebüchen ist: So what? Wir reden hier über einen Superheldenfilm, in dem antike Götter, Superhelden und Fabelwesen aus altgriechischen Sagen rumspringen, was soll denn angesichts dessen noch hanebüchen sein? Und tatsächlich channelt SHAZAM! FURY OF THE GODS in seiner Machart – nicht aber der Inszenierung – diverse Filme aus den 80er Jahren, die wir abfeierten, obwohl sie über dieselben inhaltlichen Defizite verfügten. Darüber kann man ruhig mal hinweg sehen, wenn der Rest so kurzweilig ist und viel Spaß macht.
Ja, die Bösewichter sind holzschnittartig, man könnte aber einfach sagen: »Wie sich das fürs Genre gehört«. Ja, man bemerkt deutlich, dass Helen Mirren schauspielerisch unterfordert ist (was ihr allerdings dennoch eine Menge Spaß zu machen scheint) und auch Lucy Liu hat kaum mehr zu tun, als grimmig zu gucken und einen Drachen durch Stachelmanipulation zu lenken. Das mag aber damit zu tun haben, dass der Fokus hier auf Billy Batson (Asher Angel) und seinen Ziehgeschwistern liegt, zuvorderst Jack Dylan Grazer als Freddy Freeman und Batsons bester Freund. Die Dynamik zwischen den jugendlichen Superhelden-Erwachsenen funktioniert in diesem Film ganz vortrefflich, auch wenn manche der SHAZAM!-Familie mehr zu tun bekommen als andere (zugegebenermaßen … äh … funkt es im Zusammenspiel zwischen den Teens in Teen-Form tatsächlich deutlich mehr, als zwischen den erwachsenen Helden). Wer aber offensichtlich richtig Spaß hatte, war Djimon Hounsou als dauernörgelnder Zauberer.
Fazit: Eine Zuschauerin, die keinen Superheldenfilm von der Qualität einer Marvel-Produktion erwartet und vor allem, die sich über das überflüssige DCEU-Geschwafel im Netz und bei manchen Kritikern hinwegsetzt, bekommt eine äußerst quirlige, kurzweilige, stellenweise urlustige, Teenagerkomödie mit heftigen Ausflügen ins Superheldengenre – und die hat auch noch viel Herz. Ich schließe mich dem allgemeinen Gebashe in keinster Weise an, vergebe siebenkommafünf von zehn Blitzen und freue mich daran, wie wenig DCEU in diesem DCEU-Film war.
Und am Ende sogar noch einen lupenreinen Deus Ex Machina kostenfrei oben drauf. Auch wenn der ein wenig absehbar war.
Notiz an mich selbst: Skittles kaufen. Notiz für alle anderen: Bis nach den Rollcredits sitzen bleiben (wegen des DCEU).
Besetzung:
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Henry Gayden, Chris Morgan
Produzent: Peter Safran
Ausführende Produzenten: Richard Brener, Walter Hamada, Geoff Johns, Dave Neustadter, Victoria Palmeri, Adam Schlagman, Marcus Viscidi
Kamera: Gyula Pados
Schnitt: Michel Aller
Musik: Christophe Beck
Produktionsdesign: Paul Kirby
Casting: Rich Delia
130 Minuten
USA 2023
Promofotos Warner Bros. und New Line Cinema