Philip P. Peterson – PARADOX – Gewinner des Kindle Storyteller Awards

Cover Paradox

Mit Phil­ip P. Peter­sons PARADOX hat ein Sci­ence Fic­tion-Roman hat den Kind­le Sto­rytel­ler Award gewon­nen. Das freut natür­lich ins­be­son­de­re des­we­gen, weil die SF in etli­chen mir bekann­ten Buch­hand­lun­gen inzwi­schen äußerst stief­müt­ter­lich behan­delt wird, sprich: man ent­spre­chen­de Lite­ra­tur zwi­schen Vam­pirsch­monz und Roman­t­a­sy fast nicht mehr fin­det.

Da freut man sich natür­lich über die Aus­zeich­nung eines Romans aus eben jenem Gen­re umso mehr, auch wenn es um die Ver­lei­hung zahl­lo­se Mythen und Gemot­ze gibt, deren Wahr­heits­ge­halt man schwer bis nicht nach­voll­zie­hen kann. Aber wen inter­es­siert das, wenn das Buch lesens­wert ist. Ist es das denn?

Hin­weis: Die nach­fol­gen­de Bespre­chung ent­hält Spoi­ler. Zum einen, weil der Wer­be­text wel­che ent­hält. Zum ande­ren wegen des Endes, aber das ist ein eher klei­ner.

Wer­be­text:

Der neue Peter­son: Ein HiTech-Thril­ler mit einer gro­ßen Dosis Sci­ence-Fic­tion

»Außer­ir­di­sche? Hier drau­ßen?«, frag­te Ed ungläu­big. 
David wand­te den Blick von der ster­nen­lo­sen Fins­ter­nis hin­ter den Cock­pit­fens­tern ab und sah Ed direkt in die Augen. »Sie sind hier irgend­wo. Und sie wol­len nicht, dass wir unser Son­nen­sys­tem ver­las­sen!«

Astro­naut Ed Wal­ker wird zum Hel­den, als er sei­ne Crew mit einem spek­ta­ku­lä­ren Außen­bord­ein­satz aus den Trüm­mern der Inter­na­tio­na­len Raum­sta­ti­on ISS ret­tet. Nun wird ihm die Lei­tung der ers­ten Expe­di­ti­on der Mensch­heit an den Rand des Son­nen­sys­tems anver­traut, an der auch der jun­ge Wis­sen­schaft­ler David Hol­mes teil­nimmt, der das rät­sel­haf­te Ver­schwin­den eini­ger Raum­son­den jen­seits der Plut­o­bahn unter­sucht. In der Lee­re des inter­stel­la­ren Rau­mes wer­den die Astro­nau­ten mit einem unglaub­li­chen Geheim­nis kon­fron­tiert, das ihr Bild vom Uni­ver­sum auf den Kopf stellt. Und erneut muss Ed um das Leben sei­ner Besat­zung kämp­fen.

Zuerst ein­mal möch­te ich anmer­ken, dass der Wer­be­text so gar nicht geht, denn er nimmt viel zuviel des Inhal­tes bereits vor­weg und spoi­lert völ­lig unnö­tig. Dar­über soll­te der Autor wirk­lich noch­mal nach­den­ken, denn die Poin­te des Buches der­art vor­weg zu neh­men, da bin ich fas­sungs­los.

Ich hat­te vom sel­ben Autor bereits TRANSPORT gele­sen und fand den zwar ganz unter­halt­sam, aber umge­hau­en hat­te er mich nicht, und ich fand ihn auch nicht bemer­kens­wert genug, um ihn hier zu rezen­sie­ren. Sti­lis­tisch ist PARADOX auf einem ähn­li­chen Niveau.

Und da kom­men wir auch gleich zu dem Punkt, war­um ich die­sen Roman über­aus zwie­späl­tig betrach­te: Man merkt ihm an, dass die tech­ni­schen Aspek­te bei die­ser Near Future-SF offen­bar stim­men und fun­diert sind. Beim Hin­ter­grund des Autors als Inge­nieur im Bereich Trä­ger­ra­ke­ten­kon­zep­te und Manage­ment von Satel­li­ten­pro­gram­men wun­dert das dann auch nicht wirk­lich. auf der ande­ren Sei­te ist der Schreib­stil stel­len­wei­se auf Heft­ro­man­ni­veau – und hier mei­ne ich nicht PERRY RHODAN, deren Stil in aller Regel qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger ist. Dabei muss ich zuge­ben, dass das Gan­ze trotz­dem unter­halt­sam daher kommt.

Lei­der bleibt die Beschrei­bung der Cha­rak­te­re ihres Han­delns dabei eher holz­schnitt­ar­tig und ste­reo­typ. Der Drauf­gän­ger-Astro­naut Ed erin­nert an den Prot­ago­nis­ten aus TRANSPORT und trieft vor Kli­schees, eben­so der Wis­sen­schaft­ler David. Völ­lig unver­ständ­lich fin­de ich es, dass die Hin­ter­grün­de der bei­den männ­li­chen Prot­ago­nis­ten aus­führ­lich vor dem Leser aus­ge­brei­tet wer­den, man jedoch über die bei­den weib­li­chen Besat­zungs­mit­glie­der außer ihren Namen qua­si nichts erfährt, als sei­en sie nur das weib­li­che Bei­werk zu den männ­li­chen Cha­rak­te­ren. Das hät­te man deut­lich anders, bes­ser, machen kön­nen, ins­be­son­de­re die Beschrei­bun­gen um das doch arg lan­ge Trai­nings­pro­gramm für den Flug hät­te man nut­zen kön­nen, um mehr Infor­ma­tio­nen über die weib­li­chen Prot­ago­nis­ten ein­zu­bau­en. Oder viel­leicht auch den Flug zum Rand des Son­nen­sys­tems, der ziem­lich eilig abge­han­delt wur­de.

Doch genug geme­ckert. War­um ich den Roman am Ende doch gut fand? Zum einen eben wegen der bereits ange­deu­te­ten authen­ti­schen und glaub­wür­di­gen Details aus Welt­raum­fahrt und For­schung. Viel­leicht mag mach einem Leser die Viel­zahl an Fach­be­grif­fen und Abkür­zun­gen über­for­dern, ich fand das pri­ma, weil damit im Prin­zip am Ran­de eine Men­ge Infor­ma­tio­nen ein­ge­baut wur­den, ohne dass die­se tro­cken wir­ken wür­den. Zum ande­ren ist Span­nung vor­han­den und sind die Situa­tio­nen, denen die Figu­ren aus­ge­setzt wer­den abso­lut nach­voll­zieh­bar, wenn auch ihr Han­deln nicht immer. Aber letz­te­res liegt nicht am Autor, son­dern ein­fach an den Figu­ren, die in ihrer eher ein­fa­chen Cha­rak­te­ri­sie­rung zumin­dest stim­mig han­deln. Und sich sogar wei­ter ent­wi­ckeln.

Und die Auf­lö­sung ist Sci­ence Fic­tion pur, das war ein ziem­li­cher Knal­ler.

Der letz­te Punkt, der mir außer­ge­wöhn­lich gut gefal­len hat, ist, dass es in PARADOX kein Hap­py End gibt. Das trau­en sich auch nicht all­zu vie­le Autoren, aber eigent­lich ist die­ses Ende das ein­zig logi­sche ob der Ent­de­ckun­gen drau­ßen im All.

So blei­be ich ein wenig zwie­späl­tig zurück, zwi­schen ver­bes­se­rungs­wür­di­gem Stil, den­noch unter­halt­sa­mer Schrei­be, der gran­dio­sen Beschrei­bung tech­ni­scher Aspek­te und der Auf­lö­sung. Da mir das Buch aber im Gro­ßen und Gan­zen gefiel, es kei­ne Durch­hän­ger hat­te, und auf­grund des Endes, ver­ge­be ich an die­ser Stel­le sie­ben von zehn Pen­ning­fal­len.

Kann man durch­aus lesen.

PARADOX
Phil­ip P. Peter­son
Sci­ence Fic­tion-Roman
Taschen­buch und eBook
Taschen­buch:
480 Sei­ten, 9,99 Euro
ISBN 978–3404208432
eBook: 4,99 Euro
ASIN B011C6SRV4
Selbst­ver­lag und Bas­tei Lüb­be

Cover­ab­bil­dung Copy­right Phil­ip P. Peter­son

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