Am 06.09.2024 erschien bei Splitter der erste Band der Graphic Novel-Serie THE CULL, geschrieben von Kelly Thompson, in Szene gesetzt durch Mattia de Iulis und ins Deutsche übertragen von Bernd Kronsbein. Jens Stippkugel hat sich den Start der Reihe für PhantaNews angesehen:
Nicht schon wieder!
Ich wollte nie wieder eine Comicserie anfangen, bei der die Gefahr besteht, dass ich das Ende nicht erleben werde!
Dank THE CULL hänge ich erneut am Fliegenfänger und werde einige Zeit meines Lebens mit dem Warten auf eine Fortsetzung verbringen.
Werbetext:
Das Titelbild lässt schon nichts Gutes erahnen. Die vier Hauptfiguren im Vordergrund, weiter hinten ein riesiges, unheimliches Wesen im Nebel. Beide Parteien werden durch einem schwarzen Felsen getrennt.Es sollte ein einfacher Filmdreh werden: Fünf Freunde, die einen Kurzfilm drehen, bevor ihre Wege sich nach ihrem Schulabschluss trennen werden. Als Kulisse soll eine Felsformation am Strand nahe ihrer Heimatstadt dienen. In aller Frühe brechen sie auf, um die magische Atmosphäre des Ortes im ersten Licht des Tages einzufangen. Doch das ist nicht wirklich der Grund, aus dem sie dort sind. Denn einer von ihnen hat gelogen. Und diese Lüge wird ihr Leben für immer verändern.
Kelly Thompsons und Mattia de Iulis‘ Horrorcomic-Serie THE CULL wirft ihre Leser in ein mystisches Abenteuer, das sowohl von H. P. Lovecraft als auch von Stephen King inspiriert ist und mit gigantischen Kaiju-Monstern vermischt.
Der Prolog wird mit »Zuvor« betitelt. Wir sehen eine idyllische Szene eines Strandes, der sich »Black Water Beach« nennt, wo wir diesen schwarzen Felsen wiedererkennen, dessen Schatten der Namensgeber der Gegend ist. Die Bilder wirken überaus realistisch. Man spürt direkt den Wind, den Strand, das Meer und die Vögel und möchte sich gerne dazu setzen.
Wir blättern um und blicken nun durch eine Videokamera, die gerade live aufzeichnet. Wir befinden uns wiederum am Strand beim schwarzen Felsen und die Szenerie hat sich vollständig geändert. Wir sehen eine riesige Kreatur, die mich sehr an die »Mutowesen« aus GODZILLA (2014) erinnert.
Im Vordergrund wird ein Mensch von einer Pflanze verschlungen. Um ihn herum sind Schuhe und Badelatschen, die von einem leuchtenden rosa Schein umgeben sind und erahnen lassen, dass hier schlimme Dinge passiert sind.
Uns werden die fünf Hauptfiguren vorgestellt. Alle befinden sich in ihrem letzten gemeinsamen Sommer, bevor es weiter ans College geht.Uns werden die fünf Hauptfiguren vorgestellt. Alle befinden sich in ihrem letzten gemeinsamen Sommer, bevor es weiter ans College geht.
Wir lernen alle Charaktere zu Hause kennen. Zu jedem gibt es einen kleinen Einblick in sein Schicksal. Den Anfang macht Cleo. Sie erweckt einen traurigen und verzweifelten Eindruck, und ihre Schnitte am Handgelenk lassen ein sehr schweres Schicksal vermuten. Als nächstes ist da Katie, die mit ihrem Vater über ihr Vorhaben spricht, mit ihren Freunden am Black Water Beach einen Kurzfilm zu drehen. Sie macht einen bestimmenden, fröhlichen Eindruck und vermittelt, das, was sie sich vornimmt, auch umzusetzen. Die nächsten Beiden sind das Zwillingspärchen Will und Wade. Sie muss ihren Bruder wecken. Ihr ist das Projekt sehr wichtig ist und möchte nicht zu spät kommen. Ihr Bruder rappelt sich mühselig auf, ist dann aber dabei. Als Letzte im Bunde ist Lux, die ihrem hübschen Gesicht, in dem ein blaues Auge prangt, schnell etwas Make-Up gönnt, um diese Spur zu verwischen. Sie ist die unzuverlässigste der Gruppe, was ihr beim Treffen der Fünf mal wieder aufs Butterbrot geschmiert wird.
Nun geht es zum Strand. Hier erinnert mich das Ganze an die GOONIES, was dem Ganzen etwas Vertrautes verleiht.
Angekommen am schwarzen Felsen gehen die fünf Freunde in eine Höhle – und kommen in einer fremdem, außerirdischen Welt wieder heraus. Nun offenbart sich Cleo ihren Freunden, dass es nicht um einen Film geht, sondern dass sie die Suche nach ihrem kleinen Bruder hier in dieser fremden Umgebung fortsetzten möchte. Nach einigen »Ohs« und »Ahs« begleiten sie Cleo.
Das, was Kelly Thompson, die Autorin, uns als Lesern kredenzt, ist das Betreten einer fremden Welt, wo wir als stiller Begleiter teilnehmen und staunen, was so alles passieren kann.
Im Prolog haben wir schon gesehen, dass der Besuch der fremden Umgebung keinesfalls ein schöner Nachmittagsspaziergang werden wird. Kelly Thompson ist bei vielen Superheldenstorys zu Hause und hat daher viel Erfahrung, was das Genre betrifft.
Die Szenerie des Comics, gestaltet von Mattia de Iulis, ist fast wie ein gezeichneter Spielfilm.Die Szenerie des Comics, gestaltet von Mattia de Iulis, ist fast wie ein gezeichneter Spielfilm. Was mich ab und an stört, ist dass die Figuren gestochen scharf rüber kommen, dafür das Umfeld verschwommen angedeutet wird. Nicht immer ist das für eine Bildbeschreibung wichtig, mich hat es immer wieder abgelenkt.
Die fremde Welt, in die wir eintauchen, ist durch die Farbe Rosa sehr bestimmend charakterisiert und hinterlässt ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Wenn jemand noch einen Tricorder wie bei STAR TREK herausholen würde, um die Gegend zu scannen, würde ich nur sagen: Ja, passt!
Bis ungefähr zur Mitte der Story gibt es viele Informationen, die die Freunde und der Leser verarbeiten müssen. Der Umschwung folgt dann geradeheraus und lässt uns wissen: Das Spiel ist vorbei! Das Tempo nimmt rasant zu, um dem Leser dann wieder ein wenig Luft zu lassen, bevor das große Finale am Strand stattfindet.
Übergroße Gegner brauchen ebenbürtige Helden, die sich ihnen entgegenstellen müssen. Also machen unsere Freunde eine Verwandlung durch, um den Monstern die Stirn zu bieten. Superheldenfans kommen hier voll auf ihre Kosten.
Der Cliffhanger ist böse und lässt mich als Leser allein zurück. Wieder heißt es lange warten, bis es weiter geht. Ich habe schon viele Jahre des Wartens über mich ergehen lassen, und hier geschieht es erneut: Aushalten bis zur Fortsetzung!
Fazit:
Klingt nach typischer Teeniestory, ist aber bei weitem mehr!Eine Gruppe von Jugendlichen beginnt ein Abenteuer, das sie im Grunde selbst zu verantworten haben. Jede Person hat ihr eigenes, schweres Schicksal zu tragen und zu meistern. Klingt nach typischer Teeniestory, ist aber bei weitem mehr! Ich mag das Entdecken von fremden Welten, Geschichten von King, Verne und Lovecraft. Auch wenn ich mich bereits im Mittelalter meines Lebens befinde und kein Teen mehr bin, finde ich die Story sehr spannend. Wenn es real wäre, könnte ich mir den Ablauf so vorstellen.
In jeder Figur steckt etwas Vertrautes, das man nachvollziehen kann. Die Zeichnungen und die Story breiten eine Geschichte vor uns aus, die man gerne weiterlesen möchte!
Eine Fortsetzung im Englischen konnte ich noch nicht ausmachen und hoffe, dass es weiter geht und nicht, wie bei Netflix, nach der ersten Staffel abgesetzt werden wird.
THE CULL
Story: Kelly Thompson
Zeichnungen: Mattia de Iulis
Deutsche Übersetzung: Bernd Kronsbein
Hardcover, Bookformat, 144 Seiten
Erschienen: 26.09.2014
EUR 29,80
ISBN: 978–3‑98721–392‑2
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