MALEFICENT – Die dunkle Fee

Poster Maleficent

MALEFICENT – Bun­des­start 29.05.2014

Sie ist die Iko­ne des Bösen aus der gezeich­ne­ten Welt von Dis­ney. Und selbst nach fast 60 Jah­ren hat sie nichts von ihrer Wir­kung ver­lo­ren. Mal­e­fi­cent. Was so viel wie Böse bedeu­tet, und wie wir erfah­ren, hieß sie schon in jun­gen Jah­ren so, wo die Fee der Moo­re noch eine wirk­lich Gute war. Doch über die­sen Zustand hüllt sich der Film in Schwei­gen. Letzt­end­lich ist es auch nicht wich­tig, weil es den Film des­we­gen nicht schlech­ter macht. Die Ver­mark­tung des Films gau­kelt einen vor, man wür­de wis­sen, was uns die Geschich­te erzäh­len will, doch da irrt sich der geneig­te Zuschau­er gewal­tig. Tat­säch­lich ist die eigent­li­che Stär­ke des Films, dass er sich voll­kom­men gegen die Erwar­tungs­hal­tung ent­wi­ckelt. Ähn­lich wie es Schrift­stel­ler Gre­go­ry Magui­re mit WICKED erson­nen hat­te, in der er die Vor­ge­schich­te der Hexen aus ZAUBERER VON OZ erzähl­te, und dann par­al­lel zur bekann­ten Geschich­te lau­fen lässt, so zeigt auch MALEFICENT einen uner­war­te­ten Hin­ter­grund zum Mär­chen Dorn­rös­chen. Und wie bei WICKED, ver­dreht die­ser Hin­ter­grund das Wesen der Figu­ren und den Kern der Geschich­te gegen das ver­meint­lich Bekann­te. Ohne sich aller­dings gegen die Vor­la­ge zu stellen.

Dass das moder­ne Kino alt­be­kann­te Mär­chen für sich ent­deckt, um sie für ein erwach­se­nes Publi­kum auf­zu­pep­pen, ist kei­ne son­der­lich neue Idee. Seit Jack­sons HERR DER RINGE aller­dings ist die Suche nach geeig­ne­ten Fan­ta­sy-Stof­fen dras­tisch aus­ge­wei­tet wor­den. Und was könn­te näher an Fan­ta­sy her­an rei­chen, als eine gute alte Erzäh­lung der Grimm-Brü­der. Die Geschich­ten sind bekannt, was die Neu­gier­de nur erhöht. Zudem muss man nicht auf weni­ger bekann­te Roma­ne zurück grei­fen, und Gefahr lau­fen wegen Des­in­ter­es­ses ein finan­zi­el­les Desas­ter zu erle­ben. Und Ori­gi­nal-Geschich­ten sind gera­de bei Groß­pro­jek­ten bekannt­lich lan­ge unten durch. Dass die mär­chen­haf­te Rech­nung auf­ge­hen kann wur­de bewie­sen, als man Kirs­ten Ste­wart als Snow White in Sze­ne setz­te. Natür­lich mit hin­zu gedich­te­tem Schlach­ten­ge­mäl­de, weil die­se eben­falls seit HERR DER RINGE zum guten Ton der ver­film­ten Fan­ta­sy gehören.

Auch MALEFICENT hat sei­ne gro­ße am Com­pu­ter kräf­tig bear­bei­te­te Schlacht. Aber: auch hier über­rascht der Film, setzt das Dreh­buch die­sen Kampf sehr früh an, damit der Mas­sen­ge­schmack befrie­digt ist, und sich die Geschich­te auf das Wesent­li­che kon­zen­trie­ren kann. Das Wesent­li­che ist natür­lich die Bezie­hung der bösen Fee Mal­e­fi­cent zu der »schla­fen­den Schön­heit« Auro­ra, wel­che mit einem Fluch belegt wird, aus der sie nur der wah­ren Lie­be ers­ter Kuss erret­ten kann. Bis dahin hält der Film eini­ge Über­ra­schun­gen bereit, inklu­si­ve einer her­aus­ra­gen­den Wen­dung im Handlungsverlauf.

maleficent02

Die­se Mär­chen­stun­de funk­tio­niert rund­her­um. Nicht nur wegen Ange­li­na Jolies alles ein­neh­men­dem Cha­ris­ma, wel­ches von Regis­seur Robert Strom­berg in jeder ihrer Sze­nen voll aus­ge­nutzt wird. Son­dern in ers­ter Linie, weil er aus einer hin­läng­lich bekann­ten Geschich­te, ein voll­kom­men neu­es Aben­teu­er zu zau­bern ver­steht. MALEFICENT macht Spaß und ist span­nen­de Unter­hal­tung in einem. Man könn­te dem Film eini­ge nicht ganz dem aktu­el­len Stan­dard ent­spre­chen­de Com­pu­ter-Effek­te ankrei­den, wie zum Bei­spiel die Minia­tu­ren der drei Feen, die Dorn­rös­chen auf­zie­hen. Aber dass per­fek­te Effek­te mit einer ein­neh­men­den Geschich­te hin­fäl­lig wer­den, ist eine wei­te­re Über­ra­schung, mit der MALEFICENT zu über­zeu­gen versteht.

Als Cly­de Gero­ni­mi 1959 für Walt Dis­ney THE SLEEPING BEAUTY / DORNRÖSCHEN insze­nier­te, hat er bestimmt nicht dar­an gedacht, mit dem Cha­rak­ter von Mal­e­fi­cent den ein­präg­sams­ten aller Böse­wich­ter im Dis­ney-Uni­ver­sum foto­gra­fiert zu haben. 55 Jah­re spä­ter zahlt sich das aus, indem sich das Maus-Haus nicht ein­fach eine wei­te­re Fort­set­zung aus den Fin­gern saug­te, son­dern zwei Schrit­te wei­ter ging. Von Ani­ma­ti­on zu Live-Action, und eine Neu­in­ter­pre­ta­ti­on. SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN hat gezeigt, dass es funk­tio­niert. MALEFICENT wird nun Vor­rei­ter einer gan­ze Wel­le von all die­sen Aus­wüch­sen, die Hol­ly­wood ger­ne gene­riert. Remakes, Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen, Reboots. Auf Ori­gi­nal-Geschich­ten wird man wei­ter­hin ver­geb­lich war­ten. Aber nur weil MALEFICENT ein­fach ein viel zu guter, unter­hal­ten­der Film gewor­den ist. Eine gute Ent­schul­di­gung eben. Dar­über hin­aus wur­de Ange­li­na Jolies Aus­strah­lung bis­her nie­mals so effek­tiv aus­ge­nutzt. Ein­fach märchenhaft.

maleficent01

MALEFICENT
Dar­stel­ler: Ange­li­na Jolie, Elle Fan­ning, Sharl­to Cop­ley, Les­ley Man­ville, Imel­da Staun­ton, Juno Temp­le, Sam Riley, Bren­ton Thwai­tes, Ken­neth Cran­ham u.a.
Regie: Robert Stromberg
Dreh­buch: Lin­da Wool­ver­ton, nach dem Dis­ney-Film von 1959
Kame­ra: Dean Semler
Bild­schnitt: Chris Leben­zon, Richard Pearson
Musik: James New­ton Howard
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Dylan Cole, Gary Freeman
97 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pictures

Views: 0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen