Die Story atmet schon etwas biblischen Stoff, wenn erklärt wird, dass der böse Lord Shen alle Pandas ausrotten wollte, weil die Prophezeiung einen Retter in schwarz und weiß bringen wird. Das ist lange her. Po, der Panda, ist mittlerweile auf Identitätssuche, weil ihm dünkt, dass die Gans doch nicht sein leiblicher Vater sein könnte. Zwischendurch wird Po mit seinen fünf Freunden ein Rudel diebischer Wölfe verprügeln. Die Kampfszenen sind leider viel zu frenetisch inszeniert, und der optische Beobachtungspunkt wechselt ständig so schnell die Perspektive, dass die Orientierung zügig verloren geht. Man muss den Ausgang der Action eben als gegeben hinnehmen.
Doch da kehrt Lord Shen zurück, ein Pfau der übelsten Sorte, dessen Pfauenclan einst die Stadt Gongmen beherrschte, welche Shen sofort wieder unterwirft. Schließlich hat er außer Kung-Fu noch eine viel fiesere Waffe im Gepäck. Und diese Waffe würde das Ende von Kung-Fu bedeuten. Das wird nicht richtig erklärt, und der Sinn will sich einem nicht wirklich erschließen, aber so ist es. Der Drachenkrieger muss mit Tigerin, Gottesanbeter, Kranich, Affe und Schlange nach Gongmen, um die Unterjochung Chinas oder sogar der ganzen Welt zu verhindern.
Jennifer Yuh Nelson hat eine flippige, sehr kurzweilige Variante um den dicken, trotteligen Bären inszeniert. Anders als Pixar konzentriert sich DreamWorks wesentlich mehr auf sein kindliches bis jugendliches Publikum. Der Erwachsene findet hier und da schon kleine Anleihen, die auf Eltern zugeschnitten sind, doch die Gewichtung ist eindeutig gelegt. Das hat sich bei DRACHEN ZÄHMEN schon ausgezahlt und wirkt letztlich nicht so aufgezwungen und unbeholfen bemüht, wie es schon den letzten zwei SHREKs das Genick brach. Ein Schenkelklopfer ist sicherlich die Pac-Man-Sequenz mit einem chinesischen Drachen, bleibt aber auch für die Kleinen eine sehr witzige Einstellung. Und der Versuch von Po, im Tarnkappen-Modus die Stadt zu infiltrieren, verdeutlicht, dass Familienspaß sehr ausgewogen sein kann.
Was man dem Film allerdings vorwerfen könnte, ist der vollkommene Verzicht, auf die Ästhetik des Kung-Fu einzugehen. War Regisseurin Yuh Nelson bei Teil eins noch für die Ausarbeitung der Martial-Arts-Szenen zuständig, verkommen die Kämpfe bei Nummer zwei zu einem unübersichtlichen Durcheinander von bunten Bildern. Es wäre eine gute Möglichkeit gewesen, die Philosophie hinter dem Kung-Fu etwas hervorzuheben und gegen die verlogene KARATE-KID-Mentalität anzugehen. Die Ästhetik von Bewegung, Koordination und Kraft sowie die Philosophie der inneren Einstellung von sich selbst zu seiner Umwelt hätte einen sehr interessanten Lebensaspekt gerade für Heranwachsende zeigen können, der nicht belehrend daherkommt und auch nicht überfordert.
So ist KUNG FU PANDA 2 was er eben ist. Ein Film, der viel Spaß macht, mit tollen 3‑D-Einstellungen überrascht und Lust auf den unvermeidlichen dritten Teil macht. Vielleicht ist der Film am Ende doch ein fehlerhaftes Produkt, aber dem gesetzten Journalisten bleibt wenig Raum zur Eigenbetrachtung. Zu viel Gelächter beherrscht den Saal, und so viel gute, ansteckende Stimmung dominiert die Besucher. Und eventuell zu bemängelnde Kritikpunkte verfliegen ob der vielen Freude um einen herum. Auch das ist einer der unzähligen Vorzüge des Kinos. Es ist ansteckend, es ist Leben, es eröffnet neue Sichtweisen, und die müssen dabei nicht unbedingt von der Leinwand herunter gepredigt werden.
KUNG FU PANDA 2
Sprecher:
Po = Hape Kerkeling / Jack Black
Tigress = Bettina Zimmermann / Angelina Jolie
Shen = Hans-Jurgen Dittberner / Gary Oldman
Mantis = Tobias Kluckert / Seth Rogen
Shifu = Gottfried John / Dustin Hoffmann
Monkey = Stefan Gossler / Jackie Chan
Krocko = Lutz Schnell / Jean-Claude Van Damme
Regie: Jennifer Yuh Nelson
Drehbuch: Jonathan Aibel, Glenn Berger mit Ryan Crego, Ed Gombert, Robert Koo, Simon Wells
Bildschnitt: Maryann Brandon, Clare Knight
Musik: John Powell, Hans Zimmer
zirka 90 Minuten
USA 2011
DreamWorks & Paramount
Kinoplakat und Promo-Foto Copyright 2011 DreamWorks Animation
Artikel stammt von Bandits Seite Abgeschminkt, mit freundlicher Genehmigung