KNOCK KNOCK

Poster Knock Knock

KNOCK KNOCK – Bun­des­start 10.12.2015

Inner­halb kür­zes­ter Zeit hat sich Eli Roth an die Spit­ze des Hor­ror-Gen­res insze­niert. Irgend­wie scheint Roth omni­prä­sent im Kino ver­tre­ten zu sein. Tat­säch­lich hat der Regis­seur seit 2002 ledig­lich fünf Kino­fil­me gemacht, wobei CABIN FEVER  der ers­te war. Viel umtrie­bi­ger ist er hin­ge­gen als Pro­du­zent. Doch genau wie sei­ne Regie­ar­bei­ten tref­fen die von ihm mit pro­du­zier­ten Fil­me nicht immer den siche­ren Geschmack. Eher das Gegen­teil. Mal wer­den sei­ne Fil­me mil­de belä­chelt, manch­mal als Unsinn abge­tan, oder sie sind in ihren Moti­va­tio­nen frag­wür­dig. Was natür­lich nicht bedeu­tet, der Fil­me­ma­cher hät­te nicht auch eine treue Anhän­ger­schaft. Doch wie man das Skal­pell  auch dre­hen und wen­den mag, Eli Roth ist hier, er bleibt, und ist immer wie­der im Gespräch. Und jetzt hat er erst­ma­lig einen Thril­ler gedreht.

Evan Web­ber ist erfolg­rei­cher Archi­tekt, lie­be­vol­ler Vater und treu­sor­gen­der Gat­te. Um einen dring­li­chen Auf­trag in Ruhe und unge­stört zu Ende zu brin­gen, wird Frau und Sohn über das Wochen­en­de in ein Hotel am Strand geschickt. Doch die Ruhe wärt nicht lan­ge, als mit­ten in der Nacht die wegen des Regens voll­kom­men durch­näss­ten Gene­sis und Bel vor der Tür ste­hen. Auf dem Weg zu einer Par­ty haben sie sich wohl in der Stra­ße geirrt. Nur wider­wil­lig lässt Evan die nach einem Tele­fon bet­teln­den Mäd­chen her­ein. Aber was soll schon pas­sie­ren? Evan wird es schnell her­aus fin­den.

(Ab hier wer­den Hand­lungs­ab­läu­fe ver­ra­ten) Zuerst ein­mal fällt das Pro­duk­ti­ons­de­sign auf. Die Lie­be der Fami­lie Web­ber zuein­an­der wird damit unter­stri­chen, dass an allen Wän­den im Haus Bil­der der drei­köp­fi­gen Fami­lie hän­gen. Dass die Bil­der alle­samt nicht mit der Zeit gewach­sen sind, son­dern Vater, Mut­ter, Sohn im aktu­el­len Alters­zu­stand zei­gen, scheint merk­wür­dig. Aller­dings stört das weni­ger, als dass die Viel­zahl der Bil­der an sich den Ein­druck ver­mit­teln, die Web­bers sei­en extrem selbst­ver­lieb­te Men­schen. Doch die Pro­ble­me des Films fan­gen damit erst an.

Eli Roth und sei­ne Fil­me, ob insze­niert oder pro­du­ziert, zeich­nen sich meist dadurch aus, dass sie eine extrem lan­ge Anlauf­zeit haben. Wie bei dem 90 Minu­ten dau­ern­den AFTERSHOCK, wo es 40 Minu­ten bedarf, bis etwas pas­siert, was den Besu­cher eigent­lich in den Film gelockt hat. Auch KNOCK KNOCK nimmt sich die­se Zeit. Viel­leicht denkt sich der Fil­me­ma­cher immer wie­der, dass er mit sei­nen All­tags­si­tua­ti­on so etwas wie Rea­lis­mus erzeu­gen kann. Das gelingt natür­lich nur bedingt, weil der geneig­te Zuschau­er weiß, war­um er gekom­men ist. Doch das, war­um der Zuschau­er gekom­men ist, ist nicht wirk­lich gelun­gen.

Die hil­fe­su­chen­den Gene­sis und Bel sind natür­lich nicht die unschul­di­gen Läm­mer, wel­che sie vor­ge­ben zu sein. Auch das weiß man im Vor­feld. Doch hier pral­len ver­schie­de­ne Schwach­punk­te auf­ein­an­der, die alle­samt eine Kata­stro­phe erge­ben. Ein gestan­de­ner Mann wie Evan Web­ber soll nicht in der Lage sein, sich gegen Gir­lies wie Gene­sis und Bel erweh­ren zu kön­nen? Kea­nu Ree­ves’ Cha­rak­ter stol­pert damit in die abso­lu­te Unglaub­wür­dig­keit. Der Zuschau­er kann die­sen Aspekt der Geschich­te schon ein­mal über­haupt nicht ernst neh­men. Im wirk­li­chen Leben hät­te ein Kerl wie Evan die Mäd­chen nach spä­tes­tens einer Stun­de ein­fach aus dem Haus geschmis­sen. Im Film ver­wan­delt er sich in einen hilf­lo­sen Trot­tel, und tappt in die alberns­te Fal­le, die sich jemand aus­den­ken kann. Kea­nu Ree­ves ist ja schon eini­ge Zeit von guten Rol­len ver­schont geblie­ben, und dies wäre eine gute Gele­gen­heit gewe­sen sich wie­der ein­mal zu reha­bi­li­tie­ren. Doch da macht ihm Dreh­buch und Regie einen gewal­ti­gen Strich durch die Rech­nung.

Viel schlim­mer sind schließ­lich Loren­za Izzo und Ana De Armas als Gene­sis und Bel, sowie Eli Roth’ Unver­mö­gen die Situa­ti­on glaub­wür­dig und nach­voll­zieh­bar zu erzäh­len. Die letz­ten 45 Minu­ten gehö­ren einem uner­träg­li­chen Tenor von hys­te­ri­schen Aus­wüch­sen. Es wird geschrien, es wird zer­stört, die Figu­ren ver­lie­ren jeden Bezug zur Rea­li­tät. Und Eli Roth will immer wie­der klar machen, dass die­ses Sze­na­rio natür­lich aus sich selbst her­aus gewach­sen ist. Und das ist eben falsch. Die gan­ze zwei­te Hälf­te des Films atmet fast schon röchelnd die Atmo­sphä­re von künst­lich erzeug­ter Span­nung, die nicht span­nend ist, son­dern in ihren Aus­wüch­sen ein­fach nur nerv­tö­tend.

1997 hat Micha­el Han­eke den über­aus unbe­que­men Film FUNNY GAMES gedreht, in dem es um unmo­ti­vier­te Gewalt gegen eine Fami­lie ging. Han­eke hat ver­stan­den, wie man die­se Prä­mis­se scho­nungs­los, aber auch rea­lis­tisch an den Zuschau­er bringt. Eli Roth hat die­ses Gespür nicht. Unvor­be­halt­los glaubt er mit Über­spit­zung, Rea­li­täts­fer­ne, und sich selbst über­schät­zen­den Figu­ren eine glaub­wür­di­ge Span­nung auf­bau­en zu kön­nen. Nun mögen Loren­za Izzo und Ana De Armas durch­aus ansehn­li­che Dar­stel­le­rin­nen sein, aber ihre Cha­rak­te­re lei­den dann doch an erheb­li­cher Selbst­über­schät­zung, wenn sie glau­ben, einen man wie Evan Web­ber damit kom­pro­mit­tie­ren zu kön­nen. Und dass die­se unrea­lis­ti­sche Rech­nung auch noch auf­geht, macht den Cha­rak­ter von Evan Web­ber nur noch untrag­ba­rer. Eli Roth hat­te eine Chan­ce. Er hat sich aber nicht genutzt.

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KNOCK KNOCK
Dar­stel­ler: Kea­nu Ree­ves, Loren­za Izzo, Ana de Armas u.a.
Regie: Eli Roth
Dreh­buch: Eli Roth, Nicolás Lopéz, Guil­ler­mo Amoe­do
Kame­ra: Anto­nio Quer­cia
Bild­schnitt: Die­go Macho Gómez
Musik: Manu­el Rivie­ro
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Mari­chi Pala­ci­os
99 Minu­ten
Chi­le – USA 2015

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