KICK-ASS 2 kicks ass again

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KICK-ASS 2 – Bun­des­start 15.08.2013

Drei Jah­re spä­ter. Bedeu­tet drei Jah­re älter. Das macht es schon wie­der eine Spur weni­ger ver­stö­rend, wenn ein min­der­jäh­ri­ges Mäd­chen mehr Freu­de an Schwer­tern hat, als an den zele­brier­ten Ver­wir­run­gen der Puber­tät. Matthew Vaughn hat gera­de ein­mal sechs Fil­me insze­niert, mit KICK-ASS aller­dings das Super­hel­den-Kino auf den Kopf gestellt, und Comic-Nerds wie Film-Freaks in hef­ti­ge Ver­zü­ckung ver­setzt. Vaughn hat Mark Mil­lars und John Romi­t­as gezeich­ne­te Vor­la­ge fil­misch auf den Punkt gebracht. Einen exqui­si­ten Ver­gleich hat dies­be­züg­lich schnittberichte.com erstellt. Einer, den man als Loser bezeich­nen wür­de, weil er kei­ne Freun­din hat und in Comic-Läden her­um hängt, stellt sich die ein­fa­che Fra­ge, war­um nie­mand sei­nes Schla­ges nicht längst selbst ein Kos­tüm ange­legt hat, und in der Ver­bre­chens­be­kämp­fung sei­nen gezeich­ne­ten Vor­bil­dern nach­ge­ei­fert hat. Dave Lizew­ski heißt der Typ, einer jener durch­schnitt­li­chen Typen, die trotz vie­ler Ambi­tio­nen doch kaum etwas errei­chen. Mit einem umge­wan­del­ten Tau­cher­an­zug, will er dies ändern, und patrouil­liert bald die Stra­ßen als Kick-Ass.

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Dave Lizew­ski als Kick-Ass war jener Typ, der kaum etwas aus­rich­ten konn­te, immer Angst hat­te, und für den Hel­den­tum doch zu abs­trakt wur­de. Letzt­end­lich war es aber doch Kick-Ass, der eine Bewe­gung aus­lös­te, bei der sich ein paar sor­gen­vol­le Bür­ger, aber noch viel mehr schrä­ge Indi­vi­dua­lis­ten dem Kampf gegen das Unrecht auf der Stra­ße ver­schrie­ben. Mit skur­ri­len Mas­ken und kurio­sen Namen. Jeff Wad­low hat mit sei­nem Dreh­buch die­se Geschich­te wei­ter­ver­folgt und das Aben­teu­er fort­ge­setzt. In sei­ner Insze­nie­rung hat Wad­low pein­lich dar­auf geach­tet, dem Ori­gi­nal auch Rech­nung zu tra­gen. Und genau die­ser Rech­nung scheint irgend­wie nicht wirk­lich auf­zu­ge­hen. Was sich mehr als Gefühl bemerk­bar macht, als das es an fil­mi­schen Aspek­ten fest­zu­ma­chen wäre.

Im zwei­ten Teil legt sich der Fokus, es war zu erwar­ten, auf Chloë Grace Moretz’ Min­dy Macre­a­dy, die ihren schwe­ren Gang vom unbe­darf­ten Mäd­chen zur begehr­ten Jugend­li­chen zu durch­le­ben hat. Doch so schwer es Min­dy im nor­ma­len Leben auch haben mag, sie ist und bleibt Hit-Girl, jenes Feu­er­werk an Geschick und Gewalt, an dem sie selbst nicht vor­bei kommt. In einer Stadt vol­ler selbst­er­nann­ter Super­hel­den bleibt Hit-Girl die wirk­lich ein­zi­ge Per­son, die nicht nur tut was sie kann, son­dern auch kann was sie tut. Und sie tut es mit töd­li­cher Effi­zi­enz. Der Feind ist dies­mal Chris D’Amico, der als Super­held Red-Mist ange­fan­gen hat und sich in die­ser Fol­ge als Mother­fu­cker zum Super­schur­ken erko­ren hat, um den Tod sei­nes Vaters zu rächen, den Kick-Ass drei Jah­re vor­her mit einer Bazoo­ka aus dem Fens­ter geschos­sen hatte.

Im Grun­de macht Jeff Wad­low in Hand­lung und Insze­nie­rung alles rich­tig. Sein Augen­merk liegt auf der Wei­ter­ent­wick­lung der Geschich­te. Dabei ver­sucht er erst gar nicht, dem Ruf des Ori­gi­nals hin­ter­her zu hecheln, indem er auf die bewer­te For­mel von Höher-Schnel­ler-Wei­ter setzt. Aber genau dies ist es, was bei KICK-ASS‑2 nicht nur Freu­de aus­löst, son­dern auch das merk­wür­di­ge Gefühl hin­ter­lässt, dass etwas Ent­schei­den­des fehlt. Wie vor drei Jah­ren auch beginnt die Hand­lung eher beschau­lich. Mit lie­bens­wer­ter Nai­vi­tät dis­ku­tie­ren Dave und Min­dy über Sinn und Unsinn des Super­hel­den-Daseins. Genau­so naiv hat bereits Matthew Vaughn die Moti­va­ti­on der Hel­den insze­niert, denen jede Art mora­li­scher Refle­xi­on fehlt. Und Jeff Wad­low hat es hier mit glei­cher Arg­lo­sig­keit dem Vor­bild nach­ge­tan. Wirk­li­che Tie­fe errei­chen die Figu­ren auch die­ses Mal nicht. Wie sie in ihrem jugend­li­chen Alter mit Mord und Tot­schlag umge­hen, die ihr Leben bis­her geprägt haben, wird mit schlich­tem Gemüt außen vor gelas­sen. Ledig­lich durch die cha­ris­ma­ti­sche Prä­senz von Chloë Grace Moretz und Aaron Tay­lor-John­son wirkt das psy­cho­lo­gi­sche Defi­zit irrelevant.

Aber gera­de die kind­li­che Nai­vi­tät, in der sich die Figu­ren bewe­gen, bil­det den umso scho­ckie­ren­de­ren Kon­trast zu den Gewalt­dar­stel­lun­gen, die mit der Geschich­te ein­her­ge­hen. Und da gibt es auch in die­ser Run­de mehr als genug Kopf­schüs­se, Ver­stüm­me­lun­gen, offe­ne Kno­chen­brü­che, und erfolg­rei­che Schwert-Ein­sät­ze, nicht zu ver­ges­sen eine beson­de­re Ein­la­ge, was man mit vie­len Glas­scher­ben einem Kör­per so antun kann. Lei­der hat mit dem Regis­seur auch der Kame­ra­mann gewech­selt. Wo Ben Davies bei KICK-ASS ein kla­res Bild in den Action­se­quen­zen anbot, setzt bei Teil Zwei Tim Mau­rice-Jones auf die fal­sche Annah­me, eine ver­wa­ckel­te Schul­ter­ka­me­ra wür­de mehr Dyna­mik erzeu­gen. Zum Leid­we­sen von Freun­den gut cho­reo­gra­fier­ter Stunts lag Mau­rice-Jones mit die­ser Annah­me ganz falsch. Wie der Regis­seur hät­te sich auch die Kame­ra strik­ter am Ori­gi­nal ori­en­tie­ren kön­nen. Doch der klei­ne Wer­muts­trop­fen kann ver­schmerzt wer­den, die gra­fi­schen Schau­wer­te sor­gen den­noch für viel Begeis­te­rung im Publi­kum. Das Gefecht auf einem Klein­trans­por­ter ist dabei ein cho­reo­gra­fi­sches Highlight.

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Wäh­rend Kick-Ass und Hit-Girl mit ihren Exis­ten­zen hadern und sich immer wie­der selbst in Fra­ge stel­len, zieht Chris D’Amico als Mother­fu­cker die Fäden immer enger um sei­ne Erz­fein­de. War Chris­to­pher Mintz-Plas­se im ers­ten Teil noch schmü­cken­des Bei­werk, und dar­stel­le­risch im Rah­men sei­ner Mög­lich­kei­ten gefor­dert, hat KICK-ASS 2 mit der Rol­le des Mother­fu­cker ein dra­ma­tur­gi­sches Pro­blem. Chris­to­pher Mintz-Plas­se ist ein­fach nicht Dar­stel­ler genug, um der Figur eine ernst­haf­te Gewich­tung zu ver­lei­hen. Auch wenn sein Cha­rak­ter als kind­li­cher Trotz­kopf ange­legt ist, fehlt ihm die ent­schei­den­de cha­ris­ma­ti­sche Aus­strah­lung, um einer Figur in die­ser Wich­tig­keit gerecht zu wer­den. Im umge­dreh­ten Sin­ne erweist sich das­sel­be Pro­blem mit Olga Kur­ku­li­nas Mother Rus­sia, einer Figur, die so über­trie­ben am Kli­schee eines rus­si­schen Kil­lers insze­niert ist, dass der Film ohne sie bes­ser dran gewe­sen wäre.

Kom­po­nist Hen­ry Jack­man hat mit Unter­stüt­zung von Matthew Mar­ge­son sein eige­nes Kick-Ass-The­ma wei­ter aus­ge­baut, was erfreu­lich ist, weil Cha­rak­ter-bezo­ge­ne The­men mitt­ler­wei­le sehr sel­ten gewor­den sind. John Mur­phys Sound­track zu 28 DAYS LATER, der im ers­ten Teil viel Ver­wen­dung fand, ist in Teil 2 nur sel­ten, und dann in stark abge­wan­del­ter Form zu hören. Jack­man soll­te sich lang­sam Gedan­ken für ein eige­nes Hit-Girl-The­ma machen, denn so wie es aus­sieht, hat man am Ende die­ses Films bereits einen mög­li­chen Grund­stein für einen drit­tem Teil gelegt. Obwohl auch schon bei KICK-ASS 2 die Gewich­tung etwas mehr auf den Cha­rak­ter von Min­dy Macre­a­dy gelegt wur­de. Was Dave Lizew­ski kei­nes­wegs in den Hin­ter­grund drängt, schließ­lich ist er das ste­te mora­li­sche Gewis­sen, wenn man bei all den expli­zi­ten Tötungs­ar­ten von Moral spre­chen darf. Auch wenn Hit-Girl über einen här­te­ren, zähe­ren, und weit abge­brüh­te­ren Cha­rak­ter ver­fügt, gibt ihr gera­de Dave so viel Mensch­lich­keit zurück, dass Min­dy nicht am Druck ihrer Auf­ga­be und einer eigent­lich ver­lo­re­nen Jugend zerbricht.

Auch wenn KICK-ASS 2 sich sei­nen bei­den Haupt­prot­ago­nis­ten deut­lich annä­hert, was man von einem zwei­ten Teil auch erwar­ten durf­te, steht immer etwas Unaus­ge­spro­che­nes zwi­schen die­sen Figu­ren und dem Zuschau­er. Wäh­rend die film­tech­ni­schen Aspek­te inso­fern tadel­los sind, dass sie sich einem gewis­sen Trend unter­wer­fen, scheint Jeff Wad­low trotz sei­ner Akri­bie etwas ver­mis­sen zu las­sen. Es ist nur ein unde­fi­nier­ba­res Gefühl. Viel­leicht weil Wad­low so sehr bemüht war, einen Kick-Ass-Film zu machen, der über alle Kri­tik erha­ben sein soll­te. Die For­mel nicht ändern, und nicht vor­wit­zi­ger sein wol­len, als das Ori­gi­nal. Doch wäre eine Spur Höher-Schnel­ler-Wei­ter gar nicht so schlecht gewe­sen. KICK-ASS 2 ent­täuscht nicht, er ist sogar ein aus­ge­spro­chen guter Film gewor­den, der mit erwähn­ten Abstri­chen, sehr viel Spaß macht. Doch bleibt die­ses nagen­de Gefühl, dass es nicht unbe­dingt eine Fort­set­zung ist, viel­mehr eine Hand­lung die par­al­lel zu den Ereig­nis­sen des Ori­gi­nals lau­fen könn­te. Ein Hauch von Eigen­stän­dig­keit hät­te die­ses zwei­fel­haf­te Gefühl über die­sen sonst gran­dio­sen Film vertrieben.

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KICK ASS 2
Dar­stel­ler: Aaron Tay­lor-John­son, Chloë Grace Moretz, Chris­to­pher Mintz-Plas­se, Jim Carrey, Clark Duke, John Leguiz­a­mo, Olga Kur­ku­li­na, Mor­ris Chest­nut u.v.a
Regie & Dreh­buch: Jeff Wad­low, nach dem Comic von Mark Mil­lar und John Romi­ta Jr.
Kame­ra: Tim Maurice-Jones
Bild­schnitt: Eddie Hamilton
Musik: Hen­ry Jack­man, Matthew Margeson
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Rus­sell De Rozario
USA / 2013
zir­ka 103 Minuten

Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Pic­tures / Uni­ver­sal Pic­tures International

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