DEVIL’S DUE – TEUFELSBRUT subjektiv gespoilert

Devil´s Due

DEVIL’S DUE – Bun­des­start 08.05.2014

Das Inter­es­san­te an TEUFELSBRUT ist zwei­fel­los die Dis­kus­si­on, ob die­ser Film tat­säch­lich zu den Found-Foo­ta­ge-Thril­lern zäh­len kann, wenn er mit Poli­zei­vi­de­os und Über­wa­chungs­ka­me­ras ange­rei­chert wur­de, also nicht wirk­lich unzen­sier­tes, gefun­de­nes Mate­ri­al ist. Aber das Kind braucht einen Namen, damit man es auch rich­tig rufen kann. Somit ist schon der inter­es­san­tes­te Aspekt an die­sem Film vom Tisch. Viel­leicht wäre noch der Fra­ge nach­zu­ge­hen, auf was sich der deut­sche Zusatz­ti­tel bezieht. Geht es um die the­ma­ti­sier­te Schwan­ger­schaft, oder den Film selbst. Es fällt sehr schwer, bei einem Strei­fen wirk­lich objek­tiv zu blei­ben, der im Grun­de ein ein­zi­ges Ärger­nis dar­stellt. Nicht nur, dass er jedes dra­ma­tur­gi­sche Kli­schee bedient, son­dern auch jedes fil­mi­sche Ver­satz­stück aus­kos­tet. Künst­le­risch hat er kei­ne Linie und inhalt­lich fehlt jede Logik. Ein Grund, sich hin­ter Found-Foo­ta­ge zu ver­ste­cken, war immer die Mög­lich­keit, sich vor Erklä­rungs­ver­su­chen ret­ten zu kön­nen, weil man ja nur erklä­ren kann, was einem das Film­ma­te­ri­al zeigt. So konn­ten bereits unzäh­li­ge soge­nann­ter Fil­me­ma­cher das Motiv über den Inhalt stel­len. Etwas das DEVIL’S DUE mit jeder Minu­te ausnutzt.

Saman­tha und Zach hei­ra­ten und ver­brin­gen ihre Flit­ter­wo­chen in San­to Dom­in­go, wo sie von einem freund­li­chen Taxi­fah­rer in einen ange­sag­ten Club ein­ge­la­den wer­den, aus dem sie nur mit star­ken Erin­ne­rungs­lü­cken her­aus­kom­men, um zurück in den Staa­ten fest­zu­stel­len, dass Saman­tha unge­wollt schwan­ger ist, und Zach gleich­zei­tig schwer­wie­gen­de Ver­än­de­run­gen an sei­ner Frau fest­stel­len muss. Immer wie­der kann man lesen, wie ver­sucht wird DEVIL’S DUE an ROSEMARY’S BABY her­an zu füh­ren, obwohl eine Annä­he­rung so gut wie unmög­lich ist. Dass bei­de Prot­ago­nis­tin­nen schwan­ger sind, ist viel­leicht die ein­zi­ge Gemein­sam­keit. Ist ROSEMARY’S BABY ein erst­klas­si­ker Para­noia-Thril­ler, bleibt DEVIL’S DUE schwa­cher Hokus­po­kus mit sata­ni­schen Ver­su­chen. Bleibt beim Polan­ski-Klas­si­ker die wer­den­de Mut­ter im Fokus, muss  in die­sem fil­mi­schen »Erguss« der Vater das teuf­li­sche Trei­ben beob­ach­ten, kom­men­tie­ren, erle­ben. Außer etwas dage­gen zu tun, dazu ist der Mann nicht in der Lage. Nur stän­dig die Kame­ra irgend­wo hin hal­ten, wo jeder geis­tig gesun­de Mensch eher eine hel­fen­de Hand rei­chen wür­de. Und genau das ist das Ärger­li­che nicht nur an die­sem For­mat, son­dern bei die­sem Film spe­zi­ell. Die Cha­rak­te­re han­deln voll­kom­men wider­na­tür­lich. Selbst als Zach im gesam­ten Haus Über­wa­chungs­ka­me­ras anbringt, gera­de weil er Saman­thas selt­sa­mes Ver­hal­ten erkun­den will, ent­deckt er ihr Geheim­nis erst, als es viel zu spät ist, obwohl die Video­be­wei­se lan­ge vorliegen.

Selbst die teuf­li­schen Mäch­te sind sich in die­sem ungru­se­li­gen Spuk nicht wirk­lich über ihr Han­deln im Kla­ren. Die geschän­de­te Saman­tha kann ohne wei­te­res in einer geseg­ne­ten Kir­che der Hei­li­gen Kom­mu­ni­on bei­woh­nen. Dem Pries­ter aller­dings spielt die dunk­le Macht übel mit. Zum Dank kann der Pries­ter dann vom Kran­ken­bett aus sei­nen jung­ver­mähl­ten Schütz­lin­gen erklä­ren, was mit ihrem Baby pas­sie­ren wird, aus wel­cher Ein­ge­bung her­aus auch immer. Der Teu­fel ist nicht sehr geschickt bei dem was er tut, jeden­falls nicht nach dem Dreh­buch von Lind­say Dev­lin.  Die­se scheint grund­sätz­lich ein Pro­blem mit ihrer Sicht auf das Böse zu haben. So kann sich die­ses Böse natür­lich nur aus einem Land wie der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik her­aus ver­brei­ten, wo undurch­sich­ti­ge Schwar­ze aus einem unge­heu­er­li­chen Kli­schee her­aus unschul­di­ge Wei­ße miss­brau­chen. Was haben denn Kari­bik-Inseln schon, außer schwar­ze Magie, und der Wie­ge des Satans. Hier wird nicht mit längst über­hol­ten Ver­satz­stü­cken gespielt, son­dern sie wer­den gefestigt.

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Bis auf eine Auf­nah­me von Saman­thas Bauch, wo der Satans­bra­ten Stretch-Übun­gen zu machen scheint, tut sich im Film tat­säch­lich für die ers­ten fünf­zig Minu­ten gar nichts. Die Cha­rak­ter-Expo­si­ti­on war bereits nach fünf Minu­ten abge­schlos­sen, span­nen­de Hand­lungs­ele­men­te sind über­haupt nicht vor­han­den. Ihre Auf­ga­be haben Matt Bet­ti­nel­li-Olpin und Tyler Gil­lett voll­kom­men ver­nach­läs­sigt. Sie haben sehr wohl insze­niert, aber nichts was dem Gen­re gerecht wird, aber auch nichts, was den Zuschau­er in irgend einer Wei­se an den Film bin­den könn­te. Saman­tha wird zu einer unaus­steh­li­chen Figur, und Zach bekommt den Arsch nicht hoch. Es ist dem Zuschau­er unmög­lich, für einen der bei­den Sym­pa­thien zu ent­wi­ckeln. Und ein Film kann eben nur über  Sym­pa­thien funk­tio­nie­ren. Ansons­ten stimmt man für den Teu­fel, der aber hier genau­so abson­der­lich insze­niert ist. Ver­dreh­te Glied­ma­ßen und in Holz geritz­te Sym­bo­le, die sofort an das Euro-Zei­chen erin­nern. Hat wirk­lich nie­mand nach einer Test-Vor­füh­rung gesagt, dass dies eine Fehl­ge­burt ist?

Beginnt man die Geschich­te ein wenig zu ana­ly­sie­ren und auch zu inter­pre­tie­ren, könn­te sich ein wirk­lich fes­seln­der Stoff dar­aus ent­wi­ckeln. Wer immer eine Fami­lie grün­det, wird um die Ängs­te und Sor­gen wis­sen. Die Exis­tenz­grund­la­ge, die Zukunft, die Erzie­hung geplan­ter Kin­der. Tat­säch­lich ist die­ser Schritt nicht ohne, und in die­ses Gedan­ken­spiel einer mög­li­chen Fami­lie einen boh­ren­den Fin­ger zu legen, könn­te tat­säch­lich einen beängs­ti­gen­den Hor­ror­film her­vor­brin­gen. Das ist, was ROSEMARY’S BABY so effi­zi­ent und zu einem Klas­si­ker mach­te. Wenn ein Film rea­le Ängs­te auf­zu­neh­men ver­steht, und damit den Geist sei­nes Publi­kum ver­gif­ten kann, dann hat er alles rich­tig gemacht. Nichts davon ist bei DEVIL’S DUE auch nur ansatz­wei­se vor­han­den. Und so ist das ein­zig Net­te, was man über die­sen Film sagen kann, dass alle Mög­lich­kei­ten vor­han­den gewe­sen wären. Poten­ti­al und Bud­get hät­ten einen wirk­lich guten Hor­ror­film erge­ben kön­nen. Übrig geblie­ben ist eine end­lo­se Anein­an­der­rei­hung von ärger­li­chen, weil ver­pass­ten, Chancen.

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DEVIL´S DUE – TEUFELSBRUT
Dar­stel­ler: Alli­son Mil­ler, Zach Gil­ford, Sam Ander­son, Roger Paya­no, Vanes­sa Ray, Bill Mar­tin Wil­liams, Geral­di­ne Sin­ger, Julia Den­ton u.a.
Regie: Matt Bet­ti­nel­li-Olpin, Tyler Gillett
Dreh­buch: Lind­say Devlin
Kame­ra: Jus­tin Martinez
Bild­schnitt: Rod Dean
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Antho­ny Medina
zir­ka 89 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right 20th Cen­tu­ry Fox of Germany

AutorIn: Bandit

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