David M. Kelly: MATHEMATICS OF ETERNITY

Wenn mir ein Roman als Sci­ence Fic­tion Sto­ry im Noir-Stil ange­dient wird, dann muss ich natür­lich sofort einen zwei­ten Blick wer­fen, das hört sich genau nach mei­nem Beu­te­sche­ma an.

Und der Anfang des Romans macht dem dann auch sofort alle Ehre und zumin­dest ich stell­te mir das Gesche­hen am Anfang vor dem inne­ren Auge in hart­kon­tras­ti­gen Schwarz­weiß­tö­nen vor.

Im wei­te­ren Ver­lauf des Buches ten­diert das dann aller­dings mehr in Rich­tung her­kömm­li­che­rer SF, auch wenn der Autor der Idee eigent­lich treu bleibt.

Wer­be­text:

Joe Bal­len dreams of retur­ning to space, but after an acci­dent left him half-cripp­led, he scra­pes a living fly­ing cabs in floo­ded-out Baltimore.
When one of his pas­sen­gers suf­fers a gris­ly death, Joe is drag­ged into a dan­ge­rous con­spi­ra­cy cen­te­red around a pro­to­ty­pe Jump­Ship. No one belie­ves the ship will work, not even the space-faring Atolls who have bar­ri­ca­ded Earth from the rest of the solar sys­tem. But someo­ne is mur­de­ring ever­yo­ne con­nec­ted to it.
As the bodies pile up, Joe beco­mes suspect num­ber one, and his enemies will stop at not­hing to hide the truth. With the help of a dis­tur­bed sci­en­tist, a seni­le sur­vi­va­list, and his glamo­rous boss, can Joe unt­ang­le the puz­zle and unco­ver the truth befo­re he beco­mes ano­t­her statistic?

Joe Bal­len ist ein Inge­nieur, der im All an einem Raum­fahrt-Pres­ti­ge­pro­jekt der her­un­ter­ge­kom­me­nen Erde arbei­te­te und dort einen schreck­li­chen Unfall hat­te, der ihn Arme und Bei­ne kos­te­te. Letz­te­res ist zwar in der Zukunft, in der der Roman han­delt, zu behe­ben, aber sei­ne vol­le Lei­tungs­fä­hig­keit hat er lan­ge nicht mehr und des­we­gen bleibt ihm die Arbeit im Welt­raum ver­sagt und er schlägt sich eher schlecht als recht als Fah­rer (Pilot?) eines Flug­ta­xis durchs Leben. Eines Abends hat er eigent­lich bereits Fei­er­abend gemacht, als sich ihm ein über­ge­wich­ti­ger Fahr­gast auf­drängt, der sich ziem­lich depres­siv ver­hält. Nach­dem Bal­len den in sei­ner Luxus­blei­be abge­lie­fert hat, schlägt er kurz dar­auf neben ihm auf dem Pflas­ter auf – und natür­lich haben die kor­rup­ten Cops nichts bes­se­res zu tun, als ihm das anhän­gen zu wollen.

Danach ent­spannt sich ein SF-Kri­mi, der sich immer wie­der durch neue Ent­de­ckun­gen span­nend hält und bei dem am Ende über­ra­schen­de Hin­ter­grün­de zu Tage kommen.

Autor Kel­ly hat sein World­buil­ding im Griff. Die ers­ten wich­ti­gen Details über die Erde der Zukunft, die nicht nur unter dem Kli­ma­wan­del lei­det, bekommt man sofort ser­viert, zahl­lo­se wei­te­re Details ent­hüllt er im Ver­lauf des Romans, so dass man als Lese­rin immer mehr von der Welt und der ent­stan­de­nen Gesell­schaft der Zukunft ent­deckt. Und da ist auf­grund des Kli­ma­wan­dels und der erzwun­ge­nen Iso­la­ti­on auf der Erde so eini­ges im Argen.

Das Gan­ze ist kurz­wei­lig erzählt und lebt nicht zuletzt durch die sar­kas­ti­schen Kom­men­ta­re des Prot­ago­nis­ten, sowie der deut­li­chen Anleh­nung man­cher For­mu­lie­run­gen an klas­si­sche Noir-Roma­ne mit krea­ti­ven Adjektivierungen.

Der Autor brennt hier so vie­le Schau­plät­ze ab, dass ich mir zumin­dest bis­wei­len gewünscht hät­te, das wäre ein wenig zusam­men­lek­to­riert wor­den und damit auch der Roman ein wenig gekürzt. Es wäre sicher dem Schreib­stil gegen­über unfair, wenn ich hier schrei­be, er hat­te Län­gen, aber ein wenig Straf­fung hät­te dem Gan­zen sicher gut getan.

Am Ende weiß man schon, dass das noch wei­ter gehen muss, auch wenn die­ser Fall voll­stän­dig abge­schlos­sen wur­de. Den­noch hat David M. Kel­ly in sei­nem Roman so vie­le Fäs­ser auf­ge­macht, dass es gera­de­zu zwin­gend ist, in die­ser Welt noch wei­te­re Aben­teu­er han­deln zu las­sen. Und wie ich schon sah: Auch die mit dem Prot­ago­nis­ten Joe Bal­len. Ich habe Band zwei auch sofort nach dem Ende des ers­ten erwor­ben, wer­de aller­dings erst ein­mal ande­ren Lese­stoff zwi­schen­schie­ben, bevor ich mir anse­hen wer­de, wie es Bal­len wei­ter geht.

Für Sci­ence Fic­tion Freun­de mit Fai­ble für Noir und gepfleg­te Kri­mis mit Action­ein­la­gen unbe­dingt emp­feh­lens­wert. Auch das World­buil­ding macht defi­ni­tiv Lust auf mehr und man ahnt, dass ins­be­son­de­re über die erzwun­ge­ne Iso­la­ti­on der Mensch­heit auf der Erde durch die Vet­tern aus dem Welt­raum noch zu schrei­ben sein wird.

MATHEMATICS OF ETERNITY
Joe Bal­len seri­es book 1
David M. Kelly
Sci­ence Fiction-Krimi
28. Febru­ar 2017
326 Seiten
Taschenbuch:
ISBN: 978–0995329416, ca. EUR 16,00
eBook:
ASIN: B01MZGQYQG, ca. EUR 5,50 
Neme­sis Press

Cover­ab­bil­dung Copy­right Neme­sis Press

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.