CRIMSON PEAK

Poster Crimson Peak

CRIMSON PEAK – Bun­des­start 15.10.2015

Am Anfang sitzt Edith Cus­hing vor dem Schreib­tisch eines Ver­le­gers. Das 20. Jahr­hun­dert ist gera­de ange­bro­chen, Frau­en tun sich als Lite­ra­ten noch etwas schwe­rer. »Eine Geis­ter-Geschich­te«, raunzt der Ver­le­ger etwas gelang­weilt, der eine Lie­bes­ge­schich­te bevor­zu­gen wür­de. »Nein«, erwi­dert Edith, »kei­ne Geis­ter-Geschich­te, son­dern eine Geschich­te mit Geis­tern«. Es stimmt auf das ein, was kom­men mag. Und am Ende wird der Zuschau­er auch genau ver­stan­den haben, was Edith mit der Erwi­de­rung mein­te. Es ist eine Geschich­te erson­nen und insze­niert von Giu­l­ler­mo del Toro. Es ist also nicht alles unbe­dingt so, wie es zu schei­nen mag. Dabei besinnt sich del Toro in die­ser Insze­nie­rung ger­ne auf sein RÜCKGRAT DES TEUFELS und PANS LABYRINTH. Nur dass CRIMSON PEAK nicht die Qua­li­tä­ten von RÜCKGRAT DES TEUFELS erreicht, dafür die Unzu­läng­lich­kei­ten von PANS LABYRINTH über­nimmt.

Edith Cus­hing wird zum Miss­fal­len ihres Vaters von dem undurch­sich­ti­gen Tho­mas Shar­pe hofiert. Sie ver­fällt dem Erfin­der, gegen die klu­gen Wor­te ihres Jugend­freun­des Alan. Und als ihr Vater stirbt, gibt es für Edith kaum einen Grund, in Ame­ri­ka zu blei­ben. Sie hei­ra­tet Tho­mas Shar­pe, und geht mit ihm und sei­ner Schwes­ter Lucil­le nach Eng­land. Das mäch­ti­ge Shar­pe-Anwe­sen Aller­d­a­le Hall ent­puppt sich als ein Ort der dem unaus­weich­li­chem Ver­fall ent­ge­gen­sieht. Der nach­gie­bi­ge Lehm­bo­den des weit abge­schie­de­nen Hau­ses lässt das­sel­be immer wei­ter absin­ken. Das beun­ru­higt Edith weit weni­ger, als eine alte Bekann­te, die ihr zuletzt als Kind begeg­net ist, und nun in Aller­d­a­le Hall ein­ge­zo­gen zu sein scheint.

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Zwei­fel­los ist CRIMSON PEAK eine opu­len­tes Aus­stat­tungs­or­gie. Die Stra­ßen­sze­nen des New Yorks um die Jahr­hun­dert­wen­de las­sen stau­nen und kei­ne Wün­sche offen. Aller­d­a­le Hall ist ein kom­plett extra für den Film errich­te­tes Set, wel­ches tat­säch­lich einen ganz eige­nen Cha­rak­ter ent­wi­ckelt. Auf Grund der Hand­lung ein sehr wirk­sa­mes Ele­ment. Für CRIMSON PEAK hat del Toro auf sei­nen Stamm­ka­me­ra­mann Guil­ler­mo Navar­ro ver­zich­tet. Aber Dan Laust­sen ist nicht ein­fach nur ein wür­di­ger Ver­tre­ter, er schafft die­se ganz beson­de­re Atmo­sphä­re, die regel­recht den Geist der alten Ham­mer-Fil­me atmet. Aber Laust­sen kopiert nicht ein­fach, son­dern er holt die­se Atmo­sphä­re ins 21. Jahr­hun­dert. Mit sei­ner extrem akzen­tu­ier­ten Licht­set­zung wer­den die Dar­stel­ler förm­lich mit den Set­tings ver­schmol­zen.

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(SPOILER) Nach und nach ent­fal­tet sich die Hand­lung zu einem regel­rech­ten Kri­mi. Das Dreh­buch spielt nicht mit dem Zuschau­er, son­dern lässt ihn immer gleich erfah­ren, wer was im Schil­de führt. Aber genau dar­aus ent­wi­ckelt die Hand­lung für den Show­down dann doch eine, wenn­gleich klei­ne, aber doch über­ra­schen­de Wen­dung. Nur zu dumm, dass Guil­ler­mo del Toro das Miss­ge­schick pas­siert, wie schon bei PANS LABYRINTH, die eigent­lich zwei Hand­lungs­strän­ge nicht zusam­men­zu­brin­gen. »Es ist kei­ne Geis­ter-Geschich­te«, sagt Edith bereits zu Anfang, »es ist eine Geschich­te mit Geis­tern«. Dass sie dabei auch auf ihre eige­ne, fol­gen­de Geschich­te anspielt, wird am Ende schmerz­lich bewusst. Denn das über­na­tür­li­che Moment von CRIMSON PEAK hat kei­ner­lei Aus­wir­kung auf den Hand­lungs­ver­lauf. Die Geis­ter, wel­che Edith heim­su­chen, haben kei­nen Ein­fluss auf die Geschi­cke. Dabei kön­nen die Erschei­nun­gen nicht ein­mal als Meta­pher in irgend­ei­ner Form inter­pre­tiert wer­den. Es mag sicher­lich in del Toros Absicht gele­gen haben, das Über­na­tür­li­che als natür­li­chen Bestand­teil die­ser in sich geschlos­se­nen Welt wir­ken zu las­sen. Sinn macht es aber kei­nen. Denn es wer­den ein­fach zu vie­le Erwar­tun­gen mit die­ser Prä­mis­se geweckt, ohne das die­se Erwar­tun­gen erfüllt wer­den, oder sich mit einem genia­len Kniff zu einer erwei­ter­ten Erzähl­form ent­wi­ckeln. (SPOILER ENDE)

CRIMSON PEAK ist pracht­vol­les Kino, wel­ches mit äußerst ein­dring­li­chem Spiel all sei­ner Dar­stel­ler zu gru­seln ver­steht, aber bei dem man auch Abstri­che machen muss. Lei­der schafft es auch ein als Aus­nah­me­re­gis­seur gel­ten­der Guil­ler­mo del Toro nicht, auf schril­le Schock­mo­men­te zu ver­zich­ten. Dabei gibt es gleich zu Beginn eine Sze­ne, die beweist, wie wun­der­voll schau­rig man Geis­ter insze­nie­ren kann, ohne dass die­se uner­war­tet ins Bild sprin­gen müs­sen. Aber CRIMSON PEAK hat genü­gend  ande­re Qua­li­tä­ten, die ihn als nicht per­fek­ten Film, aber sehr ange­neh­me Unter­hal­tung aus­zeich­nen. Aus­stat­tung, Bild, Beleuch­tung und her­vor­ra­gen­den Dar­stel­ler, beson­ders mit Jes­si­ca Chas­tain. Aber Vor­sicht an alle zart­be­sai­te­ten, auch hier hat del Toro wie­der sehr weni­ge, aber dafür sehr fie­se Splat­ter­ef­fek­te ein­ge­baut.

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CRIMSON PEAK
Dar­stel­ler: Mia Was­i­kows­ka, Jes­si­ca Chas­tain, Tom Hidd­le­s­ton, Char­lie Hun­nam, Les­lie Hope u.a.
Regie: Guil­ler­mo del Toro
Dreh­buch: Guil­ler­mo del Toro, Matthew Rob­bins
Kame­ra: Dan Laust­sen
Bild­schnitt: Ber­nat Vil­a­pla­na
Musik: Fer­nan­do Veláz­quez
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Tho­mas E. San­ders
119 Minu­ten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Pic­tures Inter­na­tio­nal

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