Seit vielen Jahren hatten Kinofans in Remscheid es nicht leicht, denn es gab kein Lichtspielhaus. Und wenn wir ehrlich sind, war es davor auch nicht besser, denn das Kino auf der Alleestraße war technisch veraltet, klein, und was für eine Type der Betreiber war, ist ebenfalls allgemein bekannt. So blieben nur die Angebote in Wuppertal, Solingen oder Radevormwald.
Ab morgen ändert sich das, denn dann eröffnet am Bahnhof Remscheid endlich das neue, lang erwartete Multiplex-Kino der Cinestar-Gruppe. Und das trotz aller Probleme im Vorfeld (beispielsweise der Pleite eines Bau-Subunternehmers) tatsächlich pünktlich, was ich persönlich für eine enorme und bemerkenswerte Leistung halte. Ich hatte heute morgen die Möglichkeit, mir das Ganze im Rahmen eines Pressetermins vorab anzusehen. Soviel vorweg: Ich bin sehr angetan.
Das Cinestar Remscheid hat sechs Säle, die sich wie folgt aufteilen – zuerst die kleineren im Erdgeschoss:
- Kino 1: 83 Sitzplätze
- Kino 2: 83 Sitzplätze
- Kino 3: 136 Sitzplätze
- Kino 4: 136 Sitzplätze
Dabei sind die »unteren« Kinos zwar vermeintlich klein, das wird allerdings durch die Leinwandgröße durchaus wieder wett gemacht, ich hatte vorab etwas Sorge, dass das kaum größer ist, als mit dem Beamer zuhause, aber gefühlt ist das nicht der Fall. Die kleinen Säle sind in Sachen Ton mit Dolby 7.1 ausgestattet.
In der ersten Etage befinden sich die beiden großen Säle:
- Kino 5: 317 Sitzplätze
- Kino 6: 341 Sitzplätze
In diesen Sälen kommt mit Dolby Atmos eins der modernsten Kino-Tonsysteme überhaupt zum Einsatz. Durch an allen Wänden und der Decke strategisch verteilte Lautsprecher kann die Tonquelle prinzipiell frei im Raum positioniert werden. Wie man bei den Atmos-Trailern sehen und vor allem hören konnte, ist das gut eingesetzt schon ein bemerkenswerter Effekt. Auch in Sachen Projektion können sich die beiden großen Säle sehen lassen, hier kommen hochmoderne 4K-Projektoren zum Einsatz und das Bild sieht wirklich verteufelt gut aus. Die Leinwände sind in diesen beiden Kinos 18,9 x 8,15 Meter groß, also über 150 Quadratmeter. In diesen Räumen wurden zudem Ambilight-Systeme installiert, die das Raumlicht bzw. dessen Stimmung durch alle Regenbogenfarben anpassen können. Wie hieß es so schön: Läuft der GRINCH, kann man den Saal passend dazu grün einfärben.
Bei der Trailershow war der Ton zu laut, ich gehe aber davon aus, dass man hier zum einen nicht kleckern sondern klotzen wollte, und dass sich das im Betrieb einspielen wird, zumal die zweite Atmos-Demo von Lautstärke und Aussteuerung deutlich ausgewogener war als die Trailer vorher. Ganz ehrlich: Ich bin vom Sound schwer weggeblasen worden. Großartig.
Alle Kinos sind mit 3D-Projektion ausgestattet, zum Einsatz kommt hier die Polfilterbrillen-Variante RealD, die meiner Ansicht nach dem Shutterbrillen-Ansatz bei Weitem überlegen ist, und auch für deutlich weniger Abschattung sorgt. Ob Cinestar wie in anderen Kinos üblich bei 3D-Filmen mit der Helligkeit spart, um die Projektorlampenlebensdauer zu erhöhen wird die Zukunft zeigen. Vom Cinemaxx bin ich in der Hinsicht ja nicht gerade verwöhnt …
Hervorheben möchte ich noch die Sitze. Die sind in den großen Kinos mit Leder- in den kleineren mit Stoffbezug. Die Sitzfläche ist üppig dimensioniert, man fühlt sich darin nicht eingezwängt wie in gewissen anderen Kinos. Und vor allem sind auch die Armstützen erfreulich breit, so dass man mit dem Nebenmann nicht ins Gehege kommen sollte. In allen Sälen gibt es zudem Doppelsitze für Paare, sogenannte »Loveseats«.
Neben aktuellen Blockbustern soll es weitere Dinge im Cinestar Remscheid zu sehen geben: Beispielsweise sind aufgrund installierter Satellitentechnik Live-Übertragungen möglich. Das können Übertragungen aus der Metropolitan Opera in New York ebenso sein, wie andere Konzerte, denkbar sind aber beispielsweise auch Streams von Fußballspielen. Auf Nachfrage, ob auch Specials wie beispielsweise DOCTOR WHO Sonderepisoden und ähnliches möglich sind, wurde das ausdrücklich bestätigt, genauso wie Sondervorführungen von Arthouse-Filmen. Ebenfalls wurde ausdrücklich bejaht, dass es Filme in Originalversionen zu sehen geben wird, und das auch über die englische Sprache hinaus. Am Sonntag beispielsweise schon MORTAL ENGINES.
Schwieriger wird es mit Netflix. In den USA bietet der Streamingdienst ja an, eigenproduzierte Filme zum Start auch im Kino zu sehen und ich fragte nach, ob das auch hier denkbar wäre. Hier in Deutschland scheint das an einer ablehnenden Haltung der Verleiher und Kinobetreiber zu scheitern, die auf ihrem Veröffentlichungsfenster bestehen.Das bedeutet, dass ein neuer Film erst einmal exklusiv 120 Tage den Kinos vorbehalten ist, bevor er weiter verwertet werden darf (also als Konserve oder Stream). Das kann ich bei herkömmlichen Filmen auch durchaus nachvollziehen, allerdings ist die Situation bei Netflix eine andere: Es handelt sich um Eigenproduktionen, die ausschließlich fürs Streaming vorgesehen sind. Hier eine 120-Tages-Frist zu fordern, in der diese Netflix-Eigenproduktionen (!) ausschließlich (!) im Kino zu sehen sein sollen, halte ich für realitätsfern. Denn Filmfans würden sich solche ganz sicher im Kino ansehen, wenn die zeitgleich zum Release auf Netflix dort angeboten werden würde. ich würde das ganz sicher tun. Es wäre somit eigentlich eine Win-Win-Situation für Kinos, denn ohne solch ein Angebot schaue ich diese Filme halt einfach zuhause auf dem Beamer. Da habe ich immerhin auch Dolby 5.1. Cinestar-Geschäftsleiter Oliver Fock deutete allerdings an, dass es durchaus Specials mit Netflix-Filmen geben könnte, in deren Rahmen die an sehr wenigen Terminen gezeigt werden könnten. Ein Lichtblick.
Aber zurück von dieser kurzen Netflix-Exkursion, die eher grundsätzlicher Natur ist und kein Problem des Remscheider Cinestar-Kinos.
Die Preise sind im Vergleich mit den Mitbewerbern – und insbesondere mit Cinemaxx – äußert moderat. Montags bis Mittwochs ist der Kinobesuch etwas günstiger als Donnerstags bis Sonntags. Die genauen Preise kann man der Webseite entnehmen, in der ersten Woche nach der Eröffnung gibt es zudem Sonderpreise. Etwas unschön finde ich persönlich die Vorverkaufsgebühr, aber man muss offen zugeben, dass die Karten selbst damit noch deutlich unter denen beim Konkurrenten in Wuppertal liegen. Meldet man sich für die Cinestar-Card an wird es zum einen noch günstiger und man sammelt Punkte und darf sich nach zehn Kinobesuchen den elften Film umsonst ansehen. In Remscheid haben sich in den letzten Wochen bereits ca. 2000 Personen für die Cinestar-Card angemeldet. Das ist den Aussagen zufolge eine Menge und zeigt das rege Interesse der Remscheider am neuen Kino.
Auch über Eingangsbereich und Gastro kann man nicht meckern, es gibt acht Gastrotheken (mit dem üblichen Kino-Angebot) und diverse Tische und Stühle im unteren Bereich, oben war etwas von einem Vorhang verdeckt, das wie eine Bar aussah – und auch hier werden Tische und Stühle bereit gehalten. Ob die ausreichen werden wird die Zukunft zeigen müssen. Übrigens ist es durchaus gewünscht, dass Besucher des Bahnhofs auf einen Kaffee hereinschauen sollen. Somit wurde also im Prinzip auch noch eine weitere Gastro-Möglichkeit am Haltepunkt Remscheid geschaffen.
Quintessenz: Ich bin vom neuen Kino sehr positiv angetan. Es gibt zwar keine Gigant-Säle wie beim direkten Mitbewerber, aber hier sehe ich durch 4K-Projektion und Dolby Atmos ganz deutlich Qualität vor Quantität. Ich habe mich schon seit Ankündigung darauf gefreut, endlich wieder regelmäßig ins Kino gehen zu können, um die Filme dann hier zu besprechen. Das ist in den letzten Jahren ja leider etwas kurz gekommen, was ich persönlich sehr bedauert habe. Fest vorgesehen sind für mich schon jetzt: MORTAL ENGINES (morgen), AQUAMAN (nächsten Mittwoch) und SPIDER-MAN: INTO THE SPIDER-VERSE (irgendwann in den nächsten Tagen).
Endlich wieder Kino in Remscheid! Die Eröffnung für alle ist morgen, am 13.12.2018.
Meine Familie und ich lieben das Cine Star Kino in Remscheid! :)