ALIEN: COVENANT – Bundesstart 18.05.2017
Fünf Jahre hat es gedauert, bis sich Ridley Scott erneut seinem bekanntesten Universum zugewandt hat. Dazwischen lagen vier mehr oder weniger erfolgreiche Spielfilme, der schlechteste war COUNSELOR, dafür strahlte THE MARTIAN. Viel Schelte hatte Scott für seinen PROMETHEUS einstecken müssen. Die Einen bemängelten das Fehlen von Erklärungen. Die Anderen regten sich darüber auf, dass PROMETHEUS ja gar kein ALIEN-Film sei. Hätte sich Ridley Scott nach diesen ungerechtfertigten Äußerungen entschlossen, das Alien-Universum zu verlassen, wäre es nur allzu verständlich gewesen. Und dass der Regisseur sich tatsächlich vier Filme Zeit nahm, um doch weiter zu machen, hat den Verdacht des Absprungs nur verhärtet. Aber jetzt dürften die letzten negativen Kritiker endlich verstummen.
Das Kolonieschiff Covenant ist mit 2000 Siedlern und knapp 1500 Embryonen weit ab in den Tiefen des Weltalls unterwegs. Ein Notsignal weckt die Crew allerdings lange vor dem angepeilten Ziel, und was sie finden, ist der eigentlich noch perfektere Planet zur Kolonisierung. Den Haken wird wohl jeder Zuschauer für sich längst ausgemacht haben.
Ridley Scott behauptet, dass er eigentlich die Geschichte der »Ingenieure« aus PROMETHEUS weiter verfolgen wollte. Was ihn letztendlich den Kurs wechseln ließ, wird ungewiss bleiben. War es die übertrieben harsche Kritik an PROMETHEUS, oder tatsächlich ein künstlerischer Sinneswandel? Es wird keine Rolle mehr spielen, denn ALIEN: COVENANT ist eben schon da. Und das ist in seiner Gänze auch gut so. Ungewohnt ist, den Spaßmacher Danny McBride in einer derart ernsten Rolle zu sehen, die er allerdings perfekt ausfüllt. Hingegen ist Demián Bichir mit seinem Charakter und der Leinwandzeit ziemlich unterfordert. Es wird schnell klar, dass die Macher Katherine Waterston als Daniels zu der Frauenrolle machen wollten, die seinerzeit Sigourney Weaver als Ripley in den Filmhimmel hob. Allerdings ist die Absicht allzu absehbar, und Waterstone fehlt der gewisse Kniff an Präsenz, um vollständig zu überzeugen. Der Film selbst leidet darunter aber in keinster Weise.
Auch wenn sich diese Fortsetzung anders zeigt, als es vielleicht zuerst beabsichtigt war, merkt man ihr das nicht an. Es ist eine tadellose Weiterführung von PROMETHEUS. Und COVENANT kann mit einigen überaus überraschenden Wendungen aufwarten. Wie bereits im Vorgänger, baut er auf einige philosophische Fragen. Schöpfungsgeschichte und der Wert des Lebens. Doch dies wird nicht überstrapaziert, sondern sehr sorgsam und intelligent von den Autoren John Logan und Dante Harper eingewoben. Es ist Harpers Drehbuch-Debut, während Logan Scotts GLADIATOR verfasste. Am Ende hat Ridley Scott einen Film machen können, der eine wunderbare Brücke zwischen PROMETHEUS und dem 1979 entstandenen ALIEN-Universum baut.
Wenngleich der Vorgänger seinen ganz besonderen Reiz hat, schlägt das Herz natürlich schon etwas höher, wenn des Universums beliebtester Xenomorph die Bühne betritt. Erneut haben es die Filmemacher geschafft, nach fünf Filmen in der Reihe, dem sechsten erneut einen anderen Charakter in seiner Atmosphäre zu geben. Da wird es für Neill Blomkamp mit seinem Alien-Projekt langsam dünn. Denn, obwohl noch nicht angekündigt, Ridley Scott wird seine Trilogie bestimmt beenden wollen, und als Produzent von Blomkamps Vorhaben, wird er sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Er sollte sich nur von übertriebenen Kritiken und überzogenen Fan-Geschrei nicht beeinflussen lassen. ALIEN: COVENANT mag seine kleinen Macken haben, aber er überzeugt in Atmosphäre, Spannungsaufbau und mit einer plausiblen Geschichte. Und dann ist da noch Michael Fassbender. Kann der in einem Film überhaupt schlecht sein? Doch eigentlich will man nur eine Figur wirklich sehen, und dafür lohnt sich COVENANT allemal.
ALIEN: COVENANT
Darsteller: Michael Fassbender, Katherine Waterstone, Billy Grudup, Danny McBride, Demián Bichir u.a.
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: John Logan, Dante Harper
Kamera: Dariusz Wolski
Bildschnitt: Pietro Scalia
Musik: Jed Kurzel
Produktionsdesign: Chris Seagers
122 Minuten
USA – United Kingdom – Australien – Neuseeland – Kanada / 2017
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