Es war als erste echte VR-Killer-App angekündigt worden und ist ein Vollpreisspiel – für VR-Games ungewöhnlich. Doch man muss sich nicht wundern, denn leider ist STAR TREK BRIDGE CREW von den Abzockern bei Ubisoft, die in der Vergangenheit durch überteuerte DLCs oder »always on«-Zwang bei Offlinespielen aufgefallen waren. Der Publisher war auch ein Grund dafür, warum ich lange darüber nachgedacht habe, ob ich das Game wirklich kaufen soll – obwohl ich nicht nur langjähriger Trekker, sondern auch VR-Fan bin. Ersteres hat dann den Ausschlag gegeben: Eine Sternenschiff-Brückensimulation in der virtuellen Realität konnte ich mir nun wirklich nicht entgehen lassen.
Wenn das Spiel seine unverhältnismäßig hohe Ladezeit hinter sich gebracht hat, fällt einem als erstes auf, dass man bei Ubisoft ganz offensichtlich Lizensierungskosten für Originalmusik gespart hat, was bei einem STAR TREK-Spiel besonders negativ auffällt. Überhaupt ist die Musik im Spiel leider eher uninspiriert und wirkt schnell zusammengeschustert.
Wo wir gerade bei den negativen Aspekten sind: Die deutsche Übersetzung ist so hundsmiserabel und grottenschlecht, dass es dem langjährigen Fan übel werden muss. Das ist sogar noch weit unter dem Niveau der ZDF-Übersetzungen von THE NEXT GENERATION. Das werden »Schilde gehoben« (raise shields) oder man befindet sich ernsthaft auf einem »Dauerauftrag« (ongoing mission). Ganz offensichtlich hatten die Übersetzer nicht die leiseste Ahnung von STAR TREK.
Da ich die meisten Spiele ohnehin in englischer Sprache spiele, wollte ich rasch umstellen (eigentlich hatte ich bei der Installation via Steam ohnehin »Englisch« gewählt – das hat Ubisofts Installationsroutine allerdings mal ignoriert). Leider ist die Option in den Einstellungen ausgegraut. Eine Forensuche förderte zutage, dass man erst eine »echte« Mission fliegen muss und dort dann umstellen kann. Bei mir klaptte das nicht. Ein Anruf beim Support von Ubisoft brachte auch keine Ergebnisse, man wolle das Problem an die STAR TREK-Crew weitergeben. Dann wollte die Dame mir meine Ticketnummer diktieren, damit ich die aufschreibe. Ich habe darauf hingewiesen, dass es im 21. Jahrhundert üblich ist eMails zu schicken. Bin gespannt, wann und ob ich was von denen höre, denn nach einer Trainings- und zwei »echten« Missionen habe ich abgebrochen, denn die deutsche Sprachausgabe ist einfach unerträglich.
Und das Spiel? Für Trekker ein Knüller, fraglos, zumindest wenn ich das Wenige bewerte, was ich bisher gesehen habe. Das Mittendrin-Gefühl, also sich wie ein Brückenoffizier auf einem Sternenflottenschiff zu fühlen, ist grandios. Auf dem Raumschiff Aegis aus der Kelvin-Zeitlinie ist zudem die Bedienung in den Einzelspielermissionen clever gelöst, man bekommt beispielsweise als Kontext-Menüs eingeblendet, wenn man auf virtuellen Knöpfen herumklickt, unterstützt wird das ziemlich clever durch die Buttons der Oculus VR-Controller. Man benötigt definitiv trotz der eigentlich übersichtlich gehaltenen Optionen und Menüs eine gewisse Einarbeitungszeit. Schaltet man auf die klassische TOS-Enterprise um, ist das Mittendrin-Gefühl für alte Fans wie mich natürlich noch größer, allerdings hat man sich hier bei der Steuerung an den alten Benutzerinterfaces orientiert, was zumindest den Job des Captains deutlich anspruchsvoller macht, als auf der USS Aegis. Allerdings hab man auch manche Statusanzeigen für den Captain sehr clever auf die Bildschirme der Brücke verteilt.
Einschub: Es wurde angekündigt, dass man »demnächst« durch die Unterstützung von IBMs Watson auch Sprechbefehle geben kann, also beispielsweise mit »Shields!« die Schilde aktiviert werden können und man mit »Torpedo« einen Photorp abfeuern kann. Darauf bin ich schon sehr gespannt.
Man kann es nicht anders sagen: Das Ganze macht schon solo einen Heidenspaß, eine Multiplayermission habe ich bisher noch nicht ausprobiert, da ich erst einmal mit Kontrollen und Gameplay zurecht kommen wollte. Angeblich kann der Missions-Generator eine beinahe beliebige Menge von Abenteuern erschaffen, da bin ich gespannt, wie groß die Variationsbreite sein wird.
Spielen kann man als Captain, Ingenieur, taktischer Offizier und Steuermann, je nach Rolle hat man natürlich unterschiedliche Konsolen und Aufgaben, die ich hier allerdings nicht weiter ausführen werde, die Chance, dass es jemanden gibt, der noch nie eine Folge STAR TREK gesehen hat, ist äußerst gering – und für den ist das vermutlich ohnehin nicht das richtige Spiel.
Was ob des verblüffenden Erlebens in der VR zuerst nur halb auffällt ist die Grafikqualität, die leider hinter dem zurückbleibt, was man heutzutage erwarten würde. Mir ist schon klar, dass man hier bei VR-Spielen einen Gang runter schalten muss, aber eckige Raumschiffe gehen leider ebenso wenig wie die – mit Verlaub – Hackfressen, die man sich als Avatar zusammenstellen kann, sowie die wenigen Optionen dabei. Das muss heute besser gehen. Vielleicht hätte man eher auf die Unreal-Engine setzen sollen, als auf die verwendete Unity, andererseits habe ich auch mit der Unity-Engine grafisch bereits deutlich besser umgesetzte Spiele gesehen. Stellenweise hat man den Eindruck, man habe eher auf Zeit als auf Qualität gearbeitet.
So ist mein erstes Fazit gemischt: Die Idee und das Feeling in der VR sind grandios und ein unbedingtes Muss für Fans der diversen STAR TREK-Inkarnationen, die Besitzer eines Headsets sind. Grafisch sieht das Game Jahre veraltet aus, die Musik ist schlecht und nach dem, was ich in den Steam-Foren gelesen habe, mindern auch diverse Bugs den Spielspaß (von denen ich allerdings bisher keine hatte). Den Preis von 50 Euro halte ich für überhöht. Völlig unverständlich finde ich, dass man nicht wenigstens auf der Brücke frei herumlaufen kann.
Es wird vermutlich nochmal einen weiteren Bericht geben, wenn ich mehr Stunden auf der Brücke hinter mich gebracht habe.
STAR TREK BRIDGE CREW gibt es für PC (Oculus Rift mit Oculus Touch und HTC Vive) und Playstation VR. Angeblich kann man den Coop-Multiplayer-Modus plattformübergreifend spielen.
p.s.: Ich habe einen weiblichen Sternenflottenoffizier gebaut. Es ist im ersten Moment äußerst befremdlich, wenn man an sich herabsieht und einen Minirock entdeckt … :)
p.p.s.: Alle Screenshots sind von Ubisoft, da die aus mir völlig unverständlichen Gründen keine Option eingebaut haben, welche zu erstellen. Und mit der VR-Brille auf dem Kopf findet man den »Druck«-Button auf der Tastatur garantiert nicht. Ich denke darüber nach, mir für einen weiteren Test was mit Voice Control einzurichten. Vielleicht kann ich ja auch Echo dressieren, Bildschirmfotos zu machen … Die Screenshots sehen übrigens besser aus, als die Grafik, die ich tatsächlich im Spiel vorgefunden habe, vielleicht kann ich da ja noch an Optionen schrauben.
p.p.p.s: Wenn ihr ein kaputtes Raumschiff, das eine Gefahr für die Raumfahrt darstellt, sprengen sollt, dann achtet darauf, vorher ausreichend weit weg zu fliegen. Sonst …
[Update 17:00]: Ich habe das Game auf englisch umgestellt bekommen! :D Die Option ist nur dann änderbar, wenn man im aller-allerersten Hauptmenu ist. Muss man auch erstmal drauf kommen.
Grandios. Im Englischen reden sie endlich keinen Unsinn mehr – und haben auch noch alle unterschiedliche Akzente, das hatten sie in der deutschen Synchro komplett weggelassen.
Was ein wenig blöd ist: Die lassen Deine Brücke bei Schäden immer direkt so aussehen, als flöge Dir die Schüssel gleich um die Ohren, obwohl man nur leichte Schäden hat. Ein wenig übertrieben. Aber sonst macht das schon einen Heidenspaß.
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