AFTER EARTH ohne Evolution

After Earth

AFTER EARTH – Bun­des­start 06.06.2013

Tau­send Jah­re ist es her, dass die Mensch­heit ihren Hei­mat­pla­ne­ten auf­grund von Raub­bau, Umwelt­ver­schmut­zung und Über­fi­schung auf­ge­ben muss­te. Ein Zuhau­se hat sie auf Nova Prime gefun­den, in den Ursas aber auch einen neu­en Geg­ner. Ursas sind mutier­te Kampf­bes­ti­en, die nicht sehen, aber die Angst ihrer Geg­ner rie­chen kön­nen. Wer kei­ne Angst hat, wie der ver­dien­te Kriegs­held Cypher Rai­ge, der ist im Nah­kampf unbe­sieg­bar. Cyphers Sohn Kitai möch­te sei­nem Vater natür­lich nach­ei­fern, ver­sagt aber wegen sei­ner Ängs­te immer wie­der bei der Prü­fung zum Ran­ger. Jetzt wird es für Cypher Zeit, sich selbst sei­nes Soh­nes anzu­neh­men. Bei einem Kon­troll­flug zur Erde kommt es dann auch zur Kata­stro­phe. Das Raum­schiff stürzt ab und nur Vater und Sohn über­le­ben, der Held aller­dings schwer­ver­letzt. So liegt es an Kitai, sich zu hun­dert Mei­len ent­fern­ten Wrack­tei­len durch­zu­schla­gen, von denen aus man einen Not­ruf abset­zen könn­te. Der ängst­li­che Sohn muss sich durch eine mitt­ler­wei­le für den Men­schen feind­li­che Welt schla­gen. Die Gefahr ist real, sei­ne Angst aller­dings eine Wahl.

Letz­ter Satz des vor­an­ge­gan­ge­nen Absat­zes ist natür­lich der Mar­ke­ting-Slo­gan von AFTER EARTH. Und nicht zu Unrecht hat die­ser Spruch die Beden­ken­trä­ger auf den Plan geru­fen. Aller­dings sind die direk­ten Ein­flüs­se von Sci­en­to­lo­gy bei die­sem Film weni­ger kon­kret, als es über­eif­ri­ge Gut­men­schen der Welt ver­si­chern möch­ten. Dass Will Smith ein guter Freund von Tom Crui­se ist, sei unbe­strit­ten. Dass der Tenor der Geschich­te gewis­se Anlei­hen bei L. Ron Hub­bards Dia­ne­tik nimmt, ist eben­falls nicht zu leug­nen. Doch man kann auch den Ball flach hal­ten und sich eher dar­über aus­las­sen, dass AFTER EARTH ein­fach ein schlecht insze­nier­ter Film ist, der sei­ne Bot­schaft all­zu auf­dring­lich zu ver­mit­teln ver­sucht. Sicher­lich ist der Film ein sehr per­sön­li­ches Pro­jekt von Will Smith, und es mutet fast ver­wun­der­lich an, das nicht auch noch Jada Pin­kett-Smith eine Rol­le spielt. Dafür hat Wills Ehe­frau eine Pro­du­zen­ten-Stel­le über­nom­men und ihr Bru­der gleich mit. Ein ech­ter Fami­li­en­film, der aller­dings mit Sohn Jaden in der Haupt­rol­le sein größ­tes Pro­blem auf­zeigt. Als Kitai soll Jaden Smith sei­ne stän­di­ge Angst zei­gen, und das tut er mit einer über­trie­be­nen Inten­si­tät, die ans Lächer­li­che grenzt. Und dies über den gesam­ten Film hinweg.

After Earth

Das Schöns­te an AFTER EARTH sind sei­ne wun­der­bar gestal­te­ten Bil­der und die ein­her­ge­hen­den visu­el­len Effek­te. Hier wird der Ein­fluss von Regis­seur Shya­mal­an am deut­lichs­ten, der eben­falls auf Geheiß von Smith enga­giert wur­de. Doch die über­zeu­gen­den Bil­der ent­wi­ckeln kei­ne eige­ne Bild­spra­che, son­dern sind nur Vehi­kel für den Aus­druck von gro­ßem Kino. Gutes Sci­ence-Fic­tion-Kino ist sehr sel­ten gewor­den, die­ser Tage. Und AFTER EARTH ist kein Bei­trag, der dies ändern könn­te. Die für den Film ent­wi­ckel­te Dys­to­pie, oder auch Uto­pie, wie man es eben betrach­ten will, ist weder ori­gi­nell, noch rea­lis­tisch. Sci­ence-Fic­tion soll­te eine in sich geschlos­se­ne Welt dar­stel­len, die stim­mig, aber auch logisch ist. AFTER EARTH spielt tau­send Jah­re nach­dem die Mensch­heit ihren Hei­mat­pla­ne­ten auf­ge­ge­ben hat. Doch auf Nova Prime scheint sich da nicht viel wei­ter­ent­wi­ckelt zu haben. Der mili­tä­ri­sche Gruß ist noch immer die höchs­te Ehr­er­wei­sung, und wird über­trie­ben pathe­tisch aus­ge­tre­ten. So etwas kann ein erz­kon­ser­va­ti­ves, ame­ri­ka­ni­sches Publi­kum durch­aus für sich ein­neh­men. Der Rest der Welt wird es eher befremd­lich fin­den. Zumin­dest wenn man gewohnt ist, von einem gro­ßen Sci­ence-Fic­tion-Film auch etwas Inno­va­ti­on erwar­ten zu dürfen.

AFTER EARTH ist groß­ar­tig ange­dach­tes Licht­spiel, das mit den Ver­satz­stü­cken des Main­stream-Kinos spielt, dabei aber kaum den rich­ti­gen Ton trifft. Will Smith hat­te eine Inspi­ra­ti­on und er hat sie fast im Allein­gang ver­wirk­licht, ganz nach sei­nen Vor­stel­lun­gen. So etwas kann gut gehen. Bei AFTER EARTH ging es dane­ben. Und es ist nicht aus­schlag­ge­bend, ob die Leh­ren der Dia­ne­tik mit hin­ein­ge­spielt haben, oder nicht. Letzt­end­lich ist es uner­heb­lich, weil die Insze­nie­rung der Sache selbst im Wege gestan­den hat. Viel­leicht hat Smith, nach den Aus­füh­run­gen über Sci­en­to­lo­gy sei­nes Freun­des Tom, sei­ne Inspi­ra­ti­on gefun­den. Aber eine Ideo­lo­gie zu ver­kau­fen, das ist eine Sache. Einen guten Film zu machen, das steht schon wie­der auf einem ganz ande­rem Blatt. Selbst­ge­rech­te Kri­ti­ker rei­ten in aller Aus­führ­lich­keit auf den Ver­bin­dun­gen zu den Sci­en­to­lo­gy-Leh­ren her­um. Hät­ten sie sich objek­tiv mit der fil­mi­schen Qua­li­tät aus­ein­an­der­ge­setzt, wären ihnen ent­schei­den­de­re Pro­ble­me auf­ge­fal­len. AFTER EARTH ist bild­ge­wal­tig und schnör­kel­los, aber unori­gi­nell und pathe­tisch. Ein ideo­lo­gi­scher Miss­griff, der durch sei­ne unin­spi­rier­te Insze­nie­rung zudem ins Lee­re greift. Gute Sci­ence-Fic­tion ist ein­fach sel­ten gewor­den, die­ser Tage.

After Earth

AFTER EARTH
Dar­stel­ler: Jaden Smith, Will Smith, Sophie Oko­n­edo, Glenn Mor­show­er, Sacha Dha­wan, Chris Gee­re u.a.
Regie: Night M. Shyamalan
Dreh­buch: Night M. Shya­mal­an, Gary Whit­ta, nach einer Geschich­te von Will Smith
Kame­ra: Peter Suschnitzky
Bild­schnitt: Ste­ven Rosenblum
Musik: James New­ton Howard
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Tho­mas E. Sanders
zir­ka 100 Minuten
USA 2013

Pro­mo­fo­tos Copy­right Sony Pictures

6 Kommentare zu „AFTER EARTH ohne Evolution“

  1. Per­sön­lich könn­te ich mir die Geschich­te so vorstellen:
    Crui­se und Smith sind Kum­pel, und Crui­se möch­te seinen
    Kum­pel über­zeu­gen. Er erzählt den gan­zen Scientology-
    Fir­le­fanz, aber Smith lässt sich nicht über­zeu­gen. Doch
    die­ser fin­det gewis­se Ele­men­te davon span­nend und schustert
    sie zu einer eige­nen Geschich­te zusammen.
    Die­se Theo­rie natür­lich immer nur vor­aus­ge­setzt, dass
    Smith tat­säch­lich kein Sci­en­to­lo­ge ist.
    Aber das ist ja nicht wirk­lich das Pro­blem des Films.

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