X‑MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT

X-Men: Days Of Future Past

X‑MEN: DAYS OF FUTURE PAST – Bun­des­start 22.05.2014

Als Bryan Sin­ger im Jahr 2000 mit X‑MEN den ers­ten ernst­zu­neh­men­den Mar­vel-Film mach­te, war DCs BAT­MAN-Rei­he von Joel Schu­ma­cher bereits an die Wand gefah­ren wor­den. Zudem ging Sin­ger gleich ande­re Wege, in dem alle Ele­men­te aus­ge­merzt wur­den, die eine Comic-Ver­fil­mung mit über­trie­be­nen bon­bon­far­be­nen Jugend­fan­tas­te­rei­en gleich­setz­ten. Bryan Sin­ger brach­te im Fal­le von Comic-Ver­fil­mun­gen die X‑MEN augen­blick­lich und schein­bar unschlag­bar ganz nach vor­ne. Und mit X‑MEN 2 wur­de die­ser Sta­tus wie selbst­ver­ständ­lich noch gestärkt. Super­hel­den-Fil­me waren mit einem Mal eta­bliert und dem Main­stream wie dem Fan­dom glei­cher­ma­ßen zum Wohl­wol­len zuge­tra­gen. Die Rech­te für X‑MEN hat­te Cent-Fox erwor­ben, die Mar­vel-Stu­di­os aller­dings behiel­ten den größ­ten Teil an Mar­vel-Cha­rak­te­re. Und die Mar­vel-Stu­di­os muss­ten nach­zie­hen, was sie mit HULK ruhig ange­hen woll­ten. Aller­dings hat­te Regis­seur Ang Lee nicht den glei­chen künst­le­ri­schen Anspruch wie Bryan Sin­ger. Was sich nicht grund­sätz­lich, aber in die­sem Fall als unvor­teil­haft erwies. Erst als mit X‑MEN 3 die bis­he­ri­ge Rei­he eine Schwach­stel­le zeig­te, zog Mar­vel erneut mit einer HULK-Ver­fil­mung nach, die aber eben­falls nicht so viel­ver­spre­chend ende­te. Doch die Mar­vel-Stu­di­os hat­ten einen Plan. Einen Plan, dem Cent-Fox noch heu­te hin­ter her hechelt.

X‑MEN war eine Rei­he, die ganz schnell ihre cine­ma­ti­sche Über­le­gen­heit ver­lor. Selbst die ORI­GINS-Ansät­ze konn­ten dar­an nichts ändern, obwohl man sich hier voll und ganz dem wohl belieb­tes­ten aller X‑Men-Cha­rak­te­re ver­schrieb, näm­lich Wol­veri­ne. Unge­ach­tet der fil­mi­schen Qua­li­tä­ten der zwei WOL­VERI­NE-Fil­me, blieb dank Hugh Jack­mans Inter­pre­ta­ti­on des unsterb­li­chen Ada­man­ti­um-Krie­gers der unan­ge­foch­te­ne Lieb­ling der Kino­gän­ger. Ein Kon­zept­ent­wurf dem Bryan Sin­ger zum Glück treu blieb. Mat­thew Vaughn hat­te mit X‑MEN: FIRST CLASS einen Schritt in die Ver­gan­gen­heit ohne Wol­veri­ne gewagt, und damit ganz neue Qua­li­tä­ten in die Serie gebracht. X‑MEN war zurück im Spiel, obwohl die AVEN­GERS-Initia­ti­ve das Action-Kino längst unan­tast­bar über­nom­men hatte.

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Jetzt sind die X‑MEN mit ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT erneut im Gespräch, und trotz der läs­ti­gen Anschul­di­gun­gen gegen Regis­seur Sin­ger ein hei­ßes Eisen. Denn Haupt­dar­stel­ler Jack­man igno­rier­te in Pres­se-Berich­ten das Geran­gel um Rech­te und Lizen­zen und sprach sich für einen  Wol­veri­ne-Auf­tritt im AVEN­GERS-Uni­ver­sum aus. Doch dem steht nicht Ver­stand im Weg, son­dern blo­ckie­ren sich kom­mer­zi­el­le Anlie­gen. Hugh Jack­man glaubt, dass eine fil­mi­sche Alli­anz mit den Aven­gers und sein von ihm gepräg­ten Cha­rak­ter des Wol­veri­ne durch­aus Sinn machen wür­de, war die Figur schließ­lich eben­falls in die Initia­ti­ve inte­griert. Mög­lich wäre es, denn 20th Cen­tu­ry Fox ist ein ver­bis­se­ner Ver­hand­lungs­part­ner, die sogar X‑MEN-Wer­bung in den Abspann des Sony-Films SPIDER-MAN plat­zie­ren konn­ten. Doch zuerst bestimmt Wol­veri­ne noch den aktu­el­len Film, mit dem Bryan Sin­ger sei­nen Platz an der Spit­ze von Hol­ly­woods ers­ten Regis­seu­ren behaup­ten kann.

Es herrscht Krieg zwi­schen Men­schen und Mutan­ten, wie deren Anhän­gern. Die Städ­te sind zer­stört, Men­schen inter­niert, und die letz­ten Mutan­ten wer­den gejagt und ermor­det. Das alles nahm sei­nen Anfang, als 50 Jah­re vor­her Mys­tique den Mann ermor­de­te, der letzt­end­lich für die spä­te­re Ver­nich­tung der Mutan­ten ver­ant­wort­lich wäre. Durch die­sen Mord an Boli­var Trask wäre die Gefähr­lich­keit von Mutan­ten erwie­sen. Eine Gefähr­lich­keit, die Trask auch selbst pro­pa­gier­te, um Maschi­nen zu erschaf­fen, wel­che jeden Mutan­ten auf­spü­ren und töten kön­nen. Ein Zeit­sprung könn­te das Gesche­hen rück­gän­gig machen. Kit­ty Pry­de ist es zwar mög­lich, das Bewusst­sein eines Men­schen / Mutan­ten ein paar Stun­den in der Zeit zurück rei­sen zu las­sen, aber 50 Jah­re wür­den den Pro­ban­den umbrin­gen. Also kann nur jemand nach 1973 zurück gehen, der unsterb­lich ist, jemand wie Wol­veri­ne. Er muss die bereits ver­fein­de­ten Magne­to und Pro­fes­sor Xavier zusam­men brin­gen, weil sie nur gemein­sam den Mord von Mys­tique an Boli­var Trask ver­hin­dern kön­nen. Kei­ne leich­te Auf­ga­be für einen Mutan­ten, der nicht gera­de für sein diplo­ma­ti­sches Geschick bekannt ist.

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Gleich zu Beginn der ers­te net­te Ein­fall, wenn die Fox-Fan­fa­re in John Ott­mans X‑Men-The­ma endet. Und so geht es aber auch unab­läs­sig wei­ter. Das zen­tra­le The­ma ist erneut die immer wie­der auf­bre­chen­de Kluft zwi­schen einer ver­ängs­tig­ten Mensch­heit und den miss­ver­stan­de­nen Mutan­ten. Und dass auch ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT in die­sem Bereich so her­vor­ra­gend funk­tio­niert, macht deut­lich, dass die­ser Kon­flikt noch lan­ge nicht aus­ge­reizt ist. Die alte Gar­de mit ihren jun­gen Alter-Egos aus FIRST CLASS zusam­men zu brin­gen, ist dabei die ganz beson­de­re Her­aus­for­de­rung. Am Ende hät­te man sich etwas mehr Inter­ak­ti­on zwi­schen den zwei Zeit­li­ni­en gewünscht. Auf der ande­ren Sei­te kann man sich als Zuschau­er auch glück­lich schät­zen, letzt­end­lich geht es um Zeit­rei­sen, was oft­mals an ihrer eige­nen Logi­ken zer­bricht. Sin­ger umgeht even­tu­el­le Kon­flik­te mit der Logik, indem er sich viel mehr auf den Gehalt der Geschich­te und der Ent­wick­lung sei­ner Figu­ren stützt. Der Film ist weit weni­ger action­las­tig als sei­ne Vor­gän­ger. Aber wie Sin­ger ent­spre­chen­de Sequen­zen insze­nier­te ist bei­spiel­haft für das Action-Kino im All­ge­mei­nen. Schnell und dyna­misch, doch stets über­sicht­lich. Eine Sequenz mit Quick­sil­ver umgeht sei­nen Action-Cha­rak­ter sogar voll­stän­dig, und zeich­net sich als eine der ori­gi­nells­ten Sze­nen in der X‑Men-Rei­he aus.

Der Frei­raum, den der Film sei­nen Cha­rak­te­ren und ihren Bezie­hun­gen zuge­steht, macht sich aber auch bezahlt. Immer wie­der offen­ba­ren sich neue, noch unbe­kann­te Wesens­zü­ge bei den Figu­ren, fügen sich aber per­fekt in das bereits bestehen­de Gesamt­bild. So wie sich der gesam­te Film in das bestehen­de Gefü­ge der Rei­he ein­bin­det, und Neu­es erzählt, ohne Altes zu revi­die­ren, oder zu über­ge­hen. Die ganz hohe Kunst ist dabei, dass even­tu­el­le Vor­kennt­nis­se den Unter­hal­tungs­wert extrem erhö­hen, aber nicht zwin­gend not­wen­dig sind. Bryan Sin­ger hat mit sei­nen aus­ge­zeich­ne­ten Dar­stel­lern und einer aus­ge­klü­gel­ten Geschich­te bewie­sen, dass anspruchs­vol­les Kino im Main­stream immer wie­der mög­lich ist. Und er hat gezeigt, dass Wol­veri­ne nicht unbe­dingt bei der Aven­ger-Initia­ti­ve kämp­fen muss. Auch wenn es sehr inter­es­sant sein wür­de. Doch wo wür­de die Kino­welt hin­kom­men, wür­den SPIDER-MAN und die X‑MEN eben­falls in Mar­vels AVENGERS auf­ge­hen. Es hat schon auch etwas Gutes, dass nicht jeder zwei­te Block­bus­ter mit einem ande­ren ver­wo­ben ist, und nur noch auf­ein­an­der auf­ge­baut und aus­ge­baut wird. Und X‑MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT ist Zei­chen genug, dass die Rei­he noch immer über genü­gend eigen­stän­di­ges Poten­ti­al verfügt.

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X‑MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT – X‑MEN: DAYS OF FUTURE PAST
Dar­stel­ler: Hugh Jack­man, James McA­voy, Patrick Ste­wart, Micha­el Fass­ben­der, Ian McKel­len, Evan Peters, Nicho­las Hoult, Peter Din­kla­ge, Hal­le Ber­ry, Ellen Page, Shawn Ashmo­re, Jen­ni­fer Law­rence, u.v.a.
Regie: Bryan Singer
Dreh­buch: Simon Kin­berg, mit Jane Gold­man und Mat­thew Vaughn
Kame­ra: New­ton Tho­mas Siegel
Bild­schnitt & Musik: John Ottman
Pro­duk­ti­ons­de­sign: John Myhre
131 Minuten
USA 2014

Pro­mo­fo­tos Copy­right 20th Cen­tu­ry Fox of Germany

AutorIn: Bandit

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