Überragend erhebt sich der PLANET DER AFFEN

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Es ist leicht, auf einen als Reboot, Remake oder wie auch immer genann­ten Film ein­zu­schla­gen. Die Argu­men­te sind stets aus­tausch­bar und wie­der­ho­len sich. Da sind Für­spre­cher, puris­ti­sche Geg­ner, aber auch gleich­gül­ti­ge Pop­corn-Ver­eh­rer. Letz­te­re haben es gut, denn sie kön­nen vor­be­halt­los ihren Kino­abend genie­ßen, ohne sich sin­ni­gen Streit­fra­gen stel­len zu müs­sen. Für einen der Kunst ver­schrie­be­nen Cine­as­ten muss jedes Remake, Reboot, Rel­oad, Relaunch natür­lich als Sakri­leg behan­delt wer­den. Der feuil­le­to­nis­ti­sche Kri­ti­ker hin­ge­gen soll­te zumin­dest ange­brach­te Zwei­fel auf­grei­fen und behan­deln. Aber wel­che For­mel man auch anwen­den mag, eini­ge Bespre­chun­gen dürf­ten sich die Fän­ge aus­bei­ßen. Denn die Erhe­bung des PLANET DER AFFEN ent­zieht sich voll­kom­men allen Wiederverwertungsdiskussionen.

ALZ 112 heißt das Wun­der­mit­tel gegen Alz­hei­mer, das Will Rod­man (Fran­co) erfolg­reich an Schim­pan­sen tes­tet. Zumin­dest kurz­zei­tig erfolg­reich, wie sich erst spä­ter her­aus­stel­len soll. Doch dazwi­schen pas­sie­ren eini­ge sehr geschickt plat­zier­te und plau­si­bel gestreu­te Zwi­schen­fäl­le, wes­we­gen Rod­man sei­ne For­schun­gen im Gehei­men wei­ter füh­ren muss und er gleich­zei­tig zum Zieh­va­ter eines Schim­pan­sen wird. Cae­sar heißt der klei­ne Racker, der dank ALZ 112 nicht nur zu einem statt­li­chen Kerl her­an­wächst, son­dern auch noch erschre­cken­de Intel­li­genz entwickelt.

Von Anfang an macht die Regie klar, auf wel­cher Sei­te sie steht. Der Affe ist in kei­nem Sta­di­um der Geschich­te der Geg­ner für den Zuschau­er. Ganz unmiss­ver­ständ­lich sind die Men­schen der Feind. Rick Jaf­fa und Aman­da Sil­vers Dreh­buch haben alles aus dem Weg geräumt, was man als ver­glei­chen­des Ele­ment zu der ursprüng­li­chen Film­se­rie her­neh­men könn­te. Die Autoren erzäh­len in einer ganz kla­ren Linie, die ohne geist­rei­che Über­ra­schun­gen oder gran­dio­se Wen­dun­gen aus­kommt. Wie soll­te sol­che Über­ra­schung oder Wen­dung auch funk­tio­nie­ren bei die­sem Film­ti­tel, der das Schick­sal der Mensch­heit schon vor 33 Jah­ren zum his­to­ri­schen Kino­hö­he­punkt machte.

Die atem­be­rau­ben­de Gerad­li­nig­keit der Hand­lung, nutzt Regie­neu­ling Rupert Wyatt für her­aus­ra­gen­des Cha­rak­ter- und Span­nungs­ki­no, bei wel­chem sich der Plot durch­aus auch ein­mal pla­ka­tiv zei­gen kann, damit der den Zuschau­er ein­neh­men­de Fluss des Films nicht gestört wird. Es gibt kaum eine über­flüs­si­ge oder zu lang insze­nier­te Sze­ne, jede Sequenz hat Wyatt auf den Punkt gebracht. So etwas funk­tio­niert natür­lich nur, wenn man die rich­ti­gen Dar­stel­ler erwählt hat. In die­sem Fall ist es selbst­ver­ständ­lich Caesar.

RISE OF THE PLANET OF THE APES ist ein Film, der nur in der jet­zi­gen Zeit zu rea­li­sie­ren war. Selbst vor gera­de mal zwei Jah­ren wäre die­ses Pro­jekt zum Schei­tern ver­ur­teilt gewe­sen. Mit PLANET ist die Moti­on-Cap­tu­re-Tech­nik dort ange­kom­men, wo das eigent­li­che Ziel gewe­sen sein muss. Nicht ein­fach nur eine pho­to­rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung auf Bewe­gungs­ab­läu­fe zu über­tra­gen, son­dern auch eine glaub­wür­di­ge Mimik zu trans­por­tie­ren. Da Cae­sar nicht reden kann, sei­ne Intel­li­genz und damit sei­ne Gedan­ken­welt aller­dings mensch­li­che Züge anneh­men, muss­te das alles mit der rea­len Mimik eines Men­schen­af­fen ver­mit­telt wer­den. Das neu­see­län­di­sche Trick­stu­dio WETA und Gol­lum-Dar­stel­ler Andy Ser­kis haben dabei einen beängs­ti­gen­den Rea­lis­mus erreicht. Mit ihnen steht und fällt ein Film wie PLANET DER AFFEN, wenn er das Publi­kum errei­chen und berüh­ren soll. In die­sem Fall steht der Film, und zwar ganz, ganz weit oben.

Selbst­ver­ständ­lich gibt es die eine oder ande­re Anlei­he bei der ers­ten Film­se­rie. Ein legen­dä­rer Satz Charl­ton Hes­tons wird die­ses Mal einem bösen Jun­gen in den Mund gelegt – oder der bei­läu­fig in den Nach­rich­ten erwähn­te Start der Mars-Mis­si­on, wel­che zu den Ereig­nis­sen im aller­ers­ten Film führ­ten. Und Rupert Wyatt hat in Pres­se­kon­fe­ren­zen schon ange­deu­tet, dass sich in viel­leicht kom­men­den Fort­set­zun­gen die Hand­lung mehr und mehr an die geschicht­li­chen Ele­men­te des Ori­gi­nals annä­hern könn­te. Doch das ist Zukunfts­mu­sik, die für den Genuss die­ses Films voll­kom­men uner­heb­lich ist. Erst ein­mal kann man mit tie­ri­scher Freu­de einen Film genie­ßen, der trotz sei­nes Hin­ter­grun­des wie eine Geschich­te wirkt, die man noch nie zuvor gese­hen hat. Und tat­säch­lich: so hat man PLANET DER AFFEN auch noch nie gesehen.

Dar­stel­ler: James Fran­co, Frei­da Pin­to, John Lith­gow, Bri­an Cox, Tom Fel­ton, David Oye­lo­wo, Tyler Labi­ne, Jamie Har­ris und Andy Serkis
Regie: Rupert Wyatt
Dreh­buch: Rick Jaf­fa, Aman­da Silver
Kame­ra: Andrew Lesnie
Bild­schnitt: Con­rad Buff, Mark Goldblatt
Musik: Patrick Doyle
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Clau­de Pare
USA 2011 – zir­ka 105 Minuten
20th Cen­tu­ry Fox

 

Sze­nen­fo­tos und Kino­pla­kat Copy­right 2011 20th Cen­tu­ry Fox

AutorIn: Bandit

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