ALZ 112 heißt das Wundermittel gegen Alzheimer, das Will Rodman (Franco) erfolgreich an Schimpansen testet. Zumindest kurzzeitig erfolgreich, wie sich erst später herausstellen soll. Doch dazwischen passieren einige sehr geschickt platzierte und plausibel gestreute Zwischenfälle, weswegen Rodman seine Forschungen im Geheimen weiter führen muss und er gleichzeitig zum Ziehvater eines Schimpansen wird. Caesar heißt der kleine Racker, der dank ALZ 112 nicht nur zu einem stattlichen Kerl heranwächst, sondern auch noch erschreckende Intelligenz entwickelt.
Von Anfang an macht die Regie klar, auf welcher Seite sie steht. Der Affe ist in keinem Stadium der Geschichte der Gegner für den Zuschauer. Ganz unmissverständlich sind die Menschen der Feind. Rick Jaffa und Amanda Silvers Drehbuch haben alles aus dem Weg geräumt, was man als vergleichendes Element zu der ursprünglichen Filmserie hernehmen könnte. Die Autoren erzählen in einer ganz klaren Linie, die ohne geistreiche Überraschungen oder grandiose Wendungen auskommt. Wie sollte solche Überraschung oder Wendung auch funktionieren bei diesem Filmtitel, der das Schicksal der Menschheit schon vor 33 Jahren zum historischen Kinohöhepunkt machte.
Die atemberaubende Geradlinigkeit der Handlung, nutzt Regieneuling Rupert Wyatt für herausragendes Charakter- und Spannungskino, bei welchem sich der Plot durchaus auch einmal plakativ zeigen kann, damit der den Zuschauer einnehmende Fluss des Films nicht gestört wird. Es gibt kaum eine überflüssige oder zu lang inszenierte Szene, jede Sequenz hat Wyatt auf den Punkt gebracht. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn man die richtigen Darsteller erwählt hat. In diesem Fall ist es selbstverständlich Caesar.
RISE OF THE PLANET OF THE APES ist ein Film, der nur in der jetzigen Zeit zu realisieren war. Selbst vor gerade mal zwei Jahren wäre dieses Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen. Mit PLANET ist die Motion-Capture-Technik dort angekommen, wo das eigentliche Ziel gewesen sein muss. Nicht einfach nur eine photorealistische Darstellung auf Bewegungsabläufe zu übertragen, sondern auch eine glaubwürdige Mimik zu transportieren. Da Caesar nicht reden kann, seine Intelligenz und damit seine Gedankenwelt allerdings menschliche Züge annehmen, musste das alles mit der realen Mimik eines Menschenaffen vermittelt werden. Das neuseeländische Trickstudio WETA und Gollum-Darsteller Andy Serkis haben dabei einen beängstigenden Realismus erreicht. Mit ihnen steht und fällt ein Film wie PLANET DER AFFEN, wenn er das Publikum erreichen und berühren soll. In diesem Fall steht der Film, und zwar ganz, ganz weit oben.
Selbstverständlich gibt es die eine oder andere Anleihe bei der ersten Filmserie. Ein legendärer Satz Charlton Hestons wird dieses Mal einem bösen Jungen in den Mund gelegt – oder der beiläufig in den Nachrichten erwähnte Start der Mars-Mission, welche zu den Ereignissen im allerersten Film führten. Und Rupert Wyatt hat in Pressekonferenzen schon angedeutet, dass sich in vielleicht kommenden Fortsetzungen die Handlung mehr und mehr an die geschichtlichen Elemente des Originals annähern könnte. Doch das ist Zukunftsmusik, die für den Genuss dieses Films vollkommen unerheblich ist. Erst einmal kann man mit tierischer Freude einen Film genießen, der trotz seines Hintergrundes wie eine Geschichte wirkt, die man noch nie zuvor gesehen hat. Und tatsächlich: so hat man PLANET DER AFFEN auch noch nie gesehen.
Darsteller: James Franco, Freida Pinto, John Lithgow, Brian Cox, Tom Felton, David Oyelowo, Tyler Labine, Jamie Harris und Andy Serkis
Regie: Rupert Wyatt
Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver
Kamera: Andrew Lesnie
Bildschnitt: Conrad Buff, Mark Goldblatt
Musik: Patrick Doyle
Produktionsdesign: Claude Pare
USA 2011 – zirka 105 Minuten
20th Century Fox
Szenenfotos und Kinoplakat Copyright 2011 20th Century Fox