THE PYRAMID – Grab des Grauens

Poster The Pyramid

THE PYRAMID – Bun­des­start 16.04.2015. Die Bespre­chung basiert auf der eng­lisch­spra­chi­gen DVD-Fassung

In Kai­ro tobt der ara­bi­sche Früh­ling. Aus­län­di­sche Fir­men eva­ku­ie­ren ihre Mit­ar­bei­ter. Auch eine archäo­lo­gi­sche Expe­di­ti­on 250 Mei­len vor den Toren Kai­ros, soll aus Sicher­heits­grün­den das Land ver­las­sen. Aus­ge­rech­net als man dabei ist, eine kul­tur­his­to­ri­sche Sen­sa­ti­on im Wüs­ten­sand zu erkun­den. Und da Gré­gro­ry  Lev­as­seur als Expe­di­ti­ons­lei­ter mit­mischt, glaubt man eini­ges erwar­ten zu dür­fen. Lev­as­seur gibt mit THE PYRAMID sei­nen Ein­stand im Regie­we­sen. Berüch­tig­te Berühmt­heit erlang­te er aller­dings mit dem Dreh­buch zu dem gna­den­lo­sen Scho­cker HIGH TENSION, der trotz eines gewal­ti­gen Logik­feh­lers noch immer ein abso­lu­ter Lieb­ling bei Splat­ter-Fans ist. Spä­ter adap­tier­te er den Wes Cra­ven-Klas­si­ker THE HILLS HAVE EYES zu einer aktu­el­le­ren Vari­an­te, eben­falls für den HIGH TENSION Regis­seur Alex­and­re Aja. Kri­tisch in sei­ner Absicht auf­ge­nom­men, über­zeug­te HILLS HAVE EYES sein Ziel­pu­bli­kum dann doch. Genau­so wie  MIRRORS, den Lev­as­seur für Aja vom korea­ni­schen für ein west­li­ches Publi­kum über­trug. Als Dreh­buch­ge­spann schos­sen sie dann den Vogel mit dem Dreh­buch zu MANIAC ab. Natür­lich empör­te sich die Fan-Gemein­schaft dar­über, dass Wil­liam Lus­tigs Splat­ter-Klas­si­ker neu ver­filmt wer­den soll­te. Das Resul­tat ließ dann doch sehr vie­le sehr schnell verstummen.

Tief im Wüs­ten­sand ver­gra­ben, fan­den die Archäo­lo­gen eine Pyra­mi­de. So weit von Erde bedeckt, kann es nur bedeu­ten, dass die­se Pyra­mi­de wesent­lich älter sein müss­te, als die Pyra­mi­den von Gizeh, viel­leicht sogar meh­re­re Jahr­tau­sen­de älter. Und als ob dies nicht genug wäre, han­delt es sich hier um eine nur drei­sei­ti­ge Pyra­mi­de. Alles in allem eine Sen­sa­ti­on, wel­che aller­dings nicht aus­ge­kos­tet wer­den kann, weil ägyp­ti­sche Sol­da­ten das Camp end­lich räu­men möch­ten. Das Zeit­fens­ter von zwei Stun­den nut­zend, stürzt sich Archäo­lo­gin Nora unüber­legt und acht­los in die ver­win­kel­ten Kata­kom­ben der Pyra­mi­de. Gefolgt von ihrem Vater Miles Hol­den, und dem Kame­ra­mann Fit­zie mit sei­ner Repor­te­rin Sun­ni. Dass die Pyra­mi­de wesent­lich mehr beher­bergt, als nur geschicht­lich rele­van­te Arte­fak­te und Hie­ro­gly­phen, ver­steht sich von selbst. Schnell ver­liert sich der Weg nach drau­ßen, und trotz der tau­sen­den von Jah­ren, lebt etwas in den dunk­len Stein­gän­gen, das Jagd auf die Archäo­lo­gen macht.

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Eine ein­füh­ren­de Ein­stel­lung ver­spricht viel. In einem lan­gen Über­flug, fährt die Kame­ra von demons­trie­ren­den Ägyp­tern, über den wüten­den Mob, hin­weg über eine von Rauch­schwa­den geschwän­ger­ten Stadt, hin­aus in die trost­lo­sen Wei­ten der Wüs­te. Zuerst scheint die Angst genom­men, dem Hor­ror-Freund wür­de erneut ein Found-Foo­ta­ge-Film vor­ge­setzt wer­den. Doch die Freu­de hält nur kurz an, denn die Insze­nie­rung von Gré­go­ry Lev­as­seur ent­schei­det sich letzt­end­lich für einen Mix von tra­di­tio­nel­ler Auf­nah­me und dem bei­läu­fig gefilm­ten For­mat. Natür­lich, wenn man sich schon bemüht, ein Kame­ra­team in die Geschich­te zu invol­vie­ren. Grund­sätz­lich gelingt die Mischung von Found-Foo­ta­ge-Mate­ri­al und her­kömm­lich gefilm­ten Sequen­zen. Nur dass die Erzähl­struk­tur selbst die­se zwei Ebe­nen nicht auf­nimmt, son­dern wahl­los die ver­schie­de­nen Blick­win­kel inein­an­der schnei­det. Ein ver­pass­te Chan­ce, den Grad der Unter­hal­tung anspruchs­vol­ler zu gestal­ten. Found-Foo­ta­ge beab­sich­tigt ja mit sei­ner Kame­ra­füh­rung, eine eigent­lich unmög­li­che Situa­ti­on glaub­wür­dig und real erschei­nen zu las­sen. Was aller­dings in den Jah­ren nach BLAIR WITCH PROJECT bei kei­nem wei­te­ren Film wirk­lich funk­tio­niert hat.

Wäh­rend die Dar­stel­ler nicht ein­mal eine so schlech­te Figur machen, und alle­samt, aber beson­ders Denis O’Hare im Rah­men der Gege­ben­hei­ten, glaub­wür­dig agie­ren, sind die Cha­rak­te­re letzt­end­lich doch in ein Kor­sett geschnürt, wel­ches sich dem Gen­re unter­wirft. Ihre Tie­fe geht so weit, wie es ein Hor­ror­film braucht, um inner­halb sei­ner Ansprü­che zu funk­tio­nie­ren. Und offen gesagt, schei­nen die­se Ansprü­che weder bei Dani­el Meer­sands und Nick Simons Dreh­buch noch bei Gré­go­ry Lev­as­seurs Regie beson­ders hoch ange­sie­delt gewe­sen zu sein. Bereits beim über­stürz­ten Betre­ten der Pyra­mi­de, läuft die Hand­lung nach Sche­ma »F«. Das Stau­nen, mys­te­riö­se Vor­zei­chen, ers­te Ver­wun­de­run­gen, erken­nen der Gefahr, das ers­te Opfer, man kennt den Rest. Um dem Set­ting gerecht zu wer­den, wer­fen die Macher dann noch aller­hand mys­ti­schen Hokus­po­kus aus ägyp­ti­schen Legen­den in den Tem­pel des Todes.

THE PYRAMID ist leid­lich unter­hal­tend, und zumin­dest im Ablauf ziem­lich vor­her­seh­bar. Dass er aber lang­wei­lig wäre, kann man ihm kei­nes­falls vor­wer­fen. Für einen ange­neh­men DVD-Abend ist THE PYRAMID durch­aus gepfleg­tes Gru­sel-Gut mit Abstri­chen. War­um der Film dem­nach in ande­ren Län­dern längst fürs Heim­ki­no ver­füg­bar ist, bestä­tigt er sich selbst. Wie­der ein Film in einer lan­gen Lis­te von Hor­ror­strei­fen, die sich ander­orts ihres nicht sehr zug­kräf­ti­gen Poten­ti­als bewusst wur­den, aber in Deutsch­land ver­su­chen, noch den schnel­len Euro zu machen, wenn genug Zeit ver­stri­chen ist, und sich die Wogen der schlech­te Mund­pro­pa­gan­da bereits geglät­tet haben.

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THE PYRAMID
Dar­stel­ler: Ash­ley Hinshaw, Denis O’Hare, James Buck­ley, Dani­el Amer­man, Amir K, Joseph Bedde­lem u.a.
Regie: Gré­go­ry Levasseur
Kame­ra: Lau­rent Tangy
Dreh­buch: Dani­el Meer­sand, Nick Simon
Musik:  Nima Fakhrara
Bild­schnitt: Scott C. Silver
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Mar­co Trentini
89 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right Twen­tieth Cen­tu­ry Fox of Germany

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