Nachdem ich neulich den ersten Band von Simon R. Greens Urban Fantasy-Reihe um Edwin Drood alias Shaman Bond besprochen hatte (THE MAN WITH THE GOLDEN TORC), musste ich natürlich auch die Fortsetzung lesen. Die trägt den Titel DAEMONS ARE FOREVER und führt die Abenteuer der Protagonisten und der Familie Drood, die die Menschheit von Alters her vor allerlei paranormalem Kroppzeug beschützt weiter.
Wer anhand der Titel eine James Bond-Parodie mit Phantastik-Anreicherungen erwartet, liegt im zweiten Band eher falsch.
Wie schon im ersten ist die Erzählstruktur des Romans etwas anders, als es uns Schlaumeier und Autorenratgeber weis machen wollen. Manch einer mag das bemängeln, ich finde dass das eine erfreulich Abwechslung zur allzu bekannten Schreibstilen ist. Wem das nicht gefällt, der mag insbesondere den Beginn des Romans für etwas zerfasert halten.
DAEMONS ARE FOREVER dreht sich zum einen darum, dass Eddie Drood die Familie nach den Geschehnissen des ersten Buches auf Vordermann bringen und in den Griff bekommen muss. Erschwerend ist dabei, dass in der uralten Familienorganisation nicht alle glücklich damit sind, dass er als Außenseiter und Underdog die Kontrolle übernommen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass außerdimensionale Böswatze namens »Loathly Ones« für erhebliche Schwierigkeiten sorgen. Die nisten sich in menschlichen Bewusstseinen und und übernehmen nach und nach Körper und Geist, bis vom Menschen nichts mehr übrig ist. Und sie versuchen ultramächtigen alten Göttern aus einer höher liegenden Dimension Portale in unser Universum zu öffnen, was dazu führen würde, dass die Wesenheiten den Kosmos zerstören würden. Was die Sache nicht erleichtert: Die Droods selbst haben die Loathly Ones in unsere Realität gebracht, um zur Zeit des Zweiten Weltkriegs die Nazis und Vril. Inc. zu bekämpfen.
Man merkt schon, dass Simon R. Green keine halben Sachen macht, da geht es gleich mal nicht nur um die Erde, sondern um das gesamte Universum. Auch ansonsten schöpft der Autor aus den Vollen, indem er zum einen bekannte Figuren weiter ausbaut, aber auch wieder zahllose völlig abgefahrene Ideen vor dem Leser ausbreitet. Stellvertretend möchte ich nur den »Time Train« nennen, eine Zeitmaschine in Form einer Dampflok samt Zug, in deren Kessel man »kristallisierte Tachyonen« schaufelt.
Zur Frage die ich mir nach dem Lesen des ersten Bandes stellte, ob Green auf den ersten Teil THE MAN WITH THE GOLDEN TORC noch einen draufsetzen kann: Ja, kann er.
Manch einem Leser werden vielleicht Entscheidungen Eddie Droods oder der Familienmächtigen fragwürdig oder seltsam erscheinen, aber das macht einen Teil des Reizes von Greens Welt aus: dass die Protagonisten eben nicht unfehlbar sind und dass sie stellenweise auch nur herumstümpern, um irgendwie zu einer Lösung aus einer mehrfach ausweglosen Situation zu finden.
Wie oben bereits angesprochen handelt es sich hier keinesfalls nur um platte Bond-Parodien mit Phantastik-Einschlag, das war schon im ersten Roman nur eine Randidee und im zweiten Teil verabschiedet sich der Autor vollkommen von allen Ähnlichkeiten zum britischen Doppelnull-Agenten. Und das ist auch gut so.
Auch DAEMONS ARE FOREVER hat mich wie THE MAN WITH THE GOLDEN TORC vortrefflich unterhalten und ich habe mich in Rekordzeit durchgefräst. Ich werde die Serie ganz sicher weiter lesen.
DAEMONS ARE FOREVER
Simon R. Green
Interdimensional Urban Fantasy
ca. 432 Seiten
Print: 9,00 Euro
ISBN-10: 0451462785
ISBN-13: 978–0451462787
eBook: 3,99 Euro
ASIN: B00JIV9OCM
Roc/Ace,Jo Fletcher Books; Juni 2009
Coverabbildung Copyright Roc/Ace
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