RUHET IN FRIEDEN

Poster Ruhet in Frieden

A WALK AMONG THE TOMBSTONES – 13.11.2014

1991. Drei Gangs­ter über­fal­len eine Bar, wer­den aber von Detec­ti­ve Matthew Scud­der gestellt und auf offe­ner Stra­ße erschos­sen. Der gna­den­lo­se  Ein­satz des alko­hol­kran­ken Scud­der endet aller­dings in einem fürch­ter­li­chen Desas­ter. Die­se Ein­stiegs­se­quenz ist eine der ganz weni­gen Action-Sze­nen, die sich der Film leis­tet. Er rückt Liam Nee­son wie­der etwas von sei­nem Über­mensch-Image weg, zum Cha­rak­ter-Dar­stel­ler der er eigent­lich ist. Mit dem bereits bereits in Post­pro­duk­ti­on befind­li­chen TAKEN 3 wird der Fan knall­har­ter Action sowie­so bald wie­der zufrie­den gestellt. RUHET IN FRIEDEN begibt sich mehr in die Hän­de des Thril­lers und gibt noch einen Schuss Dra­ma hin­zu. Scott Frank hat hier erst sei­nen zwei­ten Spiel­film insze­niert, und das nach sie­ben Jah­ren. Dass er aller­dings das Dreh­buch selbst ver­fass­te, macht aus RUHET IN FRIEDEN fast schon eine siche­re Wet­te. Denn Roman­ver­fil­mun­gen kann Scott Frank, wie MARLEY & ICH schon bewies, und er beherrscht auch alle wei­te­ren Gen­res. Für Ken­neth Bra­nagh schrieb er den Thril­ler DEAD AGAIN, für Spiel­berg die Zukunfts­vi­si­on MINORITY REPORT, oder über­zeug­te mit einem Remake wie FLUG DES PHÖNIX. Einem Men­schen wie Scott Frank kann man sich also anver­trau­en, auch wenn man viel­leicht ande­re Kost ser­viert bekommt, als man zuerst anneh­men wür­de.

1999. Die Welt ist in Sor­ge wegen der Jahr­tau­send­wen­de. Und wie einer der Prot­ago­nis­ten pro­kla­miert, fürch­tet sich der Mensch immer vor den fal­schen Din­gen. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es die Ent­füh­rung einer Frau, die trotz Löse­geld­zah­lung grau­sam ver­stüm­melt und ermor­det wur­de. Matthew Scud­der ist mitt­ler­wei­le tro­cken und trägt die Mar­ke eines pri­va­ten Ermitt­lers. Ein Dro­gen­schie­ber bie­tet dem Detek­tiv eine beträcht­li­che Sum­me, um die Mör­der sei­ner Frau aus­fin­dig zu machen. Selbst­ver­ständ­lich um die­se dann der Selbst­jus­tiz zu über­stel­len. Immer noch mit dem Gewis­sen eines Ord­nungs­hü­ters muss Scud­der natür­lich ableh­nen, aus­ge­rech­net einem Dro­gen­händ­ler bei so einer Tat zu unter­stüt­zen. Doch die Grau­sam­keit und das kalt­blü­ti­ge Vor­ge­hen der Ent­füh­rer setzt Matthew Scud­der so weit zu, dass er den Auf­trag ent­ge­gen sei­ner Vor­sät­ze annimmt. Bei sei­nen Ermitt­lun­gen stellt er fest, dass es noch mehr Dro­gen­händ­ler gibt, wel­che ihre Frau­en auf die­se unglaub­lich absto­ßen­de Wei­se ver­lo­ren haben. Das Motiv scheint also nicht unbe­dingt Geld zu sein. Unver­mit­telt steht der Geset­zes­hü­ter Scud­der auf der Sei­te der Kri­mi­nel­len, die ihre Art von Gerech­tig­keit ein­for­dern.

RUHET IN FRIEDEN basiert auf dem zehn­ten Roman der Matthew-Scud­der-Rei­he von Law­rence Block. Und es ist ein gelun­ge­ner, sehr gegen den Strich gebürs­te­ter Thril­ler gewor­den. Vor allem weil sich Scott Frank durch­aus auch die Zeit für sei­ne Cha­rak­te­re genom­men hat. Mit einem Mal ver­kehrt sich Scud­ders Welt, der nur das Schlimms­te ver­hin­dern will, dadurch aber zwangs­läu­fig mit dem erlauch­ten Kreis New Yor­ker Dro­gen­bos­se ein Bünd­nis ein­ge­hen muss. Und wer wäre dafür prä­de­sti­nier­ter als Liam Nee­son, einer der weni­gen, die allein mit Bli­cken so viel sagen kön­nen. Und unver­mit­telt sieht sich der Zuschau­er mit dem Hel­den auf der eigent­lich fal­schen Sei­te. Da hat Frank wirk­lich sehr viel Fin­ger­spit­zen­ge­fühl bewie­sen, wie er plötz­lich den Spieß dreht, und aus bösen Ker­len greif­ba­re Men­schen macht. Dafür hat er die Ent­füh­rer Albert und Ray zu solch häss­li­chen Figu­ren gemacht, dass man als Zuschau­er über die eige­ne Radi­ka­li­tät erschrickt, mit wel­cher man die­se Bes­ti­en über die Klin­ge sprin­gen las­sen wür­de. Anfangs kann man die her­vor­ra­gen­den David Har­bour und Adam David Thomp­son als Ray und Albert nicht erken­nen. Die Kame­ra hält ihre Gesich­ter immer im Schat­ten, oder holt die Köp­fe erst gar nicht ins Bild. Die­se Anony­mi­sie­rung schafft eine sehr unan­ge­neh­me Atmo­sphä­re, die dem Thrill auch noch eine Por­ti­on Gän­se­haut bei­steu­ert.

Zur Halb­zeit wech­selt dann der Tenor des Films, wenn man mit allen Figu­ren ver­traut ist, und Scud­der mit  Albert und Ray per­sön­lich in Kon­takt steht. Von die­sem Punkt an ist alles offen, alles ist mög­lich, und jede Figur wird unbe­re­chen­bar. Von hier an muss der Film kei­ne zusätz­li­chen Span­nungs­ebe­nen mehr auf­bau­en, weil die Mar­ken gesetzt sind und das Grund­sze­na­rio die Atmo­sphä­re hal­ten kann. Am Ende gönnt Scott Frank  sich und einem dank­ba­ren Zuschau­er, einen sehr unge­wöhn­li­chen Show­down mit ein­ge­fro­re­nen Sze­nen­bil­dern und den 12 Schrit­ten des Anony­men Alko­ho­li­kers. Damit unter­streicht RUHET IN FRIEDEN sei­ne Inten­ti­on, nicht nur ein­fach Thril­ler sein zu wol­len, son­dern das mensch­li­che Dra­ma als wich­tigs­ten Bestand­teil dar­in zu sehen. Ein sehr span­nen­der Film, weil er sei­ne ver­schie­de­nen Ele­men­te ganz homo­gen zusam­men bringt, und somit alles mög­lich macht. Scott Frank soll­te also bit­te nicht wie­der sie­ben Jah­re war­ten, bis er sei­ne nächs­te Regie­ar­beit angeht.

RuhetinFrieden01

RUHET IN FRIEDEN – A WALK AMONG THE TOMBSTONES
Dar­stel­ler: Liam Nee­son, Dan Ste­vens, Bri­an ‘Astro’ Brad­ley, Boyd Hol­brook, David Har­bour, Adam David Thomp­son, Sebas­ti­an Roché, Whit­ney Able, Ste­pha­nie Andu­jar, Ólaf­ur Dar­ri Ólaf­s­son, Eric Nel­sen, Lau­ra Birn u.a.
Dreh­buch & Regie: Scott Frank, nach Law­rence Blocks Roman
Kame­ra: Mihai Malai­ma­re Jr.
Bild­schnitt: Jill Savitt
Musik: Car­los Rafa­el Rive­ra
Pro­duk­ti­ons­de­sign: David Bris­bin
114 Minu­ten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right SquareO­ne Enter­tain­ment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen