ROBOCOP schießt leicht daneben

Poster ROBOCOP

ROBOCOP – Bun­des­start 06.02.2014

Poli­zist Alex Mur­phy ist einer der guten Cops, zudem lie­ben­der Ehe­mann und Vater. Aber Mur­phy und sein Part­ner sind zu gut und drü­cken eben kein Auge zu, wo ande­re eher die Hand auf­hal­ten wür­den. Das bringt erst sei­nen Part­ner ins Kran­ken­haus und dann Mur­phy eine Auto­bom­be. Viel bleibt von Offi­cer Alex Mur­phy nicht übrig, doch die­ser Rest lässt Omni­Corp auf­hor­chen. Denn was dem welt­weit ope­rie­ren­den Waf­fen­her­stel­ler fehlt, ist die Akzep­tanz der U.S.-Bürger gegen­über Robo­tern. Des­we­gen wird auch kein Gesetz ver­ab­schie­det, wel­ches kaum zer­stör­ba­re Robo­ter als Ord­nungs­hü­ter erlau­ben wür­de. Trotz ihrer wesent­lich schnel­le­ren Reak­ti­ons­zeit und feh­ler­frei­er Ana­ly­sen von Gefah­ren­si­tua­tio­nen. Aber ein hel­den­haf­ter Cop wie Mur­phy, in einen Robo­ter­an­zug gesteckt, könn­te die­se Akzep­tanz för­dern. Kopf, Lun­gen und die rech­te Hand konn­te Omni­Corp von Mur­phy ret­ten, was aus­reicht, ihn als Robo­Cop zum erneu­ten Hel­den von Detroit zu machen.

Ja, Sinn und Sinn­lich­keit von Neu­ver­fil­mun­gen und Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen beschwö­ren stets die unter­schied­lichs­ten Mei­nun­gen her­auf. Am Ende wird sich auch ROBOCOP als Neu­ver­fil­mung der all­üb­li­chen Fra­ge stel­len müs­sen, war­um. Die Ände­run­gen sind so signi­fi­kant, dass tat­säch­lich nur das Grund­ge­rüst der alten Geschich­te übrig geblie­ben ist. Wobei Paul Ver­hoe­vens Erst­fas­sung nach dem Dreh­buch von Edward Neu­mei­er und Micha­el Miner eigent­lich auch nur auf das Mini­mum einer Hand­lung beschränkt war. Joshua Zetu­mer hat sich eini­ges ein­fal­len las­sen, um den Action-Stoff nicht nur der Gegen­wart anzu­pas­sen, son­dern auch aktu­el­le sozio­po­li­ti­sche The­men auf­zu­ar­bei­ten. Aller­dings ver­ste­hen es Buch und Insze­nie­rung, die­se The­men locker und unauf­dring­lich ein­zu­bin­den. Wer sich also unvor­ein­ge­nom­men von einem leich­ten Action-Film unter­hal­ten las­sen will, stol­pert unver­mit­telt über einen sehr intel­li­gen­ten Action-Film. Da wird der Ein­satz von Kampf­ro­bo­tern mit Droh­nen gleich­ge­setzt, oder die Abhör­men­ta­li­tä­ten von Staats­in­sti­tu­tio­nen zu einer gesell­schaft­li­chen Selbst­ver­ständ­lich­keit. Und in einer com­pu­te­ri­sier­ten, und vor allem ver­netz­ten Welt, hel­fen selbst die sichers­ten Metho­den nicht, um jede Art von Kom­mu­ni­ka­ti­on an die Öffent­lich­keit zu brin­gen.

Die Erwei­te­rung, Sam Jack­son als einen aus der eigent­li­chen Hand­lung her­aus­ge­nom­me­nen Nach­rich­ten­mo­de­ra­tor zu zei­gen, der in wort­ge­wal­ti­gen Plat­ti­tü­den die Inter­es­sen von Omni­Corp kom­men­tiert, wirkt wie eine gut durch­dach­te Hom­mage an Paul Ver­hoe­ven selbst. Der Hol­län­der hat­te sei­ne tod­erns­ten Action­se­quen­zen in STARSHIP TROOPERS mit sehr zyni­schen und extrem selbst­iro­ni­schen Mili­tär­mel­dun­gen unter­bro­chen.

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Bestach das Ori­gi­nal mit guten Schau­spie­lern, die mit plat­ten Kli­schees außer­or­dent­lich unter­for­dert wur­den, glänzt die­se Neu­auf­la­ge mit groß­ar­ti­ger, und nicht ver­schwen­de­ter Dar­stell­kunst. Natür­lich ist ganz vor­ne Gary Old­man als Wis­sen­schaft­ler mit Gewis­sen ange­führt. Doch auch Jay Baru­chel bringt als Mar­ke­ting­fach­mann mit sei­nen weni­gen Auf­trit­ten eine leich­te, doch glaub­wür­di­ge Note in das Sze­na­rio. Von allen her­aus­ra­gen­den Dar­stel­lern in ROBOCOP, ist aller­dings Micha­el Kea­ton die gelun­gens­te Über­ra­schung, der end­lich wie­der ein­mal in einer grö­ße­ren Rol­le bril­lie­ren darf. Dies ist der Film, mit dem man fest­stellt, dass Micha­el Kea­ton eigent­lich ein sehr ange­sag­ter Schau­spie­ler ist, der stets unter sei­nem Wert ver­kauft wur­de.

Aber ist ROBOCOP von 2014 mit all sei­nen Neue­run­gen, Ände­run­gen und aktu­el­len Bezü­gen der bes­se­re Film? Bei die­ser Fra­ge kann man getrost den Ver­gleich zum Ori­gi­nal fal­len las­sen, weil er uner­heb­lich ist. In ers­ter Linie ist ROBOCOP ein Action-Film, und als Action-Film ist er zu schlicht insze­niert, und mit viel zu wenig Akti­on in der Action umge­setzt. Das dies an der Ener­gie von Regis­seur José Padil­ha liegt, darf bezwei­felt wer­den. Sei­ne öffent­lich gewor­de­ne Kon­ver­sa­ti­on mit einem Kol­le­gen, in der er sich über die krea­ti­ven Beschnei­dun­gen des pro­du­zie­ren­den Stu­di­os aus­lässt, ist bereits mah­nen­des Bei­spiel für auf­stre­ben­de Regis­seu­re. Padil­ha beklag­te sich, das vom Pro­du­zen­ten­stab min­des­tens neun sei­ner zehn Ideen rigo­ros abge­lehnt wur­den. Von der eigent­li­chen ange­streb­ten Alters­frei­ga­be von 18 Jah­ren ganz zu schwei­gen, wo das Stu­dio auf einer Frei­ga­be ab 12 bestand.

Und so sieht dann ein eigent­li­ches Pres­ti­ge-Objekt aus, das einem Klas­si­ker gerecht wer­den soll­te, und dazu alle Mit­tel und künst­le­ri­schen Aspek­te mit ein­brach­te, aber von Stel­len blo­ckiert wur­de, die zum Unter­hal­tungs­me­di­um Film selbst über­haupt kei­nen Bezug mehr haben. ROBOCOP von 2014 wur­de zu einem sei­ner Zeit ange­mes­se­nen Film, wo er sich in vie­len sei­ner Tei­le her­aus hebt. Aller­dings fehlt ihm aus­ge­rech­net das von über­zeich­ne­ter Action beton­te Sze­na­rio sei­nes Vor­gän­gers. Und das macht ihn letzt­end­lich zum schlech­te­ren Film. Nicht das es ein schlech­ter Film wäre, denn Spaß und Intel­lekt ver­steht er durch­weg. Aber das Eti­kett heißt ein­fach ROBOCOP, der von 1987. Und das war eben, auf sei­ne ganz beson­ders ein­fa­che Art, eine völ­lig ande­re Liga.

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ROBOCOP 2014
Dar­stel­ler: Joel Kin­na­man, Gary Old­man, Micha­el Kea­ton, Abbie Cor­nish, Jackie Ear­le Haley, Micha­el K. Wil­liams, Jen­ni­fer Ehle, Jay Baru­chel, Samu­el L. Jack­son u.v.a.
Regie: José Padil­ha
Dreh­buch: Joshua Zetu­mer, nach dem Dreh­buch von Edward Neu­mei­er & Micha­el Miner
Kame­ra: Lula Car­val­ho
Bild­schnitt: Peter McNul­ty, Dani­el Rezen­de
Musik: Pedro Bromfman
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Mar­tin Whist
USA /​ 2014
zir­ka 118 Minu­ten

Pro­mo­fo­tos Copy­right Stu­dio­Ca­nal /​ Colum­bia Pic­tures

1 Kommentar zu „ROBOCOP schießt leicht daneben“

  1. Hm, als ich die Trai­ler gese­hen habe hat­te ich schon Angst, daß einem wie­der eine völ­lig lieb­lo­se aber über­pro­du­zier­te Rema­ke­grüt­ze vor­ge­setzt wird.

    Ala: Laßt uns was im Iron-Man Look machen, ach­ja war­um nicht einen neu­en Robo­cop, die Kuh könn­ten wir ja noch­mal mel­ken.

    Dies zumin­dest scheint ja nicht der Fall zu sein. Und das Pro­du­zen­ten stän­dig und imemr wie­der Mist machen ist ja auch nix neu­es.

    Das Mich­ale Kea­ton ein wahn­sin­nig guter Schau­spie­ler ist, hat er das ein ums ande­re Mal bewie­sen. Umso komi­scher, daß er nur bei Tim Bur­ton die Gele­gen­heit bekam, dies auch auf einer grö­ße­ren Büh­ne unter Beweis zu stel­len. Schön, daß er hier noch­mals die Chan­ce dazu bekommt.

    Ich muß sagen: Nun bin ich wirk­lich gespannt auf den Film, auch wenn er ein paar Schwä­chen auf­wei­sen soll­te.

    LG,
    Bernd

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