PRÄSIDENT ISNOGUD

Cover Präsident Isnogud

Isno­gud, der mie­se­pe­tri­ge und cho­le­ri­sche Groß­we­sir des guten Kali­fen Harun al Pus­sah war ein Comic aus der Jugend, wie ver­mut­lich bei vie­len mei­nes Alters. Mir kam er immer wie der klei­ne­re, unbe­kann­te­re und auch uncoo­le­re Bru­der von Aste­rix vor. Bei Isno­gud war der Humor bra­chia­ler und auch poli­tisch unkor­rek­ter, die Sto­ries chao­ti­scher, den­noch habe ich damals eine Men­ge der Bän­de gele­sen und den Satz »Ich will Kalif wer­den anstel­le des Kali­fen« dürf­te auch fast jeder Comic­le­ser ken­nen (in Frank­reich wur­de es sogar zu einem gän­gi­gen Sprich­wort). Der Ver­weis auf Aste­rix macht auch des­we­gen Sinn, weil anfangs René Gos­cin­ny die Tex­te bei­steu­er­te, die Zeich­nun­gen stamm­ten von Jean Taba­ry.

Taba­ry ver­starb im Jahr 2011, bereits 2004 erlitt er einen schwe­ren Schlag­an­fall und muss­te des­we­gen mit dem Zeich­nen neu­er Isno­gud-Comics auf­hö­ren. Das hät­te das Ende der Rei­he sein kön­nen. Aber glück­li­cher­wei­se kann sein Sohn Nico­las Taba­ry eben­falls zeich­nen – und der führt das Erbe des Vaters wei­ter.

Bereits im Jahr 2012 erschien in Frank­reich der 29. Band mit dem Titel Iznog­oud pré­si­dent, der nun dank Dani Books auch in deut­scher Spra­che ver­füg­bar ist, den Titel PRÄSIDENT ISNOGUD trägt, und als Hin­weis auf die Wie­der­auf­er­ste­hung den Zusatz »Die neu­en Aben­teu­er des Groß­we­sirs Isno­gud, Band 1« trägt.

Die Prä­mis­se ist die­sel­be wie in jedem Band: Der Groß­we­sir möch­te Kalif wer­den anstel­le des Kali­fen. So weit nichts Neu­es, aber die­ses zen­tra­le Ele­ment abzu­schaf­fen wäre auch der fal­sche Weg gewe­sen, denn es ist nun­mal der Kern­punkt der Serie.

Wer­be­text (Klap­pen­text ist ähn­lich):

»Ich will … Prä­si­dent sein anstel­le des Kali­fen!« Ein neu­es Gesicht taucht auf in Bag­dad, der Präch­ti­gen. Freut, ein Magi­er, hat die Fähig­keit, die geheims­ten Träu­me aller »Unge­dul­di­gen« zu erfül­len. und im Nu bricht Cha­os aus. Die Hen­ker hen­ken nicht mehr, die Wachen wachen nicht mehr und die Vor­kos­ter kos­ten nicht mehr vor. Der Zau­ber von Freut ruft eine Revo­lu­ti­on im Lan­de von Tau­send­und­ei­ner Nacht her­vor. Unter­des­sen hat der Magi­er selbst auch einen Traum: Er will Groß­we­sir sein anstel­le des Groß­we­sirs. Kom­pli­ziert! Unter­des­sen herrscht Anar­chie. und das Volk – befreit von der stän­dig schwe­len­den Bedro­hung Isno­guds (schließ­lich rich­ten die Hen­ker nun nur noch nach Lust und Lau­ne hin) – revol­tiert! Da kommt dem Kali­fen Harun al-Pus­sah eine Idee: Eine Wahl soll orga­ni­siert wer­den, um offi­zi­ell dem Volk die Macht im Staa­te zu über­tra­gen. Doch ohne Oppo­si­ti­on kei­ne Wahl. und so wird Isno­gud dazu aus­er­ko­ren, zum Schein gegen den Kali­fen anzu­tre­ten. Ein Geg­ner, dem der wei­se Herr­scher ver­traut: »Du lässt mich gewin­nen, mein guter Isno­gud!« Der denkt aber natür­lich gar nicht dran, hat er nun doch die ein­ma­li­ge Chan­ce, sein neu­es Ziel zu errei­chen. Prä­si­dent zu wer­den anstel­le des Kali­fen. Ver­rat, zwie­lich­ti­ge Bera­ter, ver­häng­nis­vol­le Schön­hei­ten, Gif­te und Flü­che – alle wich­ti­gen Zuta­ten für einen schön schmut­zi­gen Wahl­kampf ste­hen schon bereit!

Liest man den Band, könn­te man anneh­men, dass sich nichts ver­än­dert hat. Die Hand­lung ist so unkor­rekt, chao­tisch und abge­dreht, wie man das von frü­her gewohnt ist. Ich kann mir vor­stel­len, dass das nicht nach jeder­manns Geschmack ist, aber das Anlie­gen den Wesir so ori­gi­nal­ge­treu wie vor Jah­ren wie­der­zu­be­le­ben ist auf jeden Fall gelun­gen. Man muss halt drauf ste­hen – wer die Aben­teu­er frü­her ver­folgt hat, der fin­det sich in ver­trau­ter Umge­bung wie­der.

Den­noch wer­den nicht nur alte Gags wie­der­ge­käut, allein das The­ma »Wahl« ermög­licht bereits eini­ge Sei­ten­hie­be auf moder­ne Poli­tik und zudem macht man sich recht unver­ho­len über aktu­el­le The­men wie sozia­le Medi­en lus­tig. Auch auf eine Art und Wei­se, dass man erst zwei­mal nach­den­ken muss, bevor der Gag zün­det. Ich weiß natür­lich auch nicht, wie ein­fach es war, die zahl­lo­sen Wort­spie­le adäquat aus dem Fran­zö­si­schen zu über­set­zen, das dürf­te nicht ganz ein­fach gewe­sen sein. Ich sage nur »Fez­bock«.

PRÄSIDENT ISNOGUD schafft einen ver­blüf­fen­den Spa­gatPRÄSIDENT ISNOGUD schafft einen ver­blüf­fen­den Spa­gat: Er stellt zumin­dest in mei­nem Fall sowohl die alten Leser zufrie­den, indem er nicht mit der Ver­gan­gen­heit bricht, ist aber trotz­dem in der Lage, Hand­lung und Prot­ago­nis­ten behut­sam zu moder­ni­sie­ren und aktu­el­le The­men ein­zu­bau­en, ohne dass es auf­ge­setzt wirkt. Sehr schön!

Die Zeich­nun­gen sind dem Ori­gi­nal treu, Sohn Nicho­las gelingt eine eins zu eins-Kopie der Bil­der, Hin­ter­grün­de und Cha­rak­te­re des Vaters, des­we­gen gibt es auch hier kei­nen Bruch zu den älte­ren Bän­den, man sich offen­sicht­lich ent­schie­den, das klas­si­sche, bekann­te Aus­se­hen der Prot­ago­nis­ten zu über­neh­men. Was ich begrü­ße.

Das Cover erscheint mir ein wenig mini­ma­lis­tisch, beschränkt es sich doch auf eine Kopf­ab­bil­dung des Prot­ago­nis­ten statt auf eine quir­li­ge­re und detail­rei­che­re Sze­ne, auf der ande­ren Sei­te ist das ein Neu­an­fang, da kann es schon Sinn machen, sich auf die Haupt­fi­gur zu kon­zen­trie­ren, Den­noch fin­de ich, dass hier Poten­zi­al ver­schenkt wur­de.

Alles in allem hat mir PRÄSIDENT ISNOGUD gut gefal­lenAlles in allem hat mir PRÄSIDENT ISNOGUD gut gefal­len, wenn ich auch zuge­be, dass man dar­auf ste­hen muss. Wer den Cho­le­ri­ker und sei­ne Aben­teu­er damals moch­te, der wird von die­ser Neu­auf­la­ge kei­nes­falls ent­täuscht sein.

PRÄSIDENT ISNOGUD liegt als Hard­co­ver zum Preis von 14 Euro vor, Käu­fer erhal­ten eine PDF-Ver­si­on kos­ten­los dazu, auch das sehr lobens­wert. Wün­schen wür­de ich mir eine güns­ti­ge­re Soft­co­ver-Fas­sung, um eine grö­ße­re Käu­fer­schicht zu bedie­nen, aber mög­li­cher­wei­se ist der Auf­wand für einen ver­gleich­wei­se klei­nen Ver­lag ein­fach zu groß. 48 Sei­ten für 14 Euro ist natür­lich eine Ansa­ge, aber die Ziel­grup­pe sind wohl die inzwi­schen finan­zi­ell bes­ser auf­ge­stell­ten Alt­fans der Serie – das emp­foh­le­ne Alter ist jedoch acht bis zehn Jah­re.

In Frank­reich erschien in die­sem Jahr der 30. Band mit dem Titel De père en fils!, erfreu­li­cher­wei­se wird auch die­ser in einer deut­schen Fas­sung bei Dani Books ver­legt wer­den. Wie der Vater, so der Sohn! soll im Som­mer 2016 erschei­nen.

PRÄSIDENT ISNOGUD
Sto­ry von Nico­las Can­te­loup und Lau­rent Vas­si­li­an
Zeich­nun­gen: Nicho­las Taba­ry
Deut­sche Über­set­zung: Klaus Jöken
Hard­co­ver, 48 Sei­ten
EUR 14,00

ISBN-10: 3944077482
ISBN-13: 978–3944077482
Kind­le: EUR 6,99
ASIN: B015HGNDM8
Dani Books
Sep­tem­ber 2015

Cover­ab­bil­dung Coyp­right Dani­books

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