Tabary verstarb im Jahr 2011, bereits 2004 erlitt er einen schweren Schlaganfall und musste deswegen mit dem Zeichnen neuer Isnogud-Comics aufhören. Das hätte das Ende der Reihe sein können. Aber glücklicherweise kann sein Sohn Nicolas Tabary ebenfalls zeichnen – und der führt das Erbe des Vaters weiter.
Bereits im Jahr 2012 erschien in Frankreich der 29. Band mit dem Titel Iznogoud président, der nun dank Dani Books auch in deutscher Sprache verfügbar ist, den Titel PRÄSIDENT ISNOGUD trägt, und als Hinweis auf die Wiederauferstehung den Zusatz »Die neuen Abenteuer des Großwesirs Isnogud, Band 1« trägt.
Die Prämisse ist dieselbe wie in jedem Band: Der Großwesir möchte Kalif werden anstelle des Kalifen. So weit nichts Neues, aber dieses zentrale Element abzuschaffen wäre auch der falsche Weg gewesen, denn es ist nunmal der Kernpunkt der Serie.
Werbetext (Klappentext ist ähnlich):
»Ich will … Präsident sein anstelle des Kalifen!« Ein neues Gesicht taucht auf in Bagdad, der Prächtigen. Freut, ein Magier, hat die Fähigkeit, die geheimsten Träume aller »Ungeduldigen« zu erfüllen. und im Nu bricht Chaos aus. Die Henker henken nicht mehr, die Wachen wachen nicht mehr und die Vorkoster kosten nicht mehr vor. Der Zauber von Freut ruft eine Revolution im Lande von Tausendundeiner Nacht hervor. Unterdessen hat der Magier selbst auch einen Traum: Er will Großwesir sein anstelle des Großwesirs. Kompliziert! Unterdessen herrscht Anarchie. und das Volk – befreit von der ständig schwelenden Bedrohung Isnoguds (schließlich richten die Henker nun nur noch nach Lust und Laune hin) – revoltiert! Da kommt dem Kalifen Harun al-Pussah eine Idee: Eine Wahl soll organisiert werden, um offiziell dem Volk die Macht im Staate zu übertragen. Doch ohne Opposition keine Wahl. und so wird Isnogud dazu auserkoren, zum Schein gegen den Kalifen anzutreten. Ein Gegner, dem der weise Herrscher vertraut: »Du lässt mich gewinnen, mein guter Isnogud!« Der denkt aber natürlich gar nicht dran, hat er nun doch die einmalige Chance, sein neues Ziel zu erreichen. Präsident zu werden anstelle des Kalifen. Verrat, zwielichtige Berater, verhängnisvolle Schönheiten, Gifte und Flüche – alle wichtigen Zutaten für einen schön schmutzigen Wahlkampf stehen schon bereit!
Liest man den Band, könnte man annehmen, dass sich nichts verändert hat. Die Handlung ist so unkorrekt, chaotisch und abgedreht, wie man das von früher gewohnt ist. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht nach jedermanns Geschmack ist, aber das Anliegen den Wesir so originalgetreu wie vor Jahren wiederzubeleben ist auf jeden Fall gelungen. Man muss halt drauf stehen – wer die Abenteuer früher verfolgt hat, der findet sich in vertrauter Umgebung wieder.
Dennoch werden nicht nur alte Gags wiedergekäut, allein das Thema »Wahl« ermöglicht bereits einige Seitenhiebe auf moderne Politik und zudem macht man sich recht unverholen über aktuelle Themen wie soziale Medien lustig. Auch auf eine Art und Weise, dass man erst zweimal nachdenken muss, bevor der Gag zündet. Ich weiß natürlich auch nicht, wie einfach es war, die zahllosen Wortspiele adäquat aus dem Französischen zu übersetzen, das dürfte nicht ganz einfach gewesen sein. Ich sage nur »Fezbock«.
PRÄSIDENT ISNOGUD schafft einen verblüffenden SpagatPRÄSIDENT ISNOGUD schafft einen verblüffenden Spagat: Er stellt zumindest in meinem Fall sowohl die alten Leser zufrieden, indem er nicht mit der Vergangenheit bricht, ist aber trotzdem in der Lage, Handlung und Protagonisten behutsam zu modernisieren und aktuelle Themen einzubauen, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Sehr schön!
Die Zeichnungen sind dem Original treu, Sohn Nicholas gelingt eine eins zu eins-Kopie der Bilder, Hintergründe und Charaktere des Vaters, deswegen gibt es auch hier keinen Bruch zu den älteren Bänden, man sich offensichtlich entschieden, das klassische, bekannte Aussehen der Protagonisten zu übernehmen. Was ich begrüße.
Das Cover erscheint mir ein wenig minimalistisch, beschränkt es sich doch auf eine Kopfabbildung des Protagonisten statt auf eine quirligere und detailreichere Szene, auf der anderen Seite ist das ein Neuanfang, da kann es schon Sinn machen, sich auf die Hauptfigur zu konzentrieren, Dennoch finde ich, dass hier Potenzial verschenkt wurde.
Alles in allem hat mir PRÄSIDENT ISNOGUD gut gefallenAlles in allem hat mir PRÄSIDENT ISNOGUD gut gefallen, wenn ich auch zugebe, dass man darauf stehen muss. Wer den Choleriker und seine Abenteuer damals mochte, der wird von dieser Neuauflage keinesfalls enttäuscht sein.
PRÄSIDENT ISNOGUD liegt als Hardcover zum Preis von 14 Euro vor, Käufer erhalten eine PDF-Version kostenlos dazu, auch das sehr lobenswert. Wünschen würde ich mir eine günstigere Softcover-Fassung, um eine größere Käuferschicht zu bedienen, aber möglicherweise ist der Aufwand für einen vergleichweise kleinen Verlag einfach zu groß. 48 Seiten für 14 Euro ist natürlich eine Ansage, aber die Zielgruppe sind wohl die inzwischen finanziell besser aufgestellten Altfans der Serie – das empfohlene Alter ist jedoch acht bis zehn Jahre.
In Frankreich erschien in diesem Jahr der 30. Band mit dem Titel De père en fils!, erfreulicherweise wird auch dieser in einer deutschen Fassung bei Dani Books verlegt werden. Wie der Vater, so der Sohn! soll im Sommer 2016 erscheinen.
PRÄSIDENT ISNOGUD
ISBN-10: 3944077482
ISBN-13: 978–3944077482
Kindle: EUR 6,99
ASIN: B015HGNDM8
Dani Books
September 2015
Coverabbildung Coypright Danibooks
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