Ohne Zorn in ZORN DER TITANEN

Da rei­tet er wie­der. Per­seus – Halb­gott, Fischer, Wit­wer und Vater. Seit zwei Jah­ren nicht mehr beim Bar­bier gewe­sen, dafür immer noch von kämp­fe­ri­scher Natur. Es mutet ver­we­gen an, was sich die Pro­du­zen­ten mit einer Fort­set­zung da erdacht haben. Das von Kri­tik und Fan-Gemein­schaft nicht sehr gut ange­nom­me­ne Remake des 1981 ent­stan­de­nen Klas­si­kers hat trotz allem statt­li­che 500 Mil­lio­nen Dol­lar welt­weit ein­ge­spielt. Aber eine nicht zu ertra­gen­de 3‑D-Kon­ver­tie­rung und die höl­zer­ne Umset­zung aller tech­ni­schen und dar­stel­le­ri­schen Küns­te, mach­ten KAMPF DER TITANEN zu einem nicht sehr belieb­ten Film. Doch gewief­te Pro­du­zen­ten­au­gen schie­len immer zuerst auf die Zah­len, und dann auf die Mög­lich­kei­ten. Und die grie­chi­sche Mytho­lo­gie steckt voll unzäh­li­ger Mög­lich­kei­ten. Wie um allen dama­li­gen Kri­ti­kern eine Nase zu dre­hen, kommt kei­ne zwei Jah­re nach einem künst­le­ri­schen Flop eine noch auf­wen­di­ge­re Fort­set­zung, mit den­sel­ben Dar­stel­lern, über die­sel­ben Cha­rak­te­re, und erst recht in 3‑D. Und kaum zu glau­ben, aber man hat sich die all­ge­mei­nen Vor­wür­fe nicht nur zu Her­zen genom­men, son­dern tat­säch­lich aus den eige­nen Feh­lern gelernt.

Der­einst war Kro­nos von sei­nen drei Söh­nen Zeus, Hades und Posei­don sei­ner Kräf­te beraubt und in den Tar­ta­ros gesperrt wor­den. Aber mehr und mehr wen­den sich die Men­schen von den Göt­tern ab, was deren Kräf­te schwin­den lässt, dem ein­ge­ker­ker­ten Kro­nos hin­ge­gen wie­der zu alter Stär­ke ver­hel­fen könn­te, um aus Tar­ta­ros aus­bre­chen zu kön­nen. Zeus bit­tet sei­nen Sohn und Halb­gott Per­seus um Hil­fe gegen Kro­nos, der Fischer hat aber sei­ner hal­ben Gött­lich­keit abge­schwo­ren und möch­te ein­fach nur sei­nen Jun­gen groß­zie­hen und auf dem Meer her­um­s­chip­pern. Doch wie es sich für eine grie­chi­sche Tra­gö­die gehört, fol­gen als­bald Mord, Tot­schlag, Ver­rat und ein schlech­tes Gewis­sen, was Per­seus sei­ne Mei­nung schnell ändern und zu Schwert und Pega­sus grei­fen lässt.

Inwie­weit sich Dan Maze­aus und David John­sons Dreh­buch an die tat­säch­li­chen über­lie­fer­ten Mytho­lo­gien hal­ten, darf hier ruhi­gen Gewis­sens in den Schlund der Unter­welt gewor­fen wer­den. Hier zählt der Unter­hal­tungs­wert in Rein­kul­tur, viel­leicht mit dem klei­nen Neben­ef­fekt, dass der eine oder ande­re Zuschau­er Lust ver­spürt, sich mit die­sen Mytho­lo­gien viel­leicht ein­mal aus­ein­an­der­zu­set­zen. Aber das wirk­lich nur neben­bei, denn ZORN DER TITANEN will in ers­ter Linie Spaß machen und dem Zuschau­er für sein nicht gerin­ges Ein­tritts­geld eine ange­mes­se­ne Gegen­leis­tung erbrin­gen.
Schnitt und Kame­ra kön­nen es ab und an immer noch nicht las­sen, fre­ne­tisch zu wackeln und hek­tisch zu schnei­den. Doch es über­wiegt ein klar­ge­hal­te­nes Bild, das die ste­reo­sko­pi­sche Wir­kung der Sze­ne­rie wun­der­bar zur Gel­tung kom­men lässt. Ja, man hat aus den Feh­lern gelernt. Von den post-kon­ver­tier­ten 3‑D-Fil­men der ver­gan­ge­nen Jah­re ist dies wohl der gelun­gens­te und ansehn­lichs­te. Das macht sich beson­ders bei den Sze­nen im Tar­ta­ros bemerk­bar, und schließ­lich beim Kampf gegen den gewal­ti­gen Kro­nos. Ben Davies lässt einen wort­wört­lich in die Sagen­welt ein­tau­chen, ohne dass man den Drang ver­spürt, über Sinn und Sinn­lich­keit von 3‑D zu lamen­tie­ren.

Aber auch viel wit­zi­ger sind die TITANEN im Gegen­satz zum ers­ten Film gewor­den. Der sprö­de Charme des Vor­gän­gers blitzt anfangs noch durch, doch mehr und mehr lockert sich der Ton, und mit Toby Keb­bell und Bill Nig­hy zeigt sich der ZORN sogar über­ra­schend hei­ter. Und neben­bei leis­tet man sogar Abbit­te ange­sichts einer leicht ver­fehl­ten Sze­ne aus Teil eins, die man auch als Über­heb­lich­keit gegen­über dem 1981er Ori­gi­nal emp­fin­den konn­te. So gibt es ein nicht unwich­ti­ges Wie­der­se­hen mit einem alt­be­kann­ten Cha­rak­ter. Und das alles mit einer wun­der­ba­ren Pri­se Humor aus­ge­spielt, eine Brü­cke schla­gend zu dem ursprüng­li­chen Film.

WRATH OF THE TITANS ist gelun­ge­nes Kino mit gro­ßen Schau­wer­ten. Er ist natür­lich nicht ohne die­se klei­nen Stol­per­stei­ne, die ger­ne als Angriffs­punk­te für über­trie­be­ne Nega­tiv-Kri­tik genutzt wer­den. Doch es gibt eben die­se Fil­me, die einen ein­fach nur ange­nehm unter­hal­ten und stau­nen las­sen möch­ten. Und die­ser Film ist so weit gran­di­os umge­setzt und bes­tens gelun­gen, dass er mit nur weni­gen Flü­gel­schlä­gen ganz oben bei sei­nem sich selbst gesetz­ten Olymp ange­kom­men ist. Ja, und viel­leicht liest danach der eine oder ande­re tat­säch­lich ein­mal etwas über grie­chi­sche Mytho­lo­gie.

WRATH OF THE TITANS
Dar­stel­ler: Sam Wort­hing­ton, Liam Nee­son, Ralph Fien­nes, Edgar Rami­rez, Toby Keb­bell, Rosa­mun­de Pike, Bill Nig­hy, Dan­ny Hus­ton, John Bell u.v.a.
Regie: Jona­than Lie­bes­man
Dreh­buch: Dan Mazeau, David John­son
Kame­ra: Ben Davies
Bild­schnitt: Mar­tin Walsh
Musik: Javier Navar­re­te
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Charles Wood
zir­ka  99 Minu­ten
USA /​ 2012

 

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