LIFE – Bundesstart 23.03.2017
Nun ist das mit Science Fiction so ein Problem. An Zuschauern ist das Genre durch Männer dominiert. Da hatte Morten Tyldum ein goldenes Händchen, als er den letzten Jahr erschienenen PASSENGERS drehte. Mit Jennifer Lawrence und Chris Pratt setzte er zwei der momentan angesagtesten Schauspieler in ein Raumschiff, und gestaltete es als Romanze mit starken Startschwierigkeiten. Aber so ein Konzept ist nicht beliebig wiederholbar. Da hatten scheinbar auch die Drehbuchautoren Rhett Reese und Paul Wernick die Eingebung, auf das Ursprüngliche zurückzugreifen. In 400 Kilometern über der Erde zieht die Internationale Raumstation ihre Bahnen. Die Aufgabe der Astronauten: eine Sonde vom Mars abzufangen und zu untersuchen. Mit Folgen, für die man als Kinogänger nicht viel Phantasie braucht.
Daniel Espinosa hat mit SAFE HOUSE einen leidlichen brauchbaren Action-Thriller inszeniert, und mit KIND 44 ein wenig spannendes Drama. Aber hier hätten Rhett Reese und Paul Wernick ins Spiel kommen können. Männer die DEADPOOL geschrieben haben, und mit ZOMBIELAND die Horror-Komödie neu definierten. Letzterer mit sehr starken Frauenrollen, also auch Identifikationsfiguren. Rebecca Ferguson ist zweifellos eine überzeugende Darstellerin, aber mit der Rolle der Miranda North in LIFE verkümmert das Talent ein wenig. Sie ist kein starker, und noch weniger ein interessanter Charakter. Eher beliebig. Der Film, also Drehbuch und Regie, legen ihr Hauptaugenmerk auf Jake Gyllenhaals David Jordan und Ryan Reynolds Rory Adams. Wobei es bei einem der zwei Charakter eine mächtige Überraschung gibt, die in Zusammenhang mit Bekanntheitsgrad und Figur die größte Stärke des Films ist. Auch Hiroyuki Sanada kommt endlich einmal vom Image des ewigen fremdländischen Sidekicks weg. Also lässt sich über die schauspielerischen Leistung im Rahmen der Gegebenheiten nicht meckern.
Seamus McGarvey inszenierte schnörkellose Bilder, welche die Handlung und Spannung nicht brechen. Mary Jo Markeys und Frances Parkers Schnitt geben dem Film ein erfrischendes Tempo, der mit unter zwei Stunden endlich einmal nicht zum Epos ausarten will. Doch bleibt da immer noch Reeses und Wernicks Geschichte. Sie wirkt insoweit inspiriert, weil der Film ständig irgendwelche Versatzstücke präsentiert, am stärksten angelehnt an Scotts ALIEN. In weiten Teilen ist das wenig originell, und verspielt auch sehr viel von dem Potential, welches LIFE über thematisch ähnlich gelagerte Filme heben könnte. Dazu gehört zum Beispiel, dass Figuren ständig genau das Gegenteil von dem tun, wozu ihre Charaktere eigentlich ausgebildet worden sind. Dabei geht sehr viel Glaubwürdigkeit verloren. Vom Besuch von LIFE abzuraten wäre allerdings gänzlich falsch. Nur sollte man die Erwartungen wirklich merklich drosseln. Es ist eben ein Film lediglich für Fanboys, vielleicht auch die eher selteneren Fangirls. Aber für eine ausgewogene Samstagabend-Unterhaltung zweier verschiedener Geschmäcker wirklich ungeeignet.
LIFE
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds, Hiroyuki Sanada, Olga Dihovichnaya u.a.
Regie: Daniel Espinosa
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick
Kamera: Seamus McGarvey
Bildschnitt: Mary Jo Markey, Francey Parker
Musik: Jon Ekstrand
Produktionsdesign: Nigel Phelps
105 Minuten
USA – China – Japan 2017
Promofotos Copyright Sony Pictures