GHOSTBUSTERS – Ihr schießt wie Mädchen!

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Was gab es für ein Vor­ab­ge­ha­te um den neu­en GHOSTBUSTERS-Film, bei dem Paul Feig Regie füh­ren und – um Him­mels wil­len! – ein Team aus weib­li­chen Geis­ter­jä­gern die Pro­to­nen­päck­chen tra­gen soll­te. Nichts davon hat­te irgend­ei­nen inhalt­li­chen Sinn, denn tat­säch­lich kann man ja erst ermes­sen, wie ein Film gewor­den ist, wenn man ihn gese­hen hat. Das hat all die Hater aber nicht davon abge­hal­ten, ihr kin­di­sches Gemau­le über das gesam­te Inter­net zu ver­brei­ten. Und wer nicht über die Frau­en in der Haupt­rol­le mecker­te, der schwa­dro­nier­te irgend­ei­nen Unsinn dar­über, dass ihm durch ein Remake sei­ne Kind­heit genom­men wer­de (was natür­lich völ­li­ger Blöd­sinn ist, die bei­den alten Fil­me ver­än­dern sich ja dadurch nicht und gehen auch nicht weg). Oder dass Hol­ly­wood nichts mehr ein­fällt. Dass dem nicht so ist, zeigt der vor­lie­gen­de Film.

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Vor­ne­weg: Ich wer­de die­se GHOST­BUS­TERS-Vari­an­te nicht mit den alten ver­glei­chen, denn ein Ver­gleich macht wenig Sinn: Zwi­schen den Fil­men lie­gen mehr als 30 Jah­re, in denen sich das fil­mi­sche Erzäh­len, die Kine­ma­to­gra­fie und die Spe­zi­al­ef­fek­te wei­ter­ent­wi­ckelt haben.

Nach einer inten­si­ven und äußerst gelun­ge­nen Ein­füh­rung ins Geis­ter­the­ma fackelt die Hand­lung nicht lan­ge und führt die Cha­rak­te­re fast schon im Eil­ver­fah­ren ein, auch wenn die sich erst zusam­men­rau­fen müs­sen. Es wäre auch müßig, hier im Detail auf die Hand­lung ein­zu­ge­hen, weil fast alles, was man schreibt nur spoi­lern würde.
Ich hat­te von mau­len­den Mie­se­pe­tern gele­sen, die Hand­lung sei eine Kopie des ers­ten Films. Ich weiß nicht, was für einen Film die gese­hen haben, aber die 2016er-Ver­si­on von GHOSTBUSTERS kann es nicht gewe­sen sein. Sicher, an diver­sen Stel­len ver­neigt man sich offen­sicht­lich vor den Vor­bil­dern, aber alles ande­re wäre auch nicht zu erwar­ten gewe­sen und es ist auch rich­tig so (und stel­len­wei­se wirk­lich schön umge­setzt). Aber ansons­ten weicht die Hand­lung doch sehr deut­lich von GHOSTBUSTERS aus dem Jahr 1984 ab – von Teil zwei erst recht. Wer da auch nur ansatz­wei­se einen nach­ge­ahm­ten Plot ent­deckt, muss unter erheb­li­chen Rea­li­täts­ver­lus­ten leiden.

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Am Anfang hat­te ich kurz die Sor­ge, dass das Gan­ze in eine Feig-typi­sche Abfol­ge von Fäkal- und Ordi­när­hu­mor aus­ar­ten wür­de, da gab es aller­dings nur zwei Aus­rut­scher, die aber wirk­lich nicht hät­ten sein müs­sen. Danach las­sen sie das dann glück­li­cher­wei­se blei­ben. Es gibt ein paar rich­tig gute Sprü­che in GHOSTBUSTERS, aller­dings weni­ger, als man viel­leicht erwar­tet hät­te, was ich ein wenig scha­de fin­de. Dafür bekommt man jede Men­ge schö­ne klei­ne Gags, eben nicht nur sprach­lich aus­ge­führ­te. Weit vor­ne sind in mei­nen Augen hier­bei zum einen die von Kate McK­in­non herr­lich durch­ge­knallt gespiel­te Atom­phy­si­ke­rin Jil­li­an Holtz­mann mit ein paar wirk­lich schö­nen Sze­nen, und die männ­li­che Sekre­tä­rin Kevin, gran­di­os und mit einer gro­ßen Men­ge Selbst­iro­nie dar­ge­stellt von einem Chris Hems­worth in Hoch­form. Wer geglaubt hat, dass der nur Super­hel­den und ker­ni­ge Jäger in Mär­chen­fil­men kann, sieht sich grund­le­gend getäuscht, ich wür­de Hems­worth gern in wei­te­ren Komö­di­en sehen. Gegen die bei­den fal­len Kris­ten Wiig und Melis­sa McCar­thy lei­der deut­lich zurück.

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Ich habe den Film in 3D gese­hen, lei­der hat Cine­ma­xx es nicht für nötig gehal­ten, GHOSTBUSTERS in einem der gro­ßen Kinos zu zei­gen, was ich über­aus scha­de fin­de. So war auch hier wie schon bei BEYOND die Lein­wand kaum grö­ßer als bei mir zuhau­se. Ich hät­te näher am Sil­ver Screen sit­zen müs­sen, um die sehens­wer­ten 3D-Effek­te wirk­lich genie­ßen zu kön­nen. Trotz­dem haben sie nicht über­trie­ben, es gibt ein paar schö­ne Popouts, aber nicht zuvie­le und an Stel­len, an denen sie tat­säch­lich pas­sen und künst­le­risch sinn­voll sind. Ansons­ten ist 3D natür­lich für das The­ma mit her­um­flie­gen­den Geis­tern per­fekt geeig­net und man hat aus­gie­big aber eben nicht exzes­siv Gebrauch davon gemacht. Die Spe­zi­al­ef­fek­te sind wirk­lich gut, wenn auch nicht über­trie­ben spek­ta­ku­lär, ich hat­te den Ein­druck, man habe einen Gang zurück­ge­schal­tet, als Hom­mage an die Effek­te in den ers­ten Fil­men (Mist, jetzt sind mir die doch in die Bespre­chung gerutscht). Ein wirk­li­ches Bon­bon und über­ra­schend sind aber Effek­te wie die Strah­len der Pro­to­nen­päck­chen, die den Film ver­las­sen und in den schwar­zen Berei­chen ober­halb und unter­halb der eigent­li­chen Film­flä­che zu sehen sind. Das ist ein wirk­lich schö­ner Gag, der auch in 2D wir­ken wird.

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Die Musik ist im gro­ßen und gan­zen gelun­gen, man ver­legt sich haupt­säch­lich auf einen orches­tra­len Sound­track und greift in eini­gen Sequen­zen natür­lich auf das GHOST­BUS­TERS-The­ma von Ray Par­ker jr. zurück. Davon gibt es auch eine ganz neue Ver­si­on, die ist von Fall Out Boy unter­stützt von Mis­sy Elli­ot, und man kann es nicht anders sagen: Die ist wirk­lich gru­se­lig schlecht. Da hät­ten sie viel­leicht lie­ber das Cover von Hoo­bas­tank neh­men sol­len, das ist näm­lich um LÄNGEN bes­ser (aber auch sehr nah am Ori­gi­nal). Ich wer­de mir die Film­mu­sik als Sound­track-Fan mit gro­ßer Samm­lung ziem­lich sicher kau­fen, aller­dings als MP3s, dann kann man den mie­sen Fall Out Boys-Song näm­lich weglassen.

Mei­nen größ­ten Kri­tik­punkt kann ich im Moment lei­der noch nicht bele­gen, weil ich die eng­li­sche Fas­sung bis­her nicht ken­ne, aber ich hat­te den Ein­druck, als sei die deut­sche Syn­chro­ni­sa­ti­on grot­tig schlecht und das auch der Grund dafür, dass eini­ge Sprü­che ein­fach nicht anka­men oder nicht zogen. Dass da mög­li­cher­wei­se jemand dran rum­ge­fin­gert hat, der nicht wuss­te, was er tut, sagt auch Oli­ver Kalk­ofe, der wohl mit der Über­set­zung zu tun hat­te, und der auf Face­book eben­falls nicht wuss­te, war­um in einer Sze­ne, in der Chris Hems­worth ein GHOST­BUS­TERS-Logo vor­stellt, »Boobs« mit »Augen« über­setzt wur­de. Wegen der Alters­frei­ga­be? Die Begrif­fe »Möp­se«, oder »Tit­ten« wer­den eine(n) zwölfjährige(n) schwer­lich in der Ent­wick­lung beein­träch­ti­gen. Ich wer­de mir den Film ganz sicher noch­mal im Ori­gi­nal anse­hen, und habe aus den letz­ten Trai­lern die deut­li­che Ver­mu­tung, dass das sprü­che­tech­nisch bes­ser sein wird. Bin gespannt.

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Ist GHOSTBUSTERS ein Block­bus­ter, der Rekor­de bre­chen wird? Eher nicht, aber es han­delt sich trotz­dem um wit­zi­ge, kurz­wei­li­ge Unter­hal­tung, eine Komö­die eben, die man sich durch­aus im Kino anse­hen kann. Und es muss auch nicht jeder Film irgend­wel­che Rekor­de bre­chen. Ent­ge­gen allen Unken­ru­fen und dem Geme­cker aller Hater, Mut­ter­söhn­chen und Hilfs-Machos ist GHOSTBUSTERS nicht nur nicht schlecht, son­dern sogar gut, wenn auch eben das letz­te klei­ne Quänt­chen (an Sprü­chen) fehlt. Aber das kann – wie bereits gesagt – auf die Über­set­zung zurück­zu­füh­ren sein. Ja, Frau­en spie­len die Haupt­rol­le und das erzeugt auch frag­los einen Teil der Gags (»Ihr schießt wie Mäd­chen!«), Grund für Geme­cker oder Geha­te ist das aber keinesfalls

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Ja, es wäre schö­ner gewe­sen, wenn die alten Cha­rak­te­re die Fackel an die neu­en Figu­ren über­ge­ben hät­ten, und die­se Idee hät­te auch mit dem Plot irgend­wie funk­tio­niert. Dadurch, dass man das nicht gemacht hat, gab man den neu­en Cha­rak­te­ren die Mög­lich­keit sich unab­hän­gig von dem zu ent­wi­ckeln, was ein­mal war. Das kann man gut oder schlecht fin­den, ich hal­te die Ent­schei­dung aber eher für die rich­ti­ge. Die Schau­spie­ler der Haupt­fi­gu­ren von frü­her kom­men übri­gens alle vor, natür­lich außer dem lei­der bereits ver­stor­be­nen Harold Ramis, von dem wird eine Büs­te gezeigt, wenn man genau hin­schaut. Beson­ders gut gefie­len mir die Came­os von Bill Mur­ray und Sigour­ney Weaver.

Wer eine unter­halt­sa­me, wenn auch abge­dreh­te (aber das will man ja so), GHOST­BUS­TERS-Komö­die sehen will, ohne die­se stän­dig mit den Vor­bil­dern zu ver­glei­chen, dem kann ich einen Kino­be­such nur ans Herz legen. Wer vor­her schon weiß, dass das alles selbst­ver­ständ­lich nur schei­ße sein kann, weil frü­her alles bes­ser war (gähn), der soll­te sich das Geld spa­ren, lie­ber in die Blu­Ray-Fas­sung der alten Fil­me inves­tie­ren, und im Ges­tern blei­ben. Da stört er auch nicht.

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GHOSTBUSTERS (2016)
Dar­stel­ler: Kris­ten Wiig, Melis­sa McCar­thy, Les­lie Jones, Kate McK­in­non, Chris Hems­worth, Micha­el K. Wil­liams, Andy Gar­cia, Ceci­ly Strong, Matt Walsh, Neil Casey, Charles Dance, u.a.
Regie: Paul Feig
Dreh­buch: Kat­ie Dip­pold, Paul Feig
Kine­ma­to­gra­fie: Robert D. Yeoman
Schnitt: Melis­sa Bre­ther­ton, Brent White
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jef­fer­son Sage
Musik: Theo­do­re Shapiro
116 Minuten
USA 2016

Pro­mo­fo­tos © 2016 Sony Pic­tures Releasing GmbH

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

2 Kommentare for “GHOSTBUSTERS – Ihr schießt wie Mädchen!”

sagt:

Du sprichst mir aus dem Her­zen. Ich war auf Eng­lisch drin, weil ich bei Komö­di­en immer Angst vor der deut­schen Syn­chro habe, dafür lei­der nicht in 3D, denn bei­des ging nicht. ;) Ich habe jetzt natür­lich nicht den Ver­gleich zur deut­schen Fas­sung, aber sicher­lich geben die Ori­gi­nal­stim­men (und Dia­lek­te) den Cha­rak­te­ren auch noch mal was. Ich bin sehr froh über die­sen Film, hat­te eine Men­ge Spaß, möch­te ger­ne mit Holtz­mann trag­ba­re Atooom­waf­fen aus­pro­bie­ren und bin auch schwer dafür, dass man den Strei­fen ein­fach als eigen­stän­di­ges Werk betrach­tet, das Hom­mage an die alten Fil­me zollt, aber mit eige­ner Dyna­mik, eige­nem Plot und neu­en, fri­schen Cha­rak­te­ren besticht. Und ja, die sind weib­lich. Wenn man die als Mann cool fin­det, dann ist das ein­fach genau so, wie ich in ver­gan­ge­nen Jah­ren immer mit Mad Max, India­na Jones, Han und Luke, den neun Gefähr­ten, König Artus und sei­ner Tafel­run­de und Robin und sei­nen Mer­ry Men mit­ge­fie­ber habe, obwohl wir – oh Schreck – gar nicht dem­sel­ben Geschlecht ange­hö­ren. Das geht. ;)
Ach ja: Ghost­bus­ters hat neben dem Bech­del-Test auch noch den frisch ein­ge­führ­ten Furio­sa-Test bestan­den: http://fanlore.org/wiki/Furiosa_Test

sagt:

Ich hät­te ihn auch gern im Ori­gi­nal gese­hen, wur­de hier aber lei­der nicht ange­bo­ten. Hole ich dann spä­tes­tens im Hol­zi­plex nach :)

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