FAST & FURIOUS 7

Poster Furious 7

FURIOUS 7 – Bun­des­start 01.04.2015

Wenn ein Kapi­tel been­det ist, bedeu­tet dies nicht das Ende des Buches. Aber fällt ein Zylin­der aus, läuft der Wagen kaum noch auf Tou­ren. Ein sehr trau­ri­ges Kapi­tel ist Paul Wal­ker und sein plötz­li­ches Able­ben. Gera­de als das Fran­chise FAST & FURIOUS auf Hoch­tou­ren lief, sehr gut im Ren­nen lag, und pro­blem­los noch eini­ges an Stre­cke machen konn­te. Wie es nun so unver­mit­telt wei­ter gehen kann, wird erst in Zukunft ent­schie­den wer­den. Aller­dings beißt sich die Schlan­ge schon selbst in den Schwanz. Aus­ge­rech­net die tra­gi­schen Umstän­de um die Pro­duk­ti­on beschleu­ni­gen den Film auf der finan­zi­el­len Ziel­ge­ra­den ins Schwin­del­erre­gen­de. Wel­cher Pro­du­zent wür­de da den Motor abwür­gen? F&F 8 wird zwangs­läu­fig eine Zer­reiß­pro­be, für die Macher genau­so, wie für den begie­ri­gen Fan. Doch erst ein­mal zählt der gera­de Rekor­de bre­chen­de sieb­te Teil sei­ne Runden.

Fast schon absurd, was die Pro­du­zen­ten aus einem nicht wirk­lich ernst gemein­ten ers­ten Teil geschaf­fen haben. Wo es sogar gelang, einen ver­meint­li­chen Teil drei zeit­lich nach Num­mer sechs anzusiedeln.

Der Ter­ro­rist Owen Shaw, besieg­ter Böse­wicht aus dem vor­an­ge­gan­gen Film, liegt ver­krüp­pelt im Kran­ken­haus. Sein Bru­der Deckard schwört Rache, selbst­re­dend. Ein ehe­ma­li­ger Éli­te-Sol­dat, der alles kann, und zwar alles etwas bes­ser. Unheil­schwan­ger ver­kün­det jemand, dass Deckard Shaw zwan­zig Mann einer Spe­zi­al­ein­heit mühe­los bezwang. Das ist es, was Fil­me wie die­ser machen, sie machen die Gefähr­lich­keit ihrer bösen Buben mit sol­chen Ver­glei­chen ver­ständ­lich. Domi­nic  Toret­to und Bri­an O’Connor, natür­lich hin­ter ihnen ste­hend die gan­ze Gang von Motorfa­na­ti­kern und Renn-Row­dies, neh­men die Bedro­hung durch­aus ernst, blei­ben aber gelas­sen. Unter­stüt­zung erhal­ten sie vom undurch­sich­ti­gen Mr. Nobo­dy, Vor­sit­zen­der einer gehei­men Geheim­or­ga­ni­sta­ti­on inner­halb der Regie­rung. Die Gang müs­se nur einen Job für ihn erle­di­gen, und schon wür­den sie Unter­stüt­zung fin­den, Deckard Shaw aus­fin­dig und unschäd­lich zu machen, bevor die­ser ihnen in sei­nem Rache­feld­zug zuvor­kommt. Was Dom, Bri­an und der Rest der Gang für Mr. Nobo­dy beschaf­fen müs­sen, ist näm­lich gleich­zei­tig das Werk­zeug, Shaw zu fin­den. Mr. Nobo­dy wird gleich­zei­tig zum neu­en Bestand­teil der Serie. Kurt Rus­sell spielt ihn mit los­ge­lös­ter Gelas­sen­heit, immer lächelnd, aber stets suspekt. Er ist der Cha­rak­ter dem man alles zutrau­en wür­de, weil sei­ne jovia­le Anbie­de­rung immer viel Miss­trau­en aus­strahlt. Wenn jemand Dom und den ande­ren in den Rücken fal­len könn­te, dann Mr. Nobo­dy. Aber die­ser Cha­rak­ter ist ein per­fi­des Spiel mit der Erwar­tungs­hal­tung des Publi­kums, wel­ches glaubt zu ver­ste­hen, was es zu sehen bekommt. Dass dafür die Wahl auf Kurt Rus­sell fiel, ist ein umso genia­ler Schachzug.

Kon­ti­nu­ier­lich hat die Serie von Teil zu Teil ange­zo­gen. Es wur­de über­dreh­ter, es wur­de wil­der, immer mehr über den Rand der Wirk­lich­keit hin­aus. Man erin­ne­re sich an den vor­an­ge­gan­ge­nen Teil, wo das Flug­zeug im Show­down fünf­zehn Minu­ten lang auf der Start­bahn zum Abhe­ben beschleu­nig­te. Was die Macher aktu­ell ihrer Fan-Gemein­de vor­set­zen, geht weit über jede Logik hin­aus. Teil eins war ein boden­stän­di­ger Action-Film, der mit atem­be­rau­ben­den Auto-Stunts über­zeug­te und ohne jede Com­pu­ter-Unter­stüt­zung aus­kam. Noch immer besticht FURIOUS 7 mit hand­ge­mach­ter Stunt-Arbeit, die einem den Atem sto­cken lässt. Aber auch hier unter­wirft sich die jet­zi­ge Fort­set­zung dem aktu­el­len Kino, wo sich der ers­te Teil noch ver­wei­ger­te. Viel zu schnel­le Schnit­te ver­wäs­sern das opti­sche Ver­gnü­gen, die­se Stunts in ihrer genia­len Cho­reo­gra­fie optisch aus­kos­ten zu können.

ff00

Und dann ist da natür­lich der schritt­wei­se Ein­zug von com­pu­ter­un­ter­stütz­ten Bil­dern. Die Abu-Dha­bi-Sequenz, in der bewie­sen wird, dass Autos doch flie­gen kön­nen, ist schon der­art über­zo­gen, dass man sie als Comic-Ele­ment ein­fach akzep­tie­ren muss. Und wird der Com­pu­ter nicht benö­tigt, igno­riert man jede Art von phy­si­ka­li­schen Geset­zen. Die Kau­ka­sus-Sequenz ist dafür ein haar­sträu­ben­des Bei­spiel. Da lan­det man punkt­ge­nau mit dem Fall­schirm, wo der Fall­schirm über­haupt nicht zu steu­ern ist, oder fal­len Fahr­zeu­ge über hun­der­te von Metern über einen Abgrund, ohne Per­so­nen­scha­den. Halt, es gibt doch ein äch­zen­des Stöh­nen, und einen extrem coo­len Spruch. Und die Fahr­bahn­mar­kie­run­gen sehen ver­däch­tig nach Ame­ri­ka aus, und haben mit den Mar­kie­run­gen im Kau­ka­sus nichts gemein. Aber war­um ist das alles gar nicht so stö­rend? Weil die Macher selbst die­se Sze­na­ri­en mit einer der­art leich­ten und unbe­schwer­ten Hand dar­bie­ten, dass man als Zuschau­er den unrea­lis­tischs­ten Effekt als bes­te Unter­hal­tung auf­nimmt, und nicht die Hän­de über den Kopf zusam­men schlägt.

»Ich habe kei­ne Freun­de, ich habe Fami­lie« könn­te ein zu alber­ner Spruch aus einem Glücks­keks sein. Wenn ihn aller­dings Vin Die­sel mit sei­ner sono­ren Stim­me raunzt, dann hat schon Qua­li­tä­ten, die weit über den Ver­stand gehen. Tat­säch­lich ist das, was man anders­wo als lächer­lich oder unfrei­wil­lig komisch abtun wür­de, in der FAST & FURIOUS Rei­he ein bin­den­des Stil­mit­tel inner­halb der Serie gewor­den. Was die Figu­ren an bedeu­tungs­schwan­ge­ren Halb­sät­zen ablas­sen, scheint direkt aus Kalen­der­blät­tern abge­schrie­ben, und doch ließ man sich in den vier­zehn Jah­ren davon ein­lul­len und ein­neh­men. FURIOUS 7 hat in die­ser Bezie­hung die höchs­te Dreh­zahl erreicht. Doch letzt­end­lich macht es auch nichts, weil man sich ein­ge­ste­hen muss, genau aus die­sem Grund im Kino zu sein. Die Rea­li­tät hin­ter sich zu las­sen, sehr weit hin­ter sich, und Spaß aus dem Unmög­li­chen zu zie­hen. Dazu gehört auch Dway­ne John­son, der den frei­en Fall aus dem zehn­ten Stock­werk auf ein Auto­dach, mit einem Arm­bruch quit­tiert bekommt.

FURIOUS 7 ist weit über­spann­te Unter­hal­tung, die Spaß am eige­nen Unter­fan­gen demons­triert, und damit auch den Zuschau­er für sich ein­nimmt. Die geneig­ten Fans ohne­hin. Soli­de Stunt-Arbeit, eine abwechs­lungs­rei­che Hand­lung, aber­wit­zi­ge Action-Sequen­zen, und Dar­stel­ler die ledig­lich mit Cha­ris­ma über­zeu­gen. Manch­mal kann gelun­ge­ne Unter­hal­tung so ein­fach sein. Die Kom­bi­na­ti­on macht es aus, was schon wie­der zu einem klei­nen Kunst­stück wird. Aber FURIOUS 7 hat ohne­hin die cine­ma­ti­sche Gemein­schaft auf sei­ner Sei­te. Der Abge­sang auf Paul Wal­ker ist schon jetzt ein Klas­si­ker des moder­nen Kinos. Been­det mit der Hil­fe der Brü­der Caleb und Cody Wal­ker, war der Film ohne­hin ein Wag­nis in sei­nem Bestre­ben, die Geschich­te doch noch auf die Lein­wand zu brin­gen. Und in Anbe­tracht des­sen, im Fokus der gesam­ten Kino­welt zu ste­hen, kann ein­fach nie­mand von den letz­ten Bil­dern des Fil­mes unbe­rührt blei­ben. Wer immer mit den vor­an­ge­gan­ge­nen 130 Minu­ten dra­ma­tur­gi­sche Pro­ble­me gehabt haben soll­te, bekommt in den letz­ten Sze­nen eine Lek­ti­on, zu was Kino alles mög­lich ist. Für Paul.

ff01

FAST & FURIOUS 7
Dar­stel­ler: Vin Die­sel, Paul Wal­ker, Michel­le Rodri­guez, Jor­da­na Brews­ter, Dway­ne John­son, Ludacris, Tyre­se Gib­son, Jason Stat­ham und Kurt Rus­sell u.a.
Regie: James Wan
Dreh­buch: Chris Morgan
Kame­ra: Marc Spi­cer, Ste­phen F. Windon
Bild­schnitt: Leigh Fol­som Boyd, Dylan High­s­mith, Kirk Mor­ri, Chris­ti­an Wagner
Musik: Bri­an Tyler
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bill Brzeski
137 Minuten
Japan – USA 2015

Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Inter­na­tio­nal Pic­tures Germany

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen