FantasyFilmFest 2013 – S‑VHS und EUROPA REPORT

Poster FFF2013

V/H/S/2 a.k.a. S‑VHS – ab 7. Novem­ber auf DVD / Blu-ray

Brad Mis­kas Kon­zept einer Hor­ror-Antho­lo­gie scheint auf­ge­gan­gen zu sein. Trotz einem eher zwei­fel­haf­ten Erfolg, zumin­dest im finan­zi­el­len Rah­men von gera­de 100.000 Dol­lar im ein­ge­schränk­ten Ver­leih, haben es die Macher den­noch geschafft, wie­der eine Rie­ge auf­stre­ben­der Regis­seu­re zusam­men­zu­tun. Und wie es bei Antho­lo­gien eben­so ist, die Qua­li­tät der Geschich­ten, der Insze­nie­rung, und tech­ni­schen Umset­zung vari­ie­ren, dabei nicht immer zum bes­ten. Im Rah­men einer soge­nann­ten »Glaub­wür­dig­keit« muss sich auch jedes Seg­ment in Ton und Hand­lung stark von den ande­ren Tei­len abhe­ben. Ein­ge­hüllt ist S‑VHS in eine dün­ne Rah­men­hand­lung, in der zwei Detek­ti­ve einen Stu­den­ten suchen, und dabei in sei­ner ver­las­se­nen Woh­nung auf eini­ge sehr merk­wür­di­ge Video-Bän­der auf­merk­sam wer­den. Wie schon in V/H/S zuvor, kann man sich den Inhalt der Vide­os unge­fähr vor­stel­len. Es sind ver­stö­ren­de, unheim­li­che Geschich­ten jen­seits jedes ratio­na­len Ver­stan­des. Doch eben­so wie bei dem Vor­gän­ger, stiehlt sich auch S‑VHS aus einer erzäh­le­ri­schen Ver­ant­wor­tung, in dem er groß das Label von Found-Foo­ta­ge vor sich her­schiebt. Was du siehst ist was du kriegst. Kei­ne Erklä­run­gen, nur unbe­frie­di­gen­de Auf­lö­sun­gen. Es ist wie es ist. Es ist der Augen­blick der zählt.

Die Macher haben schlaue Ent­wür­fe umge­setzt. Im ers­ten Seg­ment ist es ein künst­li­ches Auge, das wegen medi­zi­ni­scher Aus­wer­tun­gen alles auf­zeich­net. Bei einem Rad­aus­flug durch den Park ist es eine an den Fahr­rad­helm ange­brach­te GoPro. Der Besuch bei einer indo­ne­si­schen Sek­te wird von einem Fern­seh­team beglei­tet. Und wenn Außer­ir­di­sche ins Land-Idyll ein­fal­len, ist es der Fami­li­en­hund, der eine klei­ne Pet­cam am Hals­band trägt. Also alles digi­tal, scha­de, der Titel ver­spricht ande­res. Am span­nends­ten ist Sán­chez’ und Hales RIDE IN THE PARK gelun­gen, eine kurz und kna­cki­ge Zom­bie­ge­schich­te. Den meis­ten Raum hin­ge­gen nimmt SAFE HAVEN ein, der auch mit die ver­stö­rends­ten Bil­der der Antho­lo­gie das Publi­kum bei Lau­ne hält. SAFE HAVEN ist auch der Teil, der mit einem eini­ger­ma­ßen zufrie­den­stel­len­den, aber auch über­ra­schen­den Ende über­zeugt. Ziem­lich wahl­los zusam­men­ge­stü­ckelt wirkt hin­ge­gen die Rah­men­hand­lung TAPE 49, die viel­leicht skur­ril sein soll­te, wenn Men­schen ster­ben, wel­che die ein­zel­nen Bän­der hin­ter­ein­an­der anse­hen. Aber tat­säch­lich macht es den Ein­druck von will­kür­li­cher Abhand­lung, um zum Ziel, sprich dem Ende, zu kom­men. Found-Foo­ta­ge bleibt eben Found-Foo­ta­ge. Eine gute Aus­re­de, nicht nur um bil­lig zu pro­du­zie­ren, son­dern selbst halb­ga­re Geschich­ten ser­vie­ren zu kön­nen. S‑VHS ist ein net­ter Aus­flug, viel­leicht nicht lang­wei­lig, aber weit ab von jeder Originalität.

EUROPA REPORT – ab 22. Okto­ber 2013 auf DVD

Eine nicht unbe­kann­te Form von Found-Foo­ta­ge fin­det sich bei EUROPA REPORT wie­der. Es sind die unzäh­li­gen Über­wa­chungs­ka­me­ras des Raum­schiffs Euro­pa One, die ein­zig ehr­li­che und plau­si­ble Mög­lich­keit, Found-Foo­ta­ge ver­nünf­tig zu erklä­ren. Mit dem Mate­ri­al der Über­wa­chungs­ka­me­ras kon­zen­triert sich die Bild­ge­stal­tung weit­ge­hend auf die Aus­wer­tung, chro­no­lo­gi­sche Ord­nung, und dra­ma­tur­gi­sche not­wen­di­ge Umschnit­te inner­halb ein­zel­ner Vor­komm­nis­se. Gele­gent­lich wird der Film  mit Nach­rich­ten­sen­dun­gen von den Vor­be­rei­tun­gen  und dem Start der Expe­di­ti­on unter­schnit­ten. Doch das Schick­sal der Euro­pa One wird aus­schließ­lich über das Schiff-inter­ne Mate­ri­al erzählt. Das Set-Design ist über­wäl­ti­gend, das Spiel der Dar­stel­ler könn­te gar nicht rea­lis­ti­scher sein. Und hier beginnt EUROPA REPORT sei­ne Span­nung zu ver­lie­ren. Denn, umso rea­lis­ti­scher sich die Rei­se zum Jupi­ter­mond Euro­pa gestal­tet, des­to weni­ger wird der Zuschau­er emo­tio­nal eingebunden.

In der ers­ten Hälf­te ist EUROPA REPORT ein fas­zi­nie­ren­der Ein­blick in den rea­lis­ti­schen Ablauf einer mehr­mo­na­ti­gen Welt­raum­ex­pe­di­ti­on. Am Anfang herrscht noch auf­ge­reg­te Eupho­rie. Nach Mona­ten der Annä­he­rung an den Mond Euro­pa, sind die Moti­va­tio­nen abge­stumpft. Die auf­ga­ben­freie Zeit an Bord des Schif­fes for­dert ihren Tri­bu­te. Doch mit einem Mal müs­sen die For­scher wie­der von Null auf Hun­dert funk­tio­nie­ren. Nicht weni­ger als das Auf­spü­ren von even­tu­el­lem Leben for­dert mehr, als die Crew­mit­glie­der am Ende wirk­lich leis­ten kön­nen. Aus der ermü­den­den Rei­se und der dar­aus resul­tie­ren­den Lethar­gie, ent­wi­ckelt sich eine selt­sa­me Dyna­mik, als die anste­hen­den Auf­ga­ben die For­scher­grup­pe tat­säch­lich zu über­for­dern beginnen.

Der stren­ge Rea­lis­mus dem sich EUROPA REPORT unter­zie­hen muss­te, nimmt dem Film viel von sei­nen mög­li­chen Span­nungs­mo­men­ten. Die Astro­nau­ten sind abso­lu­te Pro­fis und so agie­ren und reagie­ren sie auch in Kri­sen­si­tua­tio­nen. Iden­ti­fi­ka­ti­ons­mo­men­te sind schwer aus­zu­ma­chen. Zu die­sem gestren­gen Rea­lis­mus gesellt sich die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Ent­wick­lun­gen, die sich letzt­lich auf Euro­pa erge­ben. Dies sind nicht Jack Arnolds außer­ir­di­sche Huma­no­iden, oder Dan O’Bannons abs­trak­te Ali­en-Ent­wür­fe. Irgend etwas ist auf Euro­pa, aber es ent­zieht sich der all­ge­mein gül­ti­gen Vor­stel­lung von außer­ir­di­schem Leben. So fas­zi­nie­rend nahe sich EUROPA REPORT an einer mög­li­chen Rea­li­tät bewegt, so wenig gibt er dem Zuschau­er die Mög­lich­keit, sich durch emo­tio­na­le Ver­satz­stü­cke die­sem Aben­teu­er anzu­nä­hern. Sharl­to Cop­ley ist hin­rei­ßend, Micha­el Nyq­vist umwer­fend, und Ana­ma­ria Marinca ein­fach fas­zi­nie­rend. Das Set-Design könn­te nicht über­zeu­gen­der sein. Und die Schnitt­fol­ge der vier Cut­ter bringt es dra­ma­tur­gisch auf den Punkt. Aber EUROPA REPORT ver­sagt in sei­nen ehr­li­chen Absich­ten. Denn für den Zuschau­er wird nie wirk­lich klar, genau­so wie für die Figu­ren im Film, mit was sie letzt­end­lich zu tun haben. Dem Zuschau­er ist sicher­lich von Anfang an bewusst, dass die Expe­di­ti­on von Euro­pa One ein ande­res Ende neh­men wird, wie es sich die Figu­ren vor­ge­stellt haben. Aber der Weg dort­hin ist sehr nüch­tern, und mit­un­ter ver­wir­rend. Doch wenn man vom Bild des alt­ba­cke­nen Ali­ens abrückt, kann EUROPA REPORT auch eine sehr inten­si­ven Aus­ein­an­der­set­zung mit einer mög­li­chen Wirk­lich­keit sein.

v/h/s/2

V/H/S/2 ali­as S‑VHS

HH / 27 AUG / 23.45 UHR / CINEMAXX
M / 06 SEP / 23.30 UHR / CINEMA
S / 01 SEPT / 19.15 UHR / METROPOL
S / 03 SEPT / 23.30 UHR / METROPOL
F / 06 SEPT / 23.30 UHR / METROPOLIS
K / 12 SEPT / 19.15 UHR / CINEDOM
N / 11 SEPT / 23.45 UHR / CINECITTA’
N / 12 SEPT / 19.15 UHR / CINECITTA’

Dar­stel­ler: Law­rence Micha­el Levi­ne, Kel­sy Abbott, Adam Win­gard, Jay Saun­ders, Fachry Albar, Rebec­ca Bab­cock u.v.a.
Regie: Simon Bar­rett, Jason Eis­ner, Gareth Evans, Gregg Hale, Edu­ar­do Sán­chez, Timo Tjah­jan­to, Adam Wingard
Dreh­buch: Timo Tjah­jan­to, Simon Bar­rett, John Davies, Jason Eis­ner, Gareth Evans, Jamie Nash, Edu­ar­do Sánchez
Kame­ra: Tarin Ander­son, Abdul Der­ma­wan Habir, Ste­phen Scott, Sea­mus Tier­ney, Jaff Wheaton
Bild­schnitt: Jason Eis­ner, Gareth Evans, David Geis, Bob Rose, Adam Wing­rad, Edu­ar­do Sánchez
Musik: James Guy­mon, Ste­ve Moo­re, Aria Prayo­gi, Fajar Yuskemal
zir­ka 96 Minuten
Kana­da – Indo­ne­si­en – USA 2013

EuropaReport

EUROPA REPORT

M / 01 SEP / 19.15 UHR / CINEMA
S / 31 AUG / 19.15 UHR / METROPOL
F / 06 SEPT / 19.15 UHR / METROPOLIS
K / 08 SEPT / 19.30 UHR / CINEDOM
N / 07 SEPT / 19.15 UHR / CINECITTA’

Dar­stel­ler: Chris­ti­an Camar­go, Embeth Davitz, Ana­ma­ria Marinca, Micha­el Nyq­vist, Sharl­to Cop­ley, Dani­el Wu, Karo­li­na Wydra, Dan Fog­ler, Isiah Whit­lock Jr. u.a.
Regie: Sebas­tián Cordero
Dreh­buch: Phil­ip Gelatt
Kame­ra: Enri­que Chediak
Bild­schnitt: Alex Kopit, Craig McK­ay, Livio San­chez, Aaron Yqnes
Musik: Bear McCreary
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Euge­nio Caballero
USA / 2013
zir­ka 90 Minuten
Pro­mo­fo­tos Copy­right Magnet Releasing, Rose­bud Entertainment

AutorIn: Bandit

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