Früher nannte man es »beamen«. Shane Abbess und Kumpan Brian Cachia haben sich jetzt etwas neues ausgedacht. Es heißt »Slipstreaming«, dabei wird ein Mensch in Datenvolumen umgewandelt, und kann an jeden Punkt im Sonnensystem versendet werden. Wie das ohne WLAN funktioniert, bleiben die Macher schuldig. Letztendlich ist es aber ein wichtiges Werkzeug, um in der zweiten Hälfte des Filmes eine neue Geschichtsebene einzufügen, und lose Enden zusammen zu führen. Jetzt kann INFINI nicht alle Logiklöcher stopfen und selbstaufgeworfene Fragen beantworten, ist dennoch ein respektabler Science Fiction, mit gutem Unterhaltungswert. Und Science Fiction aus Australien beschränkt sich auf sehr wenige Beispiele, wie dem letztjährigen PREDESTINATION. Zumindest kann man sagen, dass es auch dieser Film es nicht schafft, den dritten Hemsworth-Bruder Luke einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Infini ist der von der Erde am weitesten entfernte Außenposten. Von dort wurde ein tödlicher Organismus gesendet, der die gesamte Slipstream-Division der Westküste auslöschte. Jetzt ist es an der Slipstream-Division der Ostküste, aufzuklären was auf Infini passiert ist. Die Division findet die Station im gefrorenen Zustand, weil alle Systeme abgeschaltet wurden. Die Arbeiter sind allesamt tot. Als alle Lebenserhaltungssysteme wieder laufen, und die Temperaturen endlich wieder steigen, macht sich hinter einem Schott Whit Carmichael bemerkbar. Ein Soldat aus der Westküsten-Division. Wie er von der Erde entkommen, und hier überleben konnte, kann er sich selbst nicht erklären. Aber der überaus unangenehme Organismus findet bereits im Rettungsteam seine ersten Opfer, da wären schnelle Antworten mehr als angebracht.
Während der ersten Hälfte lässt sich Shane Abbess viel Zeit, um die Geschichte aufzubauen. Dafür setzt er auf ausgesprochen viel Atmosphäre. Die Bilder von der Erde sind aus gutem Grund rar, von der kollabierten Zivilisation ist kaum etwas zu sehen. Warum sollten sich die Filmemacher der Prüfung einer Dystopie aussetzen, die ohnehin eine sehr untergeordnete Rolle einnimmt. Auf Infini wird es dann konkreter. Und hier ist von den Bildern, über das Set-Design, hin zur Beleuchtung ganz klar, dass Regisseur Abbess seine Vorbilder in ALIEN und ALIEN 3 gefunden hat. Aber auf Gestaltungsmittel gibt es kein Hausrecht, und so ist es vollkommen legitim, was und wie Shane Abbess hier inszeniert hat. Denn es gibt viele schlechte Filme, die versuchen ebenso von einem Trend und Stil zu profitieren, und deren einziger Ehrgeiz das Trittbrettfahren ist. Das kann man von INFINI überhaupt nicht sagen, weil seine Anleihen ganz klare Verbeugungen sind.
Dieser Thriller erreicht nicht die Qualitäten von ALIEN oder ALIEN 3, aber er erreicht sein ganz eigenes Profil. Die erste Hälfte ist nicht wirklich langweilig, aber auch nicht besonders aufregend. Sie hat durchaus ihre Spannungsmomente, baut aber in erster Linie für die zweite Hälfte sehr gut auf. Und dann klärt sich Carmichaels Schicksal auf, und das Rätsel um den mysteriösen Organismus. Sollte man annehmen. Der wunderbare Vorteil von unabhängig produzierten Filmen mit weniger bekannten Darstellern, sind die Möglichkeiten, dass alles passieren kann. Er könnte dem klassischen Heldenweg folgen. Oder aus dem vermeintlichen Helden plötzlich eine Nebenrolle machen. Das ist das Schöne auch an INFINI. Man sollte sich niemals auf die Muster des Mainstream verlassen, weil es eben kein Mainstream ist. Für Genre-Freunde auf alle Fälle einen Abend wert.
INFINI
Darsteller: Daniel MacPerson, Grace Huang, Luke Hemsworth, Bren Foster, Luke Ford, Louisa Mignone, Dwaine Stevenson u.a.
Regie: Shane Abbess
Drehbuch: Shane Abbess, Brian Cachia
Kamera: Carl Robertson
Bildschnitt: Adrian Rostirolla
Musik: Brian Cachia
Produktionsdesign: George Liddle
110 Minuten
Australien 2015
Bildrechte: Capelight Pictures
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