Es beginnt, wie jeder Film beginnt, der David Finchers SEVEN verehrt. Ein wüst blinkender und zappelnder Vorspann, mit verzerrten Bildern, vielen Unschärfen, und aufblitzenden Motiven zum Thema. Es gibt nicht viel, was ein neuer Geisterhaus-Thriller anderen Geisterhaus-Thrillern voraus haben könnte. Es ist ein Sub-Genre, bei dem man denkt, bereits alles gesehen zu haben. Und in gewisser Weise bestätigt DEMONIC diese These. Ein guter Film, durchaus, aber auch nur, weil er sämtliche Versatzstücke bemüht. Zudem verwebt er geschickt verschiedene Erzählformen. Regisseur Will Canon hat zusammen mit Doug Simon und Max La Bella auch das Drehbuch verfasst. Und man merkt, dass DEMONIC eine Herzensangelegenheit war.
Sechs Freunde, gleichsam selbsternannte Geisterjäger, möchten im berüchtigten Livingston Haus dem Paranormalen nachgehen. Vor Jahren fand dort ein schreckliches Massaker statt. Wenig später trifft die Polizei am Haus ein. Denn drei der jungen Erwachsenen sind tot und zwei vermisst. Nur Anführer John hat traumatisiert überlebt. Detective Lewis ermittelt mit einem Team vor Ort, während zeitgleich, ebenfalls vor Ort, die Psychologin Elizabeth Klein versucht John die Ereignisse des Abends zu entlocken.
Zuerst einmal kann Will Canon mit seinem Kameramann Michael Fimognari wirklich gute Atmosphäre erzeugen. Allein die lange Einstellung, wenn sich der Polizeiwagen dem Livingston-Haus nähert, und das sich bewegende Licht das Haus in Bewegung zu versetzen scheint. Die Ermittlungen der Polizei werden immer wieder von Rückblenden, also dem wesentlichen Teil des Films, unterbrochen. So erzählt sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Das Geschick im Drehbuch liegt darin, dass die Erkenntnisse aus den Ermittlungen immer überleiten, wie John die Handlung weiter erzählt, oder Johns Erzählung durch neue Funde der Polizei aufgegriffen werden.
Das Hier und Jetzt ist recht konventionell inszeniert, während die Geschehnisse um John und sein Team mit unterschiedlichen Kamera-Stilen gezeigt werden. Bei ordentlichen Geisterjägern werden alle Ereignisse auch auf Kamera aufgenommen. So schneidet das Bild immer wieder zwischen Found-Footage-ähnlichem Charakter und klassischer Inszenierung hin und her. Und man muss zugeben, dass dies auch einige der besten Gruselsegmente ausmacht, denen man eine gewisse Originalität nicht absprechen kann. Wobei man dennoch in Frage stellen muss, warum sich selbsternannte Geisterjäger schon beim ersten unerklärlichen Geräusch in Panik versetzen lassen. Aber im weiteren Verlauf macht Canon dies schnell vergessen, und lässt seine Figuren handeln, wie man es in Real auch erwarten dürfte.
Man könnte viel über die schauspielerischen Qualitäten der jungen Akteure debattieren, aber oftmals ist ihr übertriebenes, oder auch realitätsfernes Spiel der Charakterzeichnung und der Inszenierung geschuldet. Das Thema an sich fordert das oftmals auch heraus. Dafür wiegen Maria Bello und Frank Grillo die darstellerischen Versäumnisse wieder aus. Bello muss gar nicht viel zu tun bekommen, um dennoch eine überaus natürliche Situation vermitteln zu können. Und tatsächlich beschränkt sich ihre Rolle auf das Verhör von John, aber sie versteht dies mit Charisma zu füllen. Und Charisma ist auch, was Frank Grillo in DEMONIC zu einem der einnehmendsten Darsteller macht. Zuletzt musste man sich schon bei PURGE: ANARCHY fragen, warum Grillo vom Mainstream so wenig hofiert wird.
DEMONIC ist ein nicht das Genre neu erfindender Thriller, aber er ist ein wirklich ansehnlicher Horrorfilm. Will Canon hat seine Grenzen und Möglichkeiten erkannt und daraus das Beste daraus gemacht. Auch wenn dieser Film wieder die Frage stellt, warum moderne Kameras in entscheidenden Momenten Bildstörungen bekommen. Wenn zum Beispiel die Axt einer Figur in den Rücken seines Gefährten fährt, kommt es zu kaum erklärenden Ausfällen. Nicht dass ein Film wie dieser großartige Splatter-Szenen notwendig hätte. Aber warum dann überhaupt antäuschen, nur um im entscheidenden Moment einen Bildfehler zu bemühen, um sich um die letzte Konsequenz drücken zu können. Es gibt selbst im Amateurbereich keine Kameras mehr, die Bildfehler unter diesen Umständen produzieren würden. Aber macht das DEMONIC zu einem schlechteren Film? Eigentlich nicht, nur nicht zu dem Film, der er hätte sein können. Der Geisterhausthriller ist tatsächlich noch nicht völlig ausgesaugt. DEMONIC ist dahingehend eine angenehme Überraschung, wenn man keine bahnbrechenden Ansprüche stellt. Zumindest verweist er viele seiner Kollegen auf deren Plätze.
DEMONIC
Darsteller: Maria Bello, Frank Grillo, Cody Horn, Dustin Milligan, Megan Park, Scott Mechlowicz, Aaron Yoo, Alex Goode u.a.
Regie: Will Canon
Drehbuch: Will Canon, Doug Simon, Max La Bella
Kamera: Michael Fimognari
Bildschnitt: Josh Schaeffer
Produktionsdesign: Deborah Riley
83 Minuten
USA – Großbritannien 2015
Promofotos Copyright Tiberius Film
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