Nichts treibt den Amerikaner mehr an, als ein erfolgreicher und zudem sehr origineller Film aus dem asiatischen Raum. Daher ist es verwunderlich, dass die thailändische Produktion 13: GAME OF DEATH tatsächlich acht Jahre benötigte, um eine amerikanische Zweitverwertung zu finden. Wie immer sind solche Projekte gerade in Fan-Kreisen sehr umstritten. Nur wenige Adaptionen von asiatischen Filmen finden Zustimmung. Das ist natürlich auch den Puristen geschuldet, die so etwas grundsätzlich ablehnen, ohne den produktionstechnischen Vergleich objektiv zu ziehen. Doch die
Wirklichkeit sieht eben einfach etwas anders aus, egal wie widersinnig man über Remakes diskutieren mag. Der Amerikaner sieht sich keine Filme mit Untertiteln an, und er schaut auch keine Filme die synchronisiert sind. Das betrifft den Durchschnitt von Kinogängern. Es ist eigentlich nur eine logische Konsequenz, dass man einen guten Stoff zwangsläufig mit dem entsprechenden Personal neu verfilmen muss. Richtig begonnen hat das mit RINGU und dem amerikanischen Äquivalent THE RING, wo die Umsetzung für ein »westliches Publikum« noch funktionierte. Wie es bei 13 SINS aussieht, darüber können sich selbsternannte Kritiker und Kunstexperten gegenseitig die Köpfe einschlagen. Doch ist 13 SINS für sich gesehen ein gelungener Film?
Elliot Brindle glaubt sich auf der Überholspur. Job, Ehe, und ausstehendes Kind. Doch es gibt Mächte, die warten genau auf diesen Typ von vermeintlichem Gewinner. Als unerwartet der Job wegbricht, wie es traurige Tradition in Amerika hat, steht auf einmal auch die Familie in Frage, und ist in Gefahr. Und dann surrt auf einmal des Smartphone, und eine eindringliche Stimme macht dich darauf aufmerksam, dass mit jeder noch so absurd gestellten Aufgabe dein Kontostand auf das Unermessliche ansteigen wird. Wer immer der Anrufer auch sein mag, er muss überall Augen haben, und mit ihm schauen wohl auch noch unendlich viele andere Voyeuristen bei diesen unsäglichen Aufgaben zu. Was mit merkwürdig einfachen Aufgabenstellungen beginnt, wie zum Beispiel eine Fliege zu essen, was immerhin mehrere tausend Dollars bringt, steigert sich selbstverständlich ins Absurde. Elliot Brindle wird an diesem Abend nicht nur einem Obdachlosen die Identität abkaufen, sondern einem gut bezahlten Opfer sogar den Arm amputieren. Für Geld lässt sich eben alles ermöglichen. Es sind dreizehn Aufgaben, die Elliot Brindle erledigen muss, und der vom Leben gebeutelte junge Mann findet auch noch zunehmend Gefallen daran, egal wie widerlich und gefährlich sich diese Herausforderungen geben. Doch dann gibt es eben noch die letzte, die dreizehnte Aufgabe. Diese involviert Menschen, die Elliot Brindle nie in diesem perversen Spiel vermutet hätte.
13 SINS ist ein leidlicher Thriller, der sich immer wieder mit seinen Möglichkeiten zurückhält. Das betrifft natürlich hauptsächlich die blutigen Schauwerte. Es könnte ohne weiteres zu einem vollkommen überraschenden Blutbad ausarten, aber Regisseur Daniel Stamm hat sich dann doch mehr dem Thriller-Genre verschrieben. So generiert sich ein vermeintliches Horror-Szenario zu einem psychologischen Thriller, welches den Zuschauer vorher längst in eine andere Richtung gelenkt hatte. Mit einem Mal funktioniert weder der Thriller noch der Slasher. Dass die ersten zwanzig Minuten rein reines Drama-Profil besitzen, wirkt ebenfalls gegen einen einnehmenden Verlauf des Films. Von alle drei Richtungen gibt es schlichtweg zu wenig, um den Film dann auch daran festzumachen. Grundsätzlich ist 13 SINS ein gut gespielter, und auch tadellos inszenierter … Thriller? Horror-Film? Man kann sich schlecht festlegen, aber es bleibt ein unterhaltsamer Film. Ja, das ist natürlich etwas zu wenig. Denn eine einheitliche Struktur ist in jedem Genre von Nöten, um die Spannung zu halten. Aber wenn man gelacht hat, sich unterhalten fühlte, vielleicht auch überrascht wurde, was bleibt dann von einem Film, der wesentlich mehr versprochen hat, und nichts davon hielt?
13 SINS
Darsteller: Mark Webber, Devon Graye, Tom Bower, Rutina Wesley, Ron Perlman, Pruitt Taylor Vince, Clyde Jones, Tom Lawson Jr., Deneen Tyler u.a.
Regie: Daniel Stamm
Drehbuch: David Birke, Daniel Stamm, nach dem Film von Chookiat Sakveerakul & Eakasit Thairatana
Kamera: Zoltan Honti
Bildschnitt: Shilpa Sahi
Musik: Michael Wandmacher
Produktionsdesign: James A. Gelarden
93 Minuten
USA 2014
Bildrechte: Anchor Bay Entertainment