Eine Einheit von drei Soldaten geraden bei einem Einsatz im Irak in eine mysteriöse Höhle. Das Resultat, davon erzählt der nachfolgende Film. Zurück in der New Yorker Bronx, hat Police Officer Ralph Sarchie mit zuerst unzusammenhängenden Fällen zu tun. Unter anderem, Mord ohne erkennbares Motiv, eine Mutter schmeißt im Zoo ihren Neugeborenen in den Graben des Löwengeheges. Ralph Sarchie ist ein am Boden haftender Cop, der schon alles gesehen hat, und nur sein unkonventioneller Partner Butler mag immer wieder frischen Wind in seinen brutalen Alltag blasen. Der auf den Straßen beheimatete Polizist ist so sehr mit seinem Job verwachsen, dass es ihm zunehmend Probleme mit Frau und Kind bereitet. Eric Bana ist ein sehr glaubwürdiger Cop, dem eine klare Trennung von Privat und Arbeit nicht gelingen mag, und damit seine Familienleben gefährdet. Scott Derricksons Regie gibt Bana den nötigen Freiraum, die Gewichtung der eigentlichen Schauergeschichte mehr auf die realistischen Figuren zu legen. Im Laufe seiner Ermittlungen läuft dem ermittelnden Sarchie immer wieder der spanische Priester Mendoza über den Weg, der unaufgeregt, aber doch auch merkwürdige Fragen über die diversen Fälle von Sarchie stellt, ohne seine eigentliche Intention Preis zu geben. Auch hier hat Regisseur Derrickson gut getan, dem der Hauptfigur gegenüber stehenden Charakter mit einer normal anmutenden Wesensart zu umgeben. Der zuerst sporadisch erscheinende Mendoza, wird letztendlich zum eigentlichen Katalysator der Geschichte. Und in menschlicher Hinsicht ergänzen sich hier Bana und Martinez nicht nur schauspielerisch ganz hervorragend, sondern ebenso ihre dargestellten Figuren.
In erster Linie ist ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN ein eher Genre typischer Horrorstreifen, der nicht an Genre typischen Schock-Effekten geizt. Doch auf der anderen Seite bleibt er auch stets darauf bedacht, seltsam anmutende Situationen mit menschlicher Rationalität zu erklären. Doch am Ende steht dann doch das Paranormale. Worunter ERLÖSE VON DEM BÖSEN leiden könnte, ist sein Hang, es auch gerade dem Mainstream-Publikum recht zu tun. So gibt es von Narben verstellte Fratzen, genauso wie unmenschlich verbogene Gliedmaßen. Stilmittel, die sich längst abgenutzt haben, wenn man das dämonische Unheil in den gewöhnlichen Alltag einfließen lassen möchte. Hält ein Film das Wort Exorzismus im Titel, sind benannte Versatzstücke leider kaum noch weg zu denken. ERLÖSE UNS kommt ohne besagtes Wort aus, und hätte auch ohne weiteres auf bleich geschminkte Entstellungen und übertriebene Körperposen verzichten können.
Die Geschichte und der Ablauf der filmischen Umsetzung, geht sehr knapp neben den wirklichen Ereignissen einher. Doch wie bei allen wahren Begebenheiten, interessiert auch hier letztendlich nur das filmische Erlebnis. Obwohl die Autoren, wie der Regisseur, es vortrefflich verstanden haben, den paranormalen Überbau wie ein rational erklärbares Phänomen zu behandeln, wie es schließlich auch in der Realität genauso funktionieren würde. Wenn Sarchie glaubt, einer logisch sinnvollen Erklärung auf der Spur zu sein, befindet er sich doch immer im Windschatten des überweltlichen Bösen, welches wiederum seinen korrekten Weg unterwandern möchte. Die Stärke in der Inszenierung ist zweifellos die Natürlichkeit, mit der die Figuren sich durch die Handlung manövrieren. Officer Sarchie ist kein lautstark intervenierender Skeptiker, sowie Mendoza kein Zeder und Mordio kreischender Hysteriker ist, der jedem das Ende der Welt um die Ohren schlagen möchte. Beide Männer machen ihren Job im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Mendoza ist ein Mensch, dem durchaus bewusst ist, dass seine Entdeckungen über das Paranormale besser bei ihm selbst aufgehoben sind. Während Sarchie am Ende seine Lateins, Profi genug ist, um sich ganz selbstverständlich für alle Möglichkeiten zu öffnen. ERLÖSE UNS ist entfernt betrachtet ein sehr effektiver, weil gelungener, aber auch konventioneller Horror-Thriller. Geht man etwas in die Tiefe, entdeckt man gerade in seinen Figuren die eigentliche Faszination, die von dem Film ausgeht. Sarchies und Mendozas Glaubwürdigkeit, exzellent übertragen von Bana und Ramirez, heben das Gruselstück sogar über den Wert von anderen, sich dem Mainstream verweigernden Thrillern.
Neben gewohnt unterhaltsamer Spannung, bekannten Horror-Versatzstücken, und durchaus dramatischem Handlungsablauf, gibt es noch ungewöhnlich fesselnde Charaktere. Das muss auch die Motivation von Scott Derrickson gewesen sein, diesen weit über den Durchschnitt erzählten Film zu machen. Wenn der Abspann gelaufen ist, und die letzten Töne des Soundtrack sich verabschieden, dann ginge es im realen Leben weiter. Oder ist ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN nur der Anfang etwas Größerem? Officer Ralph Sarchie hat nach sechzehn Jahren Polizeidienst den selbigen gekündigt, um mit Pater Mendoza die Bekämpfung des bösen Paranormalen zu intensivieren. Sein Buch »Beware the Night« floss in Auszügen in Derricksons und Boardmans Drehbuch mit ein, beinhaltet allerdings noch genügend weiterführende Geschichten, um Ralph Sarchie bei anderen Fällen begleiten zu können. Mit etwas Erfolg, könnte ERLÖSE UNS dem Zuschauer eine Fortsetzung spendieren. Ausnahmsweise, und wirklich nur ausnahmsweise, könnte diese sogar sehr interessant werden.
ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN – DELIVER US FROM EVIL
Darsteller: Eric Bana, Édgar Ramirez, Olivia Munn, Chris Coy, Dorian Missick, Sean Harris, Joel McHale u.a.
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: Scott Derrickson, Paul Harris Boardman
Kamera: Scott Kevan
Bildschnitt: Jason Hellman
Musik: Christopher Young
Produktionsdesign: Bob Shaw
USA / 2014
118 Minuten
Promofotos Copyright Sony Pictures Releasing