DER PAPYRUS DES CÄSAR

Cover Papyrus des Cäsar

Eigent­lich hät­te ich ja die­sen neu­en Aste­rix-Band schon frü­her bespre­chen wol­len. Viel frü­her. Der Eha­pa-Ver­lag hat­te mir mit­tels Pres­se­mit­tei­lung ein Rezen­si­ons­exem­plar ange­dient und ich das dar­auf­hin auch sofort ange­for­dert (12.10.2015). Dann pas­sier­te … nichts. Der Band erschien. Nichts. Irgend­wann frag­te ich per Mail nach (26.10.2015). Man habe soooo viel um die Ohren gehabt mit der Ver­öf­fent­li­chung, da sei das wohl durch­ge­rutscht, war die Ant­wort. Man wol­le aber umge­hend einen schi­cken. Es pas­sier­te erneut … nichts. Ich hat­te schon nicht mehr damit gerech­net, als er dann vor­ges­tern doch uner­war­tet im Brief­kas­ten lan­de­te. Oder eher nicht, dank Her­mes, aber das ist eine ande­re Geschich­te, und wür­de hier zu weit füh­ren.

Und so konn­te ich – end­lich – prü­fen, was ande­re bereits ver­brei­tet hat­ten: Dass der neue ASTERIX pri­ma ist.

Juli­us Cäsar hat bekann­ter­ma­ßen DE BELLO GALLICO ver­fasst, also ein Buch … nein, damals gab es noch kei­ne Bücher, ver­mut­lich hat er es eher in Ton- oder Wachs­ta­feln geritzt oder eben auf einen Papy­rus gekrit­zelt. Aber genau um eines der berühm­tes­ten »Bücher« der Mensch­heits­ge­schich­te neben … äh … HARRY POTTER geht es. Nen­nen wir es also der Ein­fach­heit hal­ber »Buch«.

Cäsar hat, als er das Buch ver­fass­te, die Gescheh­nis­se in Gal­li­en wahr­heits­ge­treu wie­der­ge­ge­ben, zumin­dest laut dem vor­lie­gen­den Aste­rix-Band. Es befin­det sich im »Gal­li­schen Krieg« also neben dem Sieg über Ver­cin­g­e­to­rix auch ein Kapi­tel über ein gewis­ses Dorf in Are­mo­ri­ca. Wo Rom aus dem Aste­rix-Fan bekann­ten Grün­den nicht so gut aus­sah.
Cäsars Ver­le­ger, Rufus Syn­di­cus, ist nicht der Ansicht, dass die­ses Kapi­tel so in das Buch darf und über­re­det Juli­us, es zu strei­chen, der Kai­ser stimmt zu – es könn­te sei­nen Ruf im Senat und beim Volk beschä­di­gen (flüs­tert der Ver­le­ger ihm ein). Doch einer von Syn­di­cus´ Schrei­bern schmug­gelt das Kapi­tel aus dem Ver­lag und so kommt es in die Hän­de des gal­li­schen Repor­ters … oh, Ent­schul­di­gung, Kol­port­is­ten, Pole­mix (Vor­bild angeb­lich Juli­an Assan­ge). Der die Ver­tu­schung unbe­dingt ver­öf­fent­li­chen möch­te. Und Syn­di­cus will das natür­lich unbe­dingt ver­hin­dern.

Man fühlt sich an zahl­lo­sen Stel­len wie in den alten Zei­tenIch fand den Erst­lings­band der bei­den neu­en ASTE­RIX-Macher Jean-Yves Fer­ri und Didier Con­rad ja schon wirk­lich wit­zig und deut­lich bes­ser als alles, was in den letz­ten Jah­ren abge­lie­fert wor­den war. Aber DER PAPYRUS DES CÄSAR toppt das ent­spannt um Län­gen. Man fühlt sich an zahl­lo­sen Stel­len wie in den alten Zei­ten und als uralter Fan der Gal­li­er wie zu Hau­se. Wo ASTERIX BEI DEN PIKTEN in man­chen Pas­sa­gen etwas bemüht wirk­te (obwohl auch der im Ver­gleich zu den Vor­gän­gern eine erheb­li­che Ver­bes­sung dar­stell­te), ist DER PAPYRUS ein rei­nes Ver­gnü­gen. Auch und gera­de des­we­gen, weil der Leser an allen Ecken und Enden irgend­wel­che Klei­nig­kei­ten ent­de­cken kann, die erfreu­en.

Und das, obwohl tat­säch­lich aktu­el­le The­men wie Whist­le­b­lo­wing und Ver­le­ger­tum ange­spro­chen wer­den. Gera­de was den Ver­le­ger Rufus Syn­di­cus angeht, rann­te der neue Band bei mir offe­ne Türen ein, weil er reich­lich deut­lich Ver­le­ger und Ver­lags­bran­che per­si­fliert. Syn­di­cus ist ein Wich­tig­tu­er, ein deka­den­ter Zwerg, der vom ech­ten Leben kei­ne Ahnung hat. Der sei­ne stum­men (numi­di­schen) Schrei­ber unter­drückt (total buy­out kommt einem eben­so in den Sinn, wie Vor­schrif­ten, was man zu schrei­ben hat), bis einer zum Whist­le­b­lower wird. Das ist auf so vie­len Ebe­nen bril­li­ant, dass ich mich gar nicht genug freu­en kann. Dazu sol­che Anspie­lun­gen wie Tau­ben als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel (ich ver­wei­se auf RFC1149 oder RFC2549) oder der Hin­weis, dass Geschrie­be­nes sowie­so moder­ner Mist ist, weil die Gal­li­er selbst­ver­ständ­lich alles nur münd­lich über­lie­fern – gran­di­os. Oder die Kri­ti­ker, die bei einer von Syn­di­cus ver­an­stal­te­ten Orgie bespaßt wer­den … Ganz köst­lich.

… an kei­ner Stel­le hat man den Ein­druck, dass sie es mit »dem Alten« über­trei­benDoch gera­de wegen der vie­len Bezü­ge zum moder­nen Leben hät­te das ja auch alles ins Auge gehen kön­nen, weil es auf­ge­setzt und geküns­telt hät­te wir­ken kön­nen. Doch das ist defi­ni­tiv nicht der Fall. Denn Fer­ri und Con­rad hau­en einem zu den neu­en Ideen die alten (und das »alt« mei­ne ich aus­drück­lich posi­tiv!) Aste­rix-Ver­satz­stü­cke um die Ohren, dass es gera­de­zu eine Freu­de ist. Kei­ne Spur von »Gezwun­gen« oder etwa, dass der Humor, und Bekann­tes von frü­her, dage­gen in die zwei­te Rei­he tritt. Hier wird so viel Altes bedient, dass man es für Fan­ser­vice hal­ten könn­te. Und das hät­te es auch über­wie­gend wer­den kön­nen, wenn das Gesamt­werk nicht den­noch so über­zeu­gen wür­de. Denn an kei­ner Stel­le hat man den Ein­druck, dass sie es mit »dem Alten« über­trei­ben. Der Band ist ein­deu­tig ein Aste­rix, aber alles ande­re als alt­ba­cken. Das gan­ze Ding ist trotz sei­ner Viel­schich­tig­keit fast schon erschre­ckend homo­gen. Und gut. Ich lach­te mehr­fach. Laut.

Bei den Pik­ten haben sie noch geübt. Beim Papy­rus habe ich den Aste­rix mei­ner Jugend moder­ni­siert zurück bekom­men. Ich bin hin und weg.

Trotz mei­ner nur schwer zu ver­heh­len­den Eupho­rie noch eine Anmer­kung zum Cover. Oder genau­er: Zur Typo­gra­phie des Covers. Ich weiß, dass man das Eha­pa nicht zum Vor­wurf machen kann, weil die sich am Ori­gi­nal­co­ver ori­en­tie­ren muss­ten. Lie­be fran­zö­si­sche Desi­gner: Setz den Pas­ti­ce ab. Ers­ten sind die Abstän­de von »Der« und »des Cäsar« viel zu gering zu »Papy­rus«. Und zum Zwei­ten nimmt man für kur­siv gestell­te Schrift auch einen kur­si­ven Schrift­schnitt und stell nicht ein­fach den nor­ma­len schräg. Wie­viel Geld bekom­men die für ihre Arbeit? Oder hat man aus Kos­ten­grün­den den Haus­meis­ter die Typo­gra­fie fürs Cover machen las­sen? Das ärgert mich schon, seit ich die ers­te Ankün­di­gung des Umschlags gese­hen habe. Weil es ein­fach unpro­fes­sio­nell ist. Und jeder, der ein klein wenig Ahnung von Typo­gra­fie hat, ein Grim­men in den Ein­ge­wei­den spürt.

Aber das ist »nur« das Cover. Die Zeich­nung dar­auf geht in Ord­nung, und der Inhalt sowie­so.

DER PAPYRUS DES CÄSAR ist eine Freu­de für jeden lang­jäh­ri­gen Aste­rix-Fan, und ich spre­che eine unbe­ding­te Emp­feh­lung aus. Gran­di­os. Per­fek­tio­niert wird das Heft durch den nost­al­gi­schen Selbst­be­zug ganz am Ende. Denn dies­mal gibt es noch Panels nach dem Fest im Dorf. Und man möch­te fast ein Trän­chen ver­drü­cken, ob der Hom­mage.

Kau­fen! Beim Bel­e­nus!

Cover­ab­bil­dung Copy­right Egmont Eha­pa

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