Bandit bespricht: STAR WARS – Episode IX

STAR WARS EPISODE IX – THE RISE OF SKYWALKER – Bun­des­start 18.12.2019

Erst die Geschich­te wird zei­gen, ob EPISODE IX inner­halb der Kon­stel­la­ti­on ein wür­di­ger Film ist. Es ist ein guter Film, ein sehr guter Film sogar. Viel­leicht etwas zu weit aus der Luft­schleu­se gelehnt, ist es am Ende sogar Jef­frey Jacob Abrams’ bes­te Dreh­buch- und Regie­ar­beit bisher.

DER AUFSTIEG SKYWALKERS ist zwei­fel­los einer der gelun­gens­ten, tech­nisch per­fek­tes­ten Groß­pro­duk­tio­nen der ver­gan­ge­nen Jah­re. Und die zwei, oder drei Logik­lö­cher, sowie ein sehr frag­wür­di­ger visu­el­ler Effekt unter­strei­chen nur die Bemü­hun­gen, die Sorg­falt und das Anlie­gen aller Betei­lig­ten. Denn letzt­end­lich ist es ein J.J. Abrams Film, aber selbst ein Wun­der­kna­be braucht ein enga­gier­tes und ver­schwo­re­nes Team, um ihm die­sen Titel zukom­men zu las­sen. Allein die Cut­ter Maryann Bran­don und Ste­fan Gru­ber haben ein magi­sches Werk für sich geschaf­fen, wel­ches im Ein­klang mit opu­len­ten Bil­dern und dra­ma­ti­schen Clo­se-Ups zum Bes­ten gehört, was Hol­ly­wood bie­ten kann.

Eine voll­kom­men ande­re Geschich­te ist, ob sich EPISODE IX in der Film­ge­schich­te behaup­ten kann, in der Rol­le, wel­che sei­ne Bestim­mung war. 42 Jah­re war STAR WARS der all­ge­mein gül­ti­ge Inbe­griff von Sci­ence Fic­tion im Kino. Kein Kri­ti­ker oder Arthouse-Lieb­ha­ber kann, oder will, dar­an auch nur einen gerin­gen Zwei­fel las­sen. Auch wenn die Geschich­te aus einer Gala­xie weit, weit ent­fernt vom ers­ten Tag an nicht nur Freun­de hat­te. Aber sei­nen uner­war­te­ten und plötz­lich erwor­be­nen Sta­tus konn­te auch beim bes­ten Wil­len kei­ner in Fra­ge stel­len. Es ist also ein Ver­schul­den von mensch­li­cher Eigen­art und einer ent­rück­ten Logik, dass THE RISE OF SKYWALKER bei allen geneig­ten Zuschau­ern nie­mals einen Kon­sens inner­halb der Film­rei­he errei­chen kann. Was Cine­as­ten beju­beln, wird von der Fan­ge­mein­de gna­den­los ver­ris­sen – und natür­lich umge­kehrt. Dann umfasst der Hyper-Sprung noch drei Genera­tio­nen unter­schied­lichs­ter Kino­gän­ger. Unab­hän­gig von all den Kri­te­ri­en wird man im rich­ti­gen Sys­tem lan­den, oder an einem Pla­ne­ten zerschellen.

Ein per­fek­ter Film, wenn man das los­ge­löst von sei­nem Stel­len­wert objek­tiv beur­tei­len kann, ist noch lan­ge kein Film, wel­cher eine per­fek­te Voll­endung einer iko­no­gra­fi­schen Basis ver­spricht. Genau hier langt sich EPISODE IX ins eige­ne Licht­schwert, weil er nicht eigen­stän­dig betrach­tet wer­den kann. Vie­le gute Fort­set­zun­gen und wei­ter­füh­ren­de Geschich­ten kön­nen das. Doch RISE OF SKYWALKER hat hier einen ganz ande­ren Sta­tus. Es war schon vor 42 Jah­ren bestimmt, dass er als Teil eines gro­ßen Gan­zen erdacht, kon­zi­piert und umge­setzt wer­den soll­te. Dabei ist es voll­kom­men uner­heb­lich, ob das Ende die­ser Ennea­lo­gie im Sin­ne sei­nes Erfin­ders bereits vor 42 Jah­ren fest­ge­legt wur­de, oder neu defi­niert wer­den muss­te. Was damals schick, ori­gi­nell und her­aus­for­dernd gewe­sen wäre, könn­te heu­te über­haupt nicht mehr zeit­ge­mäß sein. Letzt­end­lich ist die­se Spe­ku­la­ti­on nur träu­me­ri­scher Dis­kus­si­ons­stoff. Es wird kei­nen Kon­sens geben, wie THE RISE OF SKYWALKER ein­ge­ord­net wer­den kann, oder soll.

Sel­ten hat ein Film in den ver­gan­ge­nen Jah­ren so inten­siv von sei­ner Schnitt­fol­ge gelebt und damit jeden atmo­sphä­ri­schen Wech­sel bestimmt. Jede Action-Sequenz, emo­tio­na­le Höhe­punk­te, epi­sche Land­schafts­bil­der, sie sind alle auf den Punkt aus­ge­wo­gen und trei­ben den Film vor­an, ohne aber sein Publi­kum zu über­for­dern. Er lässt durch­aus Raum zum atmen und schau­en, aber zu kei­nem Zeit­punkt ruht er sich aus. Man fühlt die Anstren­gung, wie ver­ses­sen die Autoren und der Regis­seur waren, alles hin­ein zu packen, was Ver­bin­dung zu 40 Jah­ren vor­an­ge­gan­ge­ner Geschich­te schafft. Cha­rak­te­re, Hand­lungs­tei­le, und unend­lich vie­le Details. Für Hard­core-Fans und Ken­ner gibt es viel zu lachen, jede Men­ge Trä­nen, ungläu­bi­ges Stau­nen und immens viel Gän­se­haut. Aber nichts davon wirkt auf­ge­setzt oder erzwun­gen. Es herrscht nicht das Gefühl einer selbst­ge­fäl­li­gen Num­mern­re­vue. Alles greift har­mo­nisch inein­an­der, ver­schmilzt mit der dich­ten Atmo­sphä­re und der bin­den­den Dramaturgie.

Selbst­ver­ständ­lich reicht jede Sze­ne dem erwar­tungs­vol­len Publi­kum die Hand, aber ohne Anbie­de­rung. Abrams´ ver­zich­tet auf die gege­be­nen Mög­lich­kei­ten, sich mit per­sön­li­chen Befind­lich­kei­ten zu pro­fi­lie­ren und eine eige­ne Far­be für sein Licht­schwert zu kre­ieren. Eigent­lich wäre Gelb sei­ne Far­be. Das ist auch genau der rich­ti­ge Ansatz, um dem Erbe gerecht zu wer­den. Und mit der letz­ten Sze­ne schließt sich ein Kreis, den man bis dahin nicht unbe­dingt in die­ser Form kom­men sah. Noch mehr Trä­nen wer­den flie­ßen. Der Quer­ein­stei­ger bleibt hier in wei­ten Tei­len außen vor, aber wer steigt schon nach acht ver­pass­ten Epi­so­den ein. Schließ­lich ist dies kei­ne ste­reo­ty­pe Film­rei­he, es ist KRIEG DER STERNE. Eigent­lich bleibt nur die urei­ge­ne Erfah­rung, das Herz­blut, die bin­den­de Nost­al­gie und die Macht, die stark in einem ist, um den Abschluss der Erzäh­lung für sich selbst ein­zu­schät­zen und ihm eine per­sön­li­che Bedeu­tung zu verleihen.

STAR WARS EPISODE IX – THE RISE OF SKYWALKER
Dar­stel­ler: Dai­sy Ripley, Oscar Isaac, John Boy­e­ga, Adam Dri­ver, Bil­lie Lourd, Domhnall Glee­son, Bil­lie Dee Wil­liams und Car­rie Fisher & Mark Hamill & Antho­ny Dani­els u.a.
Regie: J.J. Abrams
Dreh­buch: Chris Ter­rio, J.J. Abrams
Kame­ra: Dan Mindel
Bild­schnitt: Maryann Bran­don, Ste­fan Grube
Musik: John Williams
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Rick Car­ter, Kevin Jenkins
142 Minuten
USA 2019

Pro­mo­fo­tos Copy­right WALT DISNEY STUDIOS MOTION PICTURES

AutorIn: Bandit

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